Volvo hat seinen Mittelklasse-Kombi V60 neu aufgelegt, Mercedes die C-Klasse geliftet. Beide debütieren in Genf. Kann der Benz noch mithalten? Ein erster Messevergleich.
Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Genf – Modern sehen sie beide aus. Jedenfalls von außen. Dabei trennen sie rund vier Jahre. So lange baut Mercedes die C-Klasse der Baureihe 205 schon. Jetzt wurde sie überarbeitet. Volvos Konkurrent ist hingegen noch ganz frisch. Der V60 rollt erst im Juli zu den Händlern. Kann der Mercedes noch mithalten? Wir haben die beiden Mittelklasse-Kombis in Genf miteinander verglichen. Volvo V60 vs. Mercedes C-Klasse: VergleichQuelle: Fabian Hoberg für mobile.de C-Klasse und V60 trennen nicht nur vier Jahre, sondern auch sechs Zentimeter. Mit 4,70 Metern Länge fällt der Daimler nicht klein aus, doch der V60 wächst in der neuen Generation auf 4,76 Meter. Bei der Parkplatzsuche kann das entscheidend sein. Dass die C-Klasse kompakter wirkt, liegt vor allem am Design. Weniger Sicken und mehr Rundungen lassen sie sanfter und kleiner wirken. Der V60 übernimmt die schlanke Linie seines größeren Bruders V90. Sicken und Kanten machen ihn strenger. Durch die weit nach oben reichenden, L-förmigen LED-Rückleuchten und die scharfe Abrisskante am Kofferraumdeckel wirkt das Heck größer als das des Mercedes. Design ist Geschmackssache, anders als harte Daten. Der Volvo-Kofferraum fasst zwischen 529 und 1.441 Liter, der des Benz 490 bis 1.510 Liter. Vor allem bei flach gelegter Rückbank lädt der Benz also mehr ein. Wer, wie die meisten, öfter in fünfsitziger Konfiguration unterwegs ist, bekommt mehr Reisegepäck in den V60. Auf den hinteren Sitzen bieten beide viel Platz. Für Erwachsene bis 1,80 Meter Körpergröße passen Knie- und Kopffreiheit. Die Sitze des Volvo-Messestücks umschließen die Passagiere enger und sind weicher gepolstert. Der Benz überrascht dagegen mit strafferen Polstern. Feiner Innenraum im neuen Volvo V60Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Der beste Platz im Volvo ist vorne links. Das Lenkrad liegt gut in der Hand, hat auf drei und neun Uhr eine Einkerbung für die Daumen. Daneben lassen sich die Knöpfe fürs Entertainment (rechts) und den Tempomat (links) leicht erfühlen. Die Rundinstrumente im V60 werden nun digital auf einem großen durchgehenden Display ausgegeben. Das ist klar und schnörkellos gezeichnet und gibt ein scharfes Bild ab. Die beige Lederausstattung macht den Innenraum angenehm hell. Ebenfalls angenehm: Der kleine Wählhebel für die Automatik auf dem Mitteltunnel nimmt nur wenig Platz weg. Dahinter finden sich der Start-Stopp-Knopf und der Drehregler für die Fahrmodi. Glas, Alu und Kunststoff fühlen sich hochwertig an, die Spaltmaße sind minimal. Sauber hochkant integriert hat Volvo auch den 9,2-Zoll-Touchscreen im Armaturenbrett. Auf Tasten und Knöpfe verzichtet der Volvo weitgehend. Die meisten Assistenzsysteme lassen sich über das Panel bedienen. Das Entertainmentsystem der C-Klasse wirkt dagegen alt. Der Bildschirm misst jetzt zwar bis zu 10,25 Zoll (serienmäßig sind 7 Zoll). Doch elegant wirkt der aufgesetzte Monitor nicht. Mercedes begründet die Lösung damit, dass das Armaturenbrett weniger wuchtig konstruiert werden kann. Nun ja. Das offenporige Holzdekor fühlt sich schön an und sieht vom Prinzip her edel aus. Im Messe-Aussteller wählte Mercedes schwarzes Holz, das drückt etwas auf die Stimmung. Die C-Klasse bleibt ohne Widescreen-DisplayQuelle: Fabian Hoberg für mobile.de Das neue Multifunktionslenkrad mit griffigem Leder liegt gut in der Hand. Tempomat (links) und Entertainmentsystem (rechts) lassen sich jetzt mit den Daumen bedienen. Wie in den anderen neuen Baureihen halten die Touchflächen auf den Speichen Einzug. Mercedes setzt das Lenkrad in der S-Klasse, im CLS und sogar in der