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Nun doch noch: Eine R1200GS. - low budget project
Keine Frage, sie ist erstrebenswert, gilt als die eierlegende Wollmilchsau und ist das seit Jahren meist verkaufte Motorrad in Deutschland.
Die „große“ GS von BMW mit Boxermotor.
Ich will nicht in die allgemeine Lobhudelei einstimmen, da wurden schon Romane drüber geschrieben, aber ich habe ein Statement abzugeben:
Bis zum 22. August 2018 habe ich noch nie eine Boxer – GS gefahren.
Ich habe mich stets standhaft geweigert. Obwohl man mir zahlreich angeboten hat, mal eine zu fahren (beginnend mit einer R 1150 GSA meines damaligen Tourkameraden) habe ich es nie getan.
Der Grund ist ein einfacher: Wenn das genau mein Ding gewesen wäre, hätte ich es haben wollen. Und die „große“ GS hat noch ein Merkmal: Sie ist arschteuer.
Deshalb: Nein danke.
Ich habe Boxer gefahren (1983-1992 R 100 S, später R 80 ST), zwei F650GS Dakar (eine habe ich noch), K – Modelle (aktuell K 1300 GT), eine F 800 GS (habe ich auch noch) aber nie eine Boxer-GS.
Am Sonntag, dem 19.8. hat meine K 1300 GT von jetzt auf nachher gestreikt. Ließ sich nicht mehr starten.
Am 21. habe ich aufgeben müssen (Elektronik), die 13er aufgeladen und nach Balingen zu AHG gebracht, wo ich das Motorrad drei Jahre zuvor für einen fünfstelligen Betrag erworben hatte.
Da steht sie noch immer und keiner hat auch nur mal drauf geschaut.
Ich habe in den letzten 20 Jahren kein einziges Mal die Dienste einer Motorradwerkstatt in Anspruch nehmen müssen, aber hier war ich mit meinem Latein am Ende. Sehr ärgerlich.
Und was mache ich, wenn ich mich über ein Motorrad ärgere? Ich durchforste aus Frust die Angebote in meiner Nähe. Vielleicht ist ja doch noch mal eine große Reiseenduro dabei, die nicht überteuert ist.
Genau an diesem Tag hatte ein Händler aus Ofterdingen ein paar Motorräder inseriert. Der importiert die Maschinen aus GB, baut sie auf Rechtsverkehr (Scheinwerfer) um, macht HU und verkauft sie weiter. Meist hochwertige, neuere S 1000 RR, S 1000 XR, vor allem aber R 1200 GS/GSA, neuere, wassergekühlte.
Und eine, die ich sah und sofort wusste: Das wird meine. Genau die R 1200 GS, nach der ich seit Jahren Ausschau halte. Glaubte ich.
Baujahr 2005, 101 PS, in einem wunderschönen Mitternachtsblau – Metallic, abgesetzt mit matten Dunkelgraumetallic und dem Alu der Tankseitenteile. Gussräder akzeptiere ich nach schlechten Erfahrungen mit den Behr Speichenrädern gerne, auch das 19 Zoll Vorderrad, fürs extremere Gelände habe ich passendere Motorräder, beginnend mit der Yamaha WR 250, einer Sportenduro.
Beheizte Griffe, Topcase und Koffer von BMW, Trägersystem, LED-TFL auf einem soliden, umlaufenden Schutzbügel, einiges Zeugs wie Lampengitter, Ölkühlerschutz, Krümmerschutz, Front-Motorschutz, LED – Rücklicht, das nur eine Fehlermeldung liefert und dabei scheiße aussieht. 68.000 km, Meilentacho,
Neuwertige Conti Trail Attack, neue HU, Scheckheft, frischer Kundendienst.
Das Ganze für nur 5500 Euro, die Seitenkoffer kosten extra: 400.
Die Firma ist 35 km von meinem Wohnort entfernt, ein Anruf: Motorrad noch verfügbar, ich mache mich auf den Weg. Dass sie ein wenig rostig und gammelig ist, habe ich auf den Bildern gesehen.
Was mich da jedoch ansprang, sah schon deutlich schlimmer aus: Beide Federbeine (vorn und hinten) total verrostet, Aluteile wie Schwinge und Räder teils unterkorrodiert, Hebel und Rasten stark rostig, Siff und Dreck überall, Motorgehäuse korrodiert, Schrauben angefressen, hier hilft nur eine Komplettsanierung.
