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Polo 6N BJ 97 1,4 l 60 PS Startet schlecht, geht im Leerlauf aus

VW Polo 3 (6N / 6N2)
Themenstarteram 31. Oktober 2020 um 18:47

Hallo zusammen!

Ich bin der stolze Besitzer eines VW Polo 6N, Baujahr 1997 mit dem 1,4 Liter Motor, der in seinen besten Jahren wohl mal 60 PS geliefert hat. Das Auto hat bescheidene 100.000 Kilometer auf der Uhr und tritt nun regelmäßig in den Streik.

Folgende Problematik: Wenn ich den Wagen längere Zeit nicht gefahren habe (Sprich länger als 48 Stunden) geht er nicht mehr an. Der Starter dreht, es gibt einen Zündfunken (laut Werkstatt) und die Benzinpumpe fördert Benzin, was man sowohl hören als auch riechen kann. Immer wenn man "aufgibt" und den Startprozess abbricht hört man ein leises grummeln, so als ob in einem oder zwei Zylindern noch einmal trotzig gezündet wird. Das ganze macht man dann vier bis 15 mal und dann irgendwann geht er auch an. Es stellt sich dann ein sehr ruckeliger Leerlauf ein, der auch gern wieder aus geht. Vorallem nasses und kaltes Wetter garantieren, dass er dann nicht an bleibt. Wenn er erstmal an ist, und man in diesem Leerlauf gas gibt, passiert eine von zwei Dingen:

Entweder, er nimmt das Gas an und dreht hoch,

Oder er geht einfach aus.

Wenn man den Drehzahlmesser über die 2000 Touren getrickst hat, kann man versuchen den ersten Gang einzulegen und loszufahren. Je höher die Drehzahl, desto stabiler läuft der Motor. Bei allem zwischen Leerlauf (950 1/min) und 2000 1/min ruckelt der Motor sehr gern vor sich hin. Beim Fahren kommt das besonders häufig im hohen Lastbereich vor, soll heißen 1700 1/min im 5 Gang bei Vollgas zum Beschleunigen. Da hat man dann das schöne Gefühl der (sehr moderaten) Beschleunigung und plötzlich hört der Motor vollkommen auf zu ziehen. und man küsst das Lenkrad. Wenn man vom Gas geht und langsam wieder Gas gibt nimmt er das auch wieder an.

Soweit, so gut. Was mich besonders stutzig macht ist die Tatsache, dass bestimmte Umgebungsvariablen eine definitive Rolle spielen. Das Problem verschwindet, wenn:

Es draußen heiß und trocken ist (25 °C +)

Das Auto kürzlich gefahren wurde und warm ist

Das Auto innerhalb von 24 Stunden eine längere Strecke gefahren ist (ca 25 km) auch im Kaltzustand

Oder wenn ich mit meinem Vater fahre.

Der letzte Punkt mag Zufall sein, ist aber besonders nervig, da dadurch meine Fahrkünste als Ursache in Betracht gezogen werden ("Du fährst bestimmt viel zu wild, deswegen will das Auto nicht!")

Ich würde mich freuen, wenn jemand von euch eine Ahnung hat, was meinem Polo fehlt. Ich mag den Wagen sehr und würde mich freuen, noch ein paar Jahre damit durch die Gegend zu gurken. Vielleicht hat jemand ja ein ähnliches Problem oder eine Erklärung für dieses merkwürdige Verhalten.

Folgende Dinge wurden bereits gemacht:

Ölwechsel

Austausch des Kühltemperatursensors + die zugehörige Plastikverkleidung / Rohre

Zündfunke wurde kontrolliert und ist vorhanden

Liebe Grüße,

Felix

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14 Antworten

Hi,

wenn es vor allem bei nasskaltem Wetter auftritt, dann tippe ich mal auf Zündanlage. Vielleicht mal folgendes neu machen: Verteilerkappe und Verteilerläufer (nicht teuer und leicht auszutauschen) und einen Satz neue Zündkabel mit neuen Kerzensteckern und auch die Kerzen neu, falls ewig nicht getauscht.

Meistens wirkt diese Kur Wunder - jedenfalls, wenn Dein Polo noch mit der Werksausstattung unterwegs ist... Aber ich kann natürlich auch nicht garantieren, daß es das ist!

Schlechter Motorlauf liegt gern auch an einer verdreckten Drosselklappe - die kann man mal saubermachen. Aber das bessert sich normal nicht, wenn der Motor warm ist.

Und ansonsten: Mal alle Unterdruckschläuche kontrollieren und notfalls auf Verdacht neu machen (das kostet als Meterware ja nicht viel und ist rasch gemacht).

Luftfilter mal geschaut? Aber wenn der dicht ist, wird es auch nicht besser bei warmem Motor... Trotzdem, der kostet ja nicht viel, und zum Kerzen/Zünkabel wechseln muß das Gehäuse eh' ab, da würde ich den neu machen (wenn er nicht definitiv fristgerecht gewechselt wurde)...

