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Saab-Händler: Besuch bei Bredlow Automobile in Berlin - Deutschlands ältester Saab-Händler macht weiter

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Saab ging 2011 pleite - ist aber höchst lebendig. Begeisterte Fans und die gute Ersatzteillage halten die Marke am Leben. Besuch beim ältesten Saab-Händler Deutschlands.

Bredlow Automobile in Berlin ist der älteste Saab-Händler in Deutschland. Das Familienunternehmen ist seit 1966 auf die schwedische Marke spezialisiert Bredlow Automobile in Berlin ist der älteste Saab-Händler in Deutschland. Das Familienunternehmen ist seit 1966 auf die schwedische Marke spezialisiert Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de

Von Haiko Prengel

Berlin - Eigentlich wäre der Wagen ein Fall für die Schrottpresse gewesen. Bei Bredlow Automobile in Berlin steht ein Saab 900 auf der Hebebühne, der so tot war wie der schwedische Hersteller selbst. Theoretisch kann man zwar jede Bruchbude neu aufbauen. Die Frage ist, ob der Besitzer dafür bezahlen will.

Beim Saab 900 wird es kritisch, wenn die Achswellentunnel unter dem Vorderwagen oder die Stoßdämpferaufnahmen hinten gammeln. Diese Bereiche gehören zu den typischen Schwachstellen beim Saab 900, eine Instandsetzung ist aufwändig und teuer. Der Besitzer dieses Exemplars entschied sich trotzdem für den Wiederaufbau. „Das Auto haben wir praktisch vollrestauriert“, sagt Werkstattleiter Ralph Bredlow.

Werkstattleiter Ralph Bredlow fährt gerne mit einem marmorweißen Saab 99 Turbo bei Oldtimer-Rallyes mit Werkstattleiter Ralph Bredlow fährt gerne mit einem marmorweißen Saab 99 Turbo bei Oldtimer-Rallyes mit Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Bei dem Auto handelt es sich um einen 900 Turbo, und dazu noch um ein Cabriolet. Von solch einem Schmuckstück trennt man sich nicht gerne, erst recht nicht, wenn man Saab-Liebhaber ist. 2011 ging die Traditionsmarke aus Schweden insolvent, nachdem der vormalige Mutterkonzern General Motors sie an den niederländischen Hersteller Spyker verkauft hatte.

Saab lebt weiter

Nun ist Saab mit diesem Schicksal keineswegs allein. Seit Erfindung des Automobils blühten 10.000 Marken auf, von denen die meisten früher oder später wieder verwelkten. Nur auf Oldtimertreffen bekommt man manche Exoten noch zu sehen. Bei Saab ist das anders, die Autos prägen weiter das Straßenbild. Sieben Jahre nach dem Ende erfreut sich die Marke weiter großer Beliebtheit.

Das hat nicht nur mit der für eine insolvente Marke erstaunlich guten Ersatzteillage zu tun. Sondern vor allem mit dem ausgezeichneten Ruf der Fahrzeuge, um die sich eine kleine, aber begeisterte Fanszene schart. „Saab ist überhaupt nicht tot“, sagt Fachmann Ralph Bredlow. „Im Gegenteil: Die Marke ist lebendig wie nie zuvor.“ Er muss es wissen: Familie Bredlow betrieb seit 1966 ein Saab-Autohaus.

Saab war für viele Autofahrer schon immer etwas Besonderes. Beispiel Saab 900: Als der Wagen 1978 auf den Markt kam, wirkte er im Vergleich zu anderen Autos, als käme er aus der Zukunft. Damals war in der oberen Mittelklasse die klassische Stufenheck-Limousine üblich. Das langgezogene, schräge Fließheck des 900 war da geradezu revolutionär. Die Linien des eleganten Gleiters erinnerten daran, was Saab ursprünglich war und bis heute ist: ein Flugzeugbauer.

