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Autobauer wegen Abgastests mit Affen am Pranger - Versuche mit Dieselabgas: Alle Reaktionen

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Update: Autobauer ließen Tierversuche mit Diesel-Abgasen durchführen. Auch Stickoxid-Versuche mit Menschen gab es - ohne Bezug zum Diesel-Skandal, sagt VW.

Um den Beweis zu liefern, dass Dieselabgase unschädlich sind, wurden zehn Affen in einem Versuch Abgasen aus einem VW Beetle TDI ausgesetzt. (Symbolbild) Um den Beweis zu liefern, dass Dieselabgase unschädlich sind, wurden zehn Affen in einem Versuch Abgasen aus einem VW Beetle TDI ausgesetzt. (Symbolbild) Quelle: dpa / Picture Alliance

Zusammenfassung, 29.01., 17:00 Uhr: Wolfsburg/Hannover - Affen mussten Dieselabgase einatmen, dazu der Verdacht auf Versuche an Menschen: Mit umstrittenen Schadstofftests haben sich Deutschlands Autobauer schlagartig wieder mitten in den Abgasskandal katapultiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte die Diesel-Schadstoffversuche an Affen scharf - und forderte Aufklärung. Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) sprach von einem gestörten Vertrauen in die Autoindustrie.

"Diese Tests an Affen oder sogar Menschen sind ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Denn zuvor war sogar der Verdacht aufgekommen, dass es im Abgasskandal Schadstofftests nicht nur mit Affen, sondern auch mit Menschen gegeben haben soll. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch teilte mit: "Im Namen des gesamten Aufsichtsrates distanziere ich mich mit allem Nachdruck von derlei Praktiken." Die Vorgänge müssten "vorbehaltlos und vollständig aufgeklärt werden". Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil forderte umfassende Aufklärung, Betriebsratschef Bernd Osterloh verlangte personelle Konsequenzen.

Der geschäftsführender Verkehrsminister Schmidt betonte, er sei als Verkehrsminister "und auch als Tierschutzminister in keiner Weise bereit, solche Verhaltensweisen hinzunehmen". Die betroffenen Hersteller seien zu einer Sondersitzung der Untersuchungskommission des Verkehrsministeriums zum Abgasskandal gebeten worden und sollten dort umgehend und detailliert informieren.

Der Verdacht, dass mit Menschen experimentiert worden sei, war aus einem Report des Lobby-Instituts EUGT hervorgegangen, über den "Stuttgarter Zeitung" (Montag) und "Süddeutsche Zeitung" berichteten.

Uni Aachen: Stickoxid-Studie hat nichts mit Dieselbelastung zu tun

Diesem Vorwurf trat allerdings der zuständige Institutsleiter Thomas Kraus von der Universität Aachen entgegen: eine entsprechende Studie befasse sich nicht mit der Dieselbelastung von Menschen. In der Studie von 2013 - lange vor Bekanntwerden des VW-Dieselskandals - gehe es um den Stickstoffdioxidgrenzwert am Arbeitsplatz, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. 25 gesunde Menschen seien Konzentrationen ausgesetzt worden, die unterhalb der Belastung am Arbeitsplatz lägen. Die Ethikkommission der Uniklinik Aachen habe die 2016 veröffentlichte Studie geprüft und genehmigt. Auch Volkswagen bestritt einen Zusammenhang mit der Dieselaffäre.

Stickstoffdioxid (NO2) ist der Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelang manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten. Tierversuche beim Test von Dieselabgasen, die durch US-Ermittlungen zur VW-Abgasaffäre bekannt geworden waren, hatten Empörung ausgelöst. Zehn Affen, genauer gesagt Javaneraffen oder Langschwanzmakaken, waren dabei gezielt Schadstoffen ausgesetzt worden.

Kraus erklärte, die NO2-Konzentration für die Aachener Studie sei dagegen vergleichbar mit der in der Umwelt gewesen. Die Probanden seien dieser Konzentration für drei Stunden ausgesetzt worden, gesundheitliche Effekte habe es nicht gegeben. "Es gibt keinen Zusammenhang mit dem Dieselskandal", betonte er. Allerdings förderte die von den Konzernen VW, Daimler und BMW gegründete Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) die Studie. Die Forscher seien aber "in keinster Weise" beeinflusst worden, sagte Kraus.

VW-Aufsichtsrat Pötsch: Versuche mit Affen "absurd und widerlich"

Schon am Wochenende hatte sich Volkswagen für die Versuche mit Affen entschuldigt. Die Tests sollten beweisen, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung stark abgenommen hat. In Auftrag gegeben hatte die EUGT diese Studie, federführend soll VW gewesen sein.

VW-Chefkontrolleur Pötsch kündigte an, der Aufsichtsrat werden sich bald mit dem Thema beschäftigen. "Wer auch immer dafür Verantwortung zu tragen hat, ist selbstverständlich zur Rechenschaft zu ziehen." Weil bezeichnete die Versuche als "absurd und widerlich" - dies gelte erst recht, wenn es zu Versuchen an Menschen gekommen sein sollte.

Seibert sagte, die Autokonzerne hätten Schadstoffemissionen zu begrenzen und Grenzwerte einzuhalten - und nicht die vermeintliche Unschädlichkeit von Abgasen zu beweisen. Maßgeblich sei der Zweck solcher Testreihen - gehe es darum, die Belastung am Arbeitsplatz zu testen, lasse sich das vertreten, erklärte Weil. Dienten die Testreihen aber Marketing und Verkaufsförderung, "fällt mir keine auch nur von ferne akzeptable Begründung für ein solches Vorgehen ein". Niedersachsen ist VW-Großaktionär.

VDA verurteilt Schadstofftests

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verurteilte die Schadstofftests: "Hier zeigt sich einmal mehr: Technik und Wissenschaft müssen sich grundsätzlich im Rahmen des gesellschaftlich und ethisch Verantwortbaren bewegen", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Dies sei eine ständige Aufgabe für jede Industrie. "Ohne ethisches Fundament gewinnt man keine Zukunft."

Auch Daimler distanzierte sich ausdrücklich von den Studien und der EUGT. "Wir sind über das Ausmaß der Studien und deren Durchführung erschüttert", hieß es in einer Stellungnahme. Daimler verurteile die Versuche auf das Schärfste. "Auch wenn Daimler keinen Einfluss auf den Versuchsaufbau hatte, haben wir eine umfassende Untersuchung eingeleitet, wie es dazu kommen konnte."

BMW erklärte, an den genannten Studien nicht mitgewirkt zu haben. "Wir haben umgehend mit einer internen Untersuchung begonnen, um die Arbeit und Hintergründe der EUGT sorgfältig aufzuklären", teilte der Autobauer mit. Dazu zähle auch ein umfassender und sachlicher Abgleich der Studienmethodik mit vergleichbaren wissenschaftlichen Untersuchungen.

LobbyControl: Fake-Science-Methoden wie bei der Tabak-Industrie

"Weder Mensch noch Tier dürfen für solche sinnlosen Versuche herhalten. Es ist unfassbar, dass Lebewesen missbraucht werden, um diese Umweltsünder auf vier Rädern, die Mensch und Umwelt massiv schädigen, auf die Straße zu bringen", sagte Marius Tünte, Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes.

Christina Deckwirth von LobbyControl sagte: "Das erinnert an die Fake-Science-Methoden der Tabak- oder Lebensmittelindustrie: Wissenschaftler finanzieren, um die gesundheitlichen Schäden ihrer Produkte zu bagatellisieren und schärfere Gesetze abzuwenden." Die Bundesregierung müsse den "Kuschelkurs" mit der Autoindustrie beenden. Für die Tierschutzorganisation "Ärzte gegen Tierversuche" sind die Versuche mit Affen kein Einzelfall. "Toxikologische Versuche an Affen sind leider gängig, auch in Deutschland", sagte Vereins-Vize Corina Gericke. "Danach werden sie meistens getötet, um die Organe zu untersuchen." Dabei könnten keine Rückschlüsse für den Menschen gezogen werden.

Der Abgasskandal war im September 2015 ins Rollen gekommen. Damals hatte VW zugegeben, bei Millionen von Dieselfahrzeugen die Abgasreinigung manipuliert zu haben. Dies stürzte den Konzern in eine tiefe Krise, der Skandal kostete Milliarden. Die Neuzulassungen von Dieselmodellen sind seit Monaten auf Talfahrt.

Volkswagen: Schadstoffversuche mit Menschen ohne Bezug zur Diesel-Affäre

Update, 29.01., 16:45 Uhr: Wolfsburg - Volkswagen hat dem Verdacht widersprochen, es gebe einen Zusammenhang zwischen den Schadstoffversuchen mit Menschen und der Dieselaffäre. Anlass einer Studie der Universität Aachen sei eine Diskussion um Stickstoffdioxid-Grenzwerte am Arbeitsplatz gewesen, teilte Volkswagen am Montag mit. Die Studie sei von der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) gefördert worden, die 2007 von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründet wurde.

Laut einem Bericht von T-Online wurden die Teilnehmer bei den Tests für drei Stunden in einem 15 Quadratmeter großen Raum Stickstoffdioxid ausgesetzt. Die Konzentration soll bei 1,5 ppm gelegen haben. Das entspricht dem Dreifachen der damals (2012) und auch heute maximal zulässigen Arbeitsplatz-Konzentration.

Ab Anfang 2016 habe Volkswagen die grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob eine solche Einrichtung wie EUGT noch zeitgemäß und sinnvoll sei. Dafür seien sowohl inhaltliche als auch wirtschaftliche und personelle Gründe mit ausschlaggebend gewesen. Zum 30. Juni 2017 sei die EUGT aus organisatorischen Gründen aufgelöst worden.

Ein unabhängiger Forschungsbeirat aus Wissenschaftlern namhafter Universitäten habe zuvor festgelegt, welche Projekte umgesetzt werden. Auf der EUGT-Homepage sowie in Publikationen sei dargelegt worden, welche Unternehmen beteiligt waren.

Bundeskanzlerin Merkel verurteilt Schadstofftests

Update, 29.01., 12:38 Uhr: Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat umstrittene Diesel-Schadstofftests scharf verurteilt und Aufklärung eingefordert. "Diese Tests an Affen oder sogar Menschen sind ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. "Die Empörung vieler Menschen ist absolut verständlich." Den Aufsichtsräten der Auftraggeber der Tests komme nun eine besondere Verantwortung zu, kritische Fragen auch zur Zielsetzung der Tests zu beantworten. Die Autokonzerne hätten Schadstoffemissionen zu begrenzen und Grenzwerte einzuhalten und nicht die vermeintliche Unschädlichkeit von Abgasen zu beweisen.

Der geschäftsführende Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) kritisierte die Tests ebenfalls scharf, die ausschließlich PR-Zwecken dienten, wie ein Sprecher sagte. Die Untersuchungskommission des Ministeriums zum Abgasskandal solle in einer Sondersitzung prüfen, ob es weitere Fälle gibt. Die Autokonzerne seien aufgefordert worden, umgehend und detailliert Stellung zu nehmen.

Ministerpräsident Weil kritisiert Diesel-Versuche

Update 29.01., 12:00 Uhr: Wolfsburg/Berlin/Hannover - Nach den Tierversuchen mit Dieselabgasen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil umfassende Aufklärung gefordert. Geklärt werden müsse auch, ob es weitere Testreihen dieser Art und zu diesem Zweck an und mit Menschen gegeben habe, sagte der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, am Montag in Hannover.

Bereits am Wochenende habe er die Versuche als "absurd und widerlich" bezeichnet - dies gelte erst recht, wenn es zu Versuchen an Menschen gekommen sein sollte. Die Vertreter des Landes Niedersachsens im Aufsichtsrat wollten "noch heute" eine dringliche Aufforderung zur Aufklärung an den Volkswagen-Vorstand richten.

Volkswagen hatte sich zuvor für die Versuche in den USA entschuldigt, bei denen Affen gezielt Schadstoffen ausgesetzt worden waren. Diese Tests waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Die EUGT ("Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor") - eine von VW, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative - hatte die Studie in Auftrag gegeben. Federführend war laut Studienleiter dabei VW.

Weil betonte, das Verhalten des Konzerns müsse in jeder Hinsicht auch ethischen Ansprüchen genügen. Es wäre im Interesse aller gewesen, wenn der Vorgang früher bekannt gewesen wäre. Maßgeblich sei der Zweck solcher Testreihen - gehe es darum, die Belastung am Arbeitsplatz zu testen, lasse sich das vertreten. Dienten die Testreihen aber Marketing und Verkaufsförderung, "fällt mir keine auch nur von ferne akzeptable Begründung für ein solches Vorgehen ein". Das Land Niedersachsen ist VW-Großaktionär.

VW-Betriebsrat und Aufsichtsräte fordern Aufklärung

Zuvor hatten sich bereits der Volkswagen-Betriebsrat und Mitglieder des Aufsichtsrats eingeschaltet. "Wir werden hierzu eine umfassende Aufklärung einfordern", sagte Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh der "Welt". "Wenn das so stimmt, dann hat das mit einwandfreiem ethisch-moralischen Verhalten nichts, aber auch gar nichts zu tun." Sollten damalige Verantwortliche noch an Bord sein, "dann müssen personelle Konsequenzen geprüft werden", verlangte er.

Auch der niedersächsische Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Bernd Althusmann (CDU) hat die Tierversuche als "absurd und unentschuldbar" bezeichnet. "Die Verantwortlichen für diese Versuche verschiedener Autobauer werden sich jetzt ihrer Verantwortung stellen müssen", forderte der CDU-Politiker. "Hier darf es kein Vertuschen oder Verharmlosen geben. Ich rate dringend dazu, hier alles auf den Tisch zu legen." Es seien ethische Grenzen überschritten worden.

Ähnlich äußerte sich Volkswagen-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Er bezeichnete die Versuche als "in keinster Weise nachvollziehbar" und distanzierte sich im Namen des gesamten Aufsichtsrates "mit allem Nachdruck von derlei Praktiken". Die Vorgänge müssten "vorbehaltlos und vollständig aufgeklärt werden".

 

New York - Bizarr und unwirklich erscheint die Meldung, dass Dieselabgase an Affen getestet wurden. Es ist ein weiteres Kapitel im Abgasskandal: Um zu zeigen, wie unschädlich "Clean"-Diesel angeblich sind, soll eine Lobby-Gruppe deutscher Autobauer zehn Affen gezielt Schadstoffen ausgesetzt haben. Das berichtet die "New York Times" (Freitag) unter Berufung auf Gerichtsunterlagen und Regierungsdokumente. Demnach wurden die Tiere 2014 vier Stunden lang in Räumen mit Auspuffgasen eines - mit manipulierter Abgastechnik ausgestatteten - VW Beetles eingesperrt.

EUGT erstellt Studien im Auftrag von VW, BMW und Daimler

Das Ganze sei Teil einer Studie gewesen, die beweisen sollte, dass die Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Die EUGT ("Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor"), eine von Volkswagen, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative, soll die Untersuchung bei einem Forschungslabor in Albuquerque in Auftrag gegeben haben. Federführend sei VW gewesen.

Daimler und VW bestätigten auf dpa-Anfrage die Auftragsvergabe, wollten sich zu den Experimenten aber nicht konkreter äußern. "Daimler unterstützt und toleriert keine unethische Behandlung von Tieren und distanziert sich von der Studie", sagte eine Sprecherin. BMW äußerte sich in einem Statement ähnlich - der Konzern führe keine Tierversuche durch und habe an der Studie nicht mitgewirkt. "Details wie Ablauf oder Umfang können wir entsprechend nicht kommentieren". VW teilte mit, die Kritik an der Studie sehr ernst zu nehmen.