Grüße,

Polomadrid

Zitat:

@polomadrid schrieb am 31. Oktober 2020 um 21:55:16 Uhr:

...

wenn es vor allem bei nasskaltem Wetter auftritt, dann tippe ich mal auf Zündanlage. Vielleicht mal folgendes neu machen: Verteilerkappe und Verteilerläufer (nicht teuer und leicht auszutauschen) und einen Satz neue Zündkabel mit neuen Kerzensteckern und auch die Kerzen neu, falls ewig nicht getauscht.

...

Auf die Zündanlage tippe ich auch, aber Du hast die Zündspule vergessen, ohne die alle anderen Komponenten auch nichts bewirken können. Auch die ist nach 23 Jahren fast immer fertig, weil das Gehäuse oft Risse bekommen hat, auch an der Unter- bzw. Rückseite, die man nie sieht, aber durch die Feuchtigkeit reinzieht.

Und die Tatsache, dass ein Zündfunke "da" ist, sagt weder was über seine Qualität noch dass er auch bei steigender Drehzahl überhaupt noch regelmäßig in allen Zylindern ankommt.

 

 

Zündspule_Riss

Auch bei der Verteilerkappe innen / außen, und am Verteilerfinger können Risse sein, wo der Funke überspringt, bevor er die Zündkerzen erreicht. Wenn dann noch Staub auf der Zündspule, Verteiler ist, Feuchtigkeit dazu kommt, kann dieses stottern vorkommen. Das würde ich untersuchen. Manchmal reicht es auch, die Zündbauteile mit Röstlöser zu reinigen. Sonst Zündkerzen, Verteilerkappe/Finger, evtl Kabel, und Zündspule neu.

Auch wenn ein Unterdruckschlauch abgefault, kann es durch Nebenluft zu Aussetzern, schlechtem Motorlauf kommen.

Verteilerkappe-innen
Verteilerkappe-oben
Verstaubte-zuendspule-vw-golf
+1
Themenstarteram 1. November 2020 um 16:21

Hallo zusammen,

Vielen Dank für den Input! Ich habe heute mal explorativ rumgebastelt. Folgendes habe ich gefunden:

In der Airbox hinter dem Luftfilter war eine große Pfütze Öl. Ich kann mir nicht wirklich erklären wie die da hinkommt, aber ich bin mir sicher dass die dort nicht hingehört. Die Drosselklappe sah jedoch auch ziemlich verdreckt aus, also habe ich diese mal gereinigt.

Ich habe alle Zündkabel abgenommen und durchgemessen. Alle weisen 6 Kiloohm Widerstand auf. Ein Kabel hat 6,3 Kiloohm, aber ich schließe da einfach mal auf mein schlechtes Multimeter als Ursache. Die Zündkabel sollten es also nicht sein.

Die Verteilerkappe ist 4fach angebrochen und sieht für mich nach dem Verursacher des Übels aus.

Der Zündverteilerfinger ist ziemlich abgenudelt und ich werde den wohl auch neu machen.

An die Zündkerzen konnte ich leider nicht rankommen, da mir die das richtige Werkzeug zum Ausbau fehlt. Das bestelle ich mir aber auch gleich mit und werde die 4 Zündkerzen einfach mit wechseln.

Anbei die Bilder meiner Exploration:

am 1. November 2020 um 17:37

Hallo, ein Bild der Innenseite der Verteilerkappe wäre interessant zusehen.

Öl im Luftfiltergehäuse ist meist ein Zeichen dafür, dass der Ölabscheider durch Ölschlamm bzw. Öl-Wasser-Emulsion verstopft ist.

Themenstarteram 1. November 2020 um 18:18

Zitat:

@Polo_1951 schrieb am 1. November 2020 um 18:37:50 Uhr:

Hallo, ein Bild der Innenseite der Verteilerkappe wäre interessant zusehen.

Hallo Polo_1951, hier ein Bild der Innenseite

LG Felix

Hi,

das geht ja gerade ratz-fatz hier im Forum... :-) Also die Verteilerkappe sieht nicht mehr so frisch aus - würde ich ohne zu fackeln wechseln, auch den Läufer.

Wie schon Talker1111 geschrieben hat: Das Ölpfützchen könnte an einem versifften Ölabscheider liegen. Da würde ich überlegen (sofern die Kasse es hergibt), den auch zu tauschen - sonst kann es nämlich sein, daß Du bei Minustemperaturen diese bekannten Frostprobleme kriegst mit dem Motor (dann vereist die Wasser-Öl-Emulsion im Ölabscheider und die Blow-by-Gase können da nicht raus; dann gehen sie durch das Führungsrohr des Ölpeilstabs durch, drücken dabei aber das Öl raus... da ist schon mancher Polo-Motor dran gestorben, obwohl ihm sonst nix fehlte...).

Zündkabel: Probiere es erstmal mit der Verteilerkappe, vielleicht reicht das schon. Zündkabelsätze sind ja nicht ganz billig. Aber Deine Widerstandsmessungen sagen nicht viel, weil das Problem oft poröse Isolierungen sind, und dann geht der Zündstrom ab auf Masse, wenn die feucht werden (also im Herbst und WInter nach dem Kaltstart, so wie bei Dir) - wenn die Maschine und der Motorraum dann mal warm und trocken sind, läuft dann auch alles wieder ganz normal...

Nach der Drosselklappenreinigung kann es sein, daß der erstmal etwas zu hohe Leerlaufdrehzahl hat; das lernt er aber rasch wieder an. Nach ein paar Fahrten sollte alles wieder fein sein, auch wenn er am Anfang sich etwas seltsam verhält...

Ach so: Beim Zündkerzenwechseln hübsch vorsichtig sein, daß Du die neuen Kerzen nicht schief einschraubst und Dir die Gewinde im Alu-Kopf ruinierst! Reinschrauben bis zum Dichtring nur mit den Fingern oder mit Steckschlüssel ohne VErlängerung! Wenn es nicht geht, dann sitzt die Kerze meistens schief - dann bloß nicht die Verlängerung nehmen! Und beim Abziehen der Kerzenstecker nicht am Kabel ziehen, sondern am Stecker (so eine vorn abgewinkelte spitze Zange ist da sehr nützlich, da kann man den Falz von Kerzenstecker mit packen).

Viel Erfolg!

Themenstarteram 2. November 2020 um 16:15

Hallo zusammen,

Ein weiteres Update. Ich habe mir das richtige Werkzeug besorgt und die Zündkerzen rausgenommen. Der Abstand der Elektroden liegt bei den Kerzen zwischen 1,1 mm und 1,3 mm. Neue Kerzen haben 0,8. Ich denke die sind inzwischen auch durch. Außerdem sehen die insgesamt sehr rußig und bäh aus. Ich denke ein neuer Satz kann dort auch nicht schaden.

Ich habe noch ein Bild der Übeltäter angehängt.

Ölabscheider bei meinem Seat, im Winter eingefroren. Auch das Motoröl hatte durch Kondenswasser einen hohen Wasseranteil, daß bei 10° Minus gefror. Trotz leuchtender Ölkontrolle wurde 2 Km mit dem Wagen gefahren.:o Na ja.... am Steuer.

5-wasser
6-schlauch-zum-luftfilter
7-schmodder

Hi,

ja, da schadet ein neuer Satz Kerzen bestimmt nicht. Die neuen werden ja eine Weile halten; lohnt sich nicht, die alten nochmal einzubauen. Im Sommer würden die wahrscheinlich noch laufen, aber hetzt in der kalten Jahreszeit eher nicht.

Zum Ölabscheider von Tommel1960: Ja, so kenne ich das auch. Also, lieber Themenstarter, falls Geld und Zeit vorhanden sind, würde ich den auch neu machen... Öl ist ja bereits gewechselt, und dann hast Du ein wesentliches Risiko bei winterlichem Kurzstreckenverkehr gebannt... Ansonsten eben das bei entsprechender Wetterlage (Frost) im Hinterkopf behalten und in der Warmlaufphase damit rechnen, daß plötzlich die Öldrucklampe angeht - wenn man sofort anhält, gibt es vielleicht noch eine Chance, daß nicht alles hin ist...

Grüße und viel Erfolg!

Themenstarteram 5. November 2020 um 19:07

So Leute, jetzt kommt das große Finale!

Die Teile sind heute angekommen. Ich habe den Ölabscheider ausgebaut, welcher ziemlich ekelig aussah. Der Tipp den zu tauschen war super. Neuen Abscheider rein, ein Problem weniger. Danach kam die ganze Zündanlage dran. 4 neue Kerzen, einen neuen Zündverteilerfinger und eine Zündverteilerkappe aufstecken, ein bisschen grübeln, wo jetzt welches Zündkabel nochmal drauf war, alles mit der Zündspule verbunden, uuuuuund:

Er läuft! Einmal umgedreht, sofort an. Schnurr wie ein etwas altersschwaches Kätzchen. Er nimmt Gas an, läuft ruhig und kein Ruckeln mehr!

Vielen Dank an alle, die mir bei dieser Aufgabe geholfen haben! Ich hoffe auf viele weitere Kilometer mit dem Auto.

LG Felix

Und auch danke, für die Rückmeldung, daß es geklappt hat.:)

Hi, danke auch für die Rückmeldung - und ich freue mich für Dich, daß es nur 'das Übliche' war. Es ist ja oft so, daß die Autos in dem Alter immer noch mit der ersten Garnitur solcher Teile herumfahren, die letztlich doch irgendwo Verschleißteile sind... und es gibt nicht wenige, die das Auto dann abstoßen, weil es nicht mehr so recht will, und dabei hätte doch nur relativ wenig gefehlt...

Alles Gute weiterhin,

Grüße,

Polomadrid

PS: Guck nächstens nochmal, ob der Ölabscheider auch dicht ist: Mir war es passiert, daß eine der Dichtungen sich verkantet hatten und dann siffte da nach ein paar Tagen Motoröl runter - war aber nur nachlässig montiert.

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