Downsizing-Pioniere

Auch sonst hatte Saab zu Lebzeiten immer versucht, Maßstäbe zu setzen – vor allem bei der Technik. Selbst reparierende Stoßfänger, Scheinwerferwischanlagen oder aktive Kopfstützen: Bei vielen Komfort- und Sicherheitsfeatures war der schwedische Hersteller Vorreiter. Den serienmäßigen Seitenaufprallschutz etwa baute man bereits ab 1972 in alle Modelle ein.

„Von so etwas hatten deutsche Hersteller zu diesem Zeitpunkt nicht einmal gehört", sagt Michael Poltz vom 1. Deutschen Saab Club e.V. mit Sitz in Essen. Das für viele Fans wichtigste Unterscheidungsmerkmal steckte allerdings unter der Haube. Die Schweden setzten nämlich nicht wie damals im Segment üblich auf Reihensechszylinder-Motoren.

Stattdessen baute Saab kleinere Vierzylindermotoren ein, die gegen Aufpreis mit einem gierigen Turbolader bestückt wurden. Wer in den Siebzigerjahren ein Auto mit Turbo fahren wollte, hatte kaum Auswahl. Porsche 911 und BMW 2002 waren zwei der in Europa mit Ladetechnik gefertigten Fahrzeuge - allerdings in kleiner Stückzahl. „Der Hersteller, der den Turbo alltagstauglich machte, war Saab", sagt Michael Poltz vom Saab-Klub.

Der Vater schloss den ersten Vertrag

Kleine Motoren mit viel Leistung? Das kennen wir aus heutigen Autos. „Saab war praktisch Pionier des Downsizings, meint auch Werkstattleiter Ralph Bredlow aus Berlin. Bredlow Automobile ist ein Saab-Urgestein. 1966 wurde das Familienunternehmen offizieller Saab-Vertragspartner. Damals betrieben Birgit und Bernhard Bredlow eine BP-Tankstelle in Berlin-Lankwitz. Saab war als Automarke kaum bekannt. Doch Bernhard Bredlow, bis dato DKW-Fahrer, bekam Wind vom Saab 92. Das erste Serienautomobil der Schweden hatte den Ruf, einen richtig guten Zweitaktmotor unter der Haube zu haben.

Gute Zukunftsaussichten: Viele ehemalige Saab-Stützpunkte sind nach wie vor präsent und halten das Servicenetz aufrecht Gute Zukunftsaussichten: Viele ehemalige Saab-Stützpunkte sind nach wie vor präsent und halten das Servicenetz aufrecht Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Bredlow senior flog kurzerhand zu einer Probefahrt nach Frankfurt am Main, wo Saab damals ein Kontaktbüro unterhielt. Er war so begeistert, dass er nicht nur den Saab 92 kaufte. „Wenig später bekam unser Vater den ersten Saab-Handelsvertrag“, erzählt Sohn Ralph Bredlow. Die Urkunde hängt heute eingerahmt im Büro des Autohauses. Durch den Deal waren die Bredlows bis zur Markeninsolvenz der älteste Saab-Händler in Deutschland. Zu Spitzenzeiten, Ende der Achtzigerjahre, verkauften die Berliner 120 bis 130 Neuwagen pro Jahr.

Und nach der Insolvenz? Als General Motors die Marke abstieß, habe man zunächst das Schlimmste befürchtet, erinnert sich Geschäftsführer Ralph Bredlow. Doch es ging weiter, mit der Werkstatt und Gebrauchtwagen.

Ersatzteile weiter lieferbar

Sehr viele Saab bleiben bis heute am Leben. Das liegt zum Teil an der weiterhin professionellen Ersatzteilversorgung. Die frühere Saab Parts GmbH, heute Orio Deutschland GmbH, existiert weiter und sichert die Teileversorgung – sei es für Klassiker wie den Saab 900 oder 90, oder für neuere Saab-Modelle wie die 9-3 oder 9-5 aus der GM-Ära. Viele ehemalige Saab-Stützpunkte wie der Betrieb der Bredlows sind nach wie vor präsent und halten das Servicenetz aufrecht.

