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Vom Volvo zum Lexus: Erste Erfahrungen
Die ersten 3000 km im Lexus GS - ein vorläufiges Fazit
Am 2.2.2007 tauschte ich - nach 6 Jahren V 70, zuletzt im D5 - den Volvo gegen einen Lexus GS 430 ein. Keine Kopfentscheidung, mehr vom Bauch gesteuert und mit dem Gewissens-Placebo beruhigt, durch den Einbau einer Flüssiggasanlage die laufenden Kosten des V8 auf dem Level des Diesels zu halten.
Nun ist der erste Reiz des Neuen abgeebbt und macht den Weg frei für eine sachliche, vergleichende Betrachtung. Wobei - vergleichen kann ich hier nur bedingt, denn die Fahrzeuge sind ja nun bis auf die Außenlänge doch recht verschieden. Was also ist anders, was gleich und wo schneidet welches Fahrzeug unter Berücksichtigung meines subjektiven Wertekanons wie ab?
1. Motor und Antrieb
Da kann man nun aber auch so gut wie gar nichts vergleichen. Der Volvo D 5 war, als ich ihn vor 3 Jahren als ersten Diesel nach langer Zeit übernahm (meine Dieselerfahrungen machte ich im Studium als Chauffeur diverser hellelfenbeinfarbener 123er, 124 und 190er Daimler), für mich ein motorisches Sahneschnittchen. Nun fahre ich meinen ersten V8, und die Laufkultur ist genial. Im Leerlauf ist der Motor fast unhörbar m Benzinbetrieb, auf Gas tönt er etwas lauter. Der normal, auch zügige Fahrbetrieb spielt sich im Bereich bis ca. 2.200 1/min ab. Gibt man ihm richtig die Sporen, schwingt er sich zu einem furiosen Trompeten jenseits der 4.000 1/min auf, ohne dabei laut zu werden.
Kombinert ist das - und da kann man doch was vergleichen - mit einer 6-Gang Automatik. Ehrlich, es gelingt mir bis heute nicht, spontan zu sagen, in welchem Gang der Wagen ist. So geschmeidig und akustisch unauffällig agiert die Motor-Getriebe-Kombination, das es eine wahre Freude ist. Kein Vergleich mit der Schwabbeltronic des Volvo, die für meine Geschmack auch immer zu früh die Wandlerüberbrückung aufmachte und den Diesel ungebührlich hoch drehen ließ.
Es bleibt noch der Verbrauch. Fahre ich den Lexus so, wie ich auch den Volvo bewegt habe, nämlich zügig gleitend ohne zu rasen, dann nimmt er etwa 14 Liter LPG statt 7,5 Liter Diesel beim Volvo. Rechne ich ein, dass ich auch weniger Steuern bezahle (aber etwas mehr Versicherung....), dann liegen die Unterhaltskosten in der Tat auf ähnlichen Niveau.
2. Karosserie
Kombi gegen Limousine. Kann man ja gar nicht vergleichen? Doch: Ganz klar ist der Volvo variabler. Das fängt bei den umlegbaren Rücksitzen an und endet bei der umlegbaren Beifahrersitzlehne (hallo Rolo). Der Lexus bietet nur eine immerhin abschließbare Durchreiche in der Rückbank. Der Kofferraum ist tief, glattflächig und für alle mich betreffenden Transportaufgaben geeignet. Für den Transport von Weihnachtsbäumen, mehr als einem Kinderfahrrad und 24 Betonpflanzringen (diese 3 Gelegenheite gab´s nur im letzten Jahr) weiche ich nun auf die Pampersbomber befreundeter Paare mit kleinen Kindern aus.
Die Sitze des Volvo waren exzellent, jedenfalls noch im MJ 2004. Da kommen die ebenfalls sehr guten Sitze des Lexus nicht heran. Diese verwöhnen aber mit dem haptisch angenehmeren Leder, einer sehr schnell anprechenden, stufenlos regelbaren Sitzheizung und -lüftung. Die Schalter sind unter einer verschiebbaren Mittelarmlehne aber suboptimal angeordnet. Ich genieße jetzt elektrisch verstellbare Sitze, die im Volvo nicht vorhanden waren, aber hätten vorhanden sein können.
Oft kritisiert, mir völlig egal: die nur im 12-Stunden-Modus anzeigen Digitaluhr des Lexus im 80er-Jahre Charme. Dafür hat der Lexus viele sinnvoll angeordnete Ablagen und Fächer, Cupholder hinten und vorne, Airbags noch und nöcher. Die Austattung zu vergleichen wäre nicht wirklich fair, denn der Lexus spielt ja auch preislich in einer anderen Liga. Zwei Aspekte möchte ich aber herausgreifen:
3. Audio- und Navigationssystem
Mein Volvo war mit der Standardanlage HU 603 (incl. Hidden-menue-tuning), iPod-Adapter und RTI ausgerüstet. Der Lexus geht mit einer Mark-Levinson-Anlage incl. Dolby-Surround und DVD-Navi ins Rennen.
Im HiFi-Vergleich schlägt sich der Volvo beachtlich. Die werksseitige Anlage und die Lautsprecher schaffen eine beachtliche, saubere Klangleistung bis in hohe Lautstärkebereiche. Ich glaube sogar, daß der Volvo vom reinen Schalldruck her lauter kann - aber das ist ja nicht alles. Die ML-Anlage beeindruckt mit abgrundtiefen, lupenreinen Bässen, die Höhenwiedergabe finde ich im Vergleich auf neutraler Stellung etwas gedämpft (aber war beim Volvo über den EQ ziemlich hochgedreht - wohl Gewöhnungssache). Die räumliche Staffelung im Surround-Modus ist gut aufgelöst. Der 6-Fach-CD-Wechsler beherrscht Titelanzeige, wenn die CD entsprechend gebrannt ist, MP3 werden nicht wiedergegeben. Auch von Lexus ist ein iPod-Adapter noch nicht ab Werk verfügbar, müßte ich also wie damals beim Volvo aus USA einfliegen lassen oder abwarten.
Das Navi des Lexus hat mich erst irritiert. Läßt sich nur im Stand einstellen, Touchscreen statt Lenkradfernbedienung und man muß zuerst die Straße und dann den Ort eingeben - komisch..... In der Praxis hat es sich schnell gezeigt, das gerade das zuerst verlangte Eingeben der Straße zu schnelleren Ergebnissen führt, weil viele Straßennamen doch individuell sind und nur eine oder wenige Städte zur Auswahl angezeigt werden. Klappt gerade hier im Westfälischen, wo Straßen auch gerne mal "Holtmoate", "Postbült" oder "Rappers Kölke" heißen . Bei einer "Bahnhofstraße" dürfte sich die Zeitersparnis in Grenzen halten, dann gibt man halt noch die PLZ dazu ein.
Der Routenrechner ist rasend schnell, ein Ignorieren der Vorgaben wird auch bei langen Reststrecken mit umgehender Neuberechnung quittiert. Die Ansagestimme (weiblich) ist angenehm, die Ansagen präzise und Abstürze bislang nicht vorgekommen. Möglich ist ein teilweise Sprachsteuerung, wobei der praktische Nutzen sich mir noch nicht erschlossen hat.
4. Alles Gold, was glänzt?
Nö. Auch der Lexus hat Macken. Meiner ist nun rund 46.000 km alt, das sieht man ihm nicht an. Aber es gibt schon auch das ein oder andere Knarren oder Quietschen aus dem Armaturenbrett oder von der Hinterachse. Kann natürlich daran liegen, das er aus den allerersten Produktionsmonaten kommt. Und mein Freundlicher will ja auch noch was zu tun bekommen - 3 Jahre Werksgarantie sind ja noch nicht rum.
5. War noch was?
Ach ja, Wendekreis : Wer vorher Volvo gewöhnt war, hält den Lexus für einen Autoscooter. Ich kann nun in einem Rutsch wenden, wo ich vorher überlegt habe, ob das in zwei oder drei Zügen erfolgen muss. Dadurch stellt sich eine Handlichkeit ein, die - jedenfalls für den geneigten Volvisti - erstaunlich ist.
Image: Legt man da als Ex-Volvisti Wert drauf? Ja, aber eher in dem Sinne, dass man den Pelz innen trägt. Wie auch der Volvo, wird der Lexus als standesgemäßes Fahrzeug anerkannt, aber nicht als zu dick aufgetragen angesehen. Die meisten wissen ohnehin nicht, was es für ein Wagen ist. Mit seinem Chromschmuck und den runden Türausschnitten in der D-Säule geht er ein bisschen in Richtung Jaguar S-Type, wie ich letztens auf einem Parkplatz (standen nebeneinander) feststellen konnte.
6. Mein Fazit:
Ich bereue den Wechsel nicht. Ich bin ja nicht im Unfrieden von meinem Volvo weggegangen, sondern wollte mich verändern und - ja, das gebe ich zu - verbessern. Der Lexus liegt mir, er weckt Vertrauen durch seine solide Art. Auch er hat wie der Volvo eine ganz eigenen Charme. Der des Lexus ist teils etwas schwülstig, konservativ, mit dem dicken Leder und viel Holz. Der aber anderseits durch die feine, intuitiv greifbare, aber deutlich sichtbare Technik wieder nuanciert und akzentuiert wird.
Mein Volvo war da kühler, rustikaler, eben sympathisch hemdsärmelig.
Der Wechsel vom Diesel zum großen Gaser ist allerdings als gelungen zu bezeichnen. Motorisch fehlt mir nichts - auch der Lexus geht mit niedriger Drehzahl kraftvoll zu Sache. Kein Turbobums, aber auch keine Anfahrschwäche. Will ich viel Leistung, gebe ich viel Gas - und dann geht´s mal richtig los. Kultiviert ist er immer.
Wie es um die Langzeitqualiltät bestellt ist, werde ich vielleicht in ein paar Jahren berichten. So, dann mal Feuer frei....
Gruß, Hagen
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31 Antworten
Hallo Hagen,
schön von Dir hier zu lesen - prima Bericht. Läßt der sich vielleicht noch mit ein paar von den hier obligatorischen Pics anreichern?
