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Wo der heiße Teer langsam in den Tonnen reift...

Themenstarteram 29. Oktober 2005 um 21:02

28. Oktober 2005 Die Autobahnbaustelle ist grundsätzlich siebzehn Kilometer lang. Falls sie einmal länger oder kürzer ist, liegt das an Planungsdifferenzen im zuständigen regionalen Autobahnbaustellenrat.

Der regionale Autobahnbaustellenrat besteht aus dem Bauträger, dem Baustellenleiter, einem pensionierten Finanzbeamten und dem örtlichen Bierbrauer. In Rhein- und Moselgegenden wird letzterer im Regelfall durch den Vorsitzenden der zuständigen Winzergenossenschaft oder einen in der Rüdesheimer Drosselgasse ansässigen Gastwirt ersetzt.

Die eigentlichen Baustellenarbeiten finden ungefähr neun Kilometer nach dem Beginn der Baustelle statt. Anwesend sind eine Planierraupe mit drei Mann Besatzung, ein Asphalt Executive Planification Expert mit Schutzhelm, Propangasflasche und Flämmkopf, ein Freeway Construction Controlling Officer mit Mobiltelefon und Kaffeebecher und eine Reinemachefrau. Und so wie Joe, Jack und Jim, die in Lynchburg/Tennessee den ältesten Whisky der Welt herstellen, haben auch Heinz, Gerd und Willi viel Zeit zum Nachdenken über das große Rätsel des Lebens, während der heiße Teer langsam in ihren Tonnen reift.

Musterunregelmäßigkeit

Bei Temperaturen unter sieben Grad Celsius müssen sie ihre Arbeit abbrechen, da das Erkältungsrisiko bei längerem Aufenthalt im Freien die behördlich genehmigte Gefahrenschwelle von eins zu fünfzig überschreitet. Außerdem zeigt der Fahrbahnbelag bei Kühle und Feuchtigkeit Anzeichen von Nervosität. So wurde am Schkeuditzer Kreuz (dessen Fertigstellung für das Jahr 2095 anvisiert ist) kürzlich eine Musterunregelmäßigkeit im Asphalt registriert, die, wie Untersuchungen des TÜV ergaben, auf den Vorbeiflug eines Zugvogelschwarms zurückzuführen war.

Kurz vor der Baustelleneinfahrt beschleunigen die Fahrer deutscher Luxusmarken und PS-starker Kleinwagen ihre Gefährte verabredungsgemäß auf Höchstgeschwindigkeit. Der gewünschte bottleneck-Effekt tritt noch wirksamer ein, wenn sich die vorhandenen Lastwagen gleichzeitig über alle vorhandenen Fahrspuren verteilen, wobei langsamere und ältere Mehrtonner grundsätzlich nach links ausscheren. Tips und Tricks zum Steuersparen und Meditieren im Stau gibt es bei RTL 2 auf der Videotext-Tafel 944.

Autobahnbaustellenstädte

Das interessanteste deutsche Autobahnbaustellengebiet befindet sich zur Zeit zwischen Homberg (Ohm) und Homberg (Efze) in Oberhessen, einer Landschaft, die stark von den Märchen der Gebrüder Grimm geprägt ist. Die beiden namensgleichen Kleinstädte haben deshalb eine Initiative gestartet, um sich zur „Autobahnbaustellenstadt Homberg in Hessen” zusammenzuschließen. Das saarländische Homburg erwägt, der so entstehenden Großgemeinde beizutreten. In diesem Fall müßte die existierende Autobahnbaustelle geringfügig erweitert werden.

Die Bauzeit im betroffenen Autobahnteilstück beträgt durchschnittlich siebzehn Jahre. Dann ist der nächste Streckenabschnitt durch das Gewicht der Vierzigtonner aus Aberdeen und Ankara so geschädigt, daß eine Grundsanierung unumgänglich wird. Die Autobahnbaustelle verschwindet also nicht, sie rückt nur ein Stück weiter. Sie ist ewig wie der Mond und die Sterne. Sie wird bleiben, wenn wir alle längst vorübergefahren sind.

Wenn das für den Berufspendler keine Gründe sind, sich täglich auf dem Weg zur Arbeit aufzuregen...

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10 Antworten

nett geschrieben :D

Die Pflege der Grünanlagen.

Gerne werden zu Stosszeiten die Pflege der Begrünung und der Blumen durchgeführt. Dazu werden abwechselnd die linke Spur sowie der Standstreifen (falls vorhanden) gesperrt. die Zeit zwischen 0900 und 1200 sowie 1400 bis 1600 Uhr wird dann gerne als Pausenzeit deklariert. Pausiert wird selbstverständlich auf der Bahn. Zu gross wäre der Aufwand, die Formation auseinander zu reissen.

Auf der A7 zwischen Würzburg und Ulm werden solche "Wandermähertrupps" dann auch gerne symetrisch in die bestehende Baustellensituation eingebaut. Ziel ist es hier, dass keine 10 Km frei befahrbar sind.

Die selbstfinanzierende Baustelle:

Ein Projekt mit sehr viel Zukunftschance wird derzeitig von den thüringer Behörden getestet. Auf der A9 wird in Höhe der Rastanlage Osterfeld schon seit Jahren das Prinzip der selbstfinanzierten Baustelle getestet. Dazu wird eine Brücke oder ähnliches gesucht. Benötigt werden dann noch Verkehrsschilder ( 60 km/h ) sowie eine hand voll Barken. Die Baustelle sollte nicht länger sein wie 100 Meter. Sie sollte die Spurenanzahl nicht einschränken und grade verlaufen. Dann wird noch bei Anbruch der Dunkelheit ein "1 euro Angestellter" in einem Radarwagen in mitten dieser "Baustelle" aufgestellt und fertig ist die Finanzierung...

In der Tat, nett geschrieben. *lol*

Kuckt mal, Drahhke kann mehr als drei Zeilen schreiben! :D

@ Primax: Paten für eine Brücke gesucht!

Natürlich muß das Gras zur Hauptverkehrszeit gemäht und die Büsche beschnitten werden. D ist doch ein ordentliches Land. :D :D

 

Zitat:

da das Erkältungsrisiko bei längerem Aufenthalt im Freien die behördlich genehmigte Gefahrenschwelle von eins zu fünfzig überschreitet.

Es gibt technische Schwierigkeiten, Bitumen bei unter 7° zu verarbeiten, deswegen basteln die immer im Sommer, wenn alle in die Ferien wollen.

Zitat:

Original geschrieben von Gepard

In der Tat, nett geschrieben. *lol*

Kuckt mal, Drahhke kann mehr als drei Zeilen schreiben! :D

Na ja, den Artikel gab es doch mal in der FAZ - aber der eigene Kommentar ist immerhin zwei Zeilen lang ;)

Stimmt schon, das mit den Autobahnbaustellen ist ein ewiges Ärgernis. Kaum ist nach Monaten ein Teilbereich abgeschlossen, geht schon der nächste Baustellenabschnitt los.

Wie Drahkke, ohne Quellenangabe? *kopfschüttel* ;):D

Dann will ich das mal nachholen: Quelle

Hätte garnicht gedacht, dass die FAZ Sinn für Ironie hat.

Es ist wohl klar, dass ein Abschnitt dem anderen folgt, aber irgendwie müssen die Strassen schon instand gehalten werden.

Wir sind leider ein Transitland, und mit dem Zustrom von LKW aus dem Osten wird sich die Abnutzung dramatisch verschlimmern.

Das mit dem Teer und den Temperaturen hab ich auch gelesen, das war wohl in der ADAC-Motorwelt, wo sich Leser über die Sommerbaustellen beschwert hatten.

na ja man kann es trocken hinnehmen das man ständig deswegen im stau steht oder sich ironisch darüber auslassen und das nächste mal schmunzeln wenn man wieder drinsteht. :)

wegzaubern kann man die baustellen ja eh nicht :(

Themenstarteram 30. Oktober 2005 um 20:04

Zitat:

Original geschrieben von Bleman

Wie Drahkke, ohne Quellenangabe? *kopfschüttel*

Wie schafft ihr es immer nur, für jeden Text eine Quelle zu finden...? :eek:

Ich habe den Text leider selbst ohne Quellenangabe bekommen. Hätte wohl selbst erst einmal recherchieren sollen...:cool:

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke

Wie schafft ihr es immer nur, für jeden Text eine Quelle zu finden...? :eek:

du nimmst schlüsselwörter oder einen satz mit selten benutzten wörtern und fügst ihn in google ein.

 

-->"Wo der heiße Teer langsam in den Tonnen reift..."

Ergebnis 1 = FAZ

Ergebnis 2 = FAZ

Ergebnis 3 = Motortalk

...

Frei nach einem bekannten, deutschen Kabarettist:

"Heute morgen bin ich durch eine Autobahnbaustelle gefahren und es waren sogar 3 Arbeiter da. Die haben natürlich nicht gearbeitet, aber immerhin haben sie sich über die Arbeit unterhalten denke ich."

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