• Online: 3.237

VW-Chef über Stadler-Festnahme - "Das war für mich in der Tat ein Riesenschock"

verfasst am

Rupert Stadler in Haft. Diese Nachricht hat VW-Chef Herbert Diess schwer geschockt, wie er in einem Interview erklärt. Ob eine Rückkehr an die Spitze von Audi denkbar ist?

Berlin - Zweieinhalb Jahre nach dem Start der Dieselaffäre bei VW wird Audi-Chef Rupert Stadler verhaftet. Dies hat selbst den VW-Chef Herbert Diess kalt erwischt. "Das war für mich in der Tat ein Riesenschock", sagte Diess der "Bild am Sonntag". "Der Vorstandschef einer großen Automarke in U-Haft: Das gab es noch nie." Für ihn sei "die Festnahme nur schwer nachvollziehbar", sagte Diess. "Ich habe Rupert Stadler als Problemlöser erlebt."

Stadler war vor zwei Wochen wegen Verdunklungsgefahr in der Dieselaffäre festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft München wirft ihm Betrug und geplante Beeinflussung von Zeugen oder Mitbeschuldigten vor. Zum kommissarischen Nachfolger wurde Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot ernannt.

Könnte Stadler zurückkommen?

Auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr von Stadler an die Spitze der VW-Tochter vorstellen könne, sagte Diess: "Es kommt auf die Fakten an. Sollten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zutreffen, ist die Entscheidung klar."

Eine Führungsschwäche bei Audi sieht Diess nicht. "Bei uns ist das Geschäft so: Wenn der Vorstandsvorsitzende einige Zeit weg ist und das restliche Team ist da, dann merken Sie da noch nicht viel", sagte der VW-Chef. "Dauert es zu lange, dann wird das natürlich zu einem Problem. Aber ich bin überzeugt, dass wir da wieder rauskommen."

Sonderausschuss für Dieselgate

Diess ist auch Chef des Audi-Aufsichtsrats. "Ich habe zu Dieselgate jetzt einen Sonderausschuss im Aufsichtsrat eingerichtet, habe von den verantwortlichen Managern verlangt: Sie sollen eine Unterschrift leisten, dass die von ihnen verantworteten Softwarebestandteile keine illegalen Funktionen enthalten."

VW hatte im September 2015 eingeräumt, bei Millionen Dieselautos Abgastests manipuliert zu haben. Der Konzern musste weltweit Millionen Autos mit Manipulations-Software zurückrufen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen fast 50 mutmaßlich Beteiligte. Anklagen gibt es bisher nicht.

Gegen Diess laufen - wie auch gegen Ex-VW-Vorstandschef Martin Winterkorn und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch - Untersuchungen wegen möglicher Marktmanipulation. Sie sollen Anleger zu spät über die drohenden Konsequenzen des Diesel-Skandals informiert haben. Diess sagte dazu der "Bild am Sonntag": "Ich bin mit diesem Thema im Reinen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe." Der vormalige BMW-Manager Diess kam zum 1. Juli 2015 zu VW.

VW soll Tech-Unternehmen werden

Die deutsche Autoindustrie muss sich nach Einschätzung von Diess schneller den technologischen Herausforderungen anpassen. VW habe "den größten Nachholbedarf, auch weil bei uns vieles verkrustet ist", sagte Diess. "Jeder muss sich verändern, damit wir in 20 Jahren vom Auto noch leben können."

Sein Ziel sei, VW zu einem Tech-Unternehmen zu machen. "Wir werden selbst Software entwickeln. Wir werden den direkten Kundenkontakt haben", sagte Diess. "Und dann werden wir auch so viel wert sein wie Apple, Google oder Amazon."

 

Quelle: dpa

Avatar von MOTOR-TALK (MOTOR-TALK)
78
Hat Dir der Artikel gefallen? 2 von 5 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
78 Kommentare: