Sein originaler Traumwagen war ihm zu selten und zu teuer. Deshalb baute ihn sich Bastian Ebener selbst – in Perfektion.
Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Stolberg – Träume muss man leben. Das dachte sich Bastian Ebner. Doch was macht man, wenn es das Traumauto einfach nicht mehr gibt? Weil es so selten und so teuer ist, dass es erst gar nicht bei Auktionen auftaucht? Dann muss man es sich halt selbst bauen. Wobei wir bei American Muscle und Bastian Ebner sind. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Er kommt immer noch ins Schwärmen, wenn er das Daytona Coupé berührt. „Für mich ist es das schönste Rennauto überhaupt, ein Traumwagen“, sagt er. Nur sechs Fahrzeuge baute Entwickler Carroll Shelby zwischen 1964 und 1965 von dem Shelby Daytona Coupé. Die Autos basieren auf der offenen Shelby Cobra und sollten bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft der GT-Fahrzeuge die bis dato unschlagbaren Aston Martin, Ferrari und Jaguar in Grund und Boden fahren. Der Plan geht auf: 1965 gewinnt das Shelby Daytona Coupé als bis heute einziges amerikanisches Auto eine Weltmeisterschaft. 1965 stellt das Coupé auf dem Salzsee in Bonneville 23 Weltrekorde auf. Originale Fahrzeuge sind nicht nur selten, sondern auch sehr teuer – auf bis zu 20 Millionen Dollar werden Exemplare geschätzt. Einige Tuner bieten deshalb Nachbau-Kits an, sogenannte Replicas, die an die originalen Fahrzeuge aber selten heranreichen. Für den detailverliebten Bastian Ebener keine Alternative. Also baute er sich ein Auto selbst – mit professioneller Hilfe. Während der Schulzeit restauriert Ebener einen Jeep CJ6Der 31-Jährige kennt sich seit Jugendzeiten mit amerikanischen Fahrzeugen aus. Sein Vater fuhr eine Cobra, mit 15 Jahren restaurierte Bastian Ebener einen Jeep CJ6 von 1975 – von Grund auf. Pünktlich zur bestandenen Führerscheinprüfung ist das Auto fertig und er fährt es sechs Jahre im Alltag. Dann folgt der erste Ford Mustang. Den Fastback baut er zwei Jahre lang aus einem verunfallten Stufenheck Coupé. „Durch die Arbeit am Mustang bin ich tiefer in die US-Car-Szene gerutscht“, sagt er. „Für mich ist es der schönste Straßensportwagen, vor allem in der grünen Bullitt-Lackierung“, sagt er. Steve McQueen jagte als Lieutenant Frank Bullitt im gleichnamigen Film Verbrecher 1968 quer durch San Francisco. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK 2006 macht Ebner sein Abi, fängt 2007 sein Studium der Ingenieurwissenschaften an. Die Liebe zu amerikanischen Autos verfliegt auch während seines Studiums nicht. Nebenbei schraubt er in einer Werkstatt für amerikanische Klassiker und historische Rennwagen bei Düren, darunter an vielen Corvette und Ford Mustang. Zwei Jahre später wechselt er als Mechaniker in einen Oldtimer-Betrieb für US-Cars und Rennboliden in Aachen. Als sein Chef 2011 aufhört und ihm die Halle zur Miete anbietet, überlegt er nicht lange. „Ich wollte die Selbständigkeit ausprobieren und habe dann geschraubt und nebenbei noch studiert“, sagt er. Ebener gründet seine Firma "American Muscle Motorsports & Services" und spezialisiert sich auf historische amerikanische Fahrzeuge sowie Rennwagen in denen ein amerikanisches V8 Herz schlägt. 