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Über die Alltagstauglichkeit eines mittlerweile über 30 Jahre alten W202 (C 200 D, OM 601)

Mercedes C-Klasse W202
Themenstarteram 26. Oktober 2024 um 6:17

Ich hatte schon mal einen ähnlichen Beitrag über unseren früheren 200 E (W124) verfasst. Durch ein Missgeschick meines Sohnes wurde aber dieser W124 dem deutschen Straßenverkehr auf Dauer entnommen.

Als Ersatz hatte ich 2015 einen C 200 D (EZ '93, Automatik, Klima, 130.000 km) gekauft, wieder als Fahrzeug für meine Kinder, damit sie möglichst günstig und halbwegs sicher (2 Airbags) herumfahren können. Zuvor stand der zwei Jahre bei älteren Herrschaften, abgemeldet, noch zwei Monate TÜV, so gut wie nicht gewartet und gepflegt, aber karosseriemäßig ganz gut. Überlegung seinerzeit: Welches Risiko geht man bei einem praktisch ungewarteten OM 601 ein, der zwei Jahre stand? Ein denkbar kleines Risiko! Und so war es dann auch.

Nach dem Kauf wurde natürlich erst einmal der Wartungsstau beseitigt (Motoröl, Getriebeöl, alle Filter, Bremsschläuche, Bremsbeläge, Batterie, neue Reifen). Wegen der Steuer wurde ein Mini-Kat eingebaut. Die HU bestand er ohne Mängel. Im weiteren Verlauf wollte irgendwann die Kopfdichtung erneuert werden, aber die sollte man bei über 20 Jahren und 170.000 km unaufgeregt als Verschleißteil betrachten; dann Abdichtung aller Dieselleitungen. Diese beiden waren die teuersten Reparaturen. Immer wieder wollte ich ihn abstoßen, aber von Jahr zu Jahr wurde immer mal was gemacht (Stoßdämpfer, Lenkung, Lenkzwischenhebel, Traggelenke, Querlenkerbuchsen, Bremsleitungen, KW-Simmerringe, Schalldämpfer usw. usw.), so bestand er ohne größeren Aufwand die HU immer im ersten Anlauf. Gute gebrauchte Teile gibt es problemlos. Sehr angenehm ist, dass die fast völlige Abwesenheit von Elektronik keine Überraschungen bereithält, wie ich es von Pannen mit ganz modernen Autos kenne. Ölverbrauch zwischen zwei Wechseln ca. 0,5 l. Und weil er so brav läuft, konnte ich mich nicht dazu durchringen, ihn zu verkaufen. Jetzt musste aber die Karosserie gemacht werden: zwei neue Kotflügel; die Heckklappe, ein Schweller und eine Wagenheberaufnahme wurden geschweißt, danach lackiert. Unterboden wurde mit Seilfett behandelt. Der W202 ist im Gegensatz zu früheren MB-Baureihen ehrlich: Der Rost, den er hat, sieht man auch.

Seit dem Kauf wurde der C 200 D von meinen Kindern viel benutzt, auch jetzt immer wieder, weil sie als Studenten noch keine eigenen Autos haben. Er war jedes Jahr ein bis zwei Mal im Jahr in Italien, jeweils über 3.000 km, völlig problemlos. Die Automatik macht das Auto überraschenderweise nicht langsamer, sondern tut der Dynamik gut. Auch Steigungen auf der BAB mit 140 km/h sind kein Problem, meistens wird er auf der Autobahn mit 120-130 bewegt, aber im Einzelfall auch 160 als Dauergeschwindigkeit, bei 180 km/h (lt. Tacho) ist Ende. Letzten Sommer wurde er den Jaufenpass hinauf nicht zum Verkehrshindernis, bei über 30°C wohlgemerkt. Haben wir mal Leistung vermisst? Jein, bei 90% der Strecken wären wir wahrscheinlich mit meinem großen 300er auch nicht schneller gefahren. Wichtiger wäre, dass er leiser läuft, aber eine dicke Dämmmatte brachte etwas Besserung (die werksseitige Dämmung am Unterfahrschutz hatte sich aufgelöst). Der Verbrauch liegt zwischen 6 (Langstrecke) und 7,5 l/100 (Kurzstrecke, Winter). Da die Automatik kürzer übersetzt ist, wäre er als Schalter gewiss noch etwas sparsamer. Die Klimaanlage, die den Verbrauch leicht erhöht, wäre hierzulande sogar bis auf einige Wochen im Sommer nicht nötig.

Kurzum:

Ich staune selbst, dass mittlerweile 9 Jahre vergangen sind. Seit dem Kauf hat er 170.000 km gelaufen. Ja, es war etwas zu machen, aber im Vergleich allein zum Wertverlust neuerer Mercedes waren die Kosten ein Witz.

Der C 200 D macht, was ein Auto soll. Mit Klima und Automatik ist das Fahren angenehm. Wenn man ehrlich ist, braucht man nicht mehr. Und bei diesem Verbrauch darf man die Frage stellen, wo bei modernen Autos, die über 25 Jahre jünger sind, der Fortschritt ist.

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7 Antworten

Sehr schöner Erfahrungsbericht :cool:.

Kann ich aus Benzinersicht (M111, auch Vormopf, auch Automatik, Erbstück, 128.000 km) bestätigen. Jedesmal, wenn ich ihn abstelle, geht mir durch den Kopf: "Er ist wie immer problemlos gelaufen."

Und inzwischen fährt man des öfteren an liegengebliebenen Autos auf der BAB-Standspur vorbei, die viele Jahre nach meinem 202 gebaut worden sind.

Vom schönen Intérieur, dem Lederlenkrad, dem allgemeinen Komfort gar nicht zu reden. Auch im Alltag umgebe ich mich lieber mit schönen Dingen als mit billigem Plastik. :cool:

Ich auch zum Thema Haltbarkeit der alten Kuh !

Mein 200 CDi ist vom Baujahr 04/99 und hat mittlerweile 401.700 km hinter sich gebracht. Hinsichtlich Motor ohne Probleme. Nur der Rost der Karosserie bringt mich in Wut.

Natürlich hat der Wagen neue Bremscheiben usw., Stoßdämpfer hinten, einen neuen Partikelfilter und anderen kleinen Dödelkram bekommen, aber alles in dem finanziellen Rahmen. Die Kariosseriearbeiten haben meinen Geldbeutel schon arg belastet und das obwohl ein mehrfacher DINOL-Hohlraumschutz eingebracht wurde.

ER braucht kein Öl und der Verbrauch hält sich bei normaler Fahrweise mit 5,5 Litern im unteren Bereich.

Allerdings fahre ich den Shell Super Kraftstoff V-Power oder Aral Ultimate.

Diese Kraftstoffe, weil ich galube das die Rußentwicklung niedriger ist und somit der nachträglich verbaute Partikelfilter nicht wieder zuwächst.

Der Motor läuft aber auch runder und weicher..

Mit Glück werde ich zusammen mit meinem Auto beerdigt :-) :-) :-) ( 88 Jahre )

Nette Grüße an alle Schrauber und Leute welche an die eierlegende Wollmilchsau glauben.

Jürgen

Habe auch eine C200D mit 168.000 km komplett Original noch nur Bremsen,Dieselleitungen und Zündschloss gemacht..kein Rost.. vor 12 Jahren mit 48tsd km von einem Opa gekauft für 4000€…dann gleich mit Mike Sanders und Fluid Film konserviert..nur im Sommer gefahren…super Auto

Als Kombi wäre das das perfekte Auto für mich

Zitat:

@schrauberotto schrieb am 26. Oktober 2024 um 12:45:15 Uhr:

Nur der Rost der Karosserie bringt mich in Wut.

Kann man der braunen Pest da nicht per Konservierung etc. das Handwerk legen?

Themenstarteram 27. Oktober 2024 um 13:56

Zitat:

Kann man der braunen Pest da nicht per Konservierung etc. das Handwerk legen?

Bei den frühen Baujahren der Baureihe 202 geht das halbwegs, bei den späteren Baujahren der Baureihen 202 und 210 (jeweils ab Mopf) ist das kaum möglich. Die rosten nicht nur von außen, die 210er sogar mitten aus dem Blech heraus. Ich hatte überlegt, ob ich den C 200 Diesel gegen einen Benziner tausche. Dann hätte ich auf jeden Fall einen aus den ersten Jahren gesucht.

(Falls wer in meinem Startbeitrag Grammatikfehler findet: Als ich sie sah, konnte ich es nicht mehr korrigieren.)

Da die Pest mit den Wasserbasislacken zwischen 1992 und 2004 auftrat, kannst du das komplett vergessen. Einfach (!) vom Streusalz fernhalten. Ist die einzige mir bekannte Dauerlösung, abgesehen von einem kompletten Neulack mit vorheriger gründlicher Entlackung und Entrostung (was wirtschaftlicher Irrsinn wäre).

 

Der Rest ist ja bei quasi allen noch übrigen 202ern ziemlich unauffällig - ich kenne den Kontrast zwischen "typischen Fehlern" bei unseren C-Klassen ("kann schon mal vorkommen") und VAG-Erzeugnissen ("wird mal vorkommen, Frage ist nur wann"). Wir haben zwar ein paar Motorisierungen mit Fehlerhäufungen (230 Kompressor mit Krümmerverzug und anderen Scherzen; frühe - also quasi alle - CDI mit Injektoren; Vormopf mit Kabelbaum - da speziell die C280), aber insgesamt ist so ein Modell - und wahrscheinlich auch die 210er aus der selben Ära - abgesehen von Rost meistens solide und störungsfrei unterwegs. Schade, dass wegen der Lackmalaise nur noch so wenige übrig sind, und auch der Ruf (und der Wiederverkaufswert) darunter gelitten hat.

Andererseits waren jetzt die letzten Wochen immer wieder gut bis mittel erhaltene W123, besonders oft 240D, zu sehen - ob als Notfallfahrzeug eines Kollegen (sein eigentliches ist am letzten Urlaubstag liegengeblieben, musste er erstmal wieder herholen lassen), am Flohmarkt von Verkäufern, oder sogar nur beim Einkauf. Und auch die haben neu schon im Prospekt gerostet (sagt man). Ganz aussterben werden dann wohl auch die 202er nicht...

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