Ich wandte mich zunächst frustriert ab und der gewiefte Verkäufer bietet mir eine andere GS an. Bevor ich widersprechen kann, ist ein rotes Kennzeichen dran und er drückt mir den Zündschlüssel in die Hand:
„Bsss… rrrrr… blink…“ meint das Motorrad und stellt daraufhin fest, dass es fahrbereit sei. Üble Assoziationen mit meiner K1300GT werden wach. Wenn die Karre keinen Bock mehr hat, habe ich die Arschkarte. Ich wollte doch etwas ohne komplizierte Elektronik.
Ein Druck aufs Knöpfchen und eher harmlos und wie in Watte gepackt, erwacht ein 1200er Boxermotor unter mir zum Leben. Geräuscharm in ein Wassermäntelchen gehüllt, gefühlte einszwanzig breit, überall labels und gimmicks, ich fahre gerade eine 2014er R 1200 GS LC.
Ich verlasse Ofterdingen und komme auf die vierspurige B 27. Erstaunlich leicht lässt sich der riesige Brocken manövrieren, auch beim Schieben. Die Massen des satte 263 Kilo schweren Motorrades sind offensichtlich gut verteilt.
Ich drehe am drive by wire Gasgriff und erwarte einen brutalen Schub des 125 PS starken Triebwerks. Zwar nicht dieses „Arme ausreißen“ des 160 PS-1300 GT Motors, aber schon ordentliche Bumms und genau der - kommt nicht.
Eher sanft, wenngleich am Tacho erkennbar gewaltig, schiebt die LC vorwärts bis Tempo 100, da gehe ich dann doch mal vom Gas, denn hier sind nur 100 erlaubt und zwar km/h, der Tacho ist (noch) ein Meilentacho.
Ich fahre zurück. Der befürchtete Kick, der flash, der diesen unbändigen „Will haben“ Effekt bei mir ausgelöst und dazu geführt hätte, dass ich 14 Mille meines sauer ersparten Geldes für den weißen Haufen ausgegeben hätte, blieb aus. Zum Glück.
Ich schaue mir nochmal die Rostlaube an. Irgendwie tut sie mir fast leid. Was musste dieses arme Motorrad erdulden ? Im Geist behandle ich bereits ihre Wunden. Entferne die Krebsgeschwüre unter der Lackschicht des Aluminiums und decke sie mit dickflüssigem Silbermetallic zu, kratze den Rost vom Rahmen, Hammerite macht sich immer gut…
… nee Sammler, das lass mal, ist einfach zuviel. Andererseits – Kaufen kann jeder. Wer bereit ist, 7000 aufwärts auszugeben, bekommt eine schöne 1200 GS. Aber das ist dann „eine“, so würde daraus „meine“. Aber ich habe schon 6 Enduros, auch zwei BMW GS, nur eben keinen Boxer.
Sooo toll ist der Boxer ja auch nicht. Andererseits ist er leicht zu warten. Kaum komplizierte Elektronik, kein Wassermantel, alles leicht zugänglich, das (was ich gelesen habe) berüchtigte Integral – ABS ist ausgebaut, von der GTÜ abgesegnet, der Eimer bremst direkt vom Hebel zum Sattel.
„Sie können ja mal fahren“, meint der gewiefte junge Ladeninhaber und schon hängt das rote Kennzeichen mit zwei Kabelbindern an der blausilbernen GS.
Ein Knopfdruck und die Maschine schüttelt sich. Der Boxer lebt. Er bewegt sich. Sofort werde ich an meine alte R 100 S und an die R 80 ST erinnert. Gasstoß – schütteln. Geil. Kernig bollert die luftgekühlte GS, kein leises Klingeln, das ich bei der LC vernommen hatte, stört den Bass und als ich auf der B 27 die Drosselklappen etwas mehr öffne, drückt die GS nach vorne, wie ich es von der 125 PS starken Adventure erwartet hätte. Von der hier eher nicht.
Ich biege auf kleinere Landstraßen ab. Fantastisch hängt der Boxer am Gas, spielend schwingt die 225 kg (Mit fast leerem Tank nur 210) leichte GS durch die Kurven, der linke Spiegel kommt mir entgegen, sollte man mal festschrauben. Eine irgendwo in die Verkleidung geklebte Steckdose baumelt nun zwischen den Gabelholmen und vor dem rostigen Federbein der Telelever-Radaufhängung.
