Kombi und Hybrid stehen für pure Vernunft? Nicht in diesem Fall. Audi-Tuner Abt baut den ersten RS6 mit E-Unterstützung. Und einer Systemleistung von bis zu 1.018 PS.
Kempten – Da dachte man immer, es gäbe sie nur in Hollywood. Diese Knöpfe am Lenkrad, die Fahrer und Beifahrer in die Sitze zementieren und die Außenwelt verschwimmen lassen. Eben wie in frühen Fast and Furious-Teilen. Oder bei Knight Rider. Doch genau so ein Knopf existiert am Lenkrad des Audi RS6-E von Abt Sportsline. Der Effekt des Tastendrucks dürfte Cineasten mit Automobil-Faible vertraut sein. Formel E-Rennfahrer und Tuner-Spross Daniel Abt führt ihn in diesem Video vor (ca. bei Minute 13:10):
E-Motor im KardantunnelUm Lachgas geht es hier freilich nicht. Das Video zeigt den ersten Audi RS6 mit Hybrid-Unterstützung. Die bayerischen Audi-Tuner stellen dem doppelt aufgeladenen 4,0-Liter-V8 des stärksten Modells der Baureihe einen E-Motor zur Seite. Quelle: ABT Sportsline Das Aggregat steckt im Kardantunnel und schickt auf Tastendruck bis zu 213 kw (288 PS) und ein Drehmoment von 317 Nm an die Hinterachse. Die serienmäßige Welle flog dafür raus. Systemleistung? Nun ja, der Verbrenner-Part entspricht ebenfalls nicht mehr dem Serienzustand. Der V8 leistet dank angepasster Software und geänderter Auspuffanlage 730 PS und 920 Nm. Heißt: Dieser Audi ist bis zu 1.018 PS stark und bringt es auf 1.291 Nm. Allerdings nur für bis zu 10 Sekunden am Stück. Dann ruht der E-Motor. Bis zum nächsten Druck auf die grüne Taste. Serienmäßig kommt das Sport-Modell aus der oberen Mittelklasse mit maximal 605 PS und 750 Nm. In (beinahe) unmittelbarer Folge liefert der Audi 20-mal seine volle Leistung. Dann ist der im Heck untergebrachte Kreisel-Akku mit einer Kapazität von 13,6 KWh vollständig entleert. In der Praxis wird also meist genug Energie vorhanden sein. Über Rekuperation lädt die Batterie wieder - sofern nicht wie wild geboostet wird. Die drei Regeln des HeizensQuelle: ABT Sportsline Der Schub auf Knopfdruck ist nicht in jeder Situation verfügbar. Abt will den serienmäßigen Antriebswellen des RS6 nicht zu viel zumuten. Das System reagiert erst jenseits der 100 km/h. Ab dem dritten Gang und wenn der Fahrer das Pedal bereits zu mindestens 75 Prozent durchdrückt. Die zeitliche Begrenzung des Boosts erfolgte dagegen vornehmlich aus Gründen des Temperatur-Haushalts. Außerdem verbauten die Tuner in der Frontmaske Zusatz-Kühler für den E-Antrieb. Daniel Abt nennt die Unterbringung der zusätzlichen Systeme als eine der größten Herausforderungen beim Aufbau des Hybrid-Kombi. Der intern E1000 genannte RS6 wiegt 2.205 Kilogramm, 255 Kilo mehr als die Serienversion. Vorläufig ein EinzelstückEinen Preis für sein Auto nennt der Tuner nicht. Der RS6-E ist unverkäuflich, ein Versuchsfahrzeug für Leistungssteigerung unter Einbeziehung des Stroms. Derartige Umbauten auf Kundenwunsch seien ebenfalls nicht geplant. Dabei würde Audis Top-Kombi mit E-Unterstützung womöglich zum Business-Case. Denn bei Audi selbst wird vorerst kein vergleichbares Modell entstehen. Denkbar ist lediglich ein Mild-Hybrid-System mit Riemenstartergenerator. Das taugt allerdings nur Sparen, nicht zum Boosten. |