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Kurbs und Kiesbett

Themenstarteram 22. Juli 2007 um 6:40

Hallo F1-Kenner :)

Vielleicht ein dumme Frage, aber:

Wieso gibt es immer noch Kurbs und Kiesbett? Die Kurbs wirken bei einem Abflug wie eine Schanze und anschliessend schlittert das Auto unbremsbar übers Kiesbett.

Ist das nicht veraltet? Wenn alles eben betoniert wäre, könnten die Fahrer ihr Fahrzeug noch abbremsen; so aber fliegen sie richtig ab... (Hamilton-Unfall o.ä.)

Ist meine Überlegung total daneben? Hat das einen (guten) Grund oder wären die Umbauarbeiten an den Strecken viel zu teuer?

Andy

15 Antworten
am 22. Juli 2007 um 8:01

Hi Andy

Ohne Kurbs geht's nun mal gar nicht. Sie sind die natürliche Streckenbegrenzung an jenen Stellen, an denen die Ideallinie "innenseitig über die Streckenbreite hinaus" gehen würde. Man hat bereits Versuche bei einzelnen Kurven ohne Kurbs durchgeführt und dabei sogenannte Poller als Begrenzungen hingestellt. Nach einigen wenigen Runden waren die Poller weg und die Jungs fuhren quasi "querfeldein".

Die Kiesbette haben je nach Gegebenheit durchaus ihre Berechtigung. Man muss hier meiner Meinung nach auch klar zwischen Tourenwagen und Formelwagen unterscheiden. Bei den Tourenwagen füllen sich bspw. die Radkästen derart rasch, dass das Fahrzeug, in der Regel doppelt so schwer wie ein Formelwagen, eben auch extrem schnell gebremst wird. Ein Formelwagen hingegen ist fast wie ein flacher Stein, den man übers Wasser springen lässt. Hier wird die "Bremsleistung des Kieses" zusätzlich dadurch gemindert, dass das zu bremsende Fahrzeug die ersten Meter nach Verlassen der Piste über einen Kurb jeweils in der Luft steht und erst nach einiger Zeit im Kies zu landen kommt. Dadurch und wegen des komplett planen Unterbodens sowie einer praktisch inexistenten Bodenfreiheit bei den Formel Wagen hat der Kies kaum vernünftig "Angriffsfläche" und deswegen reicht die Reststrecke oft nicht, um den Aufprall in die Reifenstapel zu verhindern. Kiesbette wurden konzipiert, um einem Fahrzeug mit Bremsdefekt den grösstmöglichen Puffer zu schaffen. Klar ist aber, dass der Fahrer auf einer asphaltierten Auslaufstrecke des öftern besser bedient wäre und das Auto auch einigermassen kontrollieren könnte. Sprich, es ist ein Kompromiss, der wohl je nach Strecke/Kurve/Auslaufzone mal besser, mal weniger gut gelingt.

Ich würd's mal so sagen: Gerät man durch einen Fahrfehler in ein Kiesbett, ist dies sehr ärgerlich und nicht selten endet dann eben das persönliche Rennen auch genau dort. Tritt aber irgendein Defekt auf, der mir bei 200 km/h plus verunmöglicht, mein Auto kontrollieren zu können, bin ich froh, wenn Kies da liegt, wo ich hingetragen werde. Nun, die einen verfluchen sie, die anderen schätzen sie .... mal sehen, wo uns das noch hinführt.

Salut

Alfan

Themenstarteram 22. Juli 2007 um 9:35

Hallo Alfan

Danke für die Hinweise! Vieles ist halt auf den ersten Blick nicht logisch ;)

Hoffentlich wird das Kiesbett heute nicht allzuviel gebraucht!

Danke und schönes Weekend: Andy

Hi Alfan, ist interessant, was Du schreibst über das Kiesbett. Bist wohl schon dringestanden. Ich habe mich immer gewundert, wenn einer aus dem Kies gezogen wurde, vieviel Kies er mitschleppte ... in den Radkästen, jetzt geht mir ein Licht auf. Hatte schon Dreher, aber immer auf der Piste, nicht in den Kies hinein. Die Funktion der Kurbs geht einem erst beim Fahren auf. Es braucht sie wirklich. Biste schon in Fiorano gefahren?

am 8. August 2007 um 6:22

Zitat:

Original geschrieben von swissuser

Hi Alfan, ist interessant, was Du schreibst über das Kiesbett. Bist wohl schon dringestanden. Ich habe mich immer gewundert, wenn einer aus dem Kies gezogen wurde, vieviel Kies er mitschleppte ... in den Radkästen, jetzt geht mir ein Licht auf. Hatte schon Dreher, aber immer auf der Piste, nicht in den Kies hinein. Die Funktion der Kurbs geht einem erst beim Fahren auf. Es braucht sie wirklich. Biste schon in Fiorano gefahren?

Hi Swissuser

Ja, ich bin schon im Kiesbett gestanden, und nein, in Fiorano war ich nie rennmässig unterwegs. Ich werde aber eines sicher nicht tun ... hier im Forum über meine Rennsportaktivitäten berichten (für die diesbezügliche Anonymität gibt es in einigen Serien schlicht zu wenige Schweizer Piloten ;).

Hab Dank für Dein Verständnis.

Salut

Alfan

.... absolutes Verständnis ja. Mit meiner unschuldigen Frage wollte ich dir nicht auf den Zahn fühlen. Habe mich auch nur zufällig in dieses Podium verirrt. Bin nicht abonniert darauf.

Aber es ist interessant hier ... viel Disziplin. Chapeau!

am 8. August 2007 um 19:04

Aber die neuen rennstrecken, die fast nur noch asphaltierte Auslaufzonen haben, gefallen mir irgendwie auch nicht.

Ist in meinen Augen nicht mehr so anspruchsvoll, wenn der fahrer weiß, dass wenn er nen fehler macht es keine Konsequenzen hat.

Dafür ist es für den Rennverlauf interessanter wenn auch mal ein Quäntchen mehr riskiert werden kann ohne gleich den Komplettausfall in Kauf nehmen zu müssen.

am 16. August 2007 um 16:54

wer noch nicht im kiesbett gestanden hatt ist noch nie schnell auf einer rennstrecke gefahren, was die aspfaltierten auslaufzohnen angeht sind einige gutt andere sind halt schlecht, nicht überall kann man geteerte auslaufzohnen bauen einfach zu gefählich wen nicht genug auslauf vorhanden ist

am 18. August 2007 um 23:19

Ich muss Alfan da komplett recht geben.

Zum Einen: Hamilton (der ja vom Fragesteller explizit angesprochen wurde) hatte sowieso so gut wie keine Bremswirkung, da er 1. die meiste Zeit vom Felgenplatzer bis zum Einschlag in der Luft verbrachte und 2. selbst auf 2 Rädern, die er wohl noch zum Bremsen gehabt hätte (das 3. hängt halt in der Luft) keine nennenswerte Verzögerung mehr herbekommen hätte.

Mit dem Rest kann ich eigentlich nur Alfan zustimmen: Es ist halt mal so, mal so. Je nach Situation (sowohl im Rennen (evtl. festgefahren ohne Schaden) als vom Unfallhergang her) kann es komplett unterschiedliche Szenarien geben, von denen der eine Extremfall ein Leben rettet durch Kiesbett, während der andere Fall ein Weiterkommen verhindert (oder die Wirkung gleich null gesetzt wird).

Wer z.B. den Zirler Berg und einige andere, steilere Bergabfahrten zwischen Bayern und Südtirol kennt, weiß dass da in sog. Notausfahrten (hauptsächlich für LKW's eigentlich) IMMER Kies liegt. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung (ja, ich war auch mal unerfahren und hab die Bremse zum Faden gebracht ;) ), dass eine Fahrt dorthinein eine Verzögerung erbringt, die man mit fitten Bremsen und bergauf nicht hinkriegt... Also für Tourenwagen, die den Serienautos noch nahe genug sind, ein echter Sicherheitsgewinn. Bei F1, die ja keine Radkästen, keine Front und keine Radkästen haben, marginal. Außer das "Opfer" kommt quer, dann denke ich sollte die Angriffsfläche für den Kies reichen.

Allerdings ist es dem Rennverlauf unter Umständen abträglich, wenn einer mal kurz absegelt durch nen Fahrfehler, keine Reifenstapel oder sonstiges berührt, und dann nicht mehr weiterfahren kann.

Ich persönlich finde die Kiesbetten eigentlich besser, weil sie eher Leben retten.

Aber das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden...

am 19. August 2007 um 20:08

Zitat:

Original geschrieben von Broti

Bei F1, die ja keine Radkästen, keine Front und keine Radkästen haben, marginal. Außer das "Opfer" kommt quer, dann denke ich sollte die Angriffsfläche für den Kies reichen.

Aber ich denke, wenn ein Formelwagen quer ins Kiesbett kommt is die gefahr, dass er ne rolle macht doch schon recht groß.

Ich denke der Vergleich Brummi - F1 im Kiesbett ist wohl eher unrealistisch.

Schlussendlich soll das zum Einsatz kommen das der Sicherheit ab besten dient. Allerdings hört man nicht oft Fahrerstimmen welche die vorhandenen Lösungen kritisieren. Dann kann es sein das eine Strecke von Motorrädern wie auch von Autos genutzt wird, da kann im einen Fall Kies gut, im anderen Fall schlecht sein. Oder sogar Truck rennen... ;) (dann sind wir dann wieder bei der Realität..;))

Rein vom Spektakel her ist es einfach interessanter wenn nicht Autos im Kies ausscheiden sondern wieder mitfahren können. Aber dass sicherheit vor geht ist doch klar.

@alfan

Fährst du am 7/8 Sept. auch am Berg? ;)

am 20. August 2007 um 9:00

Zitat:

Original geschrieben von aurian

....

@alfan

Fährst du am 7/8 Sept. auch am Berg? ;)

Hi Aurian

Nein, ich fahre keine Bergrennen ... bin aber immer mal wieder als Zaungast am Gurnigel .... ;)

BTW: Warum "auch"?

Fährst Du Bergrennen?

Salut

Alfan

Hallo Alfan

Nein, ich sorge jeweils durch festhalten dafür dass die Bierflaschen nicht umfallen.. ;)

Das "auch" bezog ich auf Deine anderen Rennaktivitäten.

Gruss

aurian

am 21. August 2007 um 20:22

Bei dem Wolkenbruch am Nürburgring wurden die aufschwimmenden F1 Boliden vom Asphalt sogut wie kaum gebremst, erst das rel. kurze Stück Kiesbett am Ende der Start/Ziel hat alle abgefangen. Wenn ich mich recht erinner ist nur Jenson Button leicht eingeschlagen.

V. Liuzzi, wäre der Kies nicht gewesen, wäre er unter dem Traktor durchgerutscht.

So ein Regenschauer ist nicht alltäglich, ein normaler Regen reicht für einen längeren Weg ... dem Kiesbett ist das Wetter egal.

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