2012 schließt er sein Studium ab, ein Jahr später zieht er mit seiner Firma nach Stolberg bei Aachen, auf ein ehemaliges belgisches Militärgelände. Das Daytona Coupé ist sein MeisterstückDie Halle seiner Firma steht derzeit voll mit Ford GT40, Ford Mustangs, Chevrolet Corvette und dem Daytona Coupé. Mit drei Mitarbeitern und einer Aushilfe baut er seit sieben Jahren Rennwagen komplett um und auf und betreut sie zudem am Wochenende bei historischen Rennen. Auch Wartungen, Inspektionen und Motorrevisionen führen seine Mechaniker bei klassischen Fahrzeugen bis etwa 1975 durch. Sie haben sich bundesweit einen Namen gemacht, vor allem mit aufwendigen Karosseriearbeiten. „Bei US-Oldtimern faszinieren mich der Klang der Motoren und der große Hubraum. Dazu kommt die überschaubare und robuste Technik. Ich bin generell aber kein US-Car-Fan, amerikanische Straßenkreuzer interessieren mich nicht“, sagt er. Ebener begeistert sich dagegen für Autos mit Rennhistorie, wie Cougar, Mustang oder eben Shelby. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Sein Meisterstück parkt vor ihm, das Daytona Coupé. Quasi aus dem Nichts baute er den Rennwagen. „Mein heutiger Partner Mikael Tarne hatte einen Kontakt zu einem Besitzer mit einem originalen Auto, dem zweiten jemals gebauten Daytona Coupé. Mithilfe einer britischen Firma ließen wir das Auto komplett in 3-D vermessen, um so die exakten Maße zu haben“, sagt Ebener. Außerdem kontaktierten sie den damaligen Designer Peter Brock, um restliche Fragen zu klären. In nur drei Tagen entwarf Brock damals den Rennwagen in seiner neuen Form – seine Kritiker sahen das Coupé als Irrweg. Doch bei den ersten Tests 1964 zeigt sich, dass das Coupé deutlich schneller und stabiler fährt als die offene Cobra. Ford als Motorenlieferant und Sponsor lässt zusätzliche fünf Autos fertigen, allerdings nicht in den USA, sondern in Italien bei Carozzeria Gran Sport in Modena. Ebeners Blaupause ist das zweite fertig gestellte Auto mit der Nummer CSX2299. Es unterscheidet sich vom ersten Fahrzeug unter anderem an der Windschutzscheibe, der Front und an der Dachform. Spitzname: the Unnormaly. „Es sieht zwar anders aus als das erste Fahrzeug, aber es ist dennoch schön. Außerdem hatte ich noch keine so große Erfahrung im Alu-Karosseriebau, da wollte ich mich nicht gleich mit dem beliebtesten Modell anlegen“, sagt er. Ein weiteres Daytona Coupé soll folgenIn fast acht Monaten und rund 3.500 Arbeitsstunden, erschafft er mit seiner Mannschaft das Renncoupé – Recherche, Planung und das Scannen nicht eingeschlossen. Alle Alu-Bleche werden handgedengelt und verschweißt, Motor und Getriebe von anderen Fahrzeugen überholt und diverse Neuteile für Aufhängung und Bremsanlage beschafft. Lackier- und Sattlerarbeiten sind ebenfalls an das Original angelehnt. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Für den rund 1.100 Kilogramm leichten Rennwagen reicht ein 4,7-Liter-V8 mit 420 PS locker. Vier Weber-Doppelvergaser versorgen den Motor mit Sprit, durch ein manuelles Viergang-Getriebe fließt die Kraft an die Hinterräder. In knapp 4,5 Sekunden fährt der Rennwagen von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund 300 km/h. Rund 425.000 Euro ist das neuentstandene Einzelstück wert, eine größere Serienproduktion ist nicht geplant. „Wir wissen jetzt, wie ein Neuaufbau mit einer selbstgebauten Karosserie funktioniert, deshalb wollen wir einen Schritt weiter gehen“, sagt Ebener. Als nächstes will er mit seinem Team das erste Daytona Coupé mit der Nummer CSX2287 angehen. Die Scans von dem unrestaurierten Klassiker aus einem Museum in Philadelphia hat er schon – auf das Streicheln über die fertige Karosserie freut er sich schon heute. |