Es gibt keine Scheunenfunde mehr? Lucas Kohlruss entdeckte gleich zwei VW Käfer auf einen Streich: Der eine in Teile zerlegt, der andere am Stück.
Von Haiko Prengel Berlin – Dass Wrackteile über mehrere Quadratkilometer verstreut sind, kennt man höchstens von Flugzeugabstürzen. Lucas Kohlruss sammelte die Teile eines alten VW Käfer 1302 Cabriolet von 1972 in mehreren Garagen im Osten Berlins zusammen. „Das Auto war zerpflückt, und reingeregnet hatte es in die Garagen auch noch“, sagt der 30-Jährige. Es scheint sie also doch noch zu geben, die unerwarteten Scheunenfunde. Auch wenn Klassiker-Fans sagen, dass diese Zeit längst vorbei ist. Inzwischen hat schließlich jeder begriffen, dass sich mit „Garagengold“ eine Menge Geld verdienen lässt. Und selbst Ruinen werden mitunter zu Mondpreisen verkauft. Das zerpflückte 1302 Cabrio sei dagegen für einen „Appel und ein Ei“ angeboten worden, bei Ebay Kleinanzeigen, berichtet Lucas Kohlruss, der sich mit seiner Firma Old Bulli Berlin auf die Vermarktung von historischen VW-Bussen spezialisiert hat. Ein Relikt der WirtschaftswunderzeitAuf die Käfer-Anzeige stieß sein Kumpel Lars, der sich selbst als „Oldtimer-Jäger“ bezeichnet und Kohlruss bei der Suche nach Klassikern unterstützt. Der 39-Jährige rief sofort den Verkäufer an. Der Apotheker hatte das Cabriolet einige Zeit gefahren und dann vor etwa zehn Jahren angefangen, den Wagen komplett auseinanderzunehmen, um den Klassiker aufwendig zu restaurieren. Die größte Überraschung folgte aber noch: Bei der Wrack-Besichtigung erwähnte der Verkäufer beiläufig, dass er noch einen weiteren Käfer in einer Garage stehen habe. Ob das vielleicht auch interessant wäre. „Da war meine Neugierde natürlich geweckt“, sagt „Oldtimer-Jäger“ Lars. Zum Vorschein kam eine taubenblaue 1200er Limousine, Baujahr 1958 in Erstlack und mit Original-Brief. Ein Relikt der Wirtschaftswunderzeit, als das Automobil für die Masse der Deutschen erschwinglich wurde und man mit dem Käfer das Reisen lernte – über die Alpen nach Italien oder nach Frankreich. Ein kleiner Käfer weckt große BegierdeDen 1200er hatte der Apotheker gebraucht gekauft, einige Jahre gefahren - „und dann weggestellt, weil ihm das Fahrgefühl nicht mehr gefallen hat“, so Käfer-Inspekteur Lars. Okay, die tückische Pendelachse des VW ist sicher nicht mehr zeitgemäß. Auch die 30 PS sind nichts für die Autobahn. Es sei denn man liebt den Thrill, wenn die 40-Tonner von hinten heranrauschen und an den Chrom-Stoßstangen kleben. Deshalb kauften die Jungs von Old Bulli Berlin dem Apotheker seine beiden Käfer sofort ab – für einen „moderaten fünfstelligen Betrag“, wie Lucas Kohlruss verrät. Nun sollen beide Autos restauriert werden, danach wird sich der Marktwert der beiden Autos potenziert haben. Ein 1302 Cabriolet notiert die Sachverständigenorganisation Classic Data im Zustand 2 bei aktuell 23.700 Euro. Bei einem Käfer Standard von 1958 sind es rund 15.000 Euro. "Fährt sich gut, passt schon!"Die Limousine hat Kohlruss bereits an einen Käfer-Liebhaber verkauft, der selbst 1958 geboren wurde und das Auto mit seinem Sohn in Eigenregie restaurieren möchte. Allzu viel zu tun gibt es für die beiden augenscheinlich nicht: Ein paar Schweißarbeiten an der Karosserie sind zu machen, dafür sei das Innenleben für einen Scheunenfund außergewöhnlich gut, sagt Kohlruss: „Armaturen und Sitze sind gut in Schuss, auch der Himmel ist noch obergeil, und der Motorraum auch mega gut.“ Das Käfer Cabriolet wollen er und sein Team dagegen behalten und zum Mietauto für Hochzeitsfahrten und andere besondere Gelegenheiten machen. Technisch veraltet und Pendelachse hin oder her, meint der Berliner Volkswagen-Fan: Ein VW Käfer sei immer ein lohnendes Investment. „Fährt sich gut, passt schon!“ VW Käfer bei mobile.de finden
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