Kleinstwagen mit Automatik sind prima für die Stadt, aber selten. Mitsubishis Space Star fährt mit CVT, der Skoda Citigo mit einer automatisierten Box - ein Vergleich.
Berlin - Schalten ist beim Autofahren das Salz in der Suppe, hat Vati immer gesagt. Woran Vati dabei vermutlich nicht dachte, war ständiger Stop-and-Go-Verkehr in der Innenstadt. Da geht es permanent vom ersten in den vierten Gang und wieder zurück, aber selten darüber hinaus. Das nervt. Stadtwagen mit Automatik wären die bequemere Variante, aber gerade in der kleinen Klasse ist das Angebot an Selbstschaltern begrenzt. Wandlerautomaten sind bei Kleinstwagen unüblich, nur Kia bietet im Picanto einen Viergang-Wandler an. Toyota, PSA oder VW setzen in dieser Klasse auf automatisierte Schaltgetriebe. Renault bietet im Twingo ein Doppelkupplungsgetriebe. Mitsubishi produziert den Space Star zwar nicht in Japan, bietet aber das in Japan sehr beliebte stufenlose CVT-Getriebe für den günstigen Kleinen an. Was macht sich besser in der Stadt? In unserem Vergleichstest trifft der Mitsubishi Space Star mit CVT-Getriebe auf einen typischen Kleinstwagen mit automatisierter Schaltbox: den Skoda Citigo. Karosserie | Platzangebot | AbmessungenCitigo und Space Star bieten jeweils 2,45 Meter Radstand. Aber der Mitsubishi ist das größere Auto: Fast 20 Zentimeter mehr Außenlänge (3,79 m) bedeuten ein großzügigeres Raumangebot vor allem auf der Rückbank. Wer den Kleinstwagen vor allem als Zweisitzer nutzt, profitiert davon allerdings kaum. Viel Laderaum gibt es in beiden Stadtflitzern nicht. Mit herausnehmbaren Kofferraumböden lassen sich die Kleinstwagen leichter beladen, weil man schwere Gegenstände nicht über eine Schwelle wuchten muss. Der Skoda bietet auf dem Papier rund 40 Liter mehr Kofferraum, doch die Tschechen haben offenbar optimistisch ausgelitert. In der Praxis steckte der Mitsubishi die Wochenendeinkäufe besser weg. Zwei Kisten Wasser konnten beide einladen. Innenraum | Verarbeitung | MaterialienMan kann es positiv betrachten: Im kleinsten Segment dominieren weiterhin robuste Oberflächen und Cockpits, die nicht mit Funktionen überfrachtet sind. Oder man stört sich am allgegenwärtigen Hartplastik, dann wird man in dieser Klasse nicht glücklich. Dabei sind beide Testwagen durchaus respektabel ausgestattet, was sich auch im Dekor zeigt. Klavierlack, Lederlenkräder und etwas Chrom bemühen sich um Akzente in den schlichten Cockpits. Der Mitsubishi wirkt am Lenkrad und der Mittelkonsole beinahe etwas überfrachtet mit der Bedienlandschaft für Telefonie und Audio. Auf schlechten Straßen neigt der Innenraum etwas zum Knarzen. Teppiche und Sitzbezüge wirken in beiden Testwagen nicht sonderlich wertig, aber robust. Eleganter und aus größeren Autos vertrauter wirkt im Japaner die Schaltkulisse für das Automatikgetriebe. Die Skoda-Lösung wirkt schlicht und krude, trotz hübschem Knauf. Insgesamt: wer Wert auf einen wirklich hübschen Arbeitsplatz legt, ist in beiden Autos falsch. Etwas mehr Eleganz im Design, aber dafür viele deutlich schlichtere Detaillösungen bietet der Skoda. Eine gute Bedienlogik weisen beide Modelle auf. Infotainment | Radio | BedienungWer mit modernem Infotainment nicht viel anfangen mag, fühlt sich in beiden Autos wohl. Wer findet, dass moderne Smartphones sowieso mehr können als Hersteller-Infotainments, auch. In beiden Kleinstwagen stecken im Grunde nur Radios und USB- respektive Bluetooth-Schnittstellen