Legendäres Kürzel am Heck, doch Brot-und-Butter-Motor unter der Haube: Ist der Corsa GSI ein Blender? Erste Fahrt im letzten Opel-Sportler seiner Art.
Vogesen – Kleinwagen brauchen keine 200 PS, um Spaß zu machen. Das spürt man im Opel Corsa GSI am besten auf der Landstraße. Dort jagt man von Scheitelpunkt zu Scheitelpunkt, kurvengierig im Geiste, aber sparsam im Bewegungsablauf. Weil er so direkt lenkt, dass er Ruhe im Volant braucht. Man zieht am Gas aus der Kurve. Nicht mit unglaublichem Druck, aber allemal zügig genug. Und merkt: 150 PS sind eigentlich genug. Bislang kam der schnellste Opel Corsa mit 207 PS. Die Topmodelle von VW Polo (GTI), Renault Clio (RS) oder Ford Fiesta (ST) sind ähnlich stark. Doch die Produktion des Corsa OPC stoppte im Juni, fortan steht der 150 PS starke Corsa GSI an der Baureihenspitze. Einige Fans sehen das kritisch. Klar, das GSI-Kürzel („Grand Sport Injection“) ist weit traditionsreicher als „Opel Performance Center“. Es kennzeichnete schließlich zwischen 1984 und 2012 die Sportmodelle der Marke, darunter alle Corsa ihrer Zeit. Mit der Reaktivierung von "GSI" änderte sich die Motorenpolitik. Denn nun steckt kein Spitzenaggregat im Corsa GSI, sondern eine Brot-und-Butter-Maschine. Immerhin eine starke. Aber der aufgeladene 1,4-Liter-Vierzylinder des Corsa GSI steht mit gleicher Leistung auch in zivilen Varianten bereit. Bei den Antrieben von Opels Sport-Limo Insignia GSI verhielt es sich genauso. Chassis und Lenkung des (Basis-)OPCQuelle: Opel Was also hat man vom GSI? Zunächst den wilderen Auftritt. Mit angedeuteter Lufthutze an der Motorhaube, Heckspoiler, breiteren Schwellern und Carbon-Applikationen an Grill und Außenspiegeln. In den Innenraum baut Opel ein griffiges Sportlenkrad, Alu-Pedale und einen Schaltknauf mit Lederbezug. Einige der Ausstattungsdetails gab es bereits im (ebenfalls 150 PS starken) Corsa S, der mittlerweile aus dem Konfigurator verschwand. Die echte Daseinsberechtigung des GSI muss man erfahren. Am besten auf den erwähnten kurvigen Landstraßen. Das Auto neigt sich weit weniger als ein Standard-Corsa, bleibt in zügigen und mittelschnellen Kurven lange neutral. Wirklich unbeschwert glühen kann man eben nur mit einem berechenbaren Auto. Die Charakterstudie dauert nur wenige Kilometer. Beim lockeren Swing durch Wechselkurven kommt das Chassis am besten zurecht, im Brakedance durch wirklich enge Serpentinen untersteuert der GSI relativ früh. Bodenunebenheiten registriert man, nimmt sie aber nie als echtes Problem wahr. Das ESP bleibt immer anQuelle: Opel Das Fahrwerk wurde auf der welligen Nürburgring-Nordschleife abgestimmt. In Grundzügen ursprünglich nicht für diesen Sport-Corsa: Das Chassis entspricht weitestgehend jenem des Corsa OPC. Koni-Dämpfer, Lenkung und Hinterachse unterscheiden den GSI von kreuzbraven Corsa-Modellen (im Detail: durch einen geänderten Winkel des Torsionsstabes). „Wir übernahmen Teile von der Corsa OPC Basis-Variante“, konkretisiert Opels Mann für den Sport, Volker Strycek, „es gab es ja auch noch das Performance-Pack“. Dann kam der frontgetriebene Kleinwagen mit mechanischer Differenzialsperre von Drexler. Beim GSI ist sie nicht mehr erhältlich. Ob man beim Herausbeschleunigen den Eingriff eines "Torsen-Diffs" vermisst? Schwer zu sagen, die elektronischen Helfer agieren früh. Abhängig vom Lenkwinkel wird die Drosselklappenstellung mitunter leicht zurückgenommen, danach greifen Antriebsschlupfregelung und Stabilitätsprogramm. Das ESP wurde für dieses Fahrzeug neu abgestimmt, lässt Experimente bis zu einem gewissen Maß zu. Deaktiviert werden kann es nicht. Einen gelockerten Zwischenmodus (vergleichbar etwa dem M-Dynamik-Modus in BMW-Modellen) bietet Opel hier nicht. Breites DrehzahlbandQuelle: Opel Es geht eben um lockeren Spaß, nicht um bierernstes Racing. Dabei wäre ein elektronisch enthemmter Corsa GSI wohl einigermaßen konkurrenzfähig. „Auf der Nordschleife halten wir in kurvigen Sektionen mit größeren Performance-Cars mit“, erzählt der ehemalige DTM-Profi Strycek von den Entwicklungsfahrten in der Eifel. Die Längsbeschleunigung scheint zumindest ordentlich. In negativer Richtung durch 308 Millimeter große Bremsscheiben an der Vorderachse, leider mit schwammigem Pedalgefühl. Der 1,4-Liter-Turbo bietet ein breites nutzbares Drehzahlband. Ab rund 3.000 Umdrehungen lässt sich mit dem Aggregat sportlich arbeiten. Im oberen Drehzahlbereich sorgt der Lader – und das ist anders als beim herkömmlichen 1,4-Turbo „EcoFLEX“ – noch einmal für einen dezent merkbaren Schub. Bei 6.500 Umdrehungen setzt der Begrenzer ein. Ausdrehen bis zum Limit zahlt sich aus, dann passt der Anschluss im nächsten Gang besser. Den Corsa GSi bietet Opel ausschließlich mit manuellem Sechsgang-Getriebe an. Es sei präziser als jenes der Standardmodelle, findet Opel. Etwas klarer definiert könnten die Gassen aber ruhig sein. Der letzte seiner ArtQuelle: Opel Der Corsa GSI startet bei 19.960 Euro. Dafür gibt es einen ausreichend starken und hinreichend wilden Kleinwagen für launige Landstraßen-Ausflüge. Für den nächsten Trackday ist ein gebrauchter OPC wohl besser geeignet. Wir empfehlen zusätzlich die Recaro-Sportsitze für 2.060 Euro (inklusive Sitzheizung) – und eine unbesetzte Rückbank beim Glühen übers Land. Auf dem glatten Leder der kaum taillierten Sitze ist der Seitenhalt überschaubar. Die unmittelbare Konkurrenz: Der leichte Suzuki Swift Sport (140 PS, ab 21.430 Euro) sowie der Ford Fiesta in der ST-Line-Variante und der stärksten verfügbaren Motorvariante (140 PS, ab 18.400 Euro). In der historischen Rückschau wird der Corsa GSI dereinst bedeutender sein als diese Alternativen. Er ist der letzte Sport-Corsa auf GM-Basis. Der Nachfolger des aktuellen Corsa E wird auf einer Plattform des Marken-Neueigentümers PSA basieren. Der Modellwechsel erfolgt 2019. Im finalen Abschnitt des (vergleichsweise kurzen) Lebenszyklus soll der Corsa GSI der E-Baureihe laut Opel noch einmal Aufmerksamkeit bringen. Unsere Prognose: Das wird ihm gelingen, selbst mit „nur“ 150 PS und einem wenig exklusiven Aggregat. Technische Daten Opel Corsa GSi
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