1. Startseite
  2. Forum
  3. Motorrad
  4. Biker-Treff
  5. Motorrad des Jahres: SPIEGEL ONLINE

Motorrad des Jahres: SPIEGEL ONLINE

Themenstarteram 18. März 2006 um 16:15

Hallo,

ich habe ein Beispiel dafür gefunden, dass es SPIEGEL ONLINE nicht so genau nimmt mit der Berufsethik (Pressekodex). Bei SPIEGEL ONLINE gibt es nämlich einen Artikel Motorrad des Jahres, aus dem ich wie folgt zitiere:

http://img515.imageshack.us/img515/3325/clipboard018cs.jpg

1. Was zeigte die Wahl?

Wie kommt die verantwortliche Journalistin darauf, dass die Wahl zeigte, dass Motorradfahrer sich für die Sicherheit entschieden haben? Hier die Ergebnisse:

Zitat:

125er: Aprilia RS 125 Replica (kein ABS)

Roller: Vespa GTS 250 I.E. (kein ABS)

Cruiser: Triumph Rocket III (kein ABS)

Sportler: YAMAHA YZF-R1 SP (kein ABS)

Enduros: BMW R1200GS (optional ABS)

Allrounder: BMW K1200R (ABS serienmäßig, ist aber auf Wunsch gegen Preisreduktion um 600 Euro auch ohne ABS erhältlich)

Tourer/Sporttourer: YAMAHA FJR 1300A (ABS serienmäßig)

Wahrheitsgemäße Berichterstattung wäre doch, dass die Leser sich in den Kategorien, in denen Motorräder auch mit serienmäßigem (auch abwählbarem!) oder optionalem ABS gelistet waren, zweimal für BMW Motorräder und einmal für ein YAMAHA Motorrad entschieden haben. Und darunter wiederum muss lediglich ein einziges Motorrad (YAMAHA FJR 1300A) mit ABS geordert werden, beim Bestellen der anderen ist das nachweislich eine freie Wahlentscheidung des Käufers!

Und ob sich die Leser tatsächlich wegen des wahlweise erhältlichen ABS (2 x BMW) oder der zwingenden Serienausstattung ABS (1 x YAMAHA) dafür ("für die Sicherheit") entschieden haben, ist anhand des Datenmaterials nicht überprüfbar! Warum schreibt die SPIEGEL-Journalistin das dann so? Die müsste es doch als Vermutung oder als ein Gerücht kennzeichnen!

Denn für die Wahl der BMW R1200GS, der BMW K1200R und der YAMAHA FJR 1300A gibt es ganz andere, viel naheliegendere Erklärungsmuster aus der Sicht von Motorradfahrern. Beispielsweise ist die FJR 1300A "nur" der schnellste bequeme Reisetourer überhaupt, die erst kürzlich durch die neue BMW K1200GT Konkurrenz bekommen hat. Und die BMW K1200R ist einfach "nur" das stärkste Naked-Bike, zumal im "Premium-Segment". Das Erfolgsrezept GS hat soviele Erklärungsmuster, das sprengt den Rahmen. So sind die Gründe, nicht die für Reisen deutlich praxisgerechtere SUZUKI V-STROM 1000DL (Vorteil Zuladung & Gewicht!) zu kaufen vor allem in dem typischen Kardan-Antrieb und auch der Telelever-Vorderradführung zu suchen. Das Integral-ABS III kann es keinesfalls sein, denn allein die Wartung schlägt mit 160 bis über 200 Euro zu Buche, und es gibt hier auch Unfälle und Verletzte zu beklagen. Eine in der Branche nachvollziehbare Erklärung für den Kauf des ABS ist lediglich, dass bei BMW-Fahrern eine sogenannte "Vollausstatungsmentalität" vorherrscht.

2. Sichere Bremssysteme?

Die SPIEGEL-Redakteurin erweckt den falschen Eindruck beim Leser, als wären Bremsanlagen mit ABS sichere Bremssysteme ("mit dem sicheren Bremssystem"). Und Sie erweckt darüberhinaus den Eindruck, "konventionelle Bremsanlagen" wären unsicher. Warum möchte die denn diesen falschen Eindruck beim Leser erwecken? Motorradbremsanlagen mit ABS sind - das wäre die wahrheitsgemäße Unterrichtung der Öffentlichkeit - keinesfalls sicherer, als Motorradbremsanlagen ohne ABS. Sie haben lediglich eine automatische Blockiervorrichtung eingebaut, deren Wirksamkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit von Modell zu Modell unterschiedlich und zumal bei einigen Modellen bedenklich ist, und die es ungeübten und unfähigen Motorradfahrern ermöglichen soll, ein Motorrad ohne Sturz oder Verletzungen auf gerader Strecke (!) abzubremsen. Es handelt sich um eine Bremshilfe, also um Fahrassistenz wie Stützräder an Fahrrädern (gibt's auch für BMW LT-Motorräder!). Die Logik wäre dann ja, dass nur Motorräder mit Stützrädern sicher wären. Hat die eine Ahnung, wo Ihre Betrachtung von Sicherheit hinführt?