„Autos für Individualisten“ lautet das Firmenmotto von Bredlow Automobile in Berlin. Sie stiegen nach der Insolvenz auf keine andere Automarke um, sondern blieben bei Saab - wenn auch nicht mehr exklusiv. Neben dem Handel, der instandsetzung und der Wartung von alten und gebrauchten Saab betreut Bredlow inzwischen auch Fabrikate anderer Hersteller und vermittelt markenoffen Neuwagen. Das aktuelle Gwebrauchtwagenangebot besteht zum großen Teil aus Volvo.

Das Klischee stimmt: Tatsächlich fuhren vor 30 Jahren vor allem Hochschulprofessoren, Anwälte und Ärzte die automobilen Exoten von Saab. Leute mit Geld, die keinen Mercedes oder Porsche fahren wollten, sondern sich von der Masse abheben wollten – ohne mit einem Ferrari oder ähnlichem zu protzen. „Viele unserer Kunden schätzen eher das Understatement“, sagt Ralph Bredlow.

Auf Stig Blomquists Spuren

Der Saab 99 kam 1968 auf den Markt. Eine Sensation war dann einige Jahre später die Einführung von Turbomotoren Der Saab 99 kam 1968 auf den Markt. Eine Sensation war dann einige Jahre später die Einführung von Turbomotoren Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Bredlow selbst auch, zumindest ein wenig. So hat der 56-Jährige von seinem eigenen marmorweißen Saab 99 die Turbo-Embleme entfernt. Der 99 ist noch so eine Legende. 1968 kam das Mittelklasseauto auf den Markt. Für Furore sorgte es, nachdem sich Saab entschlossen hatte, in den Fronttriebler drehzahlhungrige Turbomotoren einzubauen. Mit einer Sportvariante des 99 startete Saab im Rallyesport. 1979 war Stiq Blomqvist bei der Rallye Schweden auf einem Saab 99 Turbo der erste Fahrer, der mit einem turboangetriebenen Wagen an die Spitze fuhr.

Ralph Bredlows marmorweißer Saab 99 Turbo wurde im Jahr 1980 gebaut. Erstbesitzer war ein Stammkunde des Familienunternehmens, 1983 kauften die Bredlows den 99 Turbo zurück. Exakt 25.350 Mark kostete die Turboversion des Saab 99 im Jahr 1980 im Grundpreis. „Das war damals ambitioniert“, sagt Ralph Bredlow, der mit dem Klassiker heute gerne an Oldtimer-Rallyes teilnimmt.

So wie früher gucken Porsche-Fahrer noch immer verdutzt, wenn ihnen plötzlich ein Saab 99 Turbo am Heckspoiler klebt. 145 PS leistete die Serienversion des Saab 99 Turbo. Bredlow hat den Zweiliter-Vierzylinder auf gute 180 PS leistungsgesteigert. Dazu kommen Sportfahrwerk und Breitreifen. „Das geht gut ab, das Auto“, sagt der Saab-Fan.

Saab sind noch bezahlbar

Wie es aussieht, wird die Saab-Gemeinde weiterwachsen. Die neueren Saab aus der Ära unter General Motors reifen allmählich zu begehrten Youngtimern. Trotz der Baugruppen aus dem Konzernregal. Über die zweite Generation des Saab 900 etwa rümpften eingefleischte Saab-Fans in den Neunzigerjahren zunächst die Nase, heute hat die Szene diese Modelle ins Herz geschlossen.

Trotzdem blieben die Preise bislang moderat, ein Saab ist kein unvernünftig teurer Klassiker. Selbst ein Kultmodell wie den 900 Turbo der ersten Generation. Gepflegte Exemplare sind mitunter noch für 5.000 bis 8.000 Euro zu bekommen. Zum Vergleich: Ein Porsche 911 aus den Achtzigerjahren kostet locker das Zehn- bis Zwanzigfache. Das sei ja das Schöne an der Marke Saab, unterstreicht Ralph Bredlow: Die Autos seien schick, gut motorisiert und alltagstauglich, „und gleichzeitig vom Preis her bezahlbar.“ Das nach wie vor vorhandene Servicenetz garantiert zumindest die Alltagstauglichkeit.

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