1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. Mercedes
  5. E-Klasse
  6. W211
  7. Wer hat Fotos vom Unterboden?

Wer hat Fotos vom Unterboden?

Mercedes E-Klasse W211
Themenstarteram 16. August 2005 um 14:58

da ich des öfteren gelesen habe, wie solide die unterboden-abedckungen beim 211er sind, und weder zeit noch den nötigen elan habe das teil auf ´ne hebebühne zu wuchten, bitte ich um ein paar bilder.

danke,

dino

Beste Antwort im Thema

Hallo,

ich könnte jetzt mal spekulieren, warum die braune Pest zurückkommt: es gibt an den deutschen Universitäten keine Lehrstühle mehr für Elektrochemie. Korrosionsforschung wird von den Ingenieuren betrieben, und wenn ich da den ein oder anderen DFG-Antrag zu begutachten habe, stehen mir die Haare zu Berge. Da wird mit allen moeglichen DIN-Vorschriften argumentiert, die Leute haben meistens jedoch gar keine Ahnung, was in der Grundlage der Korrosion passiert. Letztendlich muss man, wenn man es ordentlich betreiben will, die Korrosion auf der atomaren Skala angehen. Die Qualität der Studenten überzeugt mich übrigens auch nicht immer. Manchmal frage ich, warum manche Leute studieren. Die Korrosion ist zwar nicht mein Hauptarbeitsgebiet, jedoch kann man sie nur auf der Basis grundlegender Physikalischer Chemie verstehen. Und da spielt die Temperatur z.B. eine Rolle: jeder chemische oder elektrochemische Prozess (z.B. Korrosion) bedarf einer Aktivierungsenergie, und die ist um so geringer, je hoeher die Temperatur ist. Es gilt nach der Arrhenius oder der Eyring-Gleichung ein exponentieller Zusammenhang. Man kann z.B. Meerwasser (3,5 % Kochsalz) nehmen, es mit ein wenig Wasserstoffperoxid versetzen (sozusagen aktivierter Sauerstoff) und einmal ein Blech aus Karosseriestahl bei etwa 0 Celsius und einmal bei 20 Celsius eintauchen. Bei der niedrigeren Temperatur dauert die Korrosion erheblich länger. Daher rostet unter den Bedingungen auf der Straße ein Fahrzeug bei -5 Celsius weniger als später in der warmen Garage bei 15 bis 20 Celsius.

Welche Fehler hat Mercedes (und auch andere) in der Vergangenheit gemacht:

1. Verzicht auf verzinkte Bleche. Zink korrodiert auch sehr schnell, wenn auch langsamer als normaler Karosseriestahl, man kann es jedoch durch eine Phosphatschicht so gut stabilisieren, dass es sehr gut passivierend wirkt und die Korrosionsrate sehr stark absenkt (bis zu Faktor 10). Nichtsdestotrotz, wenn Verarbeitungsfehler dazukommen, rosten auch verzinkte Bleche. Aluminium waere eine ideale Beschichtung fuer Karosseriestahl, da Aluminium selbstpassivierend ist - wir arbeiten daran :D. Das Argument von Mercedes, wegen Ressourcenschonung keine verzinkten Bleche einzusetzen, ist aus wissenschaftlicher und ökonomischer Sicht nicht haltbar. Eigentlich ist das sogar völliger Blödsinn, das ist in der Stahlindustrie Alles im Griff. Ich habe auch schon rostende S-Klassen der aktuellen Baureihe gesehen - peinlich, peinlich, peinlich.

2. Mercedes hat meines Erachtens die falschen Konservierungsmittel verwendet. Es ist ganz wichtig, dass eine Konservierung elastisch ist und einen moeglichst geringen Permeationskoeffizienten fuer Sauerstoff hat. Ferner muss ein Korrosionsschutz wasserabweisend sein. Beim W210 war das wohl nicht gegeben, und beim W 211 werde ich langsam auch skeptisch. Nicht jeder Autofahrer kennt sich mit den Grundlagen der Korrosion aus und reinigt sein Fahrzeug penibel.

