1898 fand der erste Pariser Automobilsalon statt. Dieses Jahr feiert die Messe ihr 120. Jubiläum. Eine Rückschau auf 12 Jahrzehnte Automobilgeschichte in 12 Highlights.
Köln - Automobilmessen gibt es viele. Die größte ist, auch in Zeiten sinkender Bedeutung der Messen, der Pariser Automobilsalon. Das besagen jedenfalls die siebenstelligen Besucherzahlen der global ältesten Autoschau, die zunächst als Teil der Weltausstellung Universal Expo die Patent-Motorwagen von Benz und Daimler bekannt machte. Vor 120 Jahren avancierte die Motorfahrzeugmesse zum Internationalen Autosalon, mit einem damals spektakulären Stresstest der Exponate auf der Strecke von Paris nach Versailles. Auch heute noch ein Stresstest, wenn auch eher wegen zu viel Verkehr. Ein rundes Jubiläum, das die heute Mondial Paris genannte Messe am 30. September 2018 feiern wird. Mit einer Parade der schönsten Klassiker aus zwölf Jahrzehnten am Place de la Concorde. Welche darunter sein könnten? Wir haben hier ein paar Vorschläge der zwölf größten Fahrzeugpremieren aller Zeiten unter dem Eiffelturm: 1898-1928: Peugeot Bébé von 1913 1928-1948: Renault 4 CV von 1946Weder die Weltwirtschaftskrise noch die düstere Zeit des zerstörten Nachkriegseuropas konnten den Glanz des Automobilsalons im Pariser Kristallpalast nachhaltig beschädigen. Die französische Metropole blieb das wichtigste Podium für neues Design und bezahlbare Fließband-Fahrzeuge. Mehr als eine Million Autofahrer mobilisierte als erstes französisches Modell der 1946 vorgestellte Renault 4 CV. Der kultige Heckmotor-Mini ging kurz nach dem VW Käfer in Serienproduktion und begeisterte auch viele deutsche Käufer, die den Viertürer liebevoll Cremeschnittchen nannten. Diesem winzigen Familienfahrzeug verdankt Renault den Aufstieg zu einem der weltgrößten Kleinwagenhersteller. 1948-1958: Citroën 2 CV von 1948 und Citroën DS 19 von 1955In der technikbegeisterten Aufbruchstimmung der 1950er Jahre machten die französischen Staatspräsidenten aus dem Salon ein politisches Ereignis, das an nationaler Bedeutung nicht zu übertreffen schien. In exklusiven Soireen wurden prominenten Gästen automobile Innovationen und faszinierendes Design präsentiert. Darunter waren gleich zwei Premieren von Citroen. Die Präsentation des Citroën-Spitzenmodells DS im Jahr 1955 glich dem Auftritt einer technologischen Göttin aus der Zukunft (im Französischen klingt DS wie déesse, also „Göttin“). Weit über eine Millionen Salonbesucher wollten die futuristische Schönheit dieser stromlinienförmigen Limousine mit hydropneumatischem Fahrwerk bestaunen. Die DS revolutionierte die Autowelt und wurde zum einzigartigen Star des Salons: 12.000 Bestellungen am Ende des ersten Messetages sind bis heute Rekord. 1958-1968: Alpine A110 von 1962 und Jaguar XJ von 1968 Der perfekt proportionierte Jaguar XJ6 überlebte drei Generationen, weil sich nicht einmal Stardesigner Pininfarina an einen echten Nachfolger für die 1968 vorgestellte Stilikone wagte. Es war neben dem Design auch der außergewöhnliche Mix aus monumentalen Motoren mit bis zu zwölf Zylindern und einem Interieur in feinster englischer Art, die den XJ zum Herzstück von Jaguar machten. 1968-1978: Volkswagen Golf von 1974 und Porsche 911 Turbo von 1974 Ausgerechnet zum Ende der ersten Ölkrise debütierte 1974 der Porsche 911 Turbo in Paris. Der weltweit erste Seriensportwagen mit Turbolader bewies eindrucksvoll, dass maximale Höchstgeschwindigkeit auch in Zeiten rigider Tempobeschränkungen nichts von ihrer Faszination verliert. Mit 260 PS Leistung, 250 km/h Spitze und einer Sprintzeit von unter sechs Sekunden auf Tempo 100 zählte der 911 Turbo als erster Porsche zum kleinen Club der Supersportwagen. 1978-1998: Renault Espace von 1984 und Skoda Octavia von 1996Mit dem Espace als erster europäischer Großraumlimousine löste Renault 1984 ein regelrechtes Van-Fieber aus. Alle Volumenmarken versuchten sich in den Folgejahren an Kopien des Konzepts. Aber Renault blieb Vorreiter. Die Mauern zwischen Ost und West fielen in dieser Zeit, die Globalisierung kam langsam in Gang. Weshalb sich die Messe nun Mondial de l’Automobile („Welt des Autos“) nannte. Bestes Beispiel für die schöne neue Welt offener Grenzen war der 1996 vorgestellte Skoda Octavia. Mit diesem fünftürigen Kompaktklasse-Modell stiegen die Tschechen unter dem Dach des Volkswagenkonzerns als erste Marke des ehemaligen Ostblocks zum global erfolgreichen Volumenhersteller auf. 1998-2008: New Mini (BMW) von 2000Welcher Stil bewegt sich zwischen gestern und morgen und war zur Jahrtausendwende so richtig angesagt? Retro-Design. Als BMW die Idee des englischen Mini von 1959 mit neuem Leben füllen wollte und gleich eine ganze Markenfamilie plante, war der Premierenort erneut Paris. An diesem Hot Spot startete der Cityflitzer im Jahr 2000 in sein neues Leben. Rund drei Millionen Käufer haben sich seitdem für den wieder aufgelegten Mini entschieden. 2008-2018: Nissan Leaf von 2010Die Zukunft fährt elektrisch, postuliert die europäische Politik. Das Angebot neuer Stromer wächst, vor allem wegen strengerer Abgas- und Verbrauchsvorschriften. Unser Zeitalter der Elektromobilität eröffnete Nissan 2010 mit dem ersten Leaf. Zwar war der Leaf bei weitem nicht das erste batteriebetriebene Modell beim Pariser Automobilsalon. Aber mit diesem Fünftürer gelang den E-Fahrzeugen der Durchbruch in die Massenfertigung. Als erste vollwertige Alternative zu konventionell angetriebenen Fahrzeugen ist der Nissan Leaf bis heute der meistverkaufte Stromer. In eigener Sache: Vom 20.-27. September läuft die IAA 2018 für Nutzfahrzeuge in Hannover. MOTOR-TALK hat alle Infos zur größten Lkw-Show der Welt gemeinsam mit den Herstellern aufbereitet. Mehr dazu findet Ihr hier. Quelle: Sp-X (Wolfram Nickel) |
