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Türscharniere DIY
MercedesDa hin und wieder mal gefragt wird wie ich das mit den Türscharnieren gelöst habe und welche Teile verwendet wurden. will ich das hier in einem eigenen Thread mal zusammenfassen.
Bitte keine Beiträge mit dem Hinweis auf die Neuteile von MB oder andere Nachbauten. Dafür gibt es schon eigene Threads.
Begonnen hat das Ganze mit echt schwergängigen Türen und halt mit Rost an der Kontaktstelle.
Ich habe mir zuerst so nach und nach bei EBAY immer ein gebrauchtes Türscharnier gekauft. Die Farbe dabei ist egal, weil beim einspannen zum bearbeiten eh der Lack beschädigt wird. Dadurch konnte ich mir mit den Arbeiten Zeit lassen und immer eine Fahrzeugseite mit einem Mal machen.
Vom Prinzip her wurde die wartungsfreie Kunststoff-Metallgewebe-Buchse und der Stahl-Scharnierbolzen, durch Messing-oder Rotguss-Bundbuchsen und einen V2A-Scharnierbolzen einschraubbar ersetzt.
Die von mir verwendeten Buchsen sind Rohlinge und passen nur im Außendurchmesser. Sie müssen vor dem Einbau auf 7,9 mm aufgebohrt werden. Diese Buchsen und auch die M10x70 Stiftschrauben DIN 913 gibt’s einzeln im elektronischen Warenhaus. Gelegentlich werden auch Buchsen angeboten die man für diesen Zweck nicht aufbohren muss.
Die Scharnierbolzen lassen sich nur nach oben austreiben. Am besten geht das mit einer Presse. Dann wurde die Kunststoff-Metallgewebe-Buchse ausgebohrt und die Gewindebohrung für den Schmiernippel gesetzt. Für die Seitenrichtung der Gewindebohrung gibt es kein Maß. Die richtige Stelle wurde bei voll geöffneter Tür und anhalten des Teils optisch ermittelt, damit man später das Werkzeug zum entfernen der Verschlußschraube und zum einsetzen des Schmiernippels, gerade ansetzen kann.
Analog dazu wird mit der Gewindebohrung für die Sicherungsschraube verfahren. Sie soll ebenfalls bei voll geöffneter Tür gut erreichbar und von aussen nicht sichtbar sein. Diese Maße kann man dann auf die restlichen Scharnierteile übertragen und für das nächste Mal notieren.
Als nächstes wird das Teil in dem sich die Kunststoff-Metallgewebebuchse befand, auf 9,9 mm aufgebohrt und auf 10,0 mm aufgerieben. Am Gegenstück wird nach dem setzen der M5 Gewindebohrung, eine 8,0 mm Reibahle durch geschoben. Damit wird der Grat der Gewindebohrung entfernt und die untere Bohrung ist sauber. Dann wird nur die obere Bohrung für das M10 Gewinde von 8,0 mm auf 8,5 mm aufgebohrt und das M10 Gewinde geschnitten.
Da das feststehende Teil mit den neuen Bundbuchsen noch nicht in das Schwenkteil passt, muss das feststehende Teil rechts und links der Buchsenbohrung ca. 1,2 –1,3 mm gekürzt werden. Dazu gibt’s auch keine Zeichnung, denn die Scharniere sind nicht alle exakt gleich. D. h. man muss an jedem Scharnier ausrechnen wieviel abgefräst werden muss.
Dazu wird wie im Bild zu sehen Maß C ermittelt.
Dann die Maße A und B ermitteln.
A – Buchsengehäuse ohne Buchsen
A1 – Buchsengehäuse mit Bundbuchsen
B – Bundbreite der Buchse
C – Öffnung im schwenkbaren Teil
X. – Buchsengehäuse abzutragendes Gesamtmaß
X1 – Buchsengehäuse abzutragendes Maß pro Seite
D. h. A + B +B = A1.
A1 – C = X
X : 2 = X1
X1 ist jetzt das Maß was auf jeder Seite abgefräst werden muss, hier kann man 0,1 - 0,2 mm mehr abtragen, weil ohne Spiel funktioniert es nicht.
Für die Scharnierschraube gibt es ebenfalls keine Zeichnung, weil alle nötigen Maße am Bauteil unkompliziert messbar sind.
Der Scharnierbolzen ist eine 70 mm lange M10-Stiftschraube aus V2A, DIN 913, an welcher im unteren Bereich ein 8,00 mm Schaft angedreht wird. Im oberen Bereich bleibt genau nur so viel Gewinde stehen wie das Scharnier oben breit ist.
Nach den o. g. ausgeführten Arbeiten und dem entlacken der Scharniere, sind die Teile neu galvanisch verzinkt und mit 2K-Lack lackiert worden.
Die Bundbuchsen kann man in einem Schraubstock mit glatten Kunststoffbacken eindrücken. Zum aufreiben der Buchsen habe ich einen 80er Winkelstahl eingespannt, in den vorher 4 Gewinde-Befestigungsbohrungen passend für das Scharnierteil eingebracht wurden. Damit wird das Teil angeschraubt und ein Lackschaden beim aufreiben und der Montage der Scharnierteile wird damit ausgeschlossen.
Wenn man richtig gemessen hat, dann passen die beiden Teile mit etwas Spiel zusammen. Das Gewinde der VA-Scharnierschrauben wird mit Keramikspray eingesprüht und der Raum zwischen den Buchsen mit Fett gefüllt. Beim einschrauben der Scharnierschraube wird das überschüssige Fett unten rausgedrückt. Die Scharnierschraube wird oben bündig eingeschraubt und der Blindstopfen reingedrückt. Die Verschlußschraube für den Schmiernippel und die Sicherungsschraube mit Schraubensicherung einsetzen.
Was hat das Ganze nun gekostet?
8 x M10 Innensechkant-Stiftschraube 8,00 €
8 x Bundbuchse 16,00 €
10 x Madenschraube M5x4 2,00 €
10 x Madenschraube M6x4 2,20 €
25 x Blindstopfen 6 mm 3,00 €
8 x Buchse aufbohren 15 min
8 x Stiftschrauben abdrehen 40 min
4 x Scharnierteil abfräsen 30 min 72,00 €
8 x Galvanische Beschichtung 15,00 €
1 x 2K-Grundierung 16,00 €
1 x 2K-Lack RAL 9006 Weißaluminium (Iridiumsilber) 18,00 €
Das macht zusammen für die 4 Türen ca. 150 €. Momentan kostet ein Scharnier neu, unlackiert bei MB 128,86 €, der ganze Satz 1285,10€!
Die Hecktür führe ich hier mal nicht mit auf, denn die Hecktür besitzt 10 mm Scharnierbolzen, wodurch die Buchsen und Stiftschrauben etwas teuerer sind.
Abschmieren tue ich alle 2 Jahre, das reicht völlig aus und sollten irgendwann die Buchsen oder Scharnierschrauben Spiel bekommen, dann kann man sie ohne Probleme einfach austauschen.
Wie das Problem entsteht sieht man auf den Bildern. Hier ist deutlich erkennbar dass eine geschlitzte Buchse eingesetzt wurde, durch die Wasser an den Scharnierbolzen gelangen kann. Die Kontaktfläche des Scharnierbolzens reibt in der Buchse und die galvanische Beschichtung nutzt sich ab und der blanke Stahl beginnt dann zu rosten. Das ganze ist baugleich an 2006 – 2015. Aus diesen Jahren sind die beiden Bilder der Scharniere.
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8 Antworten
Klasse Beitrag. Danke
Hallo Balmer,
danke für den schönen Beitrag.
Eine Frage hätte ich dazu:
Hast du jene Fläche des Gegenstücks, wo die Bundbuchse reibt auch lackiert?
Stehe kurz vorm Lackieren und bin unschlüssig. Einerseits hilft der Lack natürlich gegen Korrosion, zumindest bis er sich durch das ständige Reiben verabschiedet.
Anderseits besteht mMn auch die Gefahr, dass der Lack an der Reibstelle reißt und sich der Riss in den sichtbaren Bereich ausbreitet --> Rost kann sich wieder leichter ansiedeln.
Wie hast du das gehandhabt?
Lg
Ja, die Scharniere sind immer kpl. lackiert worden.
Bei meinem 1. Versuch mit Kunststoff-Bundbuchsen und einsetzen eines Schmiernippels, hat das Buchsen Material den Schmierstoff nicht aufgenommen wie Rotguss Buchsen und der originale Lack. Deshalb hat er sich abgerieben und es hat sich Rost gebildet.
Hallo und guten Mittag,
vielen Dank für die tolle Anleitung, ich stehe kurz davor die selbige Maßnahme an meinem G durchzuführen. Zwei Fragen blieben dennoch offen.
Im letzten Bild sieht es so aus, als hättest Du die Bundbuchse doppelt eingesetzt, jeweils unten und oben im feststehenden Teil des Scharniers?
Und zweitens, wenn ich die Bundbuchse auf 7,9mm aufbohre (Standartmäßig hat meine 6mm innendurchmesser) dann wird sie letztlich ja auf den Scharnierbolzen aufgepresst anstatt auf das Scharnier wie eigentlich üblich?
Oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?
Danke für deine Antwort!
Lg G_Sucher
Ja es sind immer pro Scharnier 2 Bundbuchsen verbaut.
Die genannten 7,9 mm werden später im eingesetzten Zustand auf 8,0 mm aufgerieben. Damit sich die Bolzen in den Buchsen drehen können.
Dazu wird das Scharnierteil in einem Winkel im Schraubstock angeschraubt, damit gibt es keinen Lackschaden.
Hi Reiner,
bin nun auch fertig mit meinen Türscharnieren, das Ergebnis kann sich sehen lassen! Einzig meine Bundbuchsen sind andere als deine, habe hier die Iglidur G von Igus verwendet, diese gibt es bereits für das passende Maß 8/10/14/10 und haben sind für eine Last von (>60 N/mm²) ausgelegt, was in diesem Falle locker reicht + sehr Preiswert (1,29€/Stück)
Vielen Dank für deine Anleitung, schönen Nachmittag.
~Nico
Top was ihr hier gemacht habt! Toll wenn ihr auch die Links und eventuell eine detaillierte Anleitung dazu erstellt
Hallo Nico,
berichte mal in einem Jahr wie sich das mit dem Iglidur und dem Lackabrieb an der Kontaktstelle des Scharnierteils verhält.