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Daimler-Chef Dieter Zetsche wird 65 - Jeans und Turnschuhe statt Manschettenknöpfe

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Dieter Zetsche ist so etwas wie der Popstar unter den Geschäftsführern der Dax-Konzerne. Mit 65 sitzt er fest im Sattel wie nie - trotz etlicher Baustellen bei Daimler.

Popstar der deutschen Wirtschaft: Dieter Zetsche bei einer Präsentation im Februar 2018 Popstar der deutschen Wirtschaft: Dieter Zetsche bei einer Präsentation im Februar 2018 Quelle: dpa/Picture Alliance

Stuttgart - Fünf Jahre können eine Ewigkeit sein. Vor fünf Jahren, an seinem 60. Geburtstag, hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche nur knapp eine Revolte der Arbeitnehmer überstanden. Deren Vertreter im Aufsichtsrat wären ihn gern losgeworden. Sie kritisierten seinen Sparkurs, seine kompromisslose Art, seinen Führungsstil, den Rückstand auf die Konkurrenz von BMW und Audi. Zetsche durfte bleiben - erstmal nur für drei Jahre statt der üblichen fünf.

Am Samstag (5. Mai) wird Zetsche 65 Jahre alt und verkündet inzwischen nur noch Rekorde. "Zetsche hat Daimler gerettet und eine Perle daraus gemacht", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer - und verweist auf Zetsches Anfangszeit als Vorstandschef, als der Autobauer die Verbindung mit dem US-Konzern Chrysler beendete.

Mittlerweile ist Daimler so erfolgreich, dass Investoren schon das "Besser-geht's-nicht-Problem" beklagen. Angesichts der Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Gewinn müsse es ja fast zwangsläufig wieder abwärts gehen, hieß es erst neulich bei der Hauptversammlung.

Zetsche "über jede Kritik erhaben"

Tatsächlich sind die Herausforderungen schwierig. Die Pläne zur Elektro-Wende kosten Milliarden - ohne Garantie, dass sie aufgehen. Dieselskandal und Kartellvorwürfe könnten noch richtig teuer werden. Nebenbei bastelt die Daimler-Führung an einem fundamentalen Konzernumbau. Und dann weiß auch keiner so richtig, was eigentlich Li Shufu im Schilde führt - der chinesische Auto-Milliardär, der sich fast zehn Prozent der Daimler-Anteile zusammenkaufte.

Baustellen gibt es also genug bei Daimler. Und einige Kritik daran, wie der Autobauer sie angeht. Darauf, dass deshalb jemand "Zetsche muss weg!" ruft, braucht man heute aber nicht mehr zu warten. Schon gar nicht bei der Arbeitnehmervertretung, die ihn einst absägen wollte. "Heute ist er über jede Kritik erhaben", meint Dudenhöffer.

Zetsche beweise Bodenständigkeit und Offenheit, beim Smalltalk in der Kantine ebenso wie am Rande von harten Verhandlungen, lobt Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. "Mit dem beruflichen Erfolg zu wachsen, fällt leicht, mit dem Erfolg auf dem Boden zu bleiben, umso schwerer", sagt er. Genau das zeichne Zetsche aus. Er lebe moderne Unternehmenskultur vor.

Für Zetsche klatschen sogar die Grünen

Zetsche ist seit mehr als 40 Jahren bei Daimler, seit 20 Jahren im Vorstand, seit 12 Jahren dessen Vorsitzender. Früher, sagt Dudenhöffer, stand "der Daimler" für Manschettenknöpfe und Krawatten, jetzt für Jeans und Turnschuhe. Zetsche hat diesen Kulturwandel eingeleitet. Nicht mehr als "Dr. Z" in Werbeclips, dafür aber in ulkigen Grußbotschaften zu Weihnachten.

Im Daimler-Blog kann man dem promovierten Ingenieur dabei zusehen, wie er lässig plaudernd mit Betriebsrats-Chef Brecht und einigen der weltweit 294.000 Daimler-Leute in der S-Klasse herumfährt oder Bewerbungsgespräche am Steuer führt. "Grüß Gott, wunderbar, ich bin Dieter". Selbst beim Grünen-Parteitag inmitten der Diesel-Querelen haben sie am Ende für ihn geklatscht.

Es gibt auch einen anderen Zetsche, der Journalisten und Aktionäre mit den immer gleichen, vom Zettel abgelesenen Antworten auf ihre Fragen frustriert. Gern auch mehrfach hintereinander, wenn es Nachfragen gibt. Daimler sitzen in Sachen Diesel die US-Behörden und die Stuttgarter Staatsanwaltschaft im Nacken. Ein Vorwurf der Kartellabsprache mit anderen Autobauern wird von der EU-Kommission untersucht. An jedem öffentlich gesprochenen Zetsche-Satz, so wirkt es bisweilen, haben vorher mindestens drei Juristen gefeilt.

Ab 2021 im Aufsichtsrat?

Bei Fragen zu seiner Zukunft hält sich der Manager ähnlich bedeckt. Ein Gespräch zu seinem Geburtstag kommt nicht zustande. Ende 2019 läuft sein Vertrag aus, danach könnte er den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen. Dessen jetziger Chef Manfred Bischoff hat schon im vergangenen Jahr gesagt, dass er sich das vorstellen könnte.

Zeitlich passen würde es. Zetsche müsste eine zweijährige Abkühlphase abwarten, Bischoff ist bis 2021 gewählt. Seit Februar sitzt Zetsche im Aufsichtsrat von Tui, soll auch dort "mittelfristig" den Vorsitz übernehmen. Gewählt ist er für fünf Jahre - aber da kann ja bekanntlich noch viel passieren.

 

Quelle: dpa

 

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