• Online: 2.166

VW Golf 2 Limited (Nr. 003, 1989): Verkauf, Preis, Geschichte - Ein Golf 2 für 110.000 Euro

verfasst am

Baujahr 1989, 85.000 Kilometer, gepflegt, 110.000 Euro: Dieser Beinahe-Oldtimer soll teurer sein als jeder neue Golf. Hier sind die Hintergründe und seine Geschichte.

Ein Golf für 110.000 Euro: Dieser Golf 2 Limited soll mehr kosten als jeder neue Golf Ein Golf für 110.000 Euro: Dieser Golf 2 Limited soll mehr kosten als jeder neue Golf Quelle: Simon Moser via mobile.de

Berlin – Nein, das ist kein Tippfehler. Dieser alte Golf soll wirklich 110.000 Euro kosten. Er gehörte nie einem Papst oder der Kanzlerin, keinem Promi oder berühmtem Künstler. Seinen Preis soll er ganz aus sich heraus rechtfertigen. Denn er gehört zu einer besonders exklusiven Ausstattungsvariante: Nur 71 Exemplare des Golf Limited 16V G60 entstanden von 1989 bis 1990.

Ein Prestige-Projekt, das viele Jahre lang weit unter dem Radar fuhr. Vor 15 Jahren war so ein Golf gerade einmal 10.000 Euro wert. Die Preise der gesamten Modellreihe hatten ihren Tiefststand erreicht, einen akzeptablen Golf 2 gab es für wenige 100 Euro. Brot-und-Butter-Autos stiegen langsam im Preis, der des Limited explodierte.

Das Besondere am Golf Limited ist aber nicht die produzierte Anzahl, sondern seine Technik. Ein Vierzylinder-Benziner leistet 210 PS und treibt alle vier Räder an. Die Kraft sieht man ihm nicht an – er wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Golf.

VW Golf 2 Limited: 210 PS von VW Motorsport

Alle Limited basieren auf schwarzen Syncro-Karosserien mit vier Türen Alle Limited basieren auf schwarzen Syncro-Karosserien mit vier Türen Quelle: Simon Moser via mobile.de Rückblick. Ende der 1980er-Jahre plante Klaus-Peter Rosorius, Leiter von Volkswagen Motorsport, einen besonders starken Motor für den Golf. Er kombinierte alle Besonderheiten der damaligen Spitzenmodelle: Einen Motorblock mit 1,8 Litern Hubraum, einen Zylinderkopf mit 16 Ventilen und scharfer Auslass-Nockenwelle, eine große Ansaugbrücke und einen G60-Lader.

Der sogenannte G-Lader ist eine Art Kompressor: Er wird per Riemen vom Motor angetrieben und verdichtet die Ansaugluft. Die wird dafür durch ein schneckenförmiges (G-förmiges) Labyrinth geleitet. Ein bewegliches Bauteil mit gleicher Form, die sogenannte Verdichterplatte, sitzt im Gehäuse. Eine Exzenterwelle schiebt die Verdichterplatte dicht an die Spirale des Gehäuses. Diese Bewegung drückt die Luft in Richtung Motor.

In Rosorius' Motor entsteht ein Ladedruck von 0,54 bar. Im Serienzustand leistet der 16V G60 (interne Kennung: 3A) 210 PS und 252 Newtonmeter Drehmoment. So beschleunigte der Allrad-Golf in 7,4 Sekunden auf Tempo 100 und rannte 230 km/h Spitze. Einen stärkeren Serien-Golf gab es erst ab 2002 mit dem Golf 4 R32 (241 PS).

Ein schwarzer Viertürer mit schmalen Stoßstangen

VWM klebte die Windschutzscheibe ein, um die Karosserie steifer zu machen. Das war bei allen G60-Modellen üblich VWM klebte die Windschutzscheibe ein, um die Karosserie steifer zu machen. Das war bei allen G60-Modellen üblich Quelle: Simon Moser via mobile.de Äußerlich änderte man wenig am Super-Golf. Er bekam die vordere Stoßstange des US-Jetta mit Blinkergläsern in Orange, schwarz-rote Rückleuchten, die Frontlippe der 16V-Modelle und mehrteilige BBS-Felgen in 6,5 x 15 mit 195/50er-Reifen. Den Rahmen des Kühlergrills lackierte VW Motorsport in Rivierablau von Porsche. An Front und Heck befestigte man außerdem VWM-Embleme.