Und es gibt Hinweise darauf, dass Motorradbremsanlagen mit ABS deutlich unsicherer sind und erhebliche Risiken und reale Gefahren für den Fahrer darstellen, da sich die Hersteller nicht an Prinzipien orientieren, die bei der Avionik eine fundamentale Selbstverständlichkeit sind.

a. Richtig ist nämlich, dass die Staatsanwaltschaft München I seit Ende Januar 2006 im Zusammenhang mit der BMW Integral-Bremsanlage (ABS) wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Diese Bremsanlage wird übrigens inzwischen mit insgesamt vier Seiten Warnungen vor Betriebsgefahren verkauft, und es sind bereits Motorradinstruktoren / Fahrlehrer verunglückt!

b. Richtig ist darüber hinaus, dass das Kraftfahrtbundesamt seit Mai 2005 die Integral-Bremsanlage (ABS) nach GPSG überprüft, wohlgemerkt zum dritten Mal, und dass die Untersuchung bis heute nicht abgeschlossen ist.

c. Richtig ist auch: Es gibt mit ABS-Bremsanlagen an Motorrädern weitere Probleme, so z.B. auch mit dem BOSCH-BREMBO ABS an der KAWASAKI ER-6n wegen Hebelblockade mit dem Resultat, dass eine Sekunde lang kein Bremsdruck aufgebaut wird. Selbst an der neuen KTM 990 Adventure ist der Druckpunkt der ABS Bremsanlage von BOSCH-BREMBO schlechter, als an einer "konventionellen".

d. Richtig ist auch vor allem, dass die von der SPIEGEL-Redakteurin erwähnte "konventionelle Bremsanlage" der YAMAHA YZF-R1 eine Referenzbremsanlage an Motorrädern ist! Sie gehört zu den besten serienmäßigen Bremsanlagen überhaupt und das hat bei Tunern konkret dazu geführt, dass die diese Bremsanlage z.B. an SUZUKI GSXR-1000 (K5) Motorräder montieren! Es gibt zur Zeit nachweislich keine sicherere Technologie bei Motorradbremsen, als die geringschätzig als "konventionell" bezeichnete. Das gilt es auch unbedingt so - wahrheitsgemäß - darzustellen! Andere Darstellungen sind in jedem Fall falsch!

3. Nur die YAMAHA YZF-R1 SP konnte sich mit einer "konventionellen Bremsanlage" durchsetzen?

Die SPIEGEL-Redakteurin erweckt damit den falschen Eindruck, als wären die Modelle Triumph Rocket III Classic und die Aprilia RS 125 Replica wie auch die Vespa GTS 250 I.E.mit ABS ausgestattet. Das sind sie aber nicht!

Sie erweckt ferner den falschen Eindruck, Motorräder mit sogenannter "konventioneller Bremsanlage" hätten es nicht leicht, sich gegenüber Motorrädern mit ABS-Bremsanalagen durchzusetzen. Dieser Eindruck, den den die da erweckt, läßt sich nicht anhand des Datenmaterials beweisen. Insofern stellt das lediglich eine Vermutung dar, die dann auch als solche gekennzeichnet werden sollte - im Rahmen fairer Berichterstattung! Warum aber möchte die Journalistin Vermutungen als Tatsachen hinstellen? Damit Vermutungen als Tatsachen erscheinen? Das wäre dann wirklich eine großartige Leistung für SPIEGEL ONLINE!

Zusammenfassend ist doch der Eindruck entstanden, SPIEGEL ONLINE wollte die Leser nicht wahrheitsgemäß unterrichten, sondern einen geschickten PR-Schachzug für ABS an Motorrädern vollziehen.

Den Vorgang kann ich nicht fassen - und sowas beim SPIEGEL!

Kasten

Ähnliche Themen
5 Antworten

Na, immer noch auf deinem Kreuzzug gegen Fahrregelsysteme?

Abgesehen von deiner Hartnäckigkeit hier bei Motor-Talk finde ich deine Vorstellung, die Presse, und hier besonders der "Spiegel", würde "wahrheitsgemäß" berichten, recht amüsant.

"Wahrheit", das ist so ein großes Wort ... Meinung und Vermutung von Fakten trennen, mein Gott, was willst du denn noch? Kennst du nicht die Redensart "Papier ist geduldig"?

Zitat:

Original geschrieben von emjay500

Na, immer noch auf deinem Kreuzzug gegen Fahrregelsysteme?

:D:D:D

am 18. März 2006 um 20:17

Och neee....

am 18. März 2006 um 22:42

Kann mal einer diesen Kasten zunageln? ;)

Zitat:

Original geschrieben von BoyScout

Och neee....

Und ob.

;)

 

* * * C L O S E D * * *

 

Gruß

Crosskarotte

Ähnliche Themen