3. Mercedes hat bei dem W210 zu wenig Wert auf Kontaktstellen gelegt. Ein Schiebedach wird immer irgendwie "arbeiten" und damit mechanische Spannungen verursachen. Wenn dann ein Kratzer ensteht (z.B. auch an Heckklappenschlössern) ist die gefürchtete Spannungsrisskorrosion nicht zu verhindern. Dazu kommt dann die gefuerchtete Unterfilmkorrosion. Das Fatale bei der Korrosion von Eisen ist, dass die simultan ablaufende elektrochemische Oxidation von Eisen und die elektrochemische Reduktion von Sauerstoff an räumlich getrennten Stellen ablaufen können, wenn eine Elektrolyt-Verbindung besteht, was ja meist der Fall ist. So kommt es zu der Blasenbildung (passiert nicht bei Aluminium und seinen Legierungen, bei denen andere passivierende Metalle wie z.B. Zink zugegen sind. Wenn es schon mal Rostblasen an verwinkelten Stellen gibt, ist die Korrosion eigentlich nur noch sehr sehr schwer in den Griff zu kriegen.

Die Verwendung von hochreinen Magnesium- und Aluminiumlegierungen (z.B. AZ91 = ca. 90 % Magnesium + 9 % Aluminium + 1 % Zink) ist sehr zu begruessen, da sich selbstheilende und deckende Passivschichten bilden. Aber wehe die Legierungen enthalten eine überkritische Menge an Nickel oder Kupfer: dann ist die Korrosion nicht mehr zu kontrollieren.

Edelstahl, d.h. der Chromanteil beträgt mindesténs 13 %, ist sehr korrosionsbeständig durch deckende Chromoxid-Passivschichten. An Auspuffanlagen sind eigentlich auch nur die Schweissnähte kritisch, wenn mit dem falschen Lot gearbeitet wurde. Die Auspuffanlage des W211 scheint aber robust zu sein, zumindest bei meinem Fahrzeug. Allerdings gibt es so viele Edelstahlsorten, dass ich selber den Überblick verloren habe. Man könnte auch ein Auto ganz aus Edelstahl bauen, das würde kaum noch rosten. Allerdings gibt es dann Festigkeitsprobleme, auch neigen Karosserien aus Edelstahl wohl zum Dröhnen.

Ganz neue Probleme gibt es nun beim LASER-Schweißen von Stahl, das immer mehr in der Automobilindustrie eingesetzt wird. Die Zinkschicht auf Stahl darf dafür nicht dicker als 7 mikrometer sein (normalerweise ist die Zinkschicht auf Stahl so 15 - 20 µm dick). Mit einer dünneren Zinkschicht wird die Korrosionsrate aber wieder höher. Daher ist dann auch wieder mit verstärkter Korrosion zu rechnen.

Was müsste die Kfz-Industrie meines Erachtens tun, um die Korrosion einzuschränken:

konsequenter Einsatz von verzinktem Stahl

Verwendung von Aluminium- und Magnesiumlegierungen, wo technisch möglich

Verwendung von Edelstahl im Unterbodenbereich, wo technisch möglich

Verwendung von hochelastischen und kriechfähigen Konservierungsmitteln

Konservierung aller freiliegenden Metallteile im Unterbodenbereich.

AUDI nimmt dieses Thema mit einer eigenen Korrosionsabteilung sehr sehr ernst. Aber auch bei AUDI passieren Fehler. Die Antriebswellen des neuen A6 sollten einfach nicht rosten.

Ach ja, mein Golf 3, den ich von 1993 bis 1998 fuhr, war bzgl. der Rostvorsorge eine einzige Katastrophe.

Sorry für den langen und Skript-ähnlichen Beitrag: aber ich hasse von tiefem Herzen die Korrosion.

Mein Ratschlag an die Autofahrer: Fahrzeug möglichst nicht in einer Garage abstellen (besser Carport), bzw. die Garage nicht heizen. Nach jeder " Salzfahrt " die Salzlake sehr sehr gründlich abwaschen (lassen). Meine Mercedes-Werkstatt berechnet für die Reinigung des Unterbodens 30 Euro - das ist nun wirklich nicht viel Geld.