für das eigene Smartphone. Skoda bietet dafür eine praktische, wenn auch etwas klapprige Halterung an. Mitsubishi hält einen Ablageschlitz für ausreichend. Die Bluetooth-Schnittstellen für Freisprechanlage und Audio bietet Mitsubishi erst ab der „Top“-Ausstattung an. Es ist aber ohnehin nur diese Ausstattung mit Automatik lieferbar. Der retro-mäßige CD-Player gehört zur Grundfunktionalität des Audiosystems. Dafür gibt der Bordcomputer nicht einmal einen Momentanverbrauch an. Interessant: Ein Touchscreen-Navi bietet Mitsubishi auch an. Es steht allerdings nicht in der Preisliste und ist nur im Sondermodell Edition 100+ erhältlich. Dann beherrscht der Space Star auch Android Auto und Apple Carplay. Nicht so bei Skoda. Hier sind generell nur Audiosysteme mit Smartphone-Schnittstelle erhältlich. „Blues“ kommt ohne, „Swing“ mit Bildschirm – moderne Konnektivitätsfunktionen sind in beiden Fällen nicht an Bord. Fahrzeugspezifische Apps können dafür den Bordcomputer aufs Handy holen. 130 Euro extra kostet die Schnittstelle. Assistenzsysteme | Sicherheit Für den Mitsubishi Space Star gab es 2013 vier Sterne, vor allem wegen strengerer Bewertungsregeln. Dem Kleinstwagen fehlt ein Notbrems-Assistent, ebenso wie Gurtwarner hinten. Dafür bietet der Mitsubishi mit zusätzlichen Kopfairbags hinten mehr Luftsäcke im Auto. Fahrassistenten im heutigen Sinne bieten beide Autos nicht. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Systemen wie ESP und ABS sind jeweils ein Berganfahr-Assistent und ein Tempomat an Bord, letzterer jedoch nur in gehobenen Ausstattungen. Beim Mitsubishi Space Star steht nicht einmal eine Einparkhilfe in der Preisliste. Einige Händler rüsten sie aus dem Zubehör nach. Motor | Getriebe | FahrleistungenKlar: Aufregende Fahrleistungen kann man von beiden Modellen nicht erwarten. Für den Antrieb sorgt jeweils ein kleiner Benziner mit drei Zylindern und wenig Leistung. Beide Hersteller koppeln die Automatik-Option an den „größten“ verfügbaren Motor. Beim Mitsubishi Spacestar bedeutet das: 1,2 Liter Hubraum, 80 PS. Der Skoda holt 75 PS aus einer ganzen Milchtüte Hubraum. Beide Motoren bieten das typische Dreizylinder-Knurren, halten sich aber akustisch überraschend zurück. Da lohnen sich die Modellpflegemaßnahmen, die beide Hersteller bei den schon etwas älteren Modellen in den letzten Jahren durchgeführt haben. Die zentrale Frage lautet: Welche Automatik überzeugt mehr? Sowohl Schaltbox als auch CVT haben viele Kritiker, zumindest letztere hat aber auch ihre Fans. Durchaus zu Recht. Beim Beschleunigen im Stadtverkehr passt das stufenlose Getriebe permanent die Übersetzung an und hält die Drehzahl so im Zaum. Ist eine konstante Geschwindigkeit erreicht, wird die Drehzahl auf das nötige Mindestmaß heruntergeregelt. Das schont die Nerven und senkt den Verbrauch. Rund 4,5 l/100 km brauchten wir in der leeren Stadt am Sonntagabend. Auf der Kurzstrecke im Berufsverkehr waren es knapp 7 Liter. Auf der Autobahn, bei rund 130 bis 150 km/h Reisegeschwindigkeit, nahm der Space Star im Schnitt 5,5 Liter pro 100 Kilometer. Das ist ohne Zweifel effizient. Lediglich auf der Kurzstrecke machte es der Skoda Citigo noch etwas besser und kam mit knapp 6 Litern auf 100 Kilometer aus. Ansonsten erfuhren wir mit dem grünen Tschechen vergleichbare Werte. Auffällig: Der Skoda fährt in vielen Situationen mit höherer Drehzahl. Bei konstanten 80 km/h sind das ca. 2.200 U/min, während der Mitsubishi sich hier auf ca. 1.700 U/min einpegelt. Und der Komfort? Von null auf 100 km/h nimmt der Mitsubishi dem Skoda auf dem Papier mehr als zwei Sekunden ab. Wo die bleiben, wird schnell klar: Während der Space Star linear und ohne Zugunterbrechung auf die Zielgeschwindigkeit beschleunigt, vergehen im Skoda bei jedem Schaltvorgang ausgiebige Gedenkpausen. Das bringt die kleine Karosse ordentlich ins Nicken und lässt sich nur mit ausgefeilter Lupftechnik halbwegs kompensieren. Ganz klar: Das CVT-Getriebe spielt nicht nur den Komfort-Vorteil deutlich aus, es mach daraus auch zügigeren Vortrieb. Und bietet, anders als der Skoda, einen Bergabfahr-Gang mit kräftiger Motorbremse. Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten Der Skoda bietet eine direktere, knackigere Abstimmung und dadurch deutlich mehr Fahrspaß. Die Lenkung gerät ebenfalls leichtgängig, gibt aber viel mehr Rückmeldung und reagiert spontaner. In Kurven bleibt der Tscheche deutlich neutraler und neigt sich weniger. Dadurch fühlt er sich spürbar dynamischer, flinker und agiler an. Ausstattung | Preis | KostenSkoda Citigo und Mitsubishi Space Star können echte Sparta-Sparbüchsen sein. Skoda lässt, anders als Mitsubishi, die Automatik-Option in allen Ausstattungen zu. Der Aufpreis auf das manuelle Fünfgang-Getriebe: zarte 700 Euro. Die getestete Motorvariante kostet dann mindestens 11.410 Euro. Mitsubishi koppelt die Automatik an die höchste Ausstattung, daher stehen mindestens 15.390 Euro in der Preisliste. Das scheint den Importeur selbst zu erschrecken, weshalb der deutsche Vertrieb den Preis über Sondermodelle de facto auf rund 13.000 Euro senkt. Wer will, bekommt im japanischen Kleinstwagen vieles, was in dieser Klasse noch lange nicht jeder hat: Xenonlicht, schlüssellosen Zugang, Sitzheizung oder LED-Rückleuchten. Einzige Option ist das „Plus-Paket“ zur Topausstattung. Der Skoda fährt prinzipiell spartanischer vor. Nicht einmal eine Komfortschaltung für die Fensterheber bietet er, und hinten nur Ausstellfenster. Der Mitsubishi ist stets ein echter Fünftürer. Unserem in Tschechien zugelassenen Test-Citigo fehlte außerdem das Start-Stopp-System. In Deutschland ist es immer dabei, wenn die Automatik an Bord ist. Zum Grundpreis von 13.720 Euro für die „Style“-Ausstattung addierten sich im Skoda fünf Türen (480 Euro), die Klimatronic für 260 Euro, eine Sitzheizung für 250 Euro, das Funktionspaket mit Handyhalter, variablem Ladeboden und Mülleimer für 90 Euro sowie das Urban-Paket mit Lichtsensor, Tempomat, Bremsassistent und Parksensoren hinten für 490 Euro. Macht insgesamt rund 15.300 Euro für den Skoda. Als vergleichbar ausgestattete Neuwagen werden beide auf mobile.de derzeit für rund 13.000 Euro angeboten. Wer eine Tageszulassung akzeptiert, kann rund 1.500 Euro abziehen. Fazit: Lieber stufenlos als mit viel nicken Die Aufgabenstellung „Kleinstwagen mit Automatik“ meistert Mitsubishi zudem deutlich besser. Das ausgefuchste CVT-Getriebe liegt beim Schaltkomfort meilenweit vorn und unterstützt bessere Fahrleistungen ebenso wie weniger Lärm aus dem Motorraum. Der Unterschied zur Nick-Box im Skoda ist so groß, dass man von dieser schlicht abraten muss. Wer den agilen Tschechen von seiner besten Seite erleben will, sollte zum manuellen Schaltgetriebe greifen. Technische DatenMitsubishi Space Star 1.2 Mivec CVT
Skoda Citigo 1.0 MPI Green tec
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