Ein paar Kunststoffteile und eine höhergelegte Karosserie machen aus einem Kleinwagen kein SUV - aber eine gute Alternative dazu. Erst Fahrt im Ford Fiesta Active.
Nizza – Dieser Ford macht auf dicke Hose. Breite Kunststoffverkleidung, höher gelegtes Fahrwerk und eine hohe Sitzposition. Der Fiesta Active wäre wohl gerne ein SUV. Doch parkt da in der Ford-Garage nicht schon der EcoSport im gleichen Segment? Platz belegt. Was tun? Ford versucht es mit etwas Tuning und sportlichem Fahrverhalten. Die Idee für Modelle mit prägnanten Kunststoffteilen ist nicht neu: Schon 2006 stellt VW den Cross Polo (IV) vor, als Nachfolger des Polo Fun. Auch der Hyundai i20 Active (ab 14.290 Euro) geht einen ähnlichen Weg. Als erster hartgesottener Kleinwagen gilt aber der Fiat Panda 4x4 – nur, dass er neben den zusätzlichen Kunststoffplanken auch tatsächlich Allrad vorweisen konnte. Das war 1983. Ford Fiesta Active Motoren: Benziner mit 85 bis 140 PSQuelle: Ford Den gibt es beim Fiesta Active nicht. Der Motor treibt ausschließlich die Vorderräder an. Der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner leistet mindestens 85 PS, dazu gibt es Varianten mit 100 PS, 125 PS und 140 PS. Geschaltet wird manuell durch ein Sechsganggetriebe. Bei der 100-PS-Version werden die sechs Gänge wahlweise von einer Wandlerautomatik sortiert. Zwei Diesel mit 1,5 Liter Hubraum und 85 oder 120 PS sind ebenfalls im Angebot. Vorteil Active gegen EcoSport: Er fährt sich dynamischer, misst nur 4,06 Meter, damit 3 Zentimeter weniger als der EcoSport. Im Extremfall kann das entscheidend für den nächsten Parkplatz sein. Außerdem kostet der Active mit 17.950 Euro weniger als der EcoSport mit 18.590 Euro. Laut Liste. Aktuell verkauft Ford das SUV zum Aktionspreis von 16.240 Euro. Der EcoSport wurde für Märkte wie Brasilien und Indien entwickelt und dort gebaut. Anfangs merkte man das am glänzenden Hartplastik und den schimmernden Gießnähten im Innenraum. Seit dem jüngsten Facelift für 2018 liegt der Ecosport fast auf Fiesta-Niveau. Höherer Preis für den Fiesta ActiveQuelle: Ford Was macht der Active anders als der Serien-Fiesta? Zunächst mal ist er teurer: Die 85-PS-Version des Standard-Fiesta kostet als Fünftürer mindestens 14.800 Euro. Der Active kostet mit gleich starkem Motor, aber als 1.0 Turbo, nicht als 1.1 Sauger, 3.150 Euro mehr, allerdings gibt es ihn nur als Fünftürer. Optisch fällt die hohe Karosserie auf. Um 18 Millimeter wächst der Fiesta Active durch das Fahrwerk in die Höhe, ein Millimeter kommt durch dickere Reifen hinzu. Federn, Dämpfer, Achsschenkel und Lenkung passten die Entwickler an die höhergelegte Karosserie an. Wuchtige Plastikbeplankung steckt an den Radläufen, Seitenschwellern sowie an Front und Heck. Ford nennt das Crossover-Body-Kit. Die Spur wird im Vergleich zum Standard-Fiesta um einen Zentimeter breiter. Serienmäßig rollt der Active auf 17 Zoll großen Rädern. Mittels der erstmals beim Fiesta serienmäßigen Fahrdynamik-Regelung lassen sich Eingriffe von ESP und Traktionskontrolle regeln – je nach Wetter und Straßenzustand. Im Eco-Bereich spielt das System mit der Gaspedalrückstellung, animiert zur Knausrigkeit. Lederklenkrad und robuste Materialien im InnenraumQuelle: Ford Den Innenraum rüstet Ford mit Sportsitzen mit Lordosenstütze aus, es gibt ein Lederlenkrad und widerstandsfähigere Materialien, verspricht Ford. Die Stoffe fühlen sich straff und gut an, der Kunststoff wirkt hochwertiger als im EcoSport. Aber so richtig will das SUV- und Abenteuer-Gefühl nicht aufkommen. Im Grunde sitzt man wie im Standard-Fiesta. Nur etwas höher. Den größten Unterschied macht die Lenkung aus. Sie lenkt zu zackig und zu plötzlich in Kurven. Ein sauberer Strich lässt sich nur schwer über gewundene Landstraßen ziehen. Beim Standard-Fiesta gelingt das besser. Die Assistenten übernimmt der Active vom Standard-Kleinwagen. Fahrspur-Assistent inklusive Fahrspurhalte-Assistent, Verkehrsschild-Erkennung, Fernlicht-Assistent sowie Toter-Winkel-Assistent sind zu haben. Das Infotainment ist ebenfalls dasselbe. Serienmäßig schauen Passagiere auf einen 6,5 Zoll großen Monitor, optional auf einen 8,0-Zöller. Smartphones lassen sich über Apple CarPlay oder Android Auto verbinden. Mehr Farben und Kontrastpaket für den ActiveQuelle: Ford Mit zwölf Farbtönen und einem optionalen Kontrastpaket sollen jüngere Autofahrer angesprochen werden. Dabei werden Dach und Außenspiegelgehäuse je nach Außenfarbe in einer Kontrastfarbe lackiert. Auf Wunsch bietet der Hersteller unter anderem ein Panoramadach, Dachreling, beheizbare Fronscheibe und Lenkrad sowie eine Einparkhilfe an. Nichts Ungewöhnliches in der Fiesta-Familie – und erst recht nicht bei Kleinwagen anderer Hersteller. Aus Ford-Sicht leuchtet die Strategie der hochgelegten Fahrzeuge ein: Schon jetzt wählt jeder fünfte Ford-Kunde ein SUV wie EcoSport, Kuga oder Edge – Tendenz weiter steigend. Doch mehr SUVs gibt es kurzfristig nicht, also kommen die Plastik-Derivate ins Spiel. Künftig können Kunden auf die Active-Modelle ausweichen. Sie kosten weniger als ein SUV und man sitzt höher als in Limousine oder im Kombi. Ford erwartet beim Fiesta einen Anteil von 15 Prozent. Künftig solle es auch den Ford Focus als Active geben, las Fünftürer und als Kombi Turnier. Im nächsten Jahr soll er starten. Der Active als Alternative zum EcosportQuelle: Ford So ganz stringent strickt Ford seine Active-Familie allerdings nicht ins Produktportfolio. Den Ka+ gibt es schon mit mehr Plastik, doch hier gilt Active als Ausstattungslinie. Mindestens 13.490 Euro werden dafür fällig, 3.500 Euro mehr als fürs Basis-Modell – natürlich mit mehr Ausstattung. Beim Fiesta spricht der Hersteller von einem eigenständigen Modell, mit drei Ausstattungsvarianten Active, Active Colourline (ab 20.150 Euro) sowie Active Plus (ab 21.150 Euro). Ist der Fiesta Active nun ein Blender? Ja, auf jeden Fall. Die Kunststoffe sind überflüssig, ins Gelände sollte sich der Active nicht trauen, Feldwege packt er. Genau wie jeder Standard-Kleinwagen. Und mal ehrlich, wer braucht das wirklich? Deswegen braucht auch kaum jemand einen Ecosport. Und im Vergleich dazu bietet der Fiesta Active die bessere Verarbeitung und das agilere Fahrverhalten. Außerdem kommt er in der Stadt besser zurecht. Auch mit dicker Hose. Technische Daten Ford Fiesta Active 1.0 Ecoboost
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