Ich denke, ich werde meine E bei den Jungs von Timemax nachbehandeln lassen. Nein, ich erhalte keine Tantiemen ;), ich kenne die Jungs noch nicht einmal persönlich.

Beste Gruesse

Frank

 

Zitat:

Original geschrieben von Gnarf

Das wusste ich nicht, jetzt bin ich baff. Vielleicht lässt sich damit teilweise der Rost vom 210er erklären. Mein Schiebedachrahmen war vor dem Winter in Ordnung. Nach dem Winter (Fahrzeug ist von 02/2001, jetzt 192 tkm!!!) war am Rand der Lack vom Rost unterwandert. Wie viele andere Stellen, die immerwieder mehr oder weniger gut ausgebessert werden auf Kulanz. Türen, Heckklappe, Integralträger, Unterboden, Schiebedachrahmen.

Mein 124er E 280 von ´92 hatte beim Verkauf 198 tkm, das war Ende 2003, es war nirgends Rost zu sehen, Unterboden sauber, Hinterachsgetriebe, Antriebswellen. Es gab im Motorraum nichts zu beanstanden, eventuell zwei Metallklammern haben wenig Patina gehabt. Davon träume ich heute noch Nachts. Man sieht, es ist also technisch ohne weiteres möglich.

der Rostschutz wurde schlechter.

Ich sehe mal von MB ab, da es in den letzten Jahren für mich kein Fahrzeug gab, das, zumindest mit vielen Kilometern, Rostprobleme hatte. (A-Klasse, Sprinter, V-Klasse, M-Klasse, E (210), auch die S-Klassen (220) haben teilweise Probleme an Unterboden und unter den Gummidichtungen der Türen!!!

Bei einigen anderen Herstellern drängt sich mir auf, das der Korrosionsschutz schlechter geworden ist. Wie in Deinem Beispiel!

Beim derzeitigen Polo (9N, vor der Modellpflege) kann man hier im Polo Forum auch schon von Rost hören. Beim wesentlich älteren Golf IV habe ich nochnie im Forum davon gelesen, obwohl immer mal wieder die Frage gestellt wurde nach Rost ("Ja, an den Radnaben habe ich etwas entdeckt...:D").

23 weitere Antworten
Ähnliche Themen
23 Antworten
am 16. August 2005 um 19:58

Hallo,

vielleicht so?

Grüsse

Daniel

am 16. August 2005 um 20:14

Habe Probleme mit dem Anhang.

Ich konnte kein Bild anhängen.

Ich werde es weiter versuchen, die Bildqualität zu verschlechtern, weil die Datei immernoch zu gross ist.

am 16. August 2005 um 21:01

...Limousine.

Themenstarteram 17. August 2005 um 22:02

danke für das bild. sieht so besonders eigentlich gar nicht aus. na ja, mir fehlt halt der vergleich.

dino

am 18. August 2005 um 15:43

Ich konnte heute nochmal etwas bessere Bilder machen. Man sieht auf den Bildern nicht sehr viel, im Vergleich zur Wirklichkeit.

Fahrzeug ist von 08/2003 und hat jetzt ca. 40 tkm. Wird im Winter so gut wie nie gefahren. Wenn es trocken ist regelmässig im Winter ca. nach zwei Wochen. Dafür finde ich schon ein wenig Flugrost, oder bin ich zu anspruchsvoll?

am 18. August 2005 um 15:49

...

am 18. August 2005 um 15:53

Vielleicht ist es gerade, weil das Fz. im Winter immerwieder in der Garage steht. Ist das normal so...Hinterachsgetriebe und Antriebswellen?

am 18. August 2005 um 15:55

Noch ein Bild von der Mitte: Man kann abschliessend sagen, DER Unterboden ist verkleidet bei den 211ern.