„Scheiße, das war der Erste“ entfährt es mir, damit meinte ich den eingelegten Gang, denn als ich mal kurz die Drosselklappen waagerecht stelle, hebt das Vorderrad ab.
Alter Schwede.
Ich gebe mich geschlagen. Der befürchtete Effekt, er ist eingetreten. Ich will diese Rostlaube haben.
Der Rest geht schnell. Julian Neubert ist ein fairer Verhandlungspartner. 700 Euro lässt er nach, macht 4800 für die GS und 400 zahle ich gerne für die beiden Variokoffer.
700 Euro habe ich in der Tasche, die zahle ich an, den Rest überweise ich sofort, nachdem ich zu Hause angekommen bin. Ich bekomme die englischen Papiere, TÜV und Datenblatt, das englische Kennzeichen und von der WGV eine eVB.
Am nächsten Tag bin ich bei der Zulassungsstelle, HOR-GS 5 ist mein Kennzeichen, das der freundliche Mitarbeiter von Neubert (leider nicht ganz mittig) noch am Nachmittag anbringt, als ich die GS im z.Teil massiven Gewitterregen heim bringe.
Das erste Kapitel meiner neueren Boxerlaufbahn ist geschrieben.
Beste Antwort im Thema
Keine Frage, sie ist erstrebenswert, gilt als die eierlegende Wollmilchsau und ist das seit Jahren meist verkaufte Motorrad in Deutschland.
Die „große“ GS von BMW mit Boxermotor.
Ich will nicht in die allgemeine Lobhudelei einstimmen, da wurden schon Romane drüber geschrieben, aber ich habe ein Statement abzugeben:
Bis zum 22. August 2018 habe ich noch nie eine Boxer – GS gefahren.
Ich habe mich stets standhaft geweigert. Obwohl man mir zahlreich angeboten hat, mal eine zu fahren (beginnend mit einer R 1150 GSA meines damaligen Tourkameraden) habe ich es nie getan.
Der Grund ist ein einfacher: Wenn das genau mein Ding gewesen wäre, hätte ich es haben wollen. Und die „große“ GS hat noch ein Merkmal: Sie ist arschteuer.
Deshalb: Nein danke.
Ich habe Boxer gefahren (1983-1992 R 100 S, später R 80 ST), zwei F650GS Dakar (eine habe ich noch), K – Modelle (aktuell K 1300 GT), eine F 800 GS (habe ich auch noch) aber nie eine Boxer-GS.
Am Sonntag, dem 19.8. hat meine K 1300 GT von jetzt auf nachher gestreikt. Ließ sich nicht mehr starten.
Am 21. habe ich aufgeben müssen (Elektronik), die 13er aufgeladen und nach Balingen zu AHG gebracht, wo ich das Motorrad drei Jahre zuvor für einen fünfstelligen Betrag erworben hatte.
Da steht sie noch immer und keiner hat auch nur mal drauf geschaut.
Ich habe in den letzten 20 Jahren kein einziges Mal die Dienste einer Motorradwerkstatt in Anspruch nehmen müssen, aber hier war ich mit meinem Latein am Ende. Sehr ärgerlich.
Und was mache ich, wenn ich mich über ein Motorrad ärgere? Ich durchforste aus Frust die Angebote in meiner Nähe. Vielleicht ist ja doch noch mal eine große Reiseenduro dabei, die nicht überteuert ist.
Genau an diesem Tag hatte ein Händler aus Ofterdingen ein paar Motorräder inseriert. Der importiert die Maschinen aus GB, baut sie auf Rechtsverkehr (Scheinwerfer) um, macht HU und verkauft sie weiter. Meist hochwertige, neuere S 1000 RR, S 1000 XR, vor allem aber R 1200 GS/GSA, neuere, wassergekühlte.
Und eine, die ich sah und sofort wusste: Das wird meine. Genau die R 1200 GS, nach der ich seit Jahren Ausschau halte. Glaubte ich.
Baujahr 2005, 101 PS, in einem wunderschönen Mitternachtsblau – Metallic, abgesetzt mit matten Dunkelgraumetallic und dem Alu der Tankseitenteile. Gussräder akzeptiere ich nach schlechten Erfahrungen mit den Behr Speichenrädern gerne, auch das 19 Zoll Vorderrad, fürs extremere Gelände habe ich passendere Motorräder, beginnend mit der Yamaha WR 250, einer Sportenduro.
Beheizte Griffe, Topcase und Koffer von BMW, Trägersystem, LED-TFL auf einem soliden, umlaufenden Schutzbügel, einiges Zeugs wie Lampengitter, Ölkühlerschutz, Krümmerschutz, Front-Motorschutz, LED – Rücklicht, das nur eine Fehlermeldung liefert und dabei scheiße aussieht. 68.000 km, Meilentacho,
Neuwertige Conti Trail Attack, neue HU, Scheckheft, frischer Kundendienst.
Das Ganze für nur 5500 Euro, die Seitenkoffer kosten extra: 400.
Die Firma ist 35 km von meinem Wohnort entfernt, ein Anruf: Motorrad noch verfügbar, ich mache mich auf den Weg. Dass sie ein wenig rostig und gammelig ist, habe ich auf den Bildern gesehen.
Was mich da jedoch ansprang, sah schon deutlich schlimmer aus: Beide Federbeine (vorn und hinten) total verrostet, Aluteile wie Schwinge und Räder teils unterkorrodiert, Hebel und Rasten stark rostig, Siff und Dreck überall, Motorgehäuse korrodiert, Schrauben angefressen, hier hilft nur eine Komplettsanierung.
Ich wandte mich zunächst frustriert ab und der gewiefte Verkäufer bietet mir eine andere GS an. Bevor ich widersprechen kann, ist ein rotes Kennzeichen dran und er drückt mir den Zündschlüssel in die Hand:
„Bsss… rrrrr… blink…“ meint das Motorrad und stellt daraufhin fest, dass es fahrbereit sei. Üble Assoziationen mit meiner K1300GT werden wach. Wenn die Karre keinen Bock mehr hat, habe ich die Arschkarte. Ich wollte doch etwas ohne komplizierte Elektronik.
Ein Druck aufs Knöpfchen und eher harmlos und wie in Watte gepackt, erwacht ein 1200er Boxermotor unter mir zum Leben. Geräuscharm in ein Wassermäntelchen gehüllt, gefühlte einszwanzig breit, überall labels und gimmicks, ich fahre gerade eine 2014er R 1200 GS LC.
Ich verlasse Ofterdingen und komme auf die vierspurige B 27. Erstaunlich leicht lässt sich der riesige Brocken manövrieren, auch beim Schieben. Die Massen des satte 263 Kilo schweren Motorrades sind offensichtlich gut verteilt.
Ich drehe am drive by wire Gasgriff und erwarte einen brutalen Schub des 125 PS starken Triebwerks. Zwar nicht dieses „Arme ausreißen“ des 160 PS-1300 GT Motors, aber schon ordentliche Bumms und genau der - kommt nicht.
Eher sanft, wenngleich am Tacho erkennbar gewaltig, schiebt die LC vorwärts bis Tempo 100, da gehe ich dann doch mal vom Gas, denn hier sind nur 100 erlaubt und zwar km/h, der Tacho ist (noch) ein Meilentacho.
Ich fahre zurück. Der befürchtete Kick, der flash, der diesen unbändigen „Will haben“ Effekt bei mir ausgelöst und dazu geführt hätte, dass ich 14 Mille meines sauer ersparten Geldes für den weißen Haufen ausgegeben hätte, blieb aus. Zum Glück.
Ich schaue mir nochmal die Rostlaube an. Irgendwie tut sie mir fast leid. Was musste dieses arme Motorrad erdulden ? Im Geist behandle ich bereits ihre Wunden. Entferne die Krebsgeschwüre unter der Lackschicht des Aluminiums und decke sie mit dickflüssigem Silbermetallic zu, kratze den Rost vom Rahmen, Hammerite macht sich immer gut…
… nee Sammler, das lass mal, ist einfach zuviel. Andererseits – Kaufen kann jeder. Wer bereit ist, 7000 aufwärts auszugeben, bekommt eine schöne 1200 GS. Aber das ist dann „eine“, so würde daraus „meine“. Aber ich habe schon 6 Enduros, auch zwei BMW GS, nur eben keinen Boxer.
