Software-Update ohne Diesel-Skandal: Mercedes-AMG muss in den USA Modelle des G 65 zurückrufen. Der V12-G-Wagen mit 630 PS kann rückwärts zu schnell werden und umfallen.
Berlin/Washington – Die auslaufende G-Klasse fährt bekanntlich vor allem geradeaus schnell. Als G 65 mit 6,0-Liter-V12 unter der Haube ganz besonders. 630 PS und 1.000 Newtonmeter Drehmoment schieben den Quader in 5,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Abgeregelt wird sicherheitshalber bei 230 km/h. Jedenfalls vorwärts. Beim Rückwärtsfahren sollte die Software den G 65 schon deutlich früher einbremsen. Daimler limitiert die G-Klasse für gewöhnlich auf eine Geschwindigkeit von maximal 16 Meilen pro Stunde. Also etwas mehr als 25 km/h. Doch womöglich sind dem Hersteller bei der Produktion in Graz ein paar Modelle durchgerutscht. Daher muss Daimler in den USA nun einen Rückruf für den teuersten Serien-Mercedes durchführen. Er kostet in den USA mehr als 220.000 Dollar (netto), hierzulande lag der Preis des G 65 zuletzt bei fast 276.000 Euro. Mercedes-AMG G 65: Keine abrupten LenkbewegungenQuelle: Daimler Die US-Verkehrsbehörde NHTSA beschreibt das Problem konkret so: „Wenn der Fahrer abrupte Lenkbewegungen macht, während das Fahrzeug im Rückwärtsgang schneller als 16 mph fährt, könnte es instabil werden, was zu einem Überschlag führen könnte.“ Das wiederum erhöhe die Verletzungsgefahr für die Fahrzeuginsassen. Der Fehler in der Software war Daimler bereits im November 2016 während der Produktion in Graz aufgefallen. Potenziell betroffene Fahrzeuge wurden direkt identifiziert und mit der korrekten Motorsteuerungssoftware ausgerüstet. Doch im Mai 2018 ergab eine Routine-Überprüfung, dass eventuell nicht alle Fahrzeuge die korrekte Software bekommen hatten. Im Juli 2018 meldete Daimler das mögliche Problem an die NHTSA. Vom Rückruf betroffen sind Fahrzeuge des Modelljahres 2017, die zwischen dem 6. September 2016 und dem 10. Oktober 2016 produziert wurden. Nicht in besonders hoher Stückzahl allerdings. Insgesamt geht es laut NHTSA um 20 Fahrzeuge. Zu konkreten Unfällen ist es wegen der möglicherweise falschen Steuersoftware laut Daimler nicht gekommen. Und nach Deutschland wurde keines der Fahrzeuge ausgeliefert.
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