Kia hat dem Ceed der dritten Generation viel Technik, neue Motoren und mehr Dynamik verpasst. Damit wird er eine bessere Alternative zu den üblichen Verdächtigen.
Faro – Die Portugiesen können gut Fußball spielen. Sportliches Autofahren gehört offenbar nicht zu ihren Stärken. Erst mal schön einen Galao trinken und dann gemütlich zur Arbeit gondeln. Oder nach Hause. Wer weiß schon, wo der ältere Herr vor uns in seinem arg abgestoßenen R4 hinwill. Bei allem Respekt für sein Auto: Er steht gerade zwischen uns und dem Spaß mit dem neuen Ceed. Kia hat zu ersten Testfahrten mit dem neuen Kompakten an die Algarve geladen. Er hat zwar mit der jüngsten Generation sein Apostroph verloren, dafür aber eine Menge gewonnen. Zum Beispiel sportliche Qualitäten. Man spürt den Einfluss von Ex-BMW-M-Mann Albert Biermann, der Kia fahrdynamisch stärkt. Erste Fahrt mit dem neuen Kia Ceed 1.4 T-GDIQuelle: Kia Sicher, der neue 1,4-Liter-Turbo namens 1.4 T-GDI ist kein Performance-Monster. 140 PS leistet er, zwischen 1.500 und 3.200 Umdrehungen drückt er 242 Newtonmeter Drehmoment ins Getriebe. Wahlweise in eine Sechsgang-Handschaltung (leichtgängig, aber präzise, moderate Wege) oder in ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT). Das reicht für vernünftige Fahrleistungen und damit für den Alltag. In beiden Fällen zieht der Ceed ordentlich durch. Bei Überholmanövern tut man gut daran, den einen oder anderen Gang runterzuschalten oder das DCT machen zu lassen. Logisch, doch bei normaler Fahrt reichen niedrige Drehzahlen für genügend Tempo und Elastizität. Aber man bewegt ihn gerne zügig. Das liegt vor allem an Lenkung und Fahrwerk. Das relativ dünne Lenkrad liegt prima in den Händen, die Gewichtung passt genau. Beim Bremsen und in Kurven bekommt man eine gute Rückmeldung. Das Fahrwerk tut sein Übriges: Der Ceed rollt geschmeidig, aber verbindlich ab. Er dämpft längst nicht alles weg, reicht aber nie harte Stöße weiter. Gut kontrolliert rollt er auch bei höheren Geschwindigkeiten über Buckel und Wellen. Härter vorne, hinten weicher: Neue Federn für den CeedQuelle: Kia Kia hat unter anderem den Golf und den Focus als Benchmark genommen. Das Ergebnis erinnert uns mehr an den Ford als an den VW – gut so. Die Federraten vorne wurden im Vergleich zum Vorgänger um 40 Prozent erhöht, der Stabilisator wurde 22 Prozent weicher. Hinten hingegen hat Kia die Federrate um 10 Prozent zurückgenommen. Außerdem lenkt der Ceed jetzt direkter, von Anschlag zu Anschlag sind keine zweieinhalb Umdrehungen nötig. Im Sport-Modus (die einzige Wahl neben „normal“) schärft sich der automatische Ceed. Das DCT schaltet spontaner und der Lenkwiderstand legt etwas zu. Beim Anbremsen wählt es rechtzeitig den niedrigeren Gang und dreht die Gänge voll aus. Es gibt schnellere Boxen, doch die haben oft andere Nachteile: Anfahrruckeln zum Beispiel oder zu früh zu hohe Drehzahlen beim Kick-down. Der Kia-Doppelkuppler kennt beides nicht. Er hängt gut am Gas, fährt auch nach dem Motorstart im Start-Stopp-Betrieb ruckfrei und geschmeidig an, und die Geräuschkulisse passt immer zum Vortrieb. Insgesamt wird der 1,4er nie zu laut oder unangenehm. Ein bisschen träger als der Handschalter bewegt er sich aber doch. Neuer Stauassistent im Ceed mit DCTQuelle: Kia Macht nichts. Man bekommt was dafür: Neben dem Schaltkomfort gibt es einen Stauassistenten, der zwischen 0 und 130 km/h funktioniert. Allerdings orientiert der Ceed sich beim Spurhalten nur an Fahrbahnmarkierungen, nicht an Vorausfahrenden. Der Schalter hält natürlich auch die Spur und den Abstand zum Vordermann, steigt aber bei niedrigeren Geschwindigkeiten aus. Bei der Lenkuntersützung legt Kia die Betonung auf das zweite Wort. Der Assistent lässt einen die meiste Zeit in Ruhe und greift ein, wenn man zu dicht an die Markierungen gerät. Dann fordert er dazu auf, die Hände ans Lenkrad zu nehmen und lenkt zurück in die Spur. Schon serienmäßig warnt der Ceed vor dem Verlassen der Spur, vor Kollisionen und wenn der Fahrer müde ist. Außerdem gibt es einen Fernlichtassistenten und einen Tempomaten. Optional erkennt der Ceed Verkehrszeichen. Schöne Materialien, gute VerarbeitungQuelle: Kia Ebenfalls serienmäßig: Kia richtet den Innenraum des neuen Ceed ansprechend ein. Materialien, Schalter, Knöpfe und Drehregler fühlen sich gut an und sehen schön aus. Es gibt viel unterschäumten Kunststoff, am Armaturenbrett sogar mit Nähten und dazu noch schöne Grafiken im Infodisplay im Instrumententräger. Dazu gibt es etwas mehr Platz als im Vorgänger (395-1.291 l Kofferraumvolumen), ein modernes Infotainment mit den beiden wichtigen Smartphone-Standards Apple Carplay und Android Auto sowie einen durchdachten Innenraum mit ausreichend Ablagen. Der neue Ceed kann zwar nicht alles, was die besten Konkurrenten der Klasse drauf haben, aber viel davon. Allerdings zu einem höheren Preis als bisher. Mindesten 15.990 Euro will Kia nun für den Ceed haben. Bisher ging es bei 14.990 Euro los. Den von uns gefahrenen 1.4 T-GDI gibt es in der besseren Vision-Ausstattung ab 22.090 Euro. Der neue Diesel mit 1,6 Litern Hubraum kostet mit 115 PS mindestens 21.490 Euro, mit 136 PS werden es 25.590 Euro. Richtig günstig ist das nicht mehr, aber immer noch erschwinglich. Und von einem vergleichbaren Golf trennen den Ceed immer noch einige Euro. Der Ceed Shooting Brake kommt in SerieKia will den Ceed wieder zur Nummer eins im Portfolio machen. Er ist der in Deutschland meistverkaufte Kia bislang. Fast 150.000 Kompakte hat Kia seit 2007 in Deutschland abgesetzt, weltweit 1,3 Millionen. Zuletzt musste er sich jedoch klar hinter dem SUV Sportage einreihen. Doch Kia baut das Angebot aus. Zum Steilheck gesellt sich der Kombi SW, und es wird ein Shooting Brake kommen. Eine vielversprechende Studie davon hat Kia bereits gezeigt. Außerdem kommt 2019 ein Ceed mit Mildhybrid. Wir rechnen damit, dass der neue 1,4-Liter-Turbo die 48-Volt-Technik bekommt. Die GT-Variante ist zwar noch nicht bestätigt, aber sehr wahrscheinlich. Die Chancen stehen also gut, dass der Ceed den Sportage bald wieder hinter sich lässt. Technische Daten Kia Ceed 1.4 T-GDI (DCT)
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