Die "New York Times" stützt sich bei der Beschreibung der Experimente vor allem auf Zeugenaussagen des Studienleiters Jake McDonald vom Lovelace Respiratory Research Institute (LRRI). Ihm sei nicht klar gewesen, dass der VW Beetle eine Software zur Abgasmanipulation an Bord hatte. McDonald war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die 2007 von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründete EUGT wurde Mitte 2017 aufgelöst. Die abschließenden Ergebnisse der Studie hätten bis dahin nicht vorgelegen, womit das Projekt auch nicht abgeschlossen und veröffentlicht worden sei, hieß es von VW.

Man wollten Experimente an Menschen durchführen

Laut Forscher McDonald wollte man die Experimente anfangs sogar mit Menschen durchführen. Doch nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselabgase als krebserregend eingestuft habe, seien wegen rechtlicher Bedenken die Affen zum Einsatz gekommen. Die entscheidenden Anweisungen habe stets VW gegeben. Was damals noch keiner wusste: Der getestete Beetle hatte eben jene Software zur Abgasmanipulation an Bord, die Volkswagen im darauffolgenden Jahr in eine der tiefsten Krisen der Konzerngeschichte stürzen sollte.

So verwundert es im Nachhinein auch wenig, dass das Testfahrzeug den Gerichtsakten zufolge von VW-Ingenieur James Liang persönlich beim Labor abgeliefert wurde. Liang? Nachdem der "Dieselgate"-Skandal im September 2015 aufflog, kooperierte der langjährige VW-Mitarbeiter als Kronzeuge mit den Strafverfolgern. Im August verurteilte ihn ein US-Richter wegen seiner Rolle in der Abgasaffäre zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis sowie zu einer Geldstrafe von 200.000 Dollar.

Wussten die Hersteller von den Experimenten?

Trotz der deutlichen Distanzierungen bleiben Fragen offen. Etwa ob und was die Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt von den Experimenten wussten. Dazu wollte sich keiner äußern. In einer Stellungnahme von Daimler heißt es allerdings, alle von der EUGT beauftragten Forschungsarbeiten seien von einem Beirat aus Wissenschaftlern von "namhaften Universitäten und Forschungseinrichtungen" begleitet und geprüft worden - von der Auswahl bis zu den Ergebnisdarstellungen.

Aber was genau versprach man sich von dem Affen-Experiment? Die manipulierten Tests hätten VW Forschungsergebnisse liefern können, um die eigenen - als "sauber" vermarkteten - Diesel von älteren Autos abzugrenzen. Deshalb wurde bei dem Versuch zur Gegenüberstellung ein Ford-Diesel-Truck des Modelljahres 1999 gewählt - oder anders ausgedrückt: eine ziemliche Abgas-Dreckschleuder. Doch die gewünschten Resultate brachte die Studie letztlich nicht.

VW: 25 Milliarden Euro Rechtskosten

Die 2007 von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründete EUGT wurde Mitte 2017 aufgelöst. Die abschließenden Ergebnisse der Studie hätten bis dahin nicht vorgelegen, womit das Projekt auch nicht abgeschlossen und veröffentlicht worden sei, heißt es von VW. Laut Studienleiter McDonald stritt man danach noch um eine offene Rechnung für die Forschungsarbeiten. Dass VW - auch bei seiner Studie - systematisch betrog, konnte der Forscher zunächst kaum glauben. "Ich komme mir vor wie ein Dummkopf", sagte McDonald den Ermittlern.

Der VW-Konzern, der wegen der Abgas-Affäre schon über 25 Milliarden Euro an Rechtskosten verbucht hat, zeigt sich inzwischen geläutert. Das Verhalten, das zur Dieselkrise führte, habe sich gegen alle Werte gerichtet, für die VW stehe, beteuert der Konzern. Der Wandel, den man nun durchmache, sei der tiefgreifendste in der Geschichte des Unternehmens. Doch solange sich neue Abgründe wie die Experimente mit den Affen auftun, wird VW den Skandal nicht loswerden.

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