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Blaue Plakette, Diesel-Fahrverbote: Vorstoß der Auto-Lobby - Bericht: Autohersteller sollen blaue Plakette fordern

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Doppelmoral oder einfache Ente: Laut einem Bericht sollen Autobauer auf die blaue Plakette drängen. Sie begünstigt Diesel-Fahrverbote - die Hersteller ja stets ablehnten.

Berlin – Seit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im Februar ist klar: Diesel-Fahrverbote sind rechtlich zulässig, Selbstzünder bis inklusive Euro 5 dürfen aus den Innenstädten gesperrt werden. Nicht nur theoretisch. Die Praxis beginnt Ende dieses Monats auf zwei Straßenabschnitten in Hamburg. Auf einer Gesamtlänge von etwas mehr als 2 Kilometern sind ausschließlich Euro-6-Diesel gestattet. Ob weitere (und großflächigere) Zonen folgen? Hängt mitunter davon ab, wie einfach die Einhaltung kontrolliert werden kann.

Blaue Plakette kann Fahrverbote begünstigen

Aktuell gestaltet sich die Überprüfung mühsam. Klar: Klebt eine rote oder gelbe Umweltplakette in der Ecke der Windschutzscheibe, können die Polizisten schon von Weitem den Knöllchen-Block zücken und bis zu 75 Euro Bußgeld (in Hamburg) notieren. Bei einer grünen Plakette ist die Sache kniffeliger: Die tragen Euro-3-Diesel mit nachgerüstetem Partikelfilter genauso wie moderne Euro-6-Fahrzeuge. Und alle dazwischen.

Ordnungshüter müssten häufig in die Fahrzeugpapiere sehen. Ein Grund, warum Umweltverbände die Einführung einer blauen Plakette für moderne Diesel fordern – sie würde weitere Fahrverbote begünstigen, weil die Kontrolle ihrer Einhaltung weniger komplex wäre.

Autohersteller sollen blaue Plakette fordern

Die Autoindustrie spricht sich aktuell öffentlichkeitswirksam gegen neue Zonen aus: "Fahrfreude, nicht Fahrverbote", formulierte BMW-Boss Harald Krüger im Gespräch mit der Autobild. "Als Ingenieur setze ich auf technische Verbesserungen statt auf bürokratische Verbote", las man von Daimler-Chef Dieter Zetsche. Aus dem VW-Konzern hört man ähnliche Parolen.

Laut einem aktuellen Bericht von Spiegel Online sollte man auf die Aussagen der Branchengrößen nicht all zu viel geben: Lobbyisten der Hersteller haben demnach bei Regierungsbeamten Wünsche für eine blaue Plakette deponiert. Eben als Erkennungsmerkmal für all jene Neuwagen, die trotz Fahrverbot in die Innenstädte dürfen. Für den Spiegel ein Hinweis darauf, dass die Autobauer längst nicht mehr versuchen, Fahrverbote abzuwenden. Sondern diese so mitgestalten wollen, dass der eigene wirtschaftliche Schaden möglichst gering ausfällt.

Nicht belegt, doch denkbar

Namen nennt der Spiegel keine. Nicht die der Lobbyisten. Nicht die ihrer angeblichen Auftraggeber. Und nicht die der Beamten oder Politiker, welche das Medium unterrichtet haben sollen. Denkbar ist ein derartiger Vorstoß der Automobilbranche allerdings durchaus. Der Dieselautoabsatz geht zurück. Ohne großem Selbstzünder-Anteil an real verkauften Autos wird die Einhaltung der strengeren CO2-Grenzwerte ab 2021 schwieriger.

Die Autobauer wissen wohl: Die blaue Plakette könnte die Attraktivität des Diesels wieder steigern. Weil sie der breiten Masse im Gewirr aus Euro-Normen und Buchstaben-Zusätzen mehr Orientierung und Sicherheit gäbe. Der jüngste Vorstoß des Umweltbundesamtes sieht eine hellblaue Variante für nachgerüstete Euro 5 spowie 6a, 6b und 6c-Fahrzeuge vor. Für moderne Euro-6d- und -d-temp-Fahrzeuge schlägt die Behörde dunkelblaue Sticker vor. Alle anderen Dieselfahrer würden bei weiteren Fahrverbotszonen wohl rotsehen, vor Zorn.

Quelle: Spiegel Online

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