Nach 31 Jahren nimmt VW wieder am Pikes Peak Rennen teil. Mit einem Elektro-Prototypen - den vieles mit dem überraschend schnellen Golf II von damals verbindet.
Colorado Springs – Nach 31 Jahren kehrt Volkswagen zurück zum wichtigsten Bergrennen der Welt. Im Juni schickt Wolfsburg einen Elektro-Sportwagen im Stile eines Le-Mans-Prototypen die 20 Kilometer lange Bergstraße zum Pikes Peak hinauf, 1987 war es ein Golf II. Vieles verbindet den futuristischen I.D. R und den benzinbetriebenen Kompaktrenner von einst. Wer braucht schon Kardanwellen?Quelle: Volkswagen Allzu konkret wird Volkswagen vier Monate vor dem Rennwochenende nicht. Fest steht nur: Der I.D. R wird ein geschlossener, einsitziger Rennwagen sein. Mit Allradantrieb – den VW eher nicht über ein konventionelles Getriebe mit Kardanwelle realisieren wird. Mindestens einen Motor pro Achse, so verwirklichen Hersteller von Tesla bis Jaguar Allradantrieb im beginnenden Elektro-Zeitalter. Volkswagen kündigte dies bei den zivilen I.D.-Studien Crozz (SUV), Vizzion (Limousine) und Buzz (Elektro-Bulli) ebenfalls an. Und nicht zum ersten Mal: Der Pikes-Peak-Rennwagen von 1987 kam ebenfalls über ein zweites Aggregat an der Hinterachse zu seinem Allradantrieb. Damals freilich per Verbrenner. Der Prototyp nutzte zwei aufgeladene Varianten des 1,8 Liter großen 16V-Vierzylinders aus dem damaligen Golf GTI. Die kumulierte Leistung soll irgendwo zwischen 600 und 652 PS gelegen haben. Der schnelle Golf II wurde von Formel-Vau-Rennstallbesitzer Kurt Bergmann entwickelt. Der Wiener nannte später die Synchronisierung der Motoren die größte technische Herausforderung bei diesem Projekt. Hier die Fahrt des Doppelmotor-Golf beim Pikes Peak-Rennen 1987:
VW will den ElektrorekordQuelle: Volkswagen Stärker als der zweimotorige Golf wird der Elektrorenner I.D. R garantiert. Schließlich will Volkswagen den Streckenrekord für Elektrofahrzeuge brechen. Der liegt bei 8:57 Minuten, aufgestellt von Rhys Millen in einem offenen Prototypen mit mehr als 1.600 PS aus sieben E-Motoren. Die Zeit reichte 2016 zum zweiten Rang in der Gesamtwertung. Romain Dumas war mit einem Honda-Verbrenner im Heck rund fünf Sekunden schneller, ohne Training im oberen Streckenteil. Auf die Bestmarke von Sebastian Loeb im Peugeot fehlen dem aktuell schnellsten E-Renner gleich 40 Sekunden. Soll heißen: Haushoher Favorit auf den Gesamtsieg ist der I.D. R nicht zwingend. Die Situation ähnelt jener bei Volkswagens erstem Antritt vor 31 Jahren. Damals hießen die klaren Sieganwärter Walter Röhrl im Audi Quattro S1 und Ari Vatanen im Peugeot 205 T16, beides umgebaute Gruppe-B-Rallyefahrzeuge. Dass das Rennen in exakt dieser Rangfolge zu Ende ging, ist längst Teil der Motorsportfolklore. Den siegreichen weißen S1 mit opulentem Spoilerwerk kennt bis heute jeder. Jäger von Röhrl und VatanenQuelle: Audi Was weniger bekannt ist: Dem deutschen Rallyecross-Meister Jochi Kleint gelang damals im technisch gewagten Volkswagen beinahe die Sensation. Das Konzept war weitaus konkurrenzfähiger als im Vorfeld erwartet, bei der Zwischenzeit lag Kleint in Schlagdistanz zu den Weltstars auf Rang zwei. Doch vor dem Ziel blieb der doppelt angetriebene Golf mit Aufhängungsschaden liegen. Das Fahrwerk des I.D. R muss weniger wegstecken, die einstige Schotterstrecke trägt heute Asphalt. Folglich verpflichtete VW keinen Rallye-Star als Fahrer. Dumas, der mehrfache Sieger in Le Mans- und Pikes Peak, wird den Elektrosportler steuern. Womöglich zum Elektrorekord, vielleicht aufs Podium. Und hoffentlich ins Gedächtnis der Fans. Wäre schade, wenn der I.D. R genau so schnell in Vergessen gerät wie der zweimotorige Golf II vom legendären Pikes-Peak-Rennen 1987. ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |