Vorhang auf für 23 Fenster: Dieser VW T1 Samba muss wohl als absoluter Edel-Scheunenfund gelten. 30 Jahre stand er in einer Halle in Hannover, komplett original und im Erstlack.
Von Haiko Prengel Hannover – Der Herbst hat angefangen. Die perfekte Zeit, ein ambitioniertes Restaurierungsprojekt zu starten. Martin Dreher macht das Tor seiner Garage auf. Ja, das sieht tatsächlich nach einer etwas aufwendigeren Instandsetzung aus. Der Rost an der Karosse des alten Volkswagen-Busses blüht, der Innenraum zerfällt, der Motor läuft nicht. „Da gibt es einiges zu tun“, sagt Dreher. Der Zustand des Fahrzeugs, das fast 30 Jahre lang in einer Halle in Hannover stand, ist zwar Note 5. Doch ein Samba-Bus gehört zu den Klassikern, wo sich jeder Neuaufbau lohnt. Sei die Grundsubstanz noch so schlecht. Wo andere Klassiker in die Schrottpresse gehen, weil sich ein Neuaufbau wirtschaftlich nicht mehr lohnt, werden Samba-Instandsetzer gerade erst warm. Im restaurierten Zustand kosten die begehrten Bullis inzwischen so viel wie ein Einfamilienhaus. Nur echt mit 23 Fenstern: Das Sondermodell „Samba“ wurde 1951 auf der ersten Nachkriegs-IAA in Frankfurt am Main vorgestellt. Die Edelausführung verfügte über ein Faltschiebedach und neun Sitze. Ein VW-Bus aus der WirtschaftswunderzeitVom normalen T1 Transporter unterschied sich der Fensterbus außerdem durch verchromte Radkappen, das polierte VW-Emblem auf der Front sowie eine zweifarbige Lackierung. Zudem war der Innenraum nicht ganz so spartanisch ausgestattet. Bei dem Bulli in Brandenburg handelt es sich um einen späten Samba von 1965. Zwei Jahre später sollte die Produktion des T1 enden und das Nachfolgemodell T2 auf den Markt kommen. Martin Dreher hat alle Papiere zur Fahrzeughistorie vorliegen. Danach wurde der T1 im September 1965 vom VW-Werk in Hannover nach Braunschweig erstausgeliefert. Und diente fortan einer Hausfrau als Vehikel. So steht es im Kfz-Brief, wo damals noch die Berufe der Fahrzeugeigentümer mit angegeben wurden. Ein seltener Bulli-FundEin Samba mit so einer umfassenden Historie und im Originalzustand und unverbastelt – das ist außergewöhnlich. „Solche Fahrzeugfunde gibt es eigentlich gar nicht mehr auf dem Markt“, sagt Lucas Kohlruss. Der Berliner hat sich mit seiner Firma Old Bulli Berlin auf die Vermarktung von historischen VW-Bussen spezialisiert. Die meisten T1 und T2 sind längst aufgestöbert. Nur in Nordamerika findet Kohlruss ab und an noch ein gut erhaltenes Exemplar. Ein Samba, der in Deutschland erstausgeliefert wurde und auch hier geblieben ist – solch ein Fund sei schon etwas ganz Besonders, meint Kohlruss. Zumal die Zahl der Blender auf dem Markt wächst und wächst: Inzwischen wird gewöhnlichen T1-Transportern ein Fenster-Dach aufgeschweißt. Dann werden die Fakes als originale Samba verkauft. Andere Exemplare sind überteuerte Umbauten aus Brasilien, wo der T1 ebenfalls gebaut wurde. So war es kein Wunder, dass sich die Nachricht von dem originalen Samba aus Hannover in der VW-Szene wie ein Lauffeuer verbreitete. Noch einmal zurück ins Jahr 1987: Mit einem Tachostand von 24.904 Kilometern wurde der Bulli damals in der Halle in Hannover abgestellt und nicht mehr bewegt. Warum, ist unbekannt. Erst 30 Jahre später entschloss sich der Besitzer, sich von dem Bus zu trennen. Er schenkte das Fahrzeug seinem Neffen, einem Kfz-Mechaniker aus Berlin. Der konnte nichts mit dem Bulli anfangen und erkundigte sich bei ein paar VW-Spezis, was man denn für solch ein Samba-Wrack im Zustand 5 verlangen könne. Der Samba-Bulli soll wieder strahlen Doch der 29-Jährige, VW-Fan seit eh und je, griff begeistert zu. Nun will sich Dreher in Ruhe nach einem Fachbetrieb umsehen, der seinen geliebten Samba-Bus restaurieren soll. Eilig hat es der Bulli-Liebhaber nicht. Am Ende soll das Wrack mit der Note 5 möglichst wieder wie aus dem Ei gepellt aussehen. So wie bei der Auslieferung im September 1965, das Ziel ist Note 1. Verdient hätte es der legendäre Fensterbus nach der langen Standzeit allemal. „T1-Bullis habe ich schon als Kind geliebt“, sagt Martin Dreher. „Aber ein Samba ist das Nonplusultra.“ VW T1 bei mobile.de finden VW T1 (1500) Samba (1965 - 1967): Technische Daten
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