Grüsse

Daniel

Hallo,

der Flugrost ist sicher nur ein Schönheitsfehler und an der Auspuffanlage normal, aber nach meiner Meinung gilt: ein Mercedes darf nicht rosten, egal wo. Es dauert zwar sicher 10 Jahre, bis die Antriebswellen unbrauchbbar geworden sind, jedoch erscheint mir die Materialwahl ungeschickt. Man koennte sich auch eine Kapselung vorstellen oder die Antriebswellen einfach konservieren. Die verrosteten Auspuffschellen muessen auch nicht unbedingt sein.

Bei meiner E, die im Winter auch so gut wie nicht gefahren wird, sind nur die Auspuffschellen verrostet. Allerdings führe ich bei jeder Handwäsche mit einem Hochdruckstrahler eine Unterbodenwäsche durch (so gut es ohne Hebebühne halt geht), 2x pro Jahr habe ich bisher von meiner Werkstatt eine Unterbodenwäsche durchführen lassen, um den Dreck abzuwaschen.

Ich bin noch nicht so richtig überzeugt, dass Mercedes beim W211 die Rostvorsorge so ernst genommen hat, wie man es erwartet.

Hat eigentlich jemand schon mal bei TimeMax www.timemax.de seine E professionell gegen Rost schützen lassen ? Die Jungs scheinen ja sehr professionell zu arbeiten.

Gruss

Frank

Ich habe mir heute den Unterboden meiner E angesehen. Da sind nur die Auspuffschellen korrodiert. Weder an den Antriebswellen noch sonst wo ist irgendwelcher Rost zu entdecken. Rost an den Auspuffschellen macht aus elektrochemischer Sicht jedoch durchaus Sinn, da die Auspuffschellen in Grenzen als Operanode fuer die Edelmetallauspuffanlage dienen. Schoen sieht das aber nicht aus. Ich lasse sie demnaechst mal austauschen.

am 19. August 2005 um 16:29

Hallo Ferrocen,

danke für Deine ausführliche und sachkundige Antwort. Du bist ja vom Fach! Mhhh, der Flugrost ist wohl wirklich nicht so schlimm, aber:

Zitat:

Ich bin noch nicht so richtig überzeugt, dass Mercedes beim W211 die Rostvorsorge so ernst genommen hat, wie man es erwartet.

Eben, genauso sehe ich das auch und habe in der Vergangenheit schon zweimal hier im 211er Forum darüber geschrieben! Ich kann´s auch noch nicht so ganz glauben, das wir hier beim 100 % machbaren sind. Wobei: Ich meine mit 100 % machbar einen entsprechenden Schutz für mindestens 15 Jahre!! Eben so, wie dies einem Fahrzeug in dieser Preisklasse gebührt. Sicher könnte man auch dafür sorgen, dass ein Auto ab Werk nie rostet, aber das wäre in keinster Relation zu den Kosten...

Mich wundert es eben deshalb, weil ich, wie gesagt, im Winter nur ab und an bei Trockenheit fahre.

Ich denke, perfekter war es zu 124er und alten SLK (R 170) Zeiten. Wenn ich mir da den Unterbodenschutz ansehe, auch nach mehr als zehn Jahren beim 124er...das ist kein Vergleich zu dem dünn grundierten Unterboden mit Kunstoff verkleidet.

Von dem Unterboden von meinem 210er möchte ich jetzt, Huuuuuuuuuuuuuuuuuuusst!!!, lieber nicht reden. Und an den Rest, was das Blech betrifft garnicht denken.

Grüsse

Daniel

P. S.: Ich habe auch schon 211er gesehen, die unten schlimmer als meiner ausgesehen haben, die dann eben wesentlich mehr Kilometer hatten, die dann auch mit Winterbetrieb.

Hallo,

nun, mit dem Trockenbetrieb im Winter hat es eher weniger zu tun, dass ein Unterboden rostet. Die Korrosion ist bei Temperaturen um 0 Celsius eh sehr sehr langsam. Es ist eher problematisch, wenn ein Fahrzeug aus dem Salznebel einer frisch gestreuten Strasse kommt und dann in einer Garage so bei 10 - 15 Celsius langsam trocknet. Dann geht die Korrosion leider los, zumal Salzlake selbst bei 100 Celsius nicht richtig trocken wird, den elektrischen Strom also immer noch leitet. Das Problem bei der Korrosion ist eh das Chlorid aus dem Kochsalz, da Eisen in der Gegenwart von Chlorid keine passivierenden Deckschichten mehr bilden kann. Es bilden sich in der Gegenwart von Sauerstoff anstelle von Eisenoxid(en) Chloroferrate. Am besten ist es, das Salz so schnell wie moeglich wegzuwaschen. Oder man muesste auf andere Streumittel ausweichen. Kristallzucker war mal in der Diskussion als Ersatz fuer Streusalz. Thermodynamisch ist der Ansatz vielversprechend, jedoch taut Eis dann viel zu langsam auf, und man benoetigt zu grosse Mengen an Zucker. Ach, jetzt fange ich wieder an, zu dozieren....

So paradox es kllingt, im Winter ist ein Auto draussen am besten aufgehoben, solange die Temperaturen um oder unter 0 Grad sind. Danach das Salz moeglichst schnell mit einem Hochdruckstrahler entfernen.

Andererseits: an meinem A6 von 1998 war am Unterboden nach 5 Jahren und etwa 120.000 km keinerlei Rost zu sehen. Nicht einmal die Auspuffschellen waren angerostet. Daraus muss ich folgern, dass die Rostvorsorge beim alten A6 sehr gut war. Beim neuen A6 gibt es aber wohl auch angerostete Antriebswellen, wie die Jungs im A6-Forum schon mal berichtet haben. Auf den Antriebswellen wuerde z.B. eine dicke Wachsschicht, die beim Service erneuert werden koennte, schon Wunder wirken.

Vielleicht lasse ich mein Fahrzeug mal von den Jungs von Timemax behandeln. Ich will den Wagen immerhin noch 4 Jahre fahren, in der Hoffnung, dass der W 212 die alten Tugenden von Mercedes wieder aufgreift. Vielleicht sollten die Leute von Mercedes mal eine Vorlesung bei mir hoeren, dann wuerden ihnen nicht solche schlimmen Fehler passieren.

Den Ausführungen auf www.timemax.de habe ich im uebrigen aus praktischer Sicht nur wenig zuzufuegen. Deren Behandlung ist aber halt arg teuer.

Beste Gruesse

Frank

 

Zitat:

Original geschrieben von Gnarf

Hallo Ferrocen,

danke für Deine ausführliche und sachkundige Antwort. Du bist ja vom Fach! Mhhh, der Flugrost ist wohl wirklich nicht so schlimm, aber:

 

Eben, genauso sehe ich das auch und habe in der Vergangenheit schon zweimal hier im 211er Forum darüber geschrieben! Ich kann´s auch noch nicht so ganz glauben, das wir hier beim 100 % machbaren sind. Wobei: Ich meine mit 100 % machbar einen entsprechenden Schutz für mindestens 15 Jahre!! Eben so, wie dies einem Fahrzeug in dieser Preisklasse gebührt. Sicher könnte man auch dafür sorgen, dass ein Auto ab Werk nie rostet, aber das wäre in keinster Relation zu den Kosten...

Mich wundert es eben deshalb, weil ich, wie gesagt, im Winter nur ab und an bei Trockenheit fahre.

Ich denke, perfekter war es zu 124er und alten SLK (R 170) Zeiten. Wenn ich mir da den Unterbodenschutz ansehe, auch nach mehr als zehn Jahren beim 124er...das ist kein Vergleich zu dem dünn grundierten Unterboden mit Kunstoff verkleidet.

Von dem Unterboden von meinem 210er möchte ich jetzt, Huuuuuuuuuuuuuuuuuuusst!!!, lieber nicht reden. Und an den Rest, was das Blech betrifft garnicht denken.

Grüsse

Daniel

P. S.: Ich habe auch schon 211er gesehen, die unten schlimmer als meiner ausgesehen haben, die dann eben wesentlich mehr Kilometer hatten, die dann auch mit Winterbetrieb.

am 19. August 2005 um 17:38

Zitat:

So paradox es kllingt, im Winter ist ein Auto draussen am besten aufgehoben, solange die Temperaturen um oder unter 0 Grad sind.

Das wusste ich nicht, jetzt bin ich baff. Vielleicht lässt sich damit teilweise der Rost vom 210er erklären. Mein Schiebedachrahmen war vor dem Winter in Ordnung. Nach dem Winter (Fahrzeug ist von 02/2001, jetzt 192 tkm!!!) war am Rand der Lack vom Rost unterwandert. Wie viele andere Stellen, die immerwieder mehr oder weniger gut ausgebessert werden auf Kulanz. Türen, Heckklappe, Integralträger, Unterboden, Schiebedachrahmen.

Mein 124er E 280 von ´92 hatte beim Verkauf 198 tkm, das war Ende 2003, es war nirgends Rost zu sehen, Unterboden sauber, Hinterachsgetriebe, Antriebswellen. Es gab im Motorraum nichts zu beanstanden, eventuell zwei Metallklammern haben wenig Patina gehabt. Davon träume ich heute noch Nachts. Man sieht, es ist also technisch ohne weiteres möglich.

Zitat:

...an meinem A6 von 1998 war...

der Rostschutz wurde schlechter.

Ich sehe mal von MB ab, da es in den letzten Jahren für mich kein Fahrzeug gab, das, zumindest mit vielen Kilometern, Rostprobleme hatte. (A-Klasse, Sprinter, V-Klasse, M-Klasse, E (210), auch die S-Klassen (220) haben teilweise Probleme an Unterboden und unter den Gummidichtungen der Türen!!!

Bei einigen anderen Herstellern drängt sich mir auf, das der Korrosionsschutz schlechter geworden ist. Wie in Deinem Beispiel!

Beim derzeitigen Polo (9N, vor der Modellpflege) kann man hier im Polo Forum auch schon von Rost hören. Beim wesentlich älteren Golf IV habe ich nochnie im Forum davon gelesen, obwohl immer mal wieder die Frage gestellt wurde nach Rost ("Ja, an den Radnaben habe ich etwas entdeckt...:D").

Hallo,

ich könnte jetzt mal spekulieren, warum die braune Pest zurückkommt: es gibt an den deutschen Universitäten keine Lehrstühle mehr für Elektrochemie. Korrosionsforschung wird von den Ingenieuren betrieben, und wenn ich da den ein oder anderen DFG-Antrag zu begutachten habe, stehen mir die Haare zu Berge. Da wird mit allen moeglichen DIN-Vorschriften argumentiert, die Leute haben meistens jedoch gar keine Ahnung, was in der Grundlage der Korrosion passiert. Letztendlich muss man, wenn man es ordentlich betreiben will, die Korrosion auf der atomaren Skala angehen. Die Qualität der Studenten überzeugt mich übrigens auch nicht immer. Manchmal frage ich, warum manche Leute studieren. Die Korrosion ist zwar nicht mein Hauptarbeitsgebiet, jedoch kann man sie nur auf der Basis grundlegender Physikalischer Chemie verstehen. Und da spielt die Temperatur z.B. eine Rolle: jeder chemische oder elektrochemische Prozess (z.B. Korrosion) bedarf einer Aktivierungsenergie, und die ist um so geringer, je hoeher die Temperatur ist. Es gilt nach der Arrhenius oder der Eyring-Gleichung ein exponentieller Zusammenhang. Man kann z.B. Meerwasser (3,5 % Kochsalz) nehmen, es mit ein wenig Wasserstoffperoxid versetzen (sozusagen aktivierter Sauerstoff) und einmal ein Blech aus Karosseriestahl bei etwa 0 Celsius und einmal bei 20 Celsius eintauchen. Bei der niedrigeren Temperatur dauert die Korrosion erheblich länger. Daher rostet unter den Bedingungen auf der Straße ein Fahrzeug bei -5 Celsius weniger als später in der warmen Garage bei 15 bis 20 Celsius.

