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Review Ford Fiesta ST nach 8 Monaten
Ich möchte nun, nach 8 Monaten in meinem Besitz, ein Review meines Ford Fiesta ST 182 schreiben. Dieses ist als Ideenaustausch oder auch als Hilfe für Unentschlossene gedacht.
Das Fahrzeug:
Ford Fiesta ST Bj 05/15
Bei Kauf 16.000km, jetzt 28500 km.
Dreitürer
Performance Blau
Innen Leder-Sportpaket Anthrazit
Performance Paket 1
Performance Paket 2
Easy Driver Paket
Sony Navigation Sync II
DAB/DAB+
Tempomat
Rückfahrkamera
Regensensor
Frontscheibe beheizbar
Dritte Kopfstütze
Performance Pedale/Fußstütze
Ergo mit Ausnahme der Alarmanlage und des Raucherpakets Vollausstattung.
Das Fahrzeug wurde als reiner Zweckkauf angeschafft und ersetzte einen 2008er E92 335d. Seine Aufgaben:
-Einsatz in Südfrankreich (Departement Var / Cotê d'Azur)
-Günstig im Unterhalt
-Alltagstauglich
-Anschaffung <20.000€ (€16.500 war mein Preis, incl 4J Garantie)
-Den französischen Straßenbedingungen angepasst (Klein, wendig, robust)
Zuallererst: Der Fiesta ST hat in diesen Kategorien nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, ich habe das Fahrzeug inzwischen sehr zu schätzen gelernt. Dennoch wird der Wagen Ende dieses Jahres wieder verkauft. Interessanterweise stehen die Interessenten ohne jegliche Werbung bereits Schlange
En Detail:
Karosserie:
Die Karosserie des Fiesta ST entspricht weitestgehend dem Serienfahrzeug. Damit ist der Wagen ein extrem zweckmäßig und durchdacht gestaltetes Konzept. Auf der geringen Grundfläche einer typischen Econobox bietet der Fiesta zwei Personen auch für längere Reisen bequem Platz und genügend Stauraum. Zu Viert sind kürzere Trips möglich. Hier fehlt es dann aber an Kofferraum und auch der Fußraum hinten ist eher für Kinder geeignet. Für den Alltag eines Singles oder eines Zweipersonenhaushalts reicht der Fiesta idR problemlos. Einkäufe schluckt er klaglos, die Heckklappe ist groß genug, dann auch eine Waschmaschine transportiert werden kann und beim ST ist die Rückbank sogar serienmäßig in 2/3 umklappbar. Insgesamt ist das Fahrzeug ein perfekter Zweitwagen oder, für kleinere Familien, sogar als Erstwagen nutzbar. Über das Styling kann man sicher streiten, aber bislang habe ich nur positives Feedback zum Wagen bekommen. Einzig der Bereich unterhalb der C Säule auf Höhe des Radkastens hinten wirkt nicht ganz stimmig, aber das ist ein typisches Problem der Kleinwagen. Das ST Spoilerpaket macht genau das, was es soll: Der Fiesta sieht scharf, verspielt und sportlich aus, ohne übertriebene Prolligkeit. Gerade im herrlichen Performance Blau oder Race Rot braucht man kein allzu exaliertes Maß an Extrovertiertheit, dieses Hot Hatch zu fahren. Zudem ist der Wagen mit ca 1.2 Tonnen auch extrem leicht geblieben. Gut so!
Innenraum
Der Innenraum ist ansprechend gestaltet und bietet mit den genialen Recaro Sitzen (hier im Teilleder des Leder-Sport Pakets) sowie der Ambientebeleuchtung sogar Eyecatcher. Die Verarbeitung kann man getrost als "robust" bezeichnen. Heißt: Drückt man gegen Oberflächen, klingt es eher wie ein Actimel Joghurtbecher als wie in einem Auto. Auch ist das Konzept der blauen Leuchten nicht sonderlich durchdacht, da es insgesamt drei unterschiedliche Blautöne gibt, was unharmonisch und unruhig wirkt. Allerdings ist der Wagen sehr praktisch gebaut, alle Knöpfe und Schalter sind logisch angeordnet und bergen keine Rätsel (Mit Ausnahme des Sony Navis, aber dazu später mehr). Die Sitze sind ein wahres Highlight. Mit extremen Seitenhalt, auch auf langen Strecken hohem Komfort und einem weiten Verstellbereich, toller Optik und einer hochwertigen Qualität der (Kunst-) Leder und Stoffflächen ein echtes must-have außer:
-Man ist korpulenter oder extrem muskulös, denn sie sind recht eng.