Sooo toll ist der Boxer ja auch nicht. Andererseits ist er leicht zu warten. Kaum komplizierte Elektronik, kein Wassermantel, alles leicht zugänglich, das (was ich gelesen habe) berüchtigte Integral – ABS ist ausgebaut, von der GTÜ abgesegnet, der Eimer bremst direkt vom Hebel zum Sattel.
„Sie können ja mal fahren“, meint der gewiefte junge Ladeninhaber und schon hängt das rote Kennzeichen mit zwei Kabelbindern an der blausilbernen GS.
Ein Knopfdruck und die Maschine schüttelt sich. Der Boxer lebt. Er bewegt sich. Sofort werde ich an meine alte R 100 S und an die R 80 ST erinnert. Gasstoß – schütteln. Geil. Kernig bollert die luftgekühlte GS, kein leises Klingeln, das ich bei der LC vernommen hatte, stört den Bass und als ich auf der B 27 die Drosselklappen etwas mehr öffne, drückt die GS nach vorne, wie ich es von der 125 PS starken Adventure erwartet hätte. Von der hier eher nicht.
Ich biege auf kleinere Landstraßen ab. Fantastisch hängt der Boxer am Gas, spielend schwingt die 225 kg (Mit fast leerem Tank nur 210) leichte GS durch die Kurven, der linke Spiegel kommt mir entgegen, sollte man mal festschrauben. Eine irgendwo in die Verkleidung geklebte Steckdose baumelt nun zwischen den Gabelholmen und vor dem rostigen Federbein der Telelever-Radaufhängung.
„Scheiße, das war der Erste“ entfährt es mir, damit meinte ich den eingelegten Gang, denn als ich mal kurz die Drosselklappen waagerecht stelle, hebt das Vorderrad ab.
Alter Schwede.
Ich gebe mich geschlagen. Der befürchtete Effekt, er ist eingetreten. Ich will diese Rostlaube haben.
Der Rest geht schnell. Julian Neubert ist ein fairer Verhandlungspartner. 700 Euro lässt er nach, macht 4800 für die GS und 400 zahle ich gerne für die beiden Variokoffer.
700 Euro habe ich in der Tasche, die zahle ich an, den Rest überweise ich sofort, nachdem ich zu Hause angekommen bin. Ich bekomme die englischen Papiere, TÜV und Datenblatt, das englische Kennzeichen und von der WGV eine eVB.
Am nächsten Tag bin ich bei der Zulassungsstelle, HOR-GS 5 ist mein Kennzeichen, das der freundliche Mitarbeiter von Neubert (leider nicht ganz mittig) noch am Nachmittag anbringt, als ich die GS im z.Teil massiven Gewitterregen heim bringe.
Das erste Kapitel meiner neueren Boxerlaufbahn ist geschrieben.
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37 Antworten
Geile Geschichte erstklassig bin gespannt auf den zweiten . Du solltest solche Texte öfters schreiben und bisschen Werbung da für machen, dass es andere auch lesen können . Werbung machen ist nicht mal teuer siehe hier günstig
Sieht doch ganz gut aus, auch die Farbkombination gefällt mir. So wie ich dich einschätze, wird die GS es bei dir gut haben. Das was du als LED-TFL auf dem Sturzbügel bezeichnest, sind vermutlich Nebelscheinwerfer - zumindest den rechten solltest du etwas nach unten drücken.
Und wieder einmal zeigt sich, dass man manche Sachen einfach nicht machen sollte. Probefahrten gehören dazu. Als ich 2005 die gerade erschienene 1200 RT zur Probe fuhr, wurde das auch teuer. Und am Montag sagte mir ein Bekannter, das autom. Schaltgetriebe beim Ducato sei Sch.... - da hat ihn eine kurze Probefahrt mit meinem auch gleich 2.000,- € gekostet.
Schöne Geschichte, spannend erzählt.
Die GS hatte sicher Salzwasser gesehen- bzw. länger im Freien zugebracht und ist per Schiff versendet worden.
Rostlaube ist etwas übertrieben, hatte schon schlimmere erlebt.
Die Farbe bzw. Alu-Teile sind leicht zu überarbeiten - haupsache die Technik ist ok.
Viele Glück.bei den bevorstehenden Fahrten.
Teil zwei ist in Arbeit. Ich bringe den gleich, dann wird manches erklärt.
Die LED-Scheinwerfer sind TFL. (entsprechend gekennzeichnet als RL) Marke Augentod.
