Das Segment läuft toll, das Auto weniger. Bis jetzt? Ford hat das kleine SUV Ecosport zum zweiten Mal überarbeitet und baut es nun in Europa. Erste Fahrt im Facelift-Modell.
Lissabon – Böser Scherz im Kölner Karneval: Kauft ein Kunde keinen Mokka oder Captur, sondern einen Ecosport. Während Mini-SUV anderer Hersteller prima laufen, dümpelte Fords Offerte bisher dahin. Hauptkritikpunkte: Design, Materialauswahl, Verarbeitungsqualität. Der Ecosport wurde für Märkte wie Brasilien und Indien entwickelt und dort gebaut. Glänzendes Hartplastik und schimmernde Gießnähte innen, etwas klobig von außen. Gegen Konkurrenten aus Europa für Europa sah er alt aus, ohne alt zu sein. Mit der zweiten Überarbeitung soll der Ecosport nun endlich aufschließen. Die Produktion zog um, auf die ehemalige B-Max-Produktionsstrecke in Craiova (Rumänien). Ganz wichtig: Das Cockpit, dem neuen Fiesta entlehnt, wirkt nun moderner und hochwertiger. Als einer der letzten Europa-Ford verliert der Ecosport die vielen unübersichtlichen Knöpfe und Schalter. Mit nur noch zwei Drehknöpfen und dazwischen zehn Tasten fürs Infotainment finden sich Autofahrer schnell zurecht. Darunter liegen die Regler für die Klimaanlage. Eine einfache, intuitiv bedienbare Lösung. Neues Cockpit, alte ProportionenStatt aus Hartplastik bestehen die Oberflächen nun aus unterschäumten Materialien mit hübscher, matter Oberfläche. Nur die Türinnenverkleidung bleibt hart. Das ist in dieser Fahrzeugklasse üblich. Allerdings: An einigen Ecken, beispielsweise dem Anschluss der Türverkleidung an die A-Säule, wirkt die Verarbeitung weiterhin etwas grob. Das gleiche gilt für die Schalter der Lüftungsdüsen. Der rechte Scheibenwischer ragt zudem auffallend weit in die Windschutzscheibe hinein. Kleinigkeiten, die auf Dauer nerven können. Statt des Mäusekino-Displays steckt nun ein frei stehender Touchscreen mit mindestens 4,2 Zoll Größe auf dem Armaturenbrett. Optional ist er in 6,5 oder 8 Zoll Diagonale erhältlich. Fords aktuelles Sync-3-System erlaubt endlich, das Smartphone über Apple Carplay und Android Auto mit dem Ecosport zu verbinden. An den Proportionen des Ecosport ändert sich nichts. Nur das Schürzen-Design des Kuga macht optisch einen Unterschied. Nach wie vor ähnelt der Kleine optisch eher einem Geländewagen als einem modischen SUV, mit kleinen Rädern unter weit ausgestellten Radhäusern. Und einer zur linken Seite öffnenden Heckklappe. Vor allem in engen Parklücken gibt das Probleme. Dafür fasst der Kofferraum zwischen 356 und 1.238 Liter. Die Form hat Vorteile, wie den hohen Einstieg und eine rundum gute Übersicht. Die kurzen Überhänge erleichtern das Einparken, auch ohne Kameras und Piepser. Im Innenraum des fast 4,10 Meter langen Fünftürers finden vier Erwachsene locker Platz. Unangenehm fallen nach einigen Stunden die weichen Sitze mit wenig Seitenhalt auf. Für den Alltag mag der Komfort ausreichen, auf längeren Fahrten ist das nicht angenehm. Neu im Ecosport: AllradErstmals gibt es das Mini-SUV ab Sommer 2018 mit Allradantrieb, in Kombination mit dem 1,5-Liter-Diesel und 125 PS und einem manuellen Sechsgang-Getriebe (ab 24.340 Euro). Viele Kunden werden ihn wohl nicht ordern: In B-SUV ist Frontantrieb die Regel, und die Diesel-Quote in Deutschland befindet sich angesichts drohender Fahrverbote im Sinkflug. Aber: zur kernigen Optik des Ecosport passt die Ergänzung prima. Die meisten Ecosport wird Ford wie bisher mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner (100 PS, 125 PS oder 140 PS) ausliefern. Den Basisbenziner bietet Ford erst ab April 2017 an. Die 125-PS-Version gibt es mit Handschalter und Sechsgang-Automatik (ab 21.340 Euro), den Top-Benziner mit 140 PS (22.990 Euro) dagegen nur mit manuellem Getriebe. Der Basis-Diesel leistet 100 PS und startet bei 20.900 Euro. Zur Testfahrt standen der 125-PS-Benziner mit Automatik und der 140-PS-Benziner bereit. Wer nicht unbedingt eine Automatik haben muss, sollte darauf verzichten. Der Wandler arbeitet zäh und schluckt viel Leistung, der Motor dreht unwillig. Das macht einfach keinen Spaß. Prima Fahrwerk im Ford EcosportDie stärkere Version mit Handschalter überzeugt. Der kleine Dreizylinder schiebt die immerhin 1,4 Tonnen Leergewicht zügig an. Aus dem Stand vergehen 10,2 Sekunden, bis der Ecosport die 100 km/h erreicht. Bis zu 186 km/h sind möglich. Das maximale Drehmoment des Turbobenziners liegt zwar erst ab 4.400 Umdrehungen an, der Motor hat aber schon vorher Biss. Quelle: Ford Der brummige Dreizylinder fühlt sich bis 3.000 Touren wohl, darüber strengt er sich hörbar an – und braucht eine höhere Dosis Benzin. Den Normverbrauch von 5,2 Liter auf 100 Kilometer verpassten wir auf der Testfahrt trotz zurückhaltender Fahrweise deutlich. Am Ende standen mehr als acht Liter auf dem Display. Typisch Ford: das Fahrwerk glänzt. Löcher und Buckel auf der Piste bügelt der Ecosport komfortabel weg. Lediglich in zügig gefahrenen Senken und Kurven kommen die Reifen an ihre Grenzen. Die leichtgängige Servolenkung arbeitet präzise, vielleicht einen Tick zu direkt. Das fühlt sich mitunter nervös an. In engen Kurven lenkten wir automatisch zu stark ein, um dann wieder öffnen zu müssen. Preise und AusstattungenDie Basis bietet keine üppige, aber eine funktionale Ausstattung mit höhenverstellbarem Fahrersitz, elektrischen Fensterhebern, Lederlenkrad, zwei USB-Anschlüssen und Klimaanlage. Cool & Connect (ab 19.990 Euro) erleichtert die Fahrt unter anderem durch das Navi inklusive Smartphone-Kopplung, Tempomat, Einparkhilfe und einer Armlehne in der Mittelkonsole. Titanium (ab 22.240 Euro) kommt außerdem mit Audiosystem inklusive 6,5-Zoll-Monitor, Klimaautomatik, Regensensor, 16-Zoll Alus und schlüsselfreiem Starten. Quelle: Ford Erstmals bietet Ford im Ecosport die Variante ST-Line (ab 23.840 Euro) an. Dann sieht der Ford auch ohne sportlichen Motor sportlich aus: Alu-Pedalerie, schwarze Anbauteile, Leder-Stoff-Polsterung, rote Ziernähte, Sportfahrwerk und 17-Zoll-Aluräder gehören dazu, ebenso eine modifizierte Front- und Heckschürze sowie Seitenschweller. Optional erhöhen Einparkhilfe, Rückfahrkamera, Xenonlicht (750 Euro) und Toter-Winkel-Assistent die Sicherheit. LED-Scheinwerfer gibt es nicht. Als Ohrenwärmer dient eine Bang & Olufsen-Anlage mit 675-Watt-Soundsystem inklusive zehn Lautsprechern für 550 Euro. Ford nimmt seit Oktober 2017 Bestellungen für den gelifteten Ecosport an. Die offizielle Liste beginnt bei 18.590 Euro für den 100-PS-Benziner. Damit liegt er im Umfeld direkter Konkurrenten wie Peugeot 2008 (ab 17.550 Euro) oder Opel Mokka X (18.990 Euro). Aber: Kia Stonic (ab 15.790 Euro) und Renault Captur (ab 15.990 Euro) sind deutlich günstiger. Das weiß auch Ford, um einen Rabatt nie verlegen: Zum Aktionspreis gibt es den Ecosport derzeit ab 14.990 Euro, das Vorgängermodell ab 13.890 Euro. ***** In eigener Sache: Ab sofort verschicken wir unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. Technische Daten: Ford Ecosport 1.0 Ecoboost
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