kommenden A-Klasse in. Auf das voll digitale Cockpit der A-Klasse muss die C-Klasse noch bis zum Generationswechsel warten. Und auch das Widescreen-Display aus S- oder E-Klasse fehlt weiterhin. Es gibt die C-Klasse mit analogen Instrumenten und 5,5 Zoll großem Infodisplay dazwischen. Als Option bietet Mercedes ein 12,3-Zoll-Display für die Instrumente an. Mercedes-typisch liegt der kleine Wählhebel für die Automatik hinter dem Lenkrad. Das hält die Mittelkonsole frei für den bekannten Controller mit Dreh-Drück-Steller. Das Touchpad, das etwa im CLS Einzug hält, bekommt die C-Klasse nicht. Volvo und Mercedes Kopf an Kopf bei den AssistentenQuelle: Fabian Hoberg für mobile.de Volvo steht für Sicherheit. Einige Assistenzsysteme sind serienmäßig an Bord, wie das System für Notbremse mit Fußgänger-, Radfahrer- und Wildtier-Erkennung. Den teilautonomen Pilot Assist (Aufpreis) haben die Schweden weiterentwickelt, ob er jetzt intuitiver steuert, muss sich noch zeigen. Mercedes bietet ab Werk weniger Assistenten, fährt aber teilautonom deutlich voraus. Die überarbeitete C-Klasse kann gegen Aufpreis alles, was die S-Klasse kann. Die weiterentwickelte Distronic erkennt Tempolimits und passt die Geschwindigkeit vor Kurven, Kreisverkehren oder Kreuzungen an. Auf Straßen mit mindestens zwei Spuren in eine Richtung wechselt die C-Klasse per Blinkertipp selbstständig die Spur. Wie wir aus S-Klasse und CLS wissen, funktioniert das tadellos und angenehm unaufdringlich. Motoren und Preise: Nur große Benziner im V60Der neue Volvo V60 kostet zum Marktstart im Sommer mindestens 40.100 Euro. Dann arbeitet ein 2,0 Liter großer Diesel mit 150 PS unter der Haube. Darüber rangiert der stärkere D4 mit 190 PS für 43.300 Euro. Vorerst einziger Benziner ist der T6 mit 310 PS, der günstigere Dreizylinder-1,5-Liter-Basisbenziner mit 156 PS kommt später. Im Laufe des Jahres schiebt Volvo zwei kräftige Plug-in-Hybride nach (340 und 390 PS). Das Motorenangebot bei der C-Klasse zeigt sich vier Jahre nach dem Marktstart der Generation 205 deutlich umfangreicher. Eigentlich. Doch zur Markteinführung im Juli, kommt die Modellpflege erstmal nur als C200 mit 184 PS, als C220d (194 PS) und als AMG C 43 4Matic (390 PS). Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Interessant ist der neue, kleine Benziner. Daimler kombiniert einen vom 2,0-Liter-Vierzylinder (M 264) abgeleiteten 1,5-Liter-Vierzylinder mit einem 48-Volt-Bordnetz und riemengetriebenem Startergenerator. Kurzzeitig stellt ein Elektromotor 14 PS Boostleistung und 160 Newtonmeter Drehmoment bereit. Weitere Motoren, darunter eine 2,0-Liter-Version des Benziners und einen Benziner- sowie einen Diesel-Plug-in-Hybrid schiebt Mercedes Ende des Jahres nach. Fazit: Moderneres Infotainment im V, interessanter Motor im CGenaue Preise hat Mercedes noch nicht genannt. Derzeit kostet der C 200 T gut 38.400 Euro, der C 220d startet etwas oberhalb des V60 D3 und ist etwas stärker. Sobald Volvo den Basismotor bringt, wird der V60 vermutlich etwas günstiger. Zuletzt lag Volvo bei gleicher Ausstattung und Motorisierung meist etwas unterhalb von Mercedes. Man wird sehen. Klar ist: Vier Jahre sind nicht spurlos an der C-Klasse vorbei gegangen. Vor allem beim Infotainment rast die Zeit. Die C-Klasse zeigt, wie schwer es den Autoherstellern fällt, Anschluss zu halten. Volvo liegt hier mit Sensus Connect auf der Höhe der Zeit. Und die Bedienung funktioniert denkbar intuitiv. Aber man muss Touchscreens mögen. Bei Verarbeitung und Qualität im Innenraum hat der V60 ebenfalls die Nase ein paar Zentimeter vorne. Doch Mercedes macht die Motoren der C-Klasse fit. Vor allem der kleine Benziner mit EQ Boost im C 200 ist interessant. Volvo bietet zum Start nur Diesel und einen zu großen Benziner. ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |