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W221 Wechsel der Spurstangen
Im Rahmen der Renovation meiner Vorderachse waren zuletzt auch noch die Spurstangen fällig. Ich kaufte als Ersatz Lemförder Teile, Axialgelenk, äussere Spurstange und Manschetten inkl. neuer Klemmschellen. Achtung: Die mitgelieferte Schraube der Spurstange ist NICHT selbstsichernd, benötigt also Sicherungsmittel. Während bei MB die Kontermutter locker 1 cm breit ist, genügen bei Lemförder ca 5 mm. Das hat mich ein wenig verwundert. Lemförder sind mit Abstand die teuersten Ersatzteile konnte ich mal wieder feststellen. Es sollen die besten sein, ich hoffe das auch.
Der Tausch selbst ist nicht übermässig kompliziert, das Piece de Resistance ist jedoch das Ausdrücken der Spurstangenköpfe aus dem Achsschenkel. Hier empfiehlt sich bestes stabiles Werkzeug wie Abzieher und ein Hammer, denn es muss sehr kräftig nachgeholfen werden. Ferner bitte Geduld mitbringen, es braucht seine Zeit bis sich diese festen Verbindungen lösen. Der Spurstangenkopf wird durch seine konische Form in den Achsschenkel eingeklemmt, das wirkt sehr effizient.
Haben sich die Köpfe nun endlich zerstörungsfrei gelöst, kann man die Spurstangenköpfe von den inneren Spurstangen abschrauben und dabei die Umdrehungen zählen. Damit gelingt es später einfacher, eine grobe Spureinstellung für die neuen Stangen zu machen. Alternativ hilft das Nachmessen des Abstandes vom Kopf zur Kontermutter oder einem anderen Fixpunkt. Schliesslich ist die Position der Spurstangen für die Geradestellung der Räder verantwortlich. Allerdings: Die Lemförder Teile haben leicht andere Abmessungen als die Originalteile, bei mir hat das also nichts gebracht.
Dann werden die Manschetten gelöst. Am Lenkgetriebe sind sie mit einer Lochbandschelle verschlossen. Diese wird aufgehebelt oder mit einem Seitenschneider aufgeschnitten, somit zerstört. Das kleine Ende der Manschette ist mit einer Klemmschelle gesichert. Anschliessend zieht man die Manschetten ab. Theoretisch kann man die Manschetten auch wiederverwenden, aber ich habe das nach 9 Jahren/170.000 km nicht gemacht.
Das Axialgelenk kann dann mit einem 41er Schraubenschlüssel von der Lenkstange abgeschraubt werden. Es ist ratsam, die Lenkstange mit einem geeigneten Schlüssel bzw Rohrzange gegenzuhalten. Nur auf der Fahrerseite sieht man die Zahnstange der Lenkung, auf der Beifahrerseite ist es ein glattes rundes Rohr.
Das neue Axialgelenk wird mit 110 NM festgezogen, bitte wieder gegenhalten. Da ich keinen Drehmomentschlüssel mit passendem Gabelaufsatz hatte, habe ich einfach stark festgezogen. Wie eine Radschraube sozusagen. Die 41er Schlüsse sind auch recht gross geraten, da gelingt das gut. Anschliessend wird die neue Manschette aufgezogen und mit den Schellen fixiert. Für das Schliessen der Lochbandschelle braucht man eine spezielle Zange. Man muss erst die Manschette aufziehen und dann die Kontermutter, bevor man die äussere Spurstange aufschraubt, sonst geht das nicht mehr.
Dann die äussere Spurstange montierten, in etwa die Position der alten finden und mit der Kontermutter sichern. Der Spurstangenkopf kommt in Position, und dann wird die Befestigungsmutter mit zuerst 50 NM und dann nochmal 60 Grad angezogen. Vorher Sicherungsmittel auftragen. Alternativ eine original selbstsichernde Mutter von MB kaufen, die hat so eine kleine Krone, sichert also nicht mit Chemie sondern mechanisch durch Klemmwirkung. Ich habe beim Festziehen den Spurstangenkopf mit einem Inbus gegengehalten und dann einen 22er Schlüssel verwendet, letztlich noch mit einem zweiten grossen Schraubenschlüssel als Hebel festgeknallt. (also ohne NM und Winkelgrad gearbeitet….) Nächstes Mal wird das Lösen sich nicht lustig, war es diesmal aber auch nicht.
