Autofahren kann im Herbst und Winter tückisch sein - auch in finanzieller Hinsicht. Diese Punkte des Bußgeldkataloges sollte man jetzt kennen. Und vermeiden.
Berlin – Der deutsche Bußgeldkatalog ist zwar nicht aufgebaut wie die Preisliste eines bayerischen Berghotels. Es gibt kein mit „Winter“ überschriebenes Kapitel mit signifikant erhöhten Preisen. Und doch gibt es in den kalten Monaten weit mehr Möglichkeiten, Bußgeld-relevante Fehler zu begehen. Außerdem drohen bereits bei geringeren Geschwindigkeiten Punkte in der Verkehrssünderkartei sowie Fahrverbote. Einige Punkte des Bußgeldkataloges erhalten eben erst bei winterlichen Fahrverhältnissen echte Relevanz. Lest hier, welche Vergehen sich auf Bank- und Punktekontostand bis zum Frühjahr auswirken können – und wie man das am besten vermeidet. Warmlaufen lassen kann 10 Euro kosten Die nicht ordentlich freigekratzte Scheibe beschert eine Strafe von 10 Euro, Schnee auf dem Autodach weitere 25 Euro. Ist das Kennzeichen nicht sichtbar, kommen 5 Euro dazu. Sind die Scheinwerfer ebenfalls bedeckt, kostet das (bei schlechten Lichtverhältnissen) 20 Euro. Kam es durch die mangelnde Sicht zu einem Sachschaden, erhöht sich das Bußgeld auf 30 Euro. Ist die Schneedecke auf dem Auto der Auslöser für einen Zwischenfall, können Leistungen der Kfz-Versicherung ausbleiben. Der Morgensport mit Eiskratzer und Schneebesen zahlt sich also aus. Wer gesetzestreu bleiben will, startet das Auto davor nicht – das Warmlaufen lassen ist mit einer Strafe von 10 Euro sanktioniert. In der Praxis beharren wohl wenige Exekutivbeamte darauf, solange das Auto im Standgas nicht die ganze Wohnsiedlung zum Beben bringt. Punkte in Flensburg oder gar ein Fahrverbot zieht übrigens keines dieser Vergehen nach sich. Tempo: Rasen mit 91 km/h Wenn Nebel oder Schneefall die Sichtweite auf weniger als 50 Meter einschränken, sind laut § 3 Absatz 1 StVO nur noch maximal 50 km/h erlaubt – selbst wenn kein gesondertes Schild darauf hinweist. Wer bei derart schlechter Sicht dieses Tempo außerorts um bis zu 30 km/h überschreitet, zahlt 80 Euro und erhält einen Punkt in der Verkehrssünderkartei. Ab 41 km/h zu schnell setzt es 160 Euro Bußgeld, zwei Punkte und ein einmonatiges Fahrverbot. 61 km/h über dem Limit kosten 440 Euro Strafe, zwei Punkte und zwei Monate Fahrverbot. Ab 70 km/h über dem Limit berechnet die Exekutive gar 600 Euro. Die Staffelung entspricht jener bei regulärer Sicht. Doch angesichts des niedrigen Höchsttempos ist ein Fahrverbot in diesem Fall bereits bei weniger als 100 km/h denkbar. Woher man wissen soll, dass die Sichtweite weniger als 50 Meter beträgt? Die Leitpfosten am Straßenrand stehen in etwa in diesem Abstand. Sieht man nicht bis zum nächsten, fährt man besser langsamer. Beleuchtung: Hofft nicht auf Eure Licht-Automatik Das Einschalten erledigt doch ohnedies die Licht-Automatik? Leider nein, die Systeme reagieren nur auf Wechsel der Helligkeit. Verschlechtert sich lediglich die Sicht bei nahezu gleichbleibendem Lichtanteil, bleibt das Abblendlicht aus. Hier muss der Fahrer meist manuell nachhelfen. Außerdem leuchten bei gängigen Modellen im Tagfahrmodus keine Rückleuchten. Schilder: Ortsfremden glaubt man eher Gelegentlich sieht man nur eine einzige Schneeflocke am Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung – in stilisierter Form, auf einer Zusatztafel. „Heute ist die Straße aber trocken, gilt folglich nicht“, wäre ein nachvollziehbarer Gedankengang. Doch das Oberlandesgericht Hamm entschied bei der Klärung des Sachverhaltes im Jahr 2014 anders: Das Schneeflocken-Symbol verweise lediglich auf mögliche rutschige Bedingungen, die Zahl auf dem Schild gilt folglich im Hochsommer genau so wie im Winter. Winterreifen: Kein Termin, doch hohe Strafen Aktuelle Winterreifen müssen das Alpin-Symbol mit Berg und Schneeflocke aufweisen. Die bislang gebräuchliche M+S-Kennzeichnung (für Matsch und Schnee) reicht seit dem 1. Januar 2018 für Neuprodukte nicht mehr aus. Zuvor gekaufte Reifen können noch bis zum 30. September 2024 genutzt werden. Das Alter der Reifen ist gesetzlich nicht reglementiert, Autofahrer-Clubs und Fahrtechnik-Experten empfehlen jedoch möglichst neue Reifen. Und einen Tausch, lange bevor die Profiltiefe unterhalb der gesetzlich geforderten 1,6 Millimeter liegt. Driften: Nicht wörtlich aber dezidiert verboten Harmlosestes Instrument der Exekutive ist die Berufung auf "Unnützes Hin- und Herfahren", was mit einer Strafe von 20 Euro verbunden ist. Wird auf "übermäßige Straßenbenutzung" oder gar "gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr" entschieden, kommt der Driftversuch fast immer teurer.
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Quelle: ADAC, Bussgeldkatalog.org, AutoundVerkehr.de, geschwindigkeitsueberschreitung.net |
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