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Ferienbeginn: Baustellen sorgen für Stau auf den Reiserouten - Fast 600 Nadelöhre im Sommer

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Wer auf die Insel will, muss anstehen: Es gibt in diesem Sommer fast 600 Autobahn-Baustellen. Weniger als 2017, aber: mehr Urlauber fahren im Auto in die Ferien.

München - Mit dem Höhepunkt der Feriensaison beginnt das Stop-and-go auf den Fernstraßen, mit dem sich die Blechlawinen den Urlaubsregionen entgegenschieben. Voriges Wochenende begann die schulfreie Zeit in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland. In dieser Woche starten Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen in die Ferien. Die sommerliche Welle rollt Richtung Ostsee und Nordsee oder in den Süden in Richtung Berge, Seen und an Italiens Strände.

"Es wird wieder ein schlimmer Sommer für die Autofahrer werden, weil es viele Baustellen gibt - und weil sich das geänderte Reiseverhalten eher verstärkt hat", sagt Stefan Dorner vom ADAC Südbayern. Viele Flugziele seien nicht mehr so gefragt, die politische Lage und Terror schrecken viele ab.

So steigen immer mehr Urlauber ins eigene Auto. Schon 2017 registrierte der ADAC auf deutschen Autobahnen rund 723.000 Staus, es war ein neuer Rekord. Die Staus summierten sich auf eine Gesamtlänge von 1,45 Millionen Kilometern.

Weniger Baustellen als 2017

Besonders betroffen: Oberbayern. Selbst ein beliebtes Ferienziel und zugleich Transitregion auf dem Weg in den Süden. Etwa 11 Prozent aller Staumeldungen (rund 76.500) wie auch aller Staukilometer (rund 162.300) zählte der Autoclub auf den hiesigen Autobahnen. Weniger Behinderungen als im Vorjahr sind dieses Jahr nicht zu erwarten, eher mehr. Die Fahrleistung je Auto steigt, zumindest nahm sie 2017 zu. Der ADAC meldete unter Berufung auf die Bundesanstalt für Straßenwesen ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber 2016.

Kleiner Lichtblick: Auf deutschen Autobahnen gibt es in diesem Sommer weniger Baustellen. Bis Ende September soll an rund 570 Stellen vier Tage oder länger gearbeitet werden. Im vorigen Sommer waren es noch mehr als 700. Nur wo unbedingt notwendig, werde während der Sommerferien gebaut, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer. Baustellen würden beschleunigt vorangetrieben, um allen eine möglichst staufreie Reise zu ermöglichen.

Der Minister verwies auf diverse Maßnahmen zur Entlastung der Autobahnen. Im Juli und August gebe es ergänzend zu den Sonn- und Feiertagsfahrverboten zusätzliche Lastwagen-Fahrverbote an Samstagen. Schwertransporte würden im Juli und August möglichst nur von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr erlaubt.

Insgesamt habe sich die Zahl der Baustellen im Laufe der Jahre kontinuierlich erhöht, erläuterte Scheuer. In diesem Jahr gebe der Bund 8,6 Milliarden Euro aus, fast eine Milliarde mehr als im Vorjahr. "Damit investieren wir mehr Geld in das Verkehrsnetz als je zuvor", sagte Scheuer. "Mehr Autobahnen bedeuten mehr Mobilität für Deutschland."

Stau-Spitzenreiter NRW

Allerdings werden viele Ausbaumaßnahmen durch Fachkräftemangel gebremst. "Wir haben kein Geld-, sondern ein Kapazitätenproblem", sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums von Nordrhein-Westfalen der Wochenzeitung "Die Zeit". Von den 5.700 Mitarbeitern der zuständigen Landesplanungsbehörde gingen in den nächsten zehn Jahren 1.300 in den Ruhestand.

 

So oder so: Erstmal wird es eng zwischen Kiel und Garmisch-Partenkirchen. Vor allem in den Ballungsräumen rund um Berlin, Leipzig, Dresden, Nürnberg, Hannover, nördlich von Hamburg und im Raum um Düsseldorf und Köln. Nordrhein-Westfalen war in der ADAC-Bilanz 2017 mit 35 Prozent der Staumeldungen Spitzenreiter. Die Behinderungen entstehen hier zwar laut ADAC das ganze Jahr über durch Pendler. Wer aber im Urlaub nach Holland, Belgien oder Frankreich will, muss durch das Nadelöhr.

Viele Ferienregionen stöhnen unter dem Verkehr. Lärm, Abgase und volle Straßen dort, wo es am schönsten ist, zum Beispiel auf der Ostseeinsel Usedom. Dorthin strömen zahlreiche Erholungssuchende aus dem Osten Deutschlands, aus Berlin und Hamburg. Wegen schlechter Zugverbindungen reisen die meisten mit dem Auto an.

In diesem Sommer behindert eine bundesweit bekannte Baustelle die Zufahrt vom Westen: An der A20 bei Tribsees wird noch bis 2020 gebaut, nachdem im Herbst ein Autobahnstück im moorigen Boden versunken war. Die Usedomer plagt schon die nächste Sorge: Polen plant einen Tunnel vom Hafen Swinemünde nach Westen. Dann könnten viele Lastwagen durch das Ferienparadies donnern, denn das wäre dann die direkteste Verbindung Richtung Hamburg.

Neue Tunnel für Garmisch

Auch im Ferienparadies Garmisch-Partenkirchen klagen die Menschen über den Verkehr. Der Ort am Fuß der Zugspitze hat wie der ganze Süden Bayerns im Winter die Wintersportler, im Sommer die Wanderer - und den Transit. Reisende und Fernfahrer, die weiter wollen nach Österreich, schlängeln sich durch die Ortskerne von Garmisch oder Partenkirchen. Die Einwohner hoffen auf neue Tunnel. Damit soll es zumindest für den Ortsteil Garmisch bald weitergehen. "Wir hoffen, dass das schnellstmöglich umgesetzt wird", sagt Martin Bader aus der Hauptverwaltung.

Freitag und Samstag ist es am schlimmsten, dann kommen zu den Urlaubern die Tagesausflügler. "Man überlegt, ob man am Wochenende noch rausfährt", sagt eine Frau aus Irschenberg, für die der Stau vor der Haustür auf der A8 zum Alltag gehört. "Durch Bayern muss fast jeder durch, wenn er nach Süden will, nach Italien, Kroatien oder in die Balkanstaaten", sagt Stefan Dorner vom ADAC.

Um den Verkehr zu entzerren, wird teils nachts gebaut oder die Standspur geöffnet. Dennoch braucht es auch heimwärts meist Geduld: Bei Kiefersfelden, Salzburg und Passau müssen Urlauber dann durch die Grenzkontrollen. Lastwagenfahrer René Horst hat den Stau berufsmäßig, nicht zuletzt wegen der Lkw-Blockabfertigungen der Tiroler. Urlaub mache er zuhause in Niederbayern, sagt er. Mit dem Wohnwagen, im Umkreis von einer Autostunde - bloß nicht wieder im Stau landen.

 

Quelle: dpa

 

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