Das Angebot an US-Klassikern ist riesig. Doch wie unterscheidet man die guten Autos von den schlechten? Motor-Talk hat bei Import-Profis nachgefragt.
Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Von Haiko Prengel Ahrensfelde – 7,2 Liter. Nicht Durchschnittsverbrauch, sondern Hubraum: Wer einen 2006er Bluebird School Bus fährt, kann noch aus dem Vollen schöpfen. Das schwarz-gelbe Gefährt vom Format eines überdimensionierten Kleiderschranks hat einen gewaltigen Reihensechszylinder-Diesel von Caterpillar unter der Haube. „Der Motor stammt aus einem Bagger“, sagt Stefan Paior. Fragt sich nur: Wer braucht so ein Hubraum-Monster mit genug Sitzplätzen für eine ganze Hochzeitsgesellschaft? Offensichtlich einige, denn Händler Paior kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Der 36-Jährige führt zusammen mit seinem Geschäftspartner David das „Autocenter Ahrensfelde“ direkt hinter der Berliner Stadtgrenze. Der Betrieb hat sich auf den Import von US-Klassikern spezialisiert. Das bedeutet längst mehr, stets den x-ten Ford Mustang, Chevrolet Camaro oder Dodge Ram über den großen Teich nach Deutschland zu holen. Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Mittlerweile sind auch Exoten gefragt, zum Beispiel ausgemusterte Krankenwagen und Ex-Streifenwagen der Polizei. Auch Pick-ups, als Lastentiere für Handwerker und Landwirte, werden immer populärer. Oder eben US-Schulbusse, die dann hierzulande gerne zum Food Truck oder zum geräumigen Wohnmobil umgebaut werden. Also Sitzbänke raus und Camping-Möbiliar rein. An Fenstern für Panorama-Aussichten mangelt es in einem Bluebird Schulbus jedenfalls nicht. Der auf dem Händerplatz in Ahrensfelde stammt aus dem US-Bundesstaat Indiana und hat 150.000 Meilen gelaufen. Der Motor ist aber für das Doppelte bis Dreifache gut. Für viele ein Kindheitstraum„Unsere Kunden kommen aus ganz Europa“, sagt Stefan Paior. Oldtimer boomen nach wie vor, das gilt auch und insbesondere für US-Klassiker. Ihr Vorteil: Für relativ wenig Geld gibt es meist eine Menge Auto. Hubraum ohne Ende, bei Muscle Cars auch PS zum Abwinken. Amerikanische Autos zu fahren bedeute für viele immer noch, sich einen Kindheitstraum zu erfüllen, sagen sie beim Autocenter Ahrensfelde. Dazu kommt das Gefühl, sein Geld in eine sichere Wertanlage zu stecken. Praktisch alle US-Klassiker gewinnen kontinuierlich an Wert, während es auf der Bank praktisch keine Zinsen mehr für Erspartes gibt. „Da investieren viele Leute lieber 10.000 Euro in einen Pick-up“, erklärt Klassiker-Experte David. „Dank der Wertsteigerung kann man das Auto drei Jahre später für 12.000 Euro verkaufen.“ Allerdings hat sich der Hype bei einigen Modellen inzwischen abgeschwächt. Paradebeispiel ist der Ford Mustang. Der Begründer der Pony-Car-Welle wurde in den vergangenen Jahren massenhaft nach Europa importiert, so dass man zwischenzeitlich von einer regelrechten „Mustang-Schwemme“ sprach. Das hat zur Folge, dass manche Leute auf US-Car-Treffen inzwischen gähnen, wenn wieder jemand mit einem Mustang aufkreuzt. Ziemlich trendy sind dagegen Pick-ups wie Dodge Ram, die C- und K-Serien von Chevrolet und GMC oder die legendäre F-Serie von Ford, die seit mehreren Jahrzehnten gebaut wird. Längst fahren nicht mehr nur Handwerker auf Pick-ups ab, weil sie mit V8-Motor und großer Ladefläche sehr praktisch sind. Auch Selbständige und kleinere Unternehmen legen sich gern einen imposanten Truck zu und nutzen ihn als fahrende Visitenkarte. Wo es kaum regnet, rosten die Autos kaumQuelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de David und Stefan vom Autocenter Ahrensfelde fliegen selbst nur noch ein, zwei Mal im Jahr in die Staaten, um dort neue Ware einzukaufen. „Wir haben inzwischen einen festen Stab an Partnern und Scouts, die für uns vor Ort auf die Suche nach interessanten Autos gehen“, berichten beide. Gesucht wird vor allem in den trockenen, warmen Staaten an der Westküste. Dort ist die Chance am größten, dass die Fahrzeuge rostfrei sind. Was gefällt, wird gekauft und nach Europa verschifft. Nach acht bis zehn Wochen kommen die Autos dann in Bremerhaven an und werden per Spedition nach Ahrensfelde gebracht. Der größte Vorteil von US-Klassikern gegenüber Oldtimern aus anderen Ländern ist wohl die ausgezeichnete Ersatzteillage. Während viele Opel- oder Audi-Fans Mühe haben, ihre Fahrzeuge am Leben zu erhalten, gibt es für Fahrzeuge aus den USA immer noch Material in Hülle und Fülle. „Du kriegst fast alles an Teilen“, sagt Stefan Paior. Allerdings nur fast. Es gibt durchaus Modelle, bei denen ie Suche nach Ersatz länger dauern kann. Für einen Chevrolet Bel Air aus den Fünfziger Jahren beispielsweise scheint der Nachschub niemals zu versiegen - selbst Zierleisten oder Chromteile sind ohne Probleme zu bekommen. Für einen Dodge Monaco oder AMC Rambler aus dem gleichen Jahrzehnt sieht es dagegen deutlich schlechter aus. Und die Technik? Gilt generell als solide. Die Elektronik macht wenig Probleme, selbst Autos aus den 1990er Jahren haben nur wenige Steuergeräte an Bord. Rost ist selten ein Thema, wenn das Fahrzeug wenig bis gar keinen Regen gesehen hat. Und die Motoren? Die V8-Motoren alter Schule brabbeln bei normaler Pflege satt, ohne großartig Zicken zu machen. Klar, der hohe Verbrauch schreckt manchen ab. Unter 20 Litern geht meist wenig. „Aber man fährt ja nicht US-Klassiker, um sparsam unterwegs zu sein“, sagen sie beim Autocenter Ahrensfelde. „Sonst kaufe ich mir halt einen Toyota Hybrid.“ 12 Profi-Tipps für den US-Oldtimer-KaufHier sind zwölf Tipps, was man vor dem Kauf eines US-Klassikers beachten sollte:
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