Erneuter Umbau bei Volkswagen: Der Konzern deutete in einer Ad-hoc-Meldung an, dass Vorstandschef Matthias Müller bald eine neue Rolle übernehmen könnte.
Hinweis: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert. Letztes Update: 12.04.2018, 18:10 Uhr Wolfsburg/Berlin - Der erwartete grundlegende Umbau beim weltgrößten Autokonzern Volkswagen nimmt deutliche Konturen an. So wurde damit gerechnet, dass der Aufsichtsrat am Donnerstag den bisherigen VW-Markenchef Herbert Diess zum Nachfolger des amtierenden Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller bestimmt. Müller selbst könnte nach "Handelsblatt"-Informationen eine neue Funktion erhalten, sein regulärer Vertrag läuft noch bis zum Jahr 2020. Die einzelnen Marken wollen die Kontrolleure dem Vernehmen nach in mehrere Gruppen aufteilen, um den riesigen Konzern insgesamt effizienter zu machen. Auf der Aufsichtsratssitzung solle zwar beschlossen werden, dass Müller seinen Posten räumt, meldete die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise. Seinen Vorstandsvertrag werde er aber behalten. "Eine Vertragsaufhebung würde keinen Sinn machen, da die Abfindung genauso hoch sein würde wie der laufende Vertrag", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person dem Blatt. Im vergangenen Jahr hatte Müller mehr als 10,1 Millionen Euro eingestrichen. Umstrukturierung im VW-Konzern: Der aktuelle StandDaneben sollen die Aufseher nach Angaben aus dem Konzernumfeld weitere Personalien beschließen. Gunnar Kilian, noch Generalsekretär im Betriebsrat, soll Personalvorstand werden und auf Karlheinz Blessing folgen. Außerdem wolle der langjährige Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz seinen Posten abgeben, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Zugleich solle Porsche-Chef Oliver Blume in den Konzernvorstand aufrücken. Zuvor hatten die "Automobilwoche" und das "Handelsblatt" darüber berichtet. Sanz ist seit 2001 Vorstand bei VW und auch Aufsichtsratschef beim Bundesligisten VfL Wolfsburg. Bei den schweren Nutzfahrzeugen der VW-Gruppe steht ein Umzug der Verwaltungszentrale von Braunschweig nach München an. Auch ein Börsengang der Sparte mit Scania und MAN gilt als möglich. Die Aufseher zogen ihre Beratungen um einen Tag vor, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Ursprünglich war das Treffen für den Freitag geplant. An diesem Tag soll nun die Öffentlichkeit über die Beschlüsse informiert werden. Auch eine Neufassung wichtiger Strukturen sei angedacht, bekräftigten Quellen aus dem Konzern. Wie konkret diese Pläne bereits diskutiert oder gar beschlossen werden könnten, blieb vorerst unklar. Änderungen in Führung und StrukturNach "Spiegel"-Informationen sollen die einzelnen Marken in vier Gruppen aufgeteilt werden - für Volumenmodelle (VW, Skoda, Seat), Oberklasse-Autos (Audi, Bentley), Sportwagen (Porsche, Bugatti, Lamborghini) und Nutzfahrzeuge (MAN, Scania, leichte Nutzfahrzeuge). Ein Sprecher des VW-Aufsichtsrates wollte dies nicht kommentieren. In der Debatte ist seit längerem auch eine separate Ausgliederung des Lkw-Geschäfts mitsamt eigenem Börsengang oder eine Holding-Struktur. Eine Verlagerung der Sparte von Braunschweig nach München werde kommen, hieß es aus Kreisen der Kontrolleure zu einem Bericht des "Handelsblatts". Der Schritt dürfte auch im Zusammenhang mit einem möglichen Börsengang der Volkswagen Truck & Bus GmbH stehen. Bayerns Landeshauptstadt ist auch bereits die Heimat von MAN. Ad-hoc-Meldung: Umau des VW-KonzernsAm Dienstag hatte VW überraschend einen Umbau der Führungsetage angekündigt. Die Angaben waren mit Blick auf weitere Details aber noch sehr vage geblieben. Dem seit Herbst 2015 amtierenden Vorstandschef Müller soll intern Entscheidungsschwäche vorgeworfen werden, der geplante Umbau demnach einen "Aufbruch" ermöglichen. Der 59-jährige Diess galt bereits länger als "Kronprinz". In seiner Zeit als Chef der Marke VW mit Modellen wie Golf oder Passat hat er die Effizienz bei den ertragsschwachen Wolfsburgern bereits verbessert. Er scheut auch Konflikte mit dem Betriebsrat nicht, gilt in Teilen der Belegschaft aber auch als umstritten. Den letzten grundlegenden Umbau hatte Volkswagen 2012 vollzogen. Damals hatte der Konzern unter anderem die Allianz seiner Nutzfahrzeug-Geschäfte vertieft, die Aktivitäten in China ausgebaut und Dutzende Management-Positionen neu besetzt - bei VW selbst, Audi, den leichten Nutzfahrzeugen, Bentley und in anderen Bereichen. Überblick: Müller an der VW-SpitzeMüller übernahm die VW-Spitze am 25. September 2015, nachdem sein Vorgänger Martin Winterkorn im Rahmen des Diesel-Skandals abtrat. Müller kündigte an, den Skandal umfassend aufzuklären und den Konzern zu modernisieren. Für das vergangene Jahr meldete der Konzern Rekordzahlen. Während seiner Amtszeit eckte er häufig an. Im Gespräch mit dem US-Radiosender „NPR“ verharmloste er Anfang 2016 den Abgasbetrug. VW habe die US-Gesetze falsch interpretiert. Einen ethischen Fehler könne er nicht erkennen, erklärte der VW-Chef damals. Seine Aussagen sorgten für Empörung. Ebenso seine Position, dass es keine Schadensersatzzahlungen für Diesel-Besitzer geben wird, deren Autos aufgrund des Skandals an Wert verlieren. Besonders in Diskussionen um sein Gehalt stieß Müller auf Gegenwind. Im Interview mit dem „Spiegel“ verwies er auf die Erfolge des Konzerns und die Risiken, die er in seiner Position eingeht. Er ergänzte: „In Deutschland besteht der Drang, alles politisch regeln zu wollen. Aber wo soll das enden? Wir hatten so was bereits einmal in Form der DDR. Da ist auch alles geregelt worden."
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