Die Bilder der (noch kompletten) GS entstanden bei der Probefahrt. Die Lämple waren nicht fest und haben sich geschwenkt, wie sie wollten.
Diese GS kommt aus Dorchester, Südengland. Feuchte Salzluft. Mehr im 2. Teil.
Optisch die gleichen LEDs habe ich als Nebelscheinwerfer. Ließen sich auch zunächst nicht richtig festschrauben; mangels einer Unterlegscheibe drückte sich die Schraube in das Plastik.
„Ich werde die erstmal nur fahren“, sage ich zu meiner Frau, der man sofort am Gesicht ansieht, dass sie mir kein Wort glaubt.
Zu Recht, denn bereits am Donnerstagnachmittag steht eine halb zerlegte R 1200 GS unter dem eilends aufgestellten 24MX Rennzelt. Vorderrad, Bremsen, Radaufhängung, das komplette Cockpit, alles ist auseinander gebaut.
Das geht erstaunlich schnell, denn die GS ist logisch und einfach aufgebaut. Ingenieurs-Hirnschmalz statt zahlloser Schrauben, Schnellverschlüsse, Steckverbindungen. Genau 10 Schräubchen halte ich in der Hand, nachdem das ganze Plastik abgebaut ist. Plus 4 vom Frontfender.
Nun geht es ans Restaurieren. Ich erläutere das nicht im Detail, dazu habe ich Fotos gemacht. Stoßdämpfer zerlegen, Feder entrosten, lackieren, Edelstahlschrauben, wo sie vertretbar sind, erneut entrosten, blättrigen Lack abkratzen, schleifen, bürsten, lackieren.
Metallschutzlacke, die keine Grundierung benötigen, sind ein Segen. Die Federn vorn und hinten lackiere ich blaumetallic. Die ganzen Schutzgitter schraube ich ab, die Krümmer müssen geschliffen werden, so dick ist der Edelstahl vollgesifft und eingebrannt. Vor der Politur noch mit 2000er Korn.
Das Original-Rücklicht findet sich im rechten Seitenkoffer, noch ergiebiger ist das Topcase. Darin findet sich das Haynes Schrauberbuch auf englisch, eine Abdeckplane, vor allem aber ein schwarzes Mäppchen. Darin wiederum ein kleines aber feines Garmin zumo 220, das genau in die vorhandene Halterung im Cockpit passt, das zugehörige USB-Ladekabel taucht in den Niederungen der Verkleidung auf.
Davon wusste der Verkäufer wohl nichts. Trotzdem Danke.
Das Zumo lässt sich am PC auslesen, ich stelle es auf Deutsch um, die software ist aktuell vom April 2018. Auch die letzten Streckenaufzeichnungen meines britischen Vorgängers sind zu sehen. Englische Kanalküste und Inseln. Jetzt weiß ich, woher der Rost kommt. Salzhaltige Seeluft.
Zur Maschine habe ich noch eine farblich passende Bagster Tankschutzhaube bekommen. Die hatte ich auf den Fotos bei mobile.de schon gesehen und nachgefragt. „Kann ich nichts damit anfangen“ so der Verkäufer.
Ich schon, denn damit ist das TRS – Problem gelöst. Der Bagster -TRS kostet 60 Euro im Angebot, die Haube hätte 170 gekostet, derzeit ohnehin nicht ab Lager lieferbar.
Jetzt weiß ich, weshalb die Oberseite des Tanks und die Seitenteile in dem empfindlichen Mitternachtsblau noch wie neu aussehen. Kein Kratzerle. Bagster sei Dank.
Die digitalen Anzeigen im Kombiinstrument wurden via MSG mit einer Handy-App noch vom Verkäufer von Meilen auf km umgestellt.
Ein anderes Tachoziffernblatt mit km/h statt Meilenanzeige kommt für 30 Euro binnen 4 Tagen aus Polen und ist mit etwas Finger verbiegen leicht einzubauen, da die Einheit verschraubt und nicht verklebt ist.
Ganz abnehmen lässt sich das Oberteil indes nicht, eine Stelle klebt, aus Angst, etwas zu zerbrechen, fummele ich den Zeiger mit spitzen Fingern rein. Das Ziffernblatt des Drehzahlmessers lasse ich. Ob da U/min angezeigt werden oder rpm ist egal. Beim Tacho war das schwieriger. Ich war dauernd zu schnell unterwegs.
Die LED-TFL Marke „Augentod“ haben tatsächlich ein E-Prüfzeichen. Allerdings muss man sie manuell schalten, der TÜV hat wohl trotzdem nicht gemeckert. Der hat auch die Fernbedienung am Schlüsselbund nicht gesehen, mit der man die auf Flacker- und Blitzlicht schalten kann.
Trotzdem bin ich ein Fan von Nebellampen aus dem Hause Moto Bozzo mit Switch. Die Bügel bieten genug Platz. Sind vorher mit der Post gekommen.
Es geht weiter.
Das hintere Federbein lässt sich leicht ausbauen, 2 Schrauben. Der Schalldämpfer auch. Putzen, entrosten und lackieren, dann auch (richtig) zusammenbauen ist etwas aufwändiger, für die beiden Teile geht ein ganzer Tag drauf.
Dazu kommt, dass ich nicht checke, dass die Feder des hinteren Beinchens nicht symmetrisch ist. Die untere Aufnahme hat eine größere Windung, als die obere.
Wenn man dann alles schön lackiert hat und erst feststellt, dass der Passring deshalb nicht passt, weil er einfach zu groß für den Innenradius ist, wenn dieser wie eingeschweißt in der Feder sitzt, ist das deprimierend.
Beim gewaltsamen Heraushämmern des Passrings im Schraubstock verliert dieser seine runde Form und von der frischen Lackierung bleibt auch nicht viel übrig.
Den Ring gibt es nicht einzeln. Aber ein komplettes Federbein für schlanke 1000 Euro. Die Nerven von Frau Sammler werden ausgereizt, denn während sie im Wohnzimmer fernsehen will, hämmert der Alte bis halb zehn abends in der Werkstatt darunter das verbogene Metall wieder in eine runde Form, dem Mini Amboss sei Dank.
Setzt man die Feder richtig herum ein, geht der Zusammenbau dank des hydraulischen Federspanners auch ganz einfach.
Nochmal Farbe auf das Ganze, Gute Nacht bis morgen.
Der Fußbremshebel ist derart unterrostet, dass nur noch abschleifen mit der Flex geht. Kunststoffteile werden mit Meguiar’s supreme shine behandelt. Gammlige Torx weichen, wo das machbar ist (keine hohen Zugkräfte) Edelstahl - Inbus.
Die kleinen Fahrer - Fussrasten müssen weg. Ich habe welche aus Edelstahl bei Radan in Tschechien geordert. 50 x 90 mm, 28 mm tiefer. Dann kann man entspannt im Stehen fahren, auch der Kniewinkel wird besser. Zieren auch meine Africa Twin, meine F650 GS Dakar und meine F 800 GS. Wenn man offroad stehend in ein Schlagloch knallt, sind die Zackenrasten der Marke „bear trap“ eine sichere Bank. Bei den BMW – Rästchen kann man abrutschen und dann wars das.
An der Assietta und der LGKS geht es zuweilen hunderte Meter fast senkrecht runter. Randsicherung? Was ist das…
Der konifizierte Lenker hat bereits eine 30 mm Erhöhung.
Bei den Beifahrerfussrasten hält mich die linke über eine Stunde auf. Der Bolzen ist in der Raste festgefressen. Die Flex und ein massiver Durchschlag müssen her. Dreimal treffe ich mit dem 600 Gramm-Hammer den Knöchel des linken Zeigefingers, bis ich mich doch für Handschuhe entschließe. Tut zwar immer noch weh, aber insgesamt etwas weniger, wenn man wieder draufbengelt. Nachher passen M8 – Edelstahl- Inbusschrauben mit Nylstopmuttern.
Kabel neu verlegen, vernünftig festbinden, putzen, polieren, nachlackieren. Frontscheibe und rechtes Seitenteil haben schwarze Lackspritzer, die sogar meiner roten Zauberknete widerstehen. Aber der Rotweiß-Acrylglaspolitur müssen sie weichen, wenn auch mühsam.
Meguiar’s Lackreiniger und eine Beschichtung mit dem leider nicht mehr erhältlichen Aristoclass Carnaubawachs machen aus 13 Jahre altem Lack neuen.
Insgesamt 50 Stunden investiere ich in die R 1200 GS.
Am Mittwochabend, dem 29.8.2018 bin ich fertig. Genau eine Woche habe ich gebraucht, um aus „einer“ GS „meine“ GS zu machen. Schön, wenn man Pensionär ist und seine Zeit sinnvoll einsetzen kann . Ein Einzelstück, dass es so kein zweites Mal gibt.
Bin stolz wie Bolle.
Mit allem, was ich dazu gekauft habe, Koffer, Tankrucksack, Bozzos, Rasten und Tachoinlay liege ich bei 5500 Euro. Da kann man nicht meckern.
@moppedsammler
Hast Du den Hauptständer auch gestrichen? Sieht so neu aus.
Frage zum hinteren Federbein: Kann man da das Öl austauschen oder muss man es wegwerfen, wenn es durch ist?
Wieder mal eine coole Resto-Story die flasht.
Der Hauptständer wurde bereits vom Vorgänger angepinselt. Der sidestand auch.
Ob man das hintere Federbein instand setzen kann, weiß ich nicht. Da müsste man einen Fachbetrieb fragen.
Erfahrungsgemäß würde ich sagen, dass BMW das nicht vorsieht. Die verkaufen Dir gerne ein Neues.
Die sind nicht umsonst so teuer. Am Vorderen war noch ein label drauf, bevor es meiner Putzwut zum Opfer fiel. "White Power" stand da zu lesen. Vielleicht wurde das aber auch mal nachgerüstet.
Danke.
Ist doch bald Weihnachten, da könntest du Frau Sammler einen guten Kopfhörer fürs TV schenken. Gibt welche, die blenden Umgebungsgeräusche sehr gut aus. Dann stört dein Hämmern nicht so sehr.
Hat sich hoffentlich ausgehämmert.
Die muss nur oft nachts runter in die Werkstatt, wenn der olle Sammler tief und fest schläft, aber vergessen hat, den Kompressor abzuschalten. Wenn dann noch der Reifenfüller dran hängt oder gar der Schlagschrauber, die immer etwas Luft verlieren, rennt der so alle Stunde mal los.
Das gibt dann Mecker am nächsten Tag.
Heute früh konnte ich trumpfen. Sie hat vergessen, das Licht im Bad abzuschalten.
Zu Weihnachten gibts 2 Wochen Rotes Meer. Fünfsterne-Resort, ai.
Und das bei den Strompreisen...
Schon mal an eine Zeitschaltuhr gedacht? Nicht fürs Bad, für den Kompressor.
"White Power" ist ganz sicher nachgerüstet und nicht die schlechteste Wahl.
Wenn es nicht nur ein Aufkleber ist.
Nope... White Power (inzwischen nur noch "WP") ist in dem Fall sicher nicht nachgerüstet.
Die ersten 1-2 Baujahre hatten das als Serienausstattung. Später gab's dann günstigeres von XY.
Meine originalen GS-Federbeine (keine Ahnung ob WP oder XY) sehen absolut genauso aus.
@moppedsammler
Toller Bericht und Glückwunsch zur GS.
Deine Eindrücke zur GS-LC decken sich absolut mit meinen, auch ein Grund warum diese nie in Frage kam und ich meine "olle Q" erstmal weitergefahren bin. Die hat einfach mehr Spaß gemacht beim fahren.
Wenn Du mal wieder Laune zum schrauben hast: Das Öl im Hinterachsgetriebe wechselt man lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig... die damalig von BMW geplante "Lifetime-Füllung" war ein Schuss in den Ofen... inzwischen ist ein Wechsel alle 20tkm vorgesehen.
Ich hab auch noch diverse Teile im Keller, aber hauptsächlich Plastikkram... einen (leicht eingebeulten) verchromten Krümmer und original BMW Blinker, so viele, dass man damit die Schweine füttern könnte.
Ich danke Dir, mein Freund. Komme gerne auf Dich zurück. Bin heute mit der 12er GS gefahren. Alter Schwede...
Lupft noch im vierten Gang das Vorderrad bei Vollgas und lockerem Umgang mit der Kupplung.
Ich weiss jetzt auch, weshalb die so handlich ist.
Ich habe mal meinen aktuellen BMW GS Fuhrpark nebeneinander gestellt.
Man unterschätzt das. Die 12er ist tatsächlich die Kleinste. Am grössten ist die 650er Dakar.
Die nehme ich jetzt auch mit ins Gebirge.