-Man fährt oft zu Viert (Die dicken Sitze nehmen mehr Platz als die Seriensitze normaler Fiestas)
Einziger technischer Nachteil ist die schlechte Arretierung des Sitzes. Nach dem Nutzen der Easy Entry Funktion kann es sein, dass die Rückenlehne nicht richtig arretiert und damit der Stuhl instabil wirkt. Das ist im Falle eines Unfalls sicher keine tolle Eigenschaft und angeblich dem Rotstift der Ford-Controller zu verdanken. Die Lösung ist allerdings simpel, jedoch nur temporär: Sitz noch einmal umklappen und mit etwas Schwung arretieren.
Der schwarze Dachhimmel und das Sportlenkrad wirken ebenfalls hochwertig, jedoch hat Ford sich zwei Fauxpasse erlaubt: Es gibt keine Haltegriffe (???). Und der untere Teil des Lenkrads ist mit einem billigen Plastikteil zwischen der Metallspange verschlossen. Im Focus ist das wirklich eine Öffnung. Warum man sich hier für diesen hässlichen Weg entschieden hat, bleibt mir unerklärlich.
Sonst ist alles hochgradig Alltagstauglich: Es gibt Isofixverankerungen, einfach zu reinigende Oberflächen und bislang hat noch nichts den Dienst verweigert oder ist abgefallen.
Austattung/Infotainment
Der Fiesta ST kommt ab Werk bereits sehr sehr gut Ausgestattet und kann mit ein paar wenigen Optionen zu einem rundum-sorglos-Paket aufgerüstet werden. Bis auf die wirklich miserablen Scheinwerfer (Xenon, geschweige denn LED gibt es nicht für Geld oder gute Worte) ist der Wagen ausgestattet wie manches Topmodell der Mittelklasse: Europanavi, Rückfahrkamera, DAB+, Bluetooth Audio, Tempomat, Freisprechanlage mit Spracheingabe, USB, umklappbare Rückenlehnen hinten, eine Frontscheibenheizung... Chapeau Ford!
Das Infotainment ist allerdings ein Graus. Das Sonysystem funktioniert zwar bislang bis auf die DAB Funktion immer, jedoch sind Bedienlogik und Tastenkonzept eine Katastrophe. Auf dem winzigen Bildschirm muss man mit einer Batterie an völlig unterschiedlich aussehenden Knöpfen einer ständig springenden Logik folgen. Nichts ist da, wo man es eigentlich erwartet. DAB habe ich inzwischen aufgegeben, da entweder kein Empfang oder wirres Springen zwischen den beiden Qualitäten im Sekundentakt, was den Hörgenuß ruiniert. Und wehe man will sein Radio einstellen: Himmel die ISS ist sicherlich einfacher seitwärts auf einem Smart Parkplatz einzuparken. Immerhin ist der Sound ansprechend.
Motor/Getriebe
Der Motor des Fiesta ST ist der gute alte Ford Zetec 1.6 SE / Ford Sigma. Ein Triebwerk, welches durch seine lange Baudauer inzwischen absolut kugelsicher und ausgereift ist. Dieses Triebwerk wird wegen seinem guten Ansprechverhalten, dem robusten Design, der kostengünstigen Verfügbarkeit und weil es relativ leicht ist auch sehr gerne in der Kit Kar Szene verwendet (Caterham Roadsport 150 z.B.). Im ST wird es von einem geradezu winzigen Turbolader befeuert, was dem Fahrzeug zu interessanten Fahrcharacteristika verhilft. Durch den kleinen Lader und den "großen" Motor (Gemessen an der Kleinwagenklasse) tritt der Fiesta ST stämmig an und hat sehr früh (2500 u/min) ein saftiges Drehmoment. Damit ist er im Alltag ein echter Ochse und fühlt sich überaus lebendig und potent an. Zudem hat der kleine Lader den Vorteil eines sehr guten Ansprechverhaltens (Für Turbomotoren). Damit hat man einen echten Tiger im normalen Straßenverkehr. Sportlich gefahren offenbart das Konzept aber seine Schwächen: Ab ca 5500 u/min verliert der Motor spürbar an Elan und so neigt man dazu, ihn zwischen 3000 und 5000 u/min zu halten. Im Alltag gelungen, aber für den Sportfahrer fehlt einfach das frenetische Ausdrehen. Außerdem sind die Leistungsreserven des Serienladers begrenzt und ich würde deutlich zu einem Größeren raten, sollte man wirklich nach Kraft suchen. Insgesamt sind die 182 PS jedoch sehr stämmig und lassen den Wagen ungemein agil wirken. Außerdem sind sie sehr leicht abzurufen und werden von einem kurz gestufen, knackigen und toll schaltbaren Sechsganggetriebe mit sauberen Anschlüssen verwaltet. Die Kombination bereitet viel Freude und wird nur durch die weichen Motorlager und das überforderte Vorderachsdifferenzial getrübt. Erstere sorgen nicht nur für ein leichtes "Klonk" bei harter Gangart, sondern auch dazu, dass das Getriebe teilweise schlecht schaltbar ist, wenn der Motor sich gerade bewegt. Schuld daran sind Motorlager, die denen der kleineren Modelle entsprechen. Für ca 100€ und mit einfachem Aufwand bieten diverse Tuner wie COBB oder Mountune aber eine angemessene Abhilfe. Letzteres Problem liegt am Mangel eines echten Sperrdifferenzials und äußert sich in massivem Versetzen bei Volllast aus einer Kurve, dem sogenannten Torque Steering (Bitte nicht mit Torque Vectoring verwechseln). Insgesamt ist der Antriebsstrang aber eine echte Freude: Bäriger Antritt, toller Klang durch eine Membran im Ansaugtrakt des Motors, toller Durchzug, robust und relativ sparsam (7 Liter im Alltag sind ohne jeden Aufwand realistisch).
Fahrwerk
Fahrwerke sind seit jeher eine Kernkompetenz von Ford. Der Fiesta ST ist hier absolut keine Ausnahme. Als relativ altmodisches Design verfügt der Fiesta über einen Frontantrieb mit offenem Differenzial, Einzelradaufhängung vorne und einer eigentlich relativ überholten Starrachse mit Schraubenfedern hinten. Dieses Fahrwerk ist aber absolut erstaunlich. Durch eine sehr saubere und eher trockene Abstimmung ist Ford ein wirklicher Spaßgarant gelungen. Zusammen mit dem bärigen Motor und dem niedrigen Gewicht ist es wirklich das Fahrwerk, was den Fiesta aus der Klasse seiner Konkurrenten heraushebt. Das Einlenkverhalten ist durch die geniale Vorderachse dermaßen quirlig und lebendig, dass der Wagen selbst auf dem täglichen Arbeitsweg Spaß bereiten kann. Dies beeinflusst aber nicht die Fähigkeit, bei höheren Tempi auf der Autobahn problemlos beherrschbar zu bleiben. Nach dem agilen Einlenken folgt eine Menge Grip und (Dank dem in zwei Stufen komplett deaktivierbaren ESP ) dann zur allgemeinen Überraschung und Erheiterung eine leichte Übersteuertendenz, was den Wagen noch agiler wirken lässt. Der Preis dafür ist eine eher harte Federung, welche aber noch vollends Alltagstauglich ist, sofern der werte Besitzer keine Bandscheibenprobleme hat.
