Ab Ende des Jahres verkauft das Start-up e.Go Mobile AG einen elektrischen Stadtflitzer mit vier Sitzen - für relativ wenig Geld. Erste Fahrt im e.Go Life 60.
Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Aachen – Die Türen fallen noch automatisch zu, ein Feststellscharnier fehlt. Ein paar Kunststoffspäne liegen auf den Trittbrettern. So ganz fertig ist der e.Go Life noch nicht. Aber er fährt. Alleine das ist eine Sensation. Denn nicht nur der Life ist neu, sondern die ganze Firma e.Go Mobile AG. Ende des Jahres sollen die ersten Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden. Wir konnten schon jetzt mit einem Vorserienfahrzeug ein paar Runden auf dem Werksgelände drehen. Der e.Go Life 60 misst nur 3,34 Meter, bietet aber Platz für vier Personen. Je nach Batterie wiegt der Zweitürer zwischen 880 und 950 Kilogramm. Der Life ist ausschließlich als Elektroauto konzipiert. Seine Akkus fassen je nach Ausführung zwischen 14,9 kWh und 23,9 kWh, im NEFZ reicht das für 121 bis 184 Kilometer Reichweite. Im realen Fahrbetrieb bleiben immerhin noch zwischen 104 und 158 Kilometer. Das Beste aber: Der Life ist mit Preisen ab 15.900 Euro derzeit das günstigste E-Fahrzeug – die 4.000 Euro Umweltprämie darf man noch abziehen. e.Go Life 60: In 3,4 Sekunden auf Tempo 50Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Ein Tritt aufs rechte Pedal und der Stadtflitzer stürmt mit leisem Surren los. Von 0 auf 50 km/h vergehen im Topmodell Life 60 nur 3,4 Sekunden. Bei durchgetretenem Pedal wären bis zu 152 km/h drin. Auf dem Testgelände rund ums neu gebaute Werk in Aachen bremsen wir deutlich früher ab, lenken mit 60 km/h entspannt ums Gebäude. Runter vom Gas, und die Rekuperation setzt hart ein. Der Elektromotor, der jetzt als Generator fungiert, summt deutlich hörbar. Kurz und wendig wie der Life ist, flitzt er leicht ums Eck. Die weichen Sitze halten die Passagiere gut auf dem Platz. Erstaunlich, wie viel Platz das kleine Auto bietet. Auf der ersten Reihe stoßen sich selbst Hochgewachsene nicht den Kopf, die Arm- und Beinfreiheit reicht. Selbst in der zweiten Reihe finden Jugendliche ausreichend Platz. Im Kofferraum bleibt dann allerdings wenig Volumen übrig. Ins minimalistische Cockpit baut e.Go wenig: Ein Infotainmentsystem von JBL, ein Bedienelement für die Klimaanlage und das Infodisplay hinter dem Lenkrad - mehr gibt es nicht. Die rot leuchtende Ölkanne im Display muss noch deaktiviert, die Temperaturkontrolle kalibriert werden. Den Innenraum haben die Ingenieure sehr schlicht gehalten: Die Kunststoffe passen, die Bedienung gelingt funktional und intuitiv. Hochwertig sieht der Innenraum allerdings nicht aus. Und er fühlt sich auch nicht so an. Design und Fahrwerk sind auf SerienstandQuelle: Fabian Hoberg für mobile.de Ende des Jahres sollen die ersten Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert werden. Bis dahin müssen die e.Go-Ingenieure noch ein paar Dinge feintunen. Der Bremspedaldruck verändert sich noch bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die Servolenkung funktioniert noch nicht und die Fahrstufen müssen umständlich mit einem Kippschalter in der Mittelkonsole geändert werden. „Fahrwerk und Design entsprechen schon der Serie, ebenso wie das Außendesign“, sagt Matthias Kreimeier, Vertriebsleiter und einer der ersten Mitarbeiter von e.Go. Um einen niedrigen Preis zu erzielen, konzipierten die Ingenieure um Gründer Professor Günther Schuh nicht zuerst das Fahrzeug, sondern die Produktion. Statt teurer Designer nutzt e.Go für die meisten Teile Zulieferer wie Hella, Bosch oder ZF. Vorteil: null Entwicklungskosten und niedrige Kosten dank hoher Stückzahlen. Ein paar Dinge machen die Aachener anders als traditionelle Hersteller: Der Spaceframe-Rahmen besteht aus Aluminium, die Hülle aus Thermoplast. Eine aufwendige Lackierung und Rostschutz sind damit überflüssig. Die Auswahl an Sonderausstattung bleibt bescheiden, derzeit können Kunden nur zwischen Weiß und Blau wählen, als Option stehen noch Rot, Braun und Silbermetallic zur Wahl. Das verschlankt Produktion und Abläufe. Außerdem verzichteten die Aachener auf ein eigenes Presswerk und automatisierten den Rohbau. In 17 Stunden entsteht der e.Go LifeQuelle: Fabian Hoberg für mobile.de Für die Produktion des Life an 29 Stationen benötigen die Arbeiter 17 Stunden. E.Go entwickelte nur die Teile neu, die es auf dem Markt noch nicht gab. Die Motoren stammen von Bosch, die Batterie von BMZ aus Bayern. Gewartet und gepflegt werden die Autos später bundesweit bei den Bosch-Car-Service-Stationen. „Es ist heute nicht mehr schwer, ein Elektroauto zu bauen. Es ist aber schwer, ein günstiges Elektroauto zu bauen“, sagt Professor Günther Schuh bei der Eröffnung des Werks. Nach 42 Designänderungen war der e.Go Life fertig, zuletzt legte ein italienischer Designer Hand an. „Ein Auto muss schön sein, auch ein vernünftiges, sonst kauft es keiner“, meint Schuh. Auf dem ehemaligen Philips-Gelände Rote Erde, wo früher TV-Röhren entstanden, sollen die Autos im Einschicht-Betrieb gebaut werden. Nächstes Jahr plant e.Go mit 10.000 Fahrzeugen, bis 2022 sollen in zwei Schichten bis zu 100.000 Fahrzeuge entstehen. Neben dem Stadtflitzer planen die Ingenieure schon den Kleinbus Mover, der Ende des Jahres in einer neuen Werkshalle, der dritten, entstehen soll. Der Mover setzt auf Technik von ZF und kann bis zu 15 Personen aufnehmen, eine Cargo-Version fasst bis zu 3,5 Tonnen. Die ersten Prototypen fahren schon. Technische Daten e.Go Life 60
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