Mercedes Me-Convention: Zukunftskonferenz auf der IAA - Einfach mal nicht über Autos reden

Frankfurt – Einfach mal nicht über Autos reden – auf der IAA? Mercedes tut genau das. Dieter Zetsche trägt nicht nur gern Jeans zum Sakko. Er redet auch lieber über Zukunft als über Dieselabgase (aus seiner Sicht: Vergangenheit). Daimler holt deshalb die berühmte Digitalmesse SXSW (South by Southwest) aus dem texanischen Austin nach Frankfurt. Eine perfekte Ergänzung zur vom Verband der Automobilindustrie (VDA) organisierten IAA. Denn die Messe, sagt VDA-Chef Matthias Wissmann, muss schließlich auch stetig digitaler werden.

Selbstlose Motive verfolgt Daimler nicht. Die Eröffnungsrede hält, kein Zufall, der Marketingchef Dr. Jens Thiemer: Daimler ist auf der Suche nach neuen Kontaktpunkten zwischen Marke und Autofahrern. Denn die klassischen Kontaktpunkte schrumpfen: Recherchiert und konfiguriert wird online statt im Autohaus. Mit den künftigen Elektroautos wird die Zahl der Besuche im Autohaus weiter sinken, denn die mechanisch simpleren Fahrzeuge müssen seltener in die Werkstatt.

Facebook-COO Sheryl Sandberg mit Daimler-Chef Dieter Zetsche: 440 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung treffen auf 70 Mrd. Dollar Quelle: mobile.de Die aufwändigere Software lässt sich auch digital warten. Tesla macht es vor. Und Sharing-Fahrzeuge wird wohl niemand selbst in die Werkstatt bringen. Also testet Daimler mit der „Me Convention“, ob sich die „Millenials“ nicht woanders abholen lassen. Da, wo sie sind zum Beispiel: auf Twitter, Facebook und Instagram.

Bärte und Brillen in der Minderheit

Von einer Facebookparty ist die Me-Convention dennoch weit entfernt, deutlich weiter als das amerikanische Vorbild SXSW. Mindestens die Hälfte der Anwesenden trägt Anzug. Bärte und Brillen sind knapp in der Minderheit. 2.000 Tickets haben die Veranstalter verkauft, 200 Journalisten sind akkreditiert.

Ein reguläres Ticket kostet schlappe 360 Euro, garantiert aber ein komplettes Wochenende digitale Weiterbildung plus Abendveranstaltungen wie Vernissagen, Konzerte (u. a. Beth Ditto) und gutes Essen. Hart arbeiten, hart feiern: In der Digitalbranche verdient man schließlich gut. Ermäßigte Tickets kosten 150 Euro.

Viel Geld, für das etwas geboten wird. Aufbruchsstimmung etwa, wenn Mond-Pionier Buzz Aldrin ankündigt: in 20 Jahren könne der Mars besiedelt werden. Der Mann weiß, wovon er spricht: Immerhin machte er das erste Selfie auf dem Mond und berät bis heute die NASA.

Nüsse und Autos mit Stern

Highlights des weiteren Programms: Facebook-Chefin Sheryl Sandberg und Dieter Zetsche diskutieren über Unternehmensführung im digitalen Zeitalter. Am Samstag wird u. a. die Frage gestellt, ob die menschliche Spezies sich vielleicht gerade sogar neu erfindet. Wo bleibt der Sinn, wenn alles gläsern und sofort verfügbar ist? Am Sonntag geht es u. a. um „Share Economy“: Amber Valetta geht der Frage nach, wie eine Kreislaufökonomie am Beispiel Mode funktionieren kann.

Freitag, Samstag und Sonntag treten insgesamt mehr als 150 Speaker auf. Gegessen wird wie in Berlin-Mitte: teuer und vorgeblich gesund. Nüsse, Müsli, teure Häppchen. Und der Veranstalter ist präsent: Autos mit Stern sind auf der Convention überall platziert.

Eine einmalige Sache? Vermutlich nicht. Die IAA bietet zwar die Plattform. Aber Mercedes kann sich durchaus vorstellen, auch allein aus der Me Convention eine Serie zu machen. Die SSXW hat schließlich mit Mazda bereits einen Automobilsponsor. Wer die teuren Ticketpreise gescheut hat, kann die Convention bei Twitter oder im Livestream auf der Homepage des Veranstalters verfolgen.