Welche Fehler hat Mercedes (und auch andere) in der Vergangenheit gemacht:

1. Verzicht auf verzinkte Bleche. Zink korrodiert auch sehr schnell, wenn auch langsamer als normaler Karosseriestahl, man kann es jedoch durch eine Phosphatschicht so gut stabilisieren, dass es sehr gut passivierend wirkt und die Korrosionsrate sehr stark absenkt (bis zu Faktor 10). Nichtsdestotrotz, wenn Verarbeitungsfehler dazukommen, rosten auch verzinkte Bleche. Aluminium waere eine ideale Beschichtung fuer Karosseriestahl, da Aluminium selbstpassivierend ist - wir arbeiten daran :D. Das Argument von Mercedes, wegen Ressourcenschonung keine verzinkten Bleche einzusetzen, ist aus wissenschaftlicher und ökonomischer Sicht nicht haltbar. Eigentlich ist das sogar völliger Blödsinn, das ist in der Stahlindustrie Alles im Griff. Ich habe auch schon rostende S-Klassen der aktuellen Baureihe gesehen - peinlich, peinlich, peinlich.

2. Mercedes hat meines Erachtens die falschen Konservierungsmittel verwendet. Es ist ganz wichtig, dass eine Konservierung elastisch ist und einen moeglichst geringen Permeationskoeffizienten fuer Sauerstoff hat. Ferner muss ein Korrosionsschutz wasserabweisend sein. Beim W210 war das wohl nicht gegeben, und beim W 211 werde ich langsam auch skeptisch. Nicht jeder Autofahrer kennt sich mit den Grundlagen der Korrosion aus und reinigt sein Fahrzeug penibel.

3. Mercedes hat bei dem W210 zu wenig Wert auf Kontaktstellen gelegt. Ein Schiebedach wird immer irgendwie "arbeiten" und damit mechanische Spannungen verursachen. Wenn dann ein Kratzer ensteht (z.B. auch an Heckklappenschlössern) ist die gefürchtete Spannungsrisskorrosion nicht zu verhindern. Dazu kommt dann die gefuerchtete Unterfilmkorrosion. Das Fatale bei der Korrosion von Eisen ist, dass die simultan ablaufende elektrochemische Oxidation von Eisen und die elektrochemische Reduktion von Sauerstoff an räumlich getrennten Stellen ablaufen können, wenn eine Elektrolyt-Verbindung besteht, was ja meist der Fall ist. So kommt es zu der Blasenbildung (passiert nicht bei Aluminium und seinen Legierungen, bei denen andere passivierende Metalle wie z.B. Zink zugegen sind. Wenn es schon mal Rostblasen an verwinkelten Stellen gibt, ist die Korrosion eigentlich nur noch sehr sehr schwer in den Griff zu kriegen.

Die Verwendung von hochreinen Magnesium- und Aluminiumlegierungen (z.B. AZ91 = ca. 90 % Magnesium + 9 % Aluminium + 1 % Zink) ist sehr zu begruessen, da sich selbstheilende und deckende Passivschichten bilden. Aber wehe die Legierungen enthalten eine überkritische Menge an Nickel oder Kupfer: dann ist die Korrosion nicht mehr zu kontrollieren.

Edelstahl, d.h. der Chromanteil beträgt mindesténs 13 %, ist sehr korrosionsbeständig durch deckende Chromoxid-Passivschichten. An Auspuffanlagen sind eigentlich auch nur die Schweissnähte kritisch, wenn mit dem falschen Lot gearbeitet wurde. Die Auspuffanlage des W211 scheint aber robust zu sein, zumindest bei meinem Fahrzeug. Allerdings gibt es so viele Edelstahlsorten, dass ich selber den Überblick verloren habe. Man könnte auch ein Auto ganz aus Edelstahl bauen, das würde kaum noch rosten. Allerdings gibt es dann Festigkeitsprobleme, auch neigen Karosserien aus Edelstahl wohl zum Dröhnen.

Ganz neue Probleme gibt es nun beim LASER-Schweißen von Stahl, das immer mehr in der Automobilindustrie eingesetzt wird. Die Zinkschicht auf Stahl darf dafür nicht dicker als 7 mikrometer sein (normalerweise ist die Zinkschicht auf Stahl so 15 - 20 µm dick). Mit einer dünneren Zinkschicht wird die Korrosionsrate aber wieder höher. Daher ist dann auch wieder mit verstärkter Korrosion zu rechnen.

Was müsste die Kfz-Industrie meines Erachtens tun, um die Korrosion einzuschränken:

konsequenter Einsatz von verzinktem Stahl

Verwendung von Aluminium- und Magnesiumlegierungen, wo technisch möglich

Verwendung von Edelstahl im Unterbodenbereich, wo technisch möglich

Verwendung von hochelastischen und kriechfähigen Konservierungsmitteln

Konservierung aller freiliegenden Metallteile im Unterbodenbereich.

AUDI nimmt dieses Thema mit einer eigenen Korrosionsabteilung sehr sehr ernst. Aber auch bei AUDI passieren Fehler. Die Antriebswellen des neuen A6 sollten einfach nicht rosten.

Ach ja, mein Golf 3, den ich von 1993 bis 1998 fuhr, war bzgl. der Rostvorsorge eine einzige Katastrophe.

Sorry für den langen und Skript-ähnlichen Beitrag: aber ich hasse von tiefem Herzen die Korrosion.

Mein Ratschlag an die Autofahrer: Fahrzeug möglichst nicht in einer Garage abstellen (besser Carport), bzw. die Garage nicht heizen. Nach jeder " Salzfahrt " die Salzlake sehr sehr gründlich abwaschen (lassen). Meine Mercedes-Werkstatt berechnet für die Reinigung des Unterbodens 30 Euro - das ist nun wirklich nicht viel Geld.

Ich denke, ich werde meine E bei den Jungs von Timemax nachbehandeln lassen. Nein, ich erhalte keine Tantiemen ;), ich kenne die Jungs noch nicht einmal persönlich.

Beste Gruesse

Frank

 

Zitat:

Original geschrieben von Gnarf

Das wusste ich nicht, jetzt bin ich baff. Vielleicht lässt sich damit teilweise der Rost vom 210er erklären. Mein Schiebedachrahmen war vor dem Winter in Ordnung. Nach dem Winter (Fahrzeug ist von 02/2001, jetzt 192 tkm!!!) war am Rand der Lack vom Rost unterwandert. Wie viele andere Stellen, die immerwieder mehr oder weniger gut ausgebessert werden auf Kulanz. Türen, Heckklappe, Integralträger, Unterboden, Schiebedachrahmen.

Mein 124er E 280 von ´92 hatte beim Verkauf 198 tkm, das war Ende 2003, es war nirgends Rost zu sehen, Unterboden sauber, Hinterachsgetriebe, Antriebswellen. Es gab im Motorraum nichts zu beanstanden, eventuell zwei Metallklammern haben wenig Patina gehabt. Davon träume ich heute noch Nachts. Man sieht, es ist also technisch ohne weiteres möglich.

der Rostschutz wurde schlechter.

Ich sehe mal von MB ab, da es in den letzten Jahren für mich kein Fahrzeug gab, das, zumindest mit vielen Kilometern, Rostprobleme hatte. (A-Klasse, Sprinter, V-Klasse, M-Klasse, E (210), auch die S-Klassen (220) haben teilweise Probleme an Unterboden und unter den Gummidichtungen der Türen!!!

Bei einigen anderen Herstellern drängt sich mir auf, das der Korrosionsschutz schlechter geworden ist. Wie in Deinem Beispiel!

Beim derzeitigen Polo (9N, vor der Modellpflege) kann man hier im Polo Forum auch schon von Rost hören. Beim wesentlich älteren Golf IV habe ich nochnie im Forum davon gelesen, obwohl immer mal wieder die Frage gestellt wurde nach Rost ("Ja, an den Radnaben habe ich etwas entdeckt...:D").

Deine Antwort
Ähnliche Themen