Volvos haben wir hier schon hunderte gesehen, aber Lexus(se) - ist das eigentlich der richtige Plural???
Gruß
Frank
Ah, Tag Herr Kollege
der richtige Plural ist "Lexus", habe ich mir sagen lassen. Muß ich aber nicht Wissen, denn ich habe ja nur einen...
Bilder hatte ich hier schon mal eingestellt.
Gruß, Hagen
Hallo Hagen,
tolle Schilderung. Man kann sich gut vorstellen, dass Du den Wechsel nicht bereust. Ähnliche Erfahrungen machen einige meiner Gaskunden momentan auch. Insofern wundert mich das Ergebnis nicht. Ich hoffe Du bleibst so zufrieden!
Gruß Andi
Prima Bericht....
wünsche dir eine gute Fahrt
Halt, eines fehlt noch. Vergleich mal bitte strassenlage/Federungskomfort. Ist der Lexus auch so schön weich wie ein Volvo?
Rapace
Hi,
der Lexus ist etwas straffer (in der "Normal" Stellung, Sport ist mir zu direkt) als der V 70, aber nicht hart. Er federt sehr geschmeidig und poltert nicht mit den Stabis.
Gruß, Hagen
Danke für den sehr gut geschrieben Bericht, Hagen!
Eine Sache interessiert mich noch: Der Platz im Fond des Fahrzeugs..?
Hallo Kusi,
im Fond ist deutlich mehr Knieraum vorhanden als beim V 70, die Dachhöhe ist gerade für mich (182 cm) ausreichend und der Platz unter den Vordersitzen - um die Füße drunterzuschieben - etwas knapp, die Schuhe werden immer schon sauber dabei .
Dafür ist der hintere Fußraum auch nachts beim Einstieg beleuchtet - eines der überflüssigsten Features überhaupt, aber nett anzusehen...)
Gruß, Hagen
Schöner Bericht..........
...und im Gasverbrauch schneidest Du mit dem V8 besser ab als der XC 90 2.5T .
Vielleicht sollte ich zu Lexus abwandern - ach ja - geht nicht - der 400er ist zu klein.
Gruß Thomas
Danke für den ausführlichen Bericht.
Fair, das Du auch die Variabilität verglichen hast, obwohl ja klar war, das der Lexus hier "verlieren" würde.
Wie sieht das denn inzwischen mit dem Händlernetz aus? Gibt es nur den einen in der Nähe, auf den ich auf Gedeih und Verderb angewiesen bin, oder kann ich auch wechseln?
Gruß
Marc
Hi,
tja, die Händlerdichte ist nicht so doll, aber in meiner Gegend auch nicht schlechter als die von Volvo. Bislang aber kann ich mich ja über den freundlichen nicht beschweren - leben und leben lassen....
Gruß, Hagen
Hi Hagen,
schöner Bericht. Einige deiner angeführten Punkte kann ich aber auch wirklich 1:1 übernehmen und bestätigen! Ich hab jetzt 5500 km hinter mir und bereue den Wechsel (des Modelljahres und der MotorisierunG) nun aber auch wirklich überhaupt gar nicht.
Viel Spaß noch mit dem Gas-V8!
Gruß
Jürgen
nun deutlich flotter unterwegs.
Re: Vom Volvo zum Lexus: Erste Erfahrungen
Zitat:
Original geschrieben von D5MÄN
Wie es um die Langzeitqualiltät bestellt ist, werde ich vielleicht in ein paar Jahren berichten.
Wenn man den einschlägigen Gazetten glauben schenken darf, kann Lexus hier im Moment wohl niemand das Wasser reichen!?
Ansonsten kann ich mich nur den Vorschreibern anschliessen: guter, fairer Vergleich/Bericht.
Gruß in die automobile Diaspora
Martin
Mit fast allen Marken in greifbarer Nähe
Hallo Hagen,
feinsinniger Technikbericht. Danke dafür. Auch ich schwanke wohl noch eine Weile zwischen mittelfristig verkorkstem V70-Heckdesign oder dem Wechsel zur japanischen Konkurrenz. Die Entscheidung ist nicht leicht - aber noch habe ich ausreichend Zeit zum Grübeln.
Allzeit gute Fahrt!
Die Gurke
Re: Re: Vom Volvo zum Lexus: Erste Erfahrungen
Zitat:
Original geschrieben von XC70D5
Wenn man den einschlägigen Gazetten glauben schenken darf, kann Lexus hier im Moment wohl niemand das Wasser reichen!?
Kommt drauf an, was man unter "Langzeitqualität" versteht. Will man das Fahrzeug wirklich >10 Jahre fahren, muss hier auch der Rostschutz miteinbezogen werden. Und da schneiden die Fahrzeuge von Lexus (zumindes wenn man Vi Bilägare glauben darf) bestenfalls durchschnittlich oder sogar schlechter als der Durchschnitt ab.
Was Mängelfreiheit innerhalb der ersten paar Jahre betrifft, ist Lexus allerdings tatsächlich momentan der Maßstab.