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Vinfast Lux A 2.0: Vietnamesische BMW 5er Neuauflage - Der BMW 5er aus Vietnam bleibt vorerst zu

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Eigentlich wollten wir untersuchen, wie viel BMW im ersten Auto aus Vietnam steckt. Doch soweit kam es nicht. Von einer pompösen Premiere und einem schmalen Auftritt.

Vinstar zeigt in Paris den Lux A 2.0, eine Limousine auf BMW-5er-Basis für Vietnam Vinstar zeigt in Paris den Lux A 2.0, eine Limousine auf BMW-5er-Basis für Vietnam Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de

Paris – Vinfast hat viel Geld in diesen Auftritt investiert. Auf dem Pariser Autosalon präsentiert sich eine Marke, die so bald gar nicht nach Europa möchte. Vinfast entwickelt und baut in Vietnam, zunächst nur für Vietnam. Der Export kommt später. Aber Aufmerksamkeit hätte man dennoch gerne schon jetzt.

Die Weltpremiere der beiden ersten Modelle war teuer. Großer Messestand, große Show, großer Star: David Beckham zog während der Pressekonferenz das Tuch von den Autos. Drum herum eine aufwendige Choreographie und eine dichten Traube filmender Journalisten. Bei manchen europäischen Marken war weniger los.

Groß angesetzt, klein ausgestellt: Vinfast auf der Automesse in Paris

Optisch entfernt sich Vinfast weit von BMW. Die Proportionen stammen aber noch vom 5er Optisch entfernt sich Vinfast weit von BMW. Die Proportionen stammen aber noch vom 5er Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Vinfast fährt eine kluge Taktik. Kurz vor der Messe meldete der erste Autobauer Vietnams, auf der Basis alter BMW-Modelle eigene Fahrzeuge zu produzieren. Die Formen stammen von Pininfarina. Das klingt nach hübschen Autos mit bewährter Technik zum günstigen Preis. Langfristig sollen Elektrofahrzeuge folgen. Das weckt Interesse.

Nach der Premiere wird es dennoch leer am Stand. Denn es gibt wenig zu sehen, zu fühlen und anzufassen. Kleine Karten auf den Autositzen bitten um Abstand, hineinsetzen sei nicht möglich. Motorhaube und Heckdeckel bleiben zu. Wer sie öffnen will, wird umgehend daran gehindert. Ein stiller Beobachter tritt dann hervor, schüttelt mahnend den Finger und drückt das Blech zurück auf die Karosse.

Beim genauen Hingucken wird klar, warum man nicht genau hingucken soll. Front- und Heckscheiben sind aus Kunststoff, Verkleidungsteile fehlen, Bezüge sind nicht sauber umgenäht. In Paris parken Messe-Prototypen. Hübsche Hüllen, aber keine fertigen Autos - anders als von Vinfast suggeriert.

BMW-Elemente in der Vietnam-Auflage des 5ers

Nur ein bisschen BMW: Lenkrad und Umgebung sind bekannt, drum herum wird das Auto selbstständig Nur ein bisschen BMW: Lenkrad und Umgebung sind bekannt, drum herum wird das Auto selbstständig Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Immerhin der Blick in den Innenraum ist erlaubt. Dort gibt es viel BMW zu sehen. Sitze mit Konsolen, Lenkrad mit Lenkstockschaltern und Verkleidungen, die Anordnung vieler Tasten und die allgemeine Ausrichtung übernimmt der Lux A 2.0 vom alten BMW 5er (F10). Die Bedienelemente selbst sind neu. Sie wirken günstiger als die Originale.

Auf das BMW-Bedienkonzept verzichtet Vinfast. Der „iDrive“ Dreh-Drück-Steller fehlt. Statt eines Bildschirms im Querformat im oberen Drittel des Armaturenbrettes sitzt ein Touchdisplay hochkant im Cockpit, ähnlich wie bei Volvo. Bedienelemente für Klima und Radio fehlen, die Funktionen werden wohl über Berührungen gesteuert.

Zwischen Tacho und Drehzahlmesser sitzt ein breites Display, Schriftart und Gestaltung sind eigenständig. Es wirkt, als wolle man gezielt ein bisschen BMW andeuten. Ohne den 5er zu kopieren. Mit dem richtigen Preis würde dieses Konzept wahrscheinlich auch in Europa überzeugen.

Alte Vierzylinder in der oberen Mittelklasse aus Vietnam

Design und Technik kauft Vinfast ein, gebaut wird in Vietnam Design und Technik kauft Vinfast ein, gebaut wird in Vietnam Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Nach aktuellem Stand kommt es dazu aber nicht. Vinfast kauft zu der alten Architektur alte Motoren ein. Der 2,0-Liter-Turbobenziner im Lux A erfüllt die Abgasnorm Euro 5. Innerhalb der EU ist er also ohne Modifikationen nicht zulassungsfähig. Mit 227 PS fehlt außerdem etwas Dampf für das Segment.

Aber Vinfast kann in Vietnam eine Limousine der oberen Mittelklasse anbieten, die in Europa bekannt ist und Technik von dort mitbringt. Interessant ist das in Vietnam vor allem für die Oberschicht. Das durchschnittliche Monatseinkommen im Heimatland beträgt gerade mal 206 Euro.

Nach der Limousine und einem SUV (auf X5-Basis, ebenfalls in Paris nicht zugänglich) will Vinfast deshalb einen Kleinwagen vorstellen. Erst das Image, dann die Masse. Langfristig sollen Elektroautos folgen. Und der Weg in andere Märkte. Genug Geld sollte vorhanden sein, das beweisen Premiere und der teure Einkauf bei BMW. Firmengründer Nhat Vuong verdiente viel Geld mit Nudelgerichten, mehr Geld mit Immobilien. Ob das für Europa ausreicht, wird sich zeigen.

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