Serienmäßig gab es im Limited eine Lederausstattung mit beheizten Sportsitzen, ABS, Servolenkung, Zentralverriegelung, beheizbare Wischerdüsen, elektrische Spiegel und Fenster. Eine Klimaanlage war prinzipiell im Golf 2 verfügbar, sie passte aber nicht mehr in den vollgepackten Motorraum des Limited.

Alle Fahrzeuge basieren auf schwarzen, fünftürigen Allrad-Karosserien. Eine geklebte Frontscheibe verbesserte die Steifigkeit. Die Autos wurden von Hand bei VW Motorsport umgerüstet und zu einem Preis von 68.500 DM verkauft. Der prominenteste Besitzer dürfte Rennfahrer Hans-Joachim Stuck gewesen sein, ihm gehörte Nummer 057. Sein Auto wurde nachträglich aufwendig getunt.

Limited 003 steht zum Verkauf

Nummer 003: Dieser Limited wurde seinerzeit in der Zeitschrift "Gute Fahrt" getestet Nummer 003: Dieser Limited wurde seinerzeit in der Zeitschrift "Gute Fahrt" getestet Quelle: Simon Moser via mobile.de Zum Verkauf steht der Golf Limited mit der Nummer 003. Er wurde von der Zeitschrift „Gute Fahrt“ getestet (Ausgabe 02/1990). 2014 konfiszierte ihn die Polizei – eine Verwechselung. Eigentlich war ein Anhänger als gestohlen gemeldet. Während er beschlagnahmt war, wurden vom Golf Kühlergrill und Kotflügel gestohlen.

Der Besitzer bewies, dass er der rechtmäßige Eigentümer des Fahrzeuges war und komplettierte den Golf wieder. Im vergangenen Jahr inserierte er ihn für 55.000 Euro. Die Anzeige war nur kurz online – das Telefon des Verkäufers klingelte ununterbrochen.

Der österreichische Autohändler Simon Moser kaufte damals den Limited. Im Gespräch mit MOTOR-TALK berichtet er, dass er von einem solchen Auto schwärme, seit er 18 Jahre alt war. In erster Linie habe er sich diesen Traum erfüllen wollen. Die Wertsteigerung sei aber ebenfalls wichtig gewesen. Welche Summe er letztendlich in das Auto investierte, verrät er nicht.

Moser ist in der Tuning-Szene aktiv und Geschäftsführer des Klamotten-Labels „Low is a Lifestyle“. Sein Limited befindet sich allerdings im Serienzustand. Er parke in seinem Autohaus in Oberösterreich. Nach einem Jahr und wenigen Ausfahrten soll er nun Platz für ein neues Auto machen. Man habe ihm einen perfekten Audi Urquattro angeboten, sagt er. Der sei zwar lange nicht so sellten, soll nun aber den Golf ersetzen.

110.000 Euro für einen VW Golf 2

Der Preis sei verhandelbar, erklärt Moser. Ihm gehe es vor allem darum, dass der Golf in gute Hände komme. Er möchte aber mit echten Interessenten sprechen. Wo der Marktwert eines Limited tatsächlich liegt, wissen eben nur Käufer und Verkäufer. Interesse sei jedenfalls vorhanden.

Ein Schnäppchen wird der Limited auf keinen Fall. Zumal er wahrscheinlich teurer wird als jeder aktuelle Golf: Das derzeitige Spitzenmodell Golf R (310 PS) kostet mit voller Hütte laut Liste rund 70.000 Euro. Günstiger wird der Limited wohl nicht. Aber der neue Golf ist im Vergleich dazu beliebig - und eben neu.

 

*****

In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.

Avatar von SerialChilla
VW
105
Hat Dir der Artikel gefallen? 19 von 29 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
105 Kommentare: