Frank Bullitt scheuchte im Film mit seinem Ford Mustang vor 50 Jahren einen Dodge Charger durch San Francisco. Zum Jubiläum legt Ford nun ein Sondermodell auf. Erste Fahrt.
Nizza - Es gibt viele Filme, in denen Autos eine Hauptrolle spielen. Bullitt gehört zu den bekanntesten. Die Verfolgungsjagd in San Francisco zwischen einem Ford Mustang Fastback GT 390 und einem Dodge Charger dauert mehr als zehn Minuten. Purer Motorsound ohne Gequatsche der Schauspieler. Die Szenen wurden zur Vorlage für alle darauffolgenden Verfolgungsjagden im Kino. Jetzt wird der Film 50 Jahre alt und Ford legt zum Jubiläum ein Sondermodell auf. Natürlich einen Mustang. Im Film muss Polizist Frank Bullitt einen Zeugen schützen, der vor Gericht über eine Untergrund-Organisation aussagen will. Ein Killer-Duo will das verhindern und den Zeugen ermorden. Deshalb verfolgen sie Bullitt, der sie in den engen Straßen von San Francisco durch einen Trick überholt und anschließend die Killer in ihrem Dodge Charger selbst verfolgt. Wer die Szene nicht kennt: Hier noch mal zum Anschauen:
Der aktuelle Mustang würde ohne Zweifel für eine anständige Verfolgungsjagd taugen. Unter der langen Haube arbeitet ein 5,0-Liter-V8 mit 460 PS, 10 PS mehr als beim Serienmodell GT. Die zusätzliche Leistung kitzelten die Ingenieure aus einem offenen Luftansaugsystem, einem größerem Einlasskrümmer und einer geänderten Software, angelehnt an die des Shelby Mustang GT350. 0-100: 4,6 s im Bullit-MustangDirekt nach dem Drücken des Startknopfs zittert die ganze Karosserie. Der V8 schüttelt die Insassen wach. Für mehr Fahrspaß (und mit offener Auspuffklappe) schalten wir auf den Fahrmodus Sport+ um. Dann die Kupplung treten und den ersten der sechs Gänge einlegen. Die Hand liegt fest auf der weißen Billardkugel, schiebt mit leichtem Druck den Schalthebel in die erste Gasse. Klack. Quelle: Ford Ein Tritt aufs Gaspedal, und der Mustang drückt einen in die Sitze – kein Traktionsverlust, einfach nur Schub. Das war vor 50 Jahren anders: Bei der Verfolgungsjagd in San Francisco verliert der Mustang so viel Gummi, dass er fast auf der Felge fährt. Das Drehmoment von 529 Newtonmeter erlaubt einen Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in 4,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 263 km/h. Der normale V8 wird bei 250 km/h abgeregelt. Hubraum ist eben doch nicht so leicht zu ersetzen. Der dritte Gang reicht heute im Bullitt für Sprints zwischen 30 und 200 km/h, so bullig ist der Motor, so viel Drehmoment hat er. Schalten wird überflüssig, obwohl es mit dem eng gestuften Getriebe Spaß bereitet. Frank Bullitt alias Steve McQueen kann von dieser Technik nur träumen: Obwohl sein Mustang damals nur vier Gänge hatte, schaltet er im Film 16 Mal hoch, ohne auch nur einmal runterzuschalten. Hollywood eben. Frank Bullitt hätte der V8 gefallenWas hätte Frank Bullitt zum Motor gesagt? Der Lieutenant war eher ein schweigsamer Typ. Vielleicht hätte er den Sound des V8 gelobt, vielleicht auch still geliebt. Ganz bestimmt hätten ihm aber die direkte Lenkung und die präzise Schaltung gefallen. So wie uns. Entlang kleiner französischer Landstraßen donnert der Mustang tiefe Bässe heraus. Wir fahren die Fensterscheiben nach unten, um den bulligen Motorsound genießen. Das 1,8 Tonnen schwere Coupé schwingt leicht durch die Kurven, lässt sich durch die präzise Lenkung genau dirigieren. Das hätte Bullitt bestimmt so gut gefallen wie uns. Die grüne Lackierung, das Fehlen sämtlichen Chroms sowie der Ford-Logos wären bestimmt ebenfalls im Sinne des Cops gewesen. Dazu kommen der schwarze Kühlergrill und die optionalen, eng geschnittenen Recaro-Sitze. So dezent fährt sonst kein Mustang auf der Straße. Nur am Heck und am Lenkrad prangt jeweils das Bullitt-Logo. Auf der Beifahrerseite des Armaturenträgers klebt eine nummerierte Plakette anstelle des Marken-Logos. Viel High-Tech im Bullit-MustangQuelle: Ford Im Gegensatz zum 68er-Mustang steckt das neue Sondermodell voll mit Technik und aufwendiger Ausstattung. Dazu zählen ein B&O-Soundsystem mit zwölf Lautsprechern, das zwölf Zoll große Kombiinstrument, Rückfahrkamera, klimatisierte Vordersitze und das Navi mit Sprachsteuerung und Touchscreen. Gegen Aufpreis stattet Ford den Mustang Bullitt mit dem adaptiven Fahrwerk Magne-Ride von Delphi aus. Das bügelt in Millisekunden Bodenwellen und Schlaglöcher weg und lässt den Mustang stabil und komfortabel über die Straßen flitzen – trotz der schwarz lackierten 19-Zöller (vorne 255/40 und hinten 275/40). Die Materialauswahl im Innenraum lässt dagegen zu wünschen übrig, hier hat Ford nur wenig Mühe auf das Sondermodell verwendet. Am Armaturenbrett kleben Bezüge in Lederoptik, die Nähte sind etwas breit und der Kunststoff an den Türgriffen wirkt hart und billig. Keine Automatik, wie im OriginalAuf eine Automatik müssen Bullitt-Kunden übrigens ebenso verzichten wie damals der Cop aus San Francisco. Dafür haben sie die Wahl zwischen der Farbe des Filmautos (Montana-Grün) und einem schwarzen Lack. Wer auch immer den braucht. Wir wissen zwar nicht, was Frank Bullitt damals als Cop verdient hat und wie viel er heute verdienen würde. Aber das Beste an dem Sondermodell ist sein Preis: Wo sonst gibt es ein voll ausgestattetes Muscle-Car mit V8 für 52.500 Euro? Eben. Dem Originalauto ist es im Film übrigens nicht gut ergangen: Am Ende explodiert der Charger in einer Tankstelle, Frank Bullitts Mustang zerreißt es an einer Böschung. Der Polizist muss für weitere Ermittlung auf das Auto seiner Freundin umsteigen – ein Porsche 356 Cabrio mit deutlich weniger Sound und Power. Passend zum Thema: Bullitt-Original-Filmautos in Goodwood Ford Mustang 5.0 Bullitt: Technische Daten
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