Im vergangenen Jahr lieferte der VW-Konzern 10,7 Millionen Autos aus und setzte gut 230 Milliarden Euro um. Ein Rekordergebnis trotz Dieselskandal und Investitionen.
Berlin – Der VW-Konzern verdiente 2017 mehr Geld als je zuvor. Alle Marken zusammen setzten 230,7 Milliarden Euro um – 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor Zinsen und Steuern betrug der Gewinn konzernweit 17 Milliarden Euro. Der Dieselskandal verringerte diese Summe auf 13,8 Milliarden Euro. Trotzdem ein Rekordwert. Konzern-Chef Matthias Müller und Finanzvorstand Frank Witter präsentierten heute in Berlin das Jahresergebnis aller Marken. Auf der Jahrespressekonferenz sprachen sie über Umsatz, Gewinn und Sonderbelastungen, außerdem über zukünftige Investitionen und neue Fahrzeugmodelle. Müller betonte, dass die ehemals wichtigste Zahl mittlerweile weniger Bedeutung hat. 10,7 Millionen Autos verkauften die VW-Marken im vergangenen Jahr. Unter Ex-VW-Chef Winterkorn war dies der Maßstab für Erfolg. Müller kommentierte: „Das ist mir, salopp gesagt, egal.“ Das Streben nach Größe war mitverantwortlich für die Abgaskrise des Konzerns. Die Volumenmarken verdienen mehr GeldVW-Pkw steigerte den Gewinn (Ebit) von 1,9 auf 3,3 Milliarden Euro. Die Kernmarke trägt den Großteil der Diesel-Kosten: 2,8 Milliarden Euro zahlte VW im vergangenen Jahr. 2016 waren es 5,2 Milliarden Euro. Der Umsatz sank auf dem Papier um 24,3 Prozent auf 80 Milliarden Euro. Der Grund: Einige ausländische Importgesellschaften gehören aber nun nicht mehr zur Marke. Audi steigert den Gewinn (Ebit) leicht von 4,8 auf 5,1 Milliarden Euro. Die Marke trägt 500 Millionen Euro zur Aufarbeitung des Abgasskandals bei. Seat und Skoda wachsen deutlich: Die Tschechen erhöhten den Gewinn (Ebit) um fast 35 Prozent auf 1,611 Milliarden Euro. Seat verbesserte sich um 25 Prozent auf 191 Millionen Euro. Bentley verkaufte im abgelaufenen Jahr weniger Autos als zuvor. Grund sei der bevorstehende Modellwechsel des Luxus-Coupés Continental. Porsche steigert sich hingegen um 6,9 Prozent auf 4,14 Milliarden Euro. Einen wichtigen Anteil am Gesamtgewinn hatten die Nutzfahrzeuge des Konzerns. Volkswagen Nutzfahrzeuge steigerte den Gewinn um fast 90 Prozent auf 398 Millionen Euro. Scania wuchs um gut 20 Prozent auf 1,289 Milliarden Euro. MAN legte um 57,6 Prozent auf 362 Millionen Euro zu. Für die Führung bedeutet der positive Verlauf ein Gehaltsplus. Die Konzernvorstände bekamen insgesamt rund 50,3 Millionen Euro. 2016 hatte das Top-Management etwa 39,5 Millionen Euro erhalten. Spitzenverdiener ist Müller mit mehr als 10,1 Millionen Euro. Der Konzern schüttet eine Dividende von 3,90 Euro pro Stammaktie sowie 3,96 Euro pro Vorzugsaktie aus. Mehr als 26 Milliarden Euro Investitionen in AntriebstechnikenIm laufenden Jahr will Müller die Diesel-Umrüstungen soweit möglich abschließen und bei den Klagen im Abgasskandal vorankommen. Ein großer Teil der Gewinne soll in die Entwicklung fließen. Geplant sind Ausgaben von gut 26 Milliarden Euro in 2018. Ein Viertel investiert VW in Elektromobilität und Digitalisierung, den Rest in Verbrennungsmotoren. Die seien weiterhin ein wichtiger Baustein für den Konzern und machen langfristig einen Großteil aller Antriebe aus. Trotz Fahrverboten und Stickoxid-Diskussion vertraut Müller auf den Diesel. Er soll den CO2-Ausstoß langfristig senken. VW will 2019 neue Benzin- und Dieselgenerationen vorstellen. Eine Nachrüstlösung für alte Euro-4- und Euro-5-Diesel auf Euro 6 wird VW nicht anbieten. Damit habe sich der Konzern beschäftigt, sagte Müller. Er kritisierte die simple Herangehensweise der geplanten Nachrüstsysteme und betonte den Umfang solcher Abgasreinigungsanlagen. Die Umsetzung dauere zu lange, zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit seien zu erwarten. Zudem fordere die Umstellung aktueller Antriebe auf den WLTP-Prüfzyklus den Konzern. Zwischen endgültigem Beschluss und Einführung der neuen Abgasnorm habe nur rund ein Jahr gelegen. Eine vergleichsweise kurze Frist. Viele Hersteller würden mit der Umstellung kämpfen. Es gebe derzeit einen Mangel an Prüfständen. 2018 starten konzernweit mehr als 25 neue Modelle, mehr als 30 Nachfolger und gut 20 Facelifts. Unter den Neuvorstellungen führt Müller den Audi E-Tron auf – das erste Auto des Konzerns, für das kein Verbrennungsmotor vorgesehen ist. Die Premiere ist für den Sommer 2018 angesetzt. VW I.D. und Porsche Mission E basieren auf eigenen Elektroplattformen. Sie kommen ein Jahr später. Heute baut der Konzern Elektroautos im Stammwerk Wolfsburg, in Dresden und in Bratislava. Bis 2020 kommen neun Werke hinzu, bis 2022 weitere vier. Der Großteil von ihnen befindet sich in Deutschland. Zwickau wird zum reinen Elektro-Werk, Zuffenhausen wird elektrifiziert. Zellen vom Zulieferer, bald mit weniger KobaltBatteriezellen will VW weiterhin nicht selbst fertigen. „Das ist nicht unsere Kernkompetenz, das können andere besser“, stellte Müller fest. Für Europa kommen die Zellen von LG und Samsung. Chinesische Akkus werden vom Zulieferer CATL versorgt. In den USA stehe man kurz vor einer Einigung. Parallel laufe die Rohstoffabsicherung für Akkus. 2021 will VW eine neue Batterie-Generation vorstellen. Sie bekommt eine höhere Energiedichte, erlaubt also mit gleicher Größe eine höhere Reichweite. Und sie verwendet weniger Kobalt. Viele Hersteller von Elektroautos und Smartphones wurden kürzlich kritisiert, weil sie nicht auf die Herkunft der Materialien achten. Eine wichtige Maßnahme, denn einen weiteren Skandal kann sich VW nicht leisten. Vor allem nicht im Entwicklungsfeld Elektromobilität. Auf der Auf dem Plan stehen konzern- und weltweit 50 neue Elektroautos sowie 30 Plug-in-Hybride bis 2025. Fünf Jahre später soll es von jedem der insgesamt 300 Modelle eine Elektro-Version geben. Die elektrische und autonome Studie Sedric werde nun bei einer Konzernmarke weiterentwickelt. Sie soll langfristig in Serie gehen. Müller verspricht Autonomie „in absehbarer Zeit“. Aktuell kämpfe der Konzern aber noch mit den regulatorischen Hürden. Einen konkreten Zeitpunkt nennt er nicht.
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