Anschaffung/Unterhalt
Der Fiesta ST ist, wie seine weniger potenten Geschwister ein Auto, das auch durch Wirtschaftlichkeit überzeugen soll. Daher sind die Unterhaltskosten insgesamt gering: Die Steuer beträgt gerade einmal €118, Versicherungstarife sind trotz dem ST Aufschlag erschwinglich und Wartungen kosten ebenfalls keine Vermögen. Einzig die etwas teureren Reifen (Hier sollte man nun wirklich nicht sparen) fallen aus dem Rahmen. Ich habe ohne Anstrengungen einen Alltagsverbrauch von ca sieben Litern erreicht, eine Sechs vor dem Komma ist definitiv machbar, eine Acht nur mit einem bleischweren Gasfuß. Neu war der Wagen mit einem NLP von 23.000€ auf den ersten Blick kein günstiges Auto, wenn man aber die (bis auf bessere Scheinwerfer) vollständige Austattung und die üblichen, hohen Rabatte einberechnet, relativiert sich das Ganze auch wieder.
Fazit
Der Fiesta erfüllt seine Aufgabe ganz hervorragend. Wer auf der Suche nach einem nicht allzu teuren, außerordentlich spaßigem Fahrzeug mit niedrigen Unterhaltskosten, einer tollen Austattung und guten Fahrleistungen ist und mit dem begrenzten Platzangebot, der Fordtypischen Innenraumverarbeitung sowie der straffen Federung klarkommt, sollte sich auf jedem Fall eine Probefahrt mit diesem Fahrzeug gönnen. Für mich wären der Polo GTI, Corsa OPC und Co nicht in Frage gekommen. Diesseits eines MX5 findet man kein Fahrzeug, welches mehr pure Fahrfreude generiert. Ich habe den Wagen als günstigen Alltagswagen für Frankreich gesucht, wo er einen 335d und auch meinen zur Zeit stillgelegten Caterham ersetzen soll. Natürlich kann der Fiesta dies nur bedingt, aber das war mir von vorherein klar. Ich selbst bin sehr von diesem Wagen angetan und es wird sicher nicht einfach, ihn Ende dieses Jahres dann wieder zu veräußern.
Meine Wertung: 4/5
Und wer mir nicht glaubt:
Hier wäre Chris Harris
Und auch Matt Farah, welcher gleich einen E46 M3 als Gegner antreten lässt und am Ende einen ST kaufte
Sogar der Hamster war begeistert.
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7 Antworten
Sehe gut und anschaulich beschrieben.
Danke
Darf man fragen, welches Auto dem ST folgt?
Puh, gute Frage. Mir schwirren da so einige Kandidaten im Kopf herum.
Ich finde ja die Alfa Giulia Veloce genial und auch die Probefahrt hatte mich sehr überzeugt. Leider jedoch ist selbst die kommenden 350 Ps Variante ein Vierzylinder .
Sonst wäre da noch das C43 AMG Coupé, wo ich allerdings befürchte, dass die Preise noch außerhalb von dem liegen, was ich ausgeben möchte.
Ein 535d oder E 350 CDI wäre dann eher die sichere Variante. Oder den etwas älteren Active Hybrid 5? Schauen wir mal
Du hast auch nicht leicht.
Sehr gute Beschreibung, jedoch würde ich die starre Hinterachse nicht als veraltet bezeichnen. Sie sorgt dafür, dass das Auto entsprechend Steig ist, wodurch die gelobte Agilität entsteht. Der Wagen Wange dadurch auch weniger.
Das mit dem Infortainment ist natürlich eine Schwachstelle, die aber mit dem neuen ausgemerzt ist. Der gesamte Innenraum macht einen deutlich Sprung nach vorne.
Gerade in Bezug auf Bedienung und haptik.
Mfg
Was das Licht angeht: In unserem Mk7 FL steckten irgendwelche billigen GE H7-Funzeln. Gegen Night Breaker Unlimited getauscht: Kein Vergleich! In unserem Focus hatten die NBU weniger gebracht, da waren aber ab Werk auch schon Bosch +50% drin.
Etwas bringen sie, leider nicht so viel wie ich mir erhofft hatte:-/ aber immer besser als die Originalen!