Vor dem Ablassen von der Hebebühne sollte man die Fluchtung der Räder grob prüfen. Am besten von hinten über die Hinterräder schauen, dass die vorderen Räder auch schön parallel stehen. Gegebenenfalls die innere Spurstange passend verdrehen und mit der Kontermutter sichern. Dann anschliessend ist der Weg zu einer qualifizierten Vermessung der Vorderachse bzw. der Spur anzutreten.
Man muss anmerken, dass der 221 eine Vorspur von glaube ich 0,14 Grad plus/minus 10 Minuten hat. Also 7 Minuten pro Rad genau. Das sind auf die Breite der Felge gemessen ca 0,5 mm. Also die Felge steht vorne 0,5 mm mehr nach aussen als hinten. Die Vorderräder stehen damit etwas auseinander. Von Hand wird man das kaum einstellen können.
Daraus ergibt sich auch ein Sicherheitsindiz: wenn sich die Schraube am Axialgelenk (also in der Lenkmanschette) mal lösen sollte, stellt man eine Spurveränderung fest. Die Schraube ist ca 1,5 cm lang. Da müsste sich die Felge recht stark bewegen, wenn die mal halb rauskommt. Also wenn das Auto plötzlich anfängt nach links oder rechts zu ziehen, sofort halten und diese Befestigung prüfen.
Leider habe ich keine Bilder gemacht, aber es ist eigentlich keine komplizierte Operation. Vorhersollte man wie gesagt das Vorhandensein des nötigen Werkzeugs klären (Abzieher, grosse Schraubenschlüssel, Lochbandzange).
Ich hoffe es hilft jemandem weiter.
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9 Antworten
Im Rahmen der Renovation meiner Vorderachse waren zuletzt auch noch die Spurstangen fällig. Ich kaufte als Ersatz Lemförder Teile, Axialgelenk, äussere Spurstange und Manschetten inkl. neuer Klemmschellen. Achtung: Die mitgelieferte Schraube der Spurstange ist NICHT selbstsichernd, benötigt also Sicherungsmittel. Während bei MB die Kontermutter locker 1 cm breit ist, genügen bei Lemförder ca 5 mm. Das hat mich ein wenig verwundert. Lemförder sind mit Abstand die teuersten Ersatzteile konnte ich mal wieder feststellen. Es sollen die besten sein, ich hoffe das auch.
Der Tausch selbst ist nicht übermässig kompliziert, das Piece de Resistance ist jedoch das Ausdrücken der Spurstangenköpfe aus dem Achsschenkel. Hier empfiehlt sich bestes stabiles Werkzeug wie Abzieher und ein Hammer, denn es muss sehr kräftig nachgeholfen werden. Ferner bitte Geduld mitbringen, es braucht seine Zeit bis sich diese festen Verbindungen lösen. Der Spurstangenkopf wird durch seine konische Form in den Achsschenkel eingeklemmt, das wirkt sehr effizient.
Haben sich die Köpfe nun endlich zerstörungsfrei gelöst, kann man die Spurstangenköpfe von den inneren Spurstangen abschrauben und dabei die Umdrehungen zählen. Damit gelingt es später einfacher, eine grobe Spureinstellung für die neuen Stangen zu machen. Alternativ hilft das Nachmessen des Abstandes vom Kopf zur Kontermutter oder einem anderen Fixpunkt. Schliesslich ist die Position der Spurstangen für die Geradestellung der Räder verantwortlich. Allerdings: Die Lemförder Teile haben leicht andere Abmessungen als die Originalteile, bei mir hat das also nichts gebracht.
Dann werden die Manschetten gelöst. Am Lenkgetriebe sind sie mit einer Lochbandschelle verschlossen. Diese wird aufgehebelt oder mit einem Seitenschneider aufgeschnitten, somit zerstört. Das kleine Ende der Manschette ist mit einer Klemmschelle gesichert. Anschliessend zieht man die Manschetten ab. Theoretisch kann man die Manschetten auch wiederverwenden, aber ich habe das nach 9 Jahren/170.000 km nicht gemacht.
Das Axialgelenk kann dann mit einem 41er Schraubenschlüssel von der Lenkstange abgeschraubt werden. Es ist ratsam, die Lenkstange mit einem geeigneten Schlüssel bzw Rohrzange gegenzuhalten. Nur auf der Fahrerseite sieht man die Zahnstange der Lenkung, auf der Beifahrerseite ist es ein glattes rundes Rohr.
Das neue Axialgelenk wird mit 110 NM festgezogen, bitte wieder gegenhalten. Da ich keinen Drehmomentschlüssel mit passendem Gabelaufsatz hatte, habe ich einfach stark festgezogen. Wie eine Radschraube sozusagen. Die 41er Schlüsse sind auch recht gross geraten, da gelingt das gut. Anschliessend wird die neue Manschette aufgezogen und mit den Schellen fixiert. Für das Schliessen der Lochbandschelle braucht man eine spezielle Zange. Man muss erst die Manschette aufziehen und dann die Kontermutter, bevor man die äussere Spurstange aufschraubt, sonst geht das nicht mehr.
Dann die äussere Spurstange montierten, in etwa die Position der alten finden und mit der Kontermutter sichern. Der Spurstangenkopf kommt in Position, und dann wird die Befestigungsmutter mit zuerst 50 NM und dann nochmal 60 Grad angezogen. Vorher Sicherungsmittel auftragen. Alternativ eine original selbstsichernde Mutter von MB kaufen, die hat so eine kleine Krone, sichert also nicht mit Chemie sondern mechanisch durch Klemmwirkung. Ich habe beim Festziehen den Spurstangenkopf mit einem Inbus gegengehalten und dann einen 22er Schlüssel verwendet, letztlich noch mit einem zweiten grossen Schraubenschlüssel als Hebel festgeknallt. (also ohne NM und Winkelgrad gearbeitet….) Nächstes Mal wird das Lösen sich nicht lustig, war es diesmal aber auch nicht.
Vor dem Ablassen von der Hebebühne sollte man die Fluchtung der Räder grob prüfen. Am besten von hinten über die Hinterräder schauen, dass die vorderen Räder auch schön parallel stehen. Gegebenenfalls die innere Spurstange passend verdrehen und mit der Kontermutter sichern. Dann anschliessend ist der Weg zu einer qualifizierten Vermessung der Vorderachse bzw. der Spur anzutreten.
Man muss anmerken, dass der 221 eine Vorspur von glaube ich 0,14 Grad plus/minus 10 Minuten hat. Also 7 Minuten pro Rad genau. Das sind auf die Breite der Felge gemessen ca 0,5 mm. Also die Felge steht vorne 0,5 mm mehr nach aussen als hinten. Die Vorderräder stehen damit etwas auseinander. Von Hand wird man das kaum einstellen können.
Daraus ergibt sich auch ein Sicherheitsindiz: wenn sich die Schraube am Axialgelenk (also in der Lenkmanschette) mal lösen sollte, stellt man eine Spurveränderung fest. Die Schraube ist ca 1,5 cm lang. Da müsste sich die Felge recht stark bewegen, wenn die mal halb rauskommt. Also wenn das Auto plötzlich anfängt nach links oder rechts zu ziehen, sofort halten und diese Befestigung prüfen.
Leider habe ich keine Bilder gemacht, aber es ist eigentlich keine komplizierte Operation. Vorhersollte man wie gesagt das Vorhandensein des nötigen Werkzeugs klären (Abzieher, grosse Schraubenschlüssel, Lochbandzange).
Ich hoffe es hilft jemandem weiter.
Hi,
danke für den interessanten Bericht. Die Prozedur hatte ich ebenfalls bei meinem CL durchgeführt allerdings inklusive der inneren Spurstangen. Für hatte ich extra ein Universell Spezialwerkzeug angeschafft (Spurstangengelenkschlüssel), damit geht es recht einfach. Allerdings nicht aus dem Internet bestellt, sondern aus dem Zubehör für Werkstätten. Kostete aber nicht die Welt.(ca. 100,-).
Hammer habe ich für das Ausdrücken der Spurstangen noch bei keinem Auto gebraucht. Dafür gibt es einen Traggelenk Werkzeugsatz für den W220, W221 und W211. Der passt allerdings fast für jeden Mercedes.
Zum Thema Lemförder kann ich nur sagen, dass ich immer auf Lemförder zurückgegriffen habe wenn ich keine Originalteile von Mercedes benutzt habe. Lemförder ist teuer als andere Teile allerdings ist die Qualität echt besser. So meine Erfahrungen beim CLK, CL und bei der E-Klasse. Lemförder ist ja auch Erstausrüster.
Beim Thema Drehmoment kann ich aus meiner Erfahrung ebenfalls nur empfehlen die genauen Vorschriften einzuhalten. Die berechneten Werte sind nicht ungefähr hat was mit der Festigkeit der Schrauben, Muttern und aller verbundenen Materialien zu tun. Ich weiss es geht mal auch so, aber man kann beim Drehmoment doch deutlich daneben liegen und Folgeschäden verursachen. Ich selbst komme aus der Wartung/Instandsetzung von Luftfahrzeugen und da wird das Thema Drehmoment sehr genau genommen. Man kann halt nicht rechts ranfahren und einfach Anhalten wie beim Auto.
Bei den selbstsichernden Muttern kann ich allerdings sehr empfehlen diese im Originalteileshop bei Mercedes zu bestellen. Die selbstsichernden Muttern sind nicht sehr teuer und von der Festigkeitsklasse genau auf die im Fahrzeug verbauten Teile abgestimmt. Das ist nicht immer der Fall bei Zubehörteilen (außer Lemförder). Ich hab auch schon viele Bolzen fürs Fahrwerk gesehen auf denen keinerlei Angabe zur Festigkeitsklasse zu finden war. Das können dann auch mal Billigteile aus einem Fernern Land sein.
Soll alles keine Kritik sein sondern eher meine Erfahrungen wiederspiegeln und
Respekt wer es selber macht.
Gute Fahrt
Ja, diese Anregungen würden die Arbeit qualitativ sicher nochmals besser machen. Hätte ich einen Gabelschlüsselaufsatzset für den Drehmomentschlüssel, oder besser hätte die Werkstatt das, wäre das alles auch kein Problem. Gerade bei der inneren Spurstange mit Axialgelenk wäre das gut gewesen, weil man mit den Kräften direkt auf das Lenkgetriebe einwirkt.
Zumindest konnte ich aber bei Federlenkern und Zugstreben genau mit dem richtigen Drehmoment und Anzugswinkel arbeiten. Da hatte ich auch Original MB-Schrauben dazu gekauft.
Hi,
wenn man beim Wechsel der inneren Spurstangen mal verkantet oder abrutscht kann es auch zu Beschädigungen des Lenkgetriebes (hier Zahnstange) kommen. Auf dem Bild ist erkennbar die Beschädigung der äußeren Abdichtung der Zahnstange. Aufgrund dieses Befundes hatte ich das komplette Lenkgetriebe gewechselt.
Zu sehen auf dem Bild anbei ist die Beschädigung der Abdichtung der Zahnstange auf der Fahrerseite.
Ist eigentlich nicht so dramatisch, da auf dieser Seite nicht der Kolben mit dem Öl sitzt und somit kein Servoöl ausläuft. Hat aber bei Vollauschlag der Lenkung zu Geräuschen geführt.
Gutes Gelingen weiterhin
OK da lohnt es sich auch mal reinzuleuchten in die finstere Stelle der Lenkung. Die Frage wäre ja, was bei Dir zu dieser Schädigung der Dichtung geführt hat. Ich denke dass über die Räder normalerweise schon gewisse Impulse ins Lenkgetriebe gelangen. Bevor ich meine Querlenker/Zugstreben tauschte, habe ich jeden überfahrenen Kanaldeckel im Lenkrad gespürt, danach war das weg. Das geht über die Spurstangen schliesslich recht ungefedert ins Lenkgetriebe, denke ich. Aber damit die Dichtung sich verbiegt muss doch mehr passieren? Geräusche beim Lenken habe ich bisher keine nach dem Spurstangentausch (und vorher auch nicht) ausser dem Sirren der elektrischen Lenkhilfpumpe.
Hi,
genau konnte ich nicht nachvollziehen woher die Beschädig stammt. Ich kann mir vorstellen, dass es zu dieser Beschädigung kommen kann wenn man die äußere Spurstange ausbauen will und sich nicht korrekt an die Arbeitsschritte hält. Heißt, es gibt ja über die äußeren und inneren Spurstangen einen doch recht langen Hebelarm über die Zahnstange ins Lenkgetriebe. Hier könnte ich mir vorstellen, das beim Ausbau durch nicht korrektes Gegenhalten beim Lösen der Spurstange die Zahnstange durch eine abrupte Bewegung die Dichtung beschädigt hat. Dazu reichen einige Millimeter. Genau kann ich das nicht sagen, aber beim alten ausgebauten Lenkgetriebe konnte man da etwas Spiel an der Zahnstange feststellen. Deshalb hate ich das ganze Lenkgetriebe erneuert.
Hätte vom Spiel mal einen Video drehen sollen, aber das vergesse ich beim arbeiten immer wieder.
Gute Fahrt
Ich habe den Startbeitrag in diesem Thema in die FAQ aufgenommen.
Danke dafür!
Wenn das in diesem Tempo weitergeht, haben wir bald für den W221 mehr FAQ-Beiträge als für den W220.
lg Rüdiger
Vielen Dank, aber ich hoffe dass die mittlerweile vielleicht erreichte hohe Qualität meines Autos mich nun ein wenig weniger schrauben lässt
Noch ein Bild von der fertigen Szenerie.