Der ehemalige Porsche-Chef Peter Schutz gilt als Retter des Porsche 911. Am Wochenende starb er im Alter von 87 Jahren, wie nun bekannt wurde. Ein Nachruf.
Naples/Florida – Peter Schutz‘ Biografie ist eine Biografie des 20. Jahrhunderts. In Berlin wurde der ehemalige Automanager geboren, gestorben ist er nun am 29. Oktober 2017 im Alter von 87 Jahren in Florida (USA). Zu Porsche kam er als erster amerikanischer Spitzenmanager, rettete dort eine deutsche Sportwagen-Ikone und schuf eine zweite. Peter Schutz stammt aus einer jüdischen Familie. 1937, da war er acht Jahre alt, floh seine Familie vor den Nazis nach Kuba. 1941 zog sie in die USA, nach Chicago. Schutz wurde Ingenieur, arbeitete für die US-Firmen Caterpillar und Cummins. Im Januar 1981 wurde er Porsche-Chef. Ferry Porsche persönlich holte ihn – ein Schritt, der sich auszahlen sollte. Es war eine schwere Zeit für die deutsche Sportwagenmarke. Die Identität, der Zusammenhalt, die Zahlen: vieles stand auf der Kippe. Der Autobauer aus Zuffenhausen schrieb Verluste, die Verkäufe befanden sich im Sinkflug. Eine ungewohnte Situation für Porsche. Schutz‘ Vorgänger reagierten mit Sparmaßnahmen. Die Investitionen in den Motorsport hatte Porsche schon zurückgefahren, nun stand auch das ikonische Sportwagenmodell auf der Kippe. Das Aus des Porsche 911 war bereits beschlossen. Seit 1973 baute man damals das heute besonders begehrte G-Modell. Zurück zu den WurzelnZeit also für einen Nachfolger – oder eben keinen Nachfolger. Porsches Manager hielten es damals für eine gute Idee, mehr Kapazitäten für die technisch moderneren Frontmotor-Modelle 944 und 928 freizumachen. Für den von außen kommenden Peter Schutz schien diese Idee weniger überzeugend. Auch dass ein Sportwagenbauer nicht mehr in den Motorsport investiert, hielt er für keine sinnvolle Maßnahme. Also entschied sich der Manager dafür, in beide Bereiche neu zu investieren. Schutz strich den 911 von der Streichliste und erweiterte stattdessen die Modellpalette um die Varianten Speedster und Cabrio. Das neue Investment in den Motorsport führte zu sieben Siegen bei den 24 Stunden von Le Mans zwischen 1981 und 1987. Das eine Auto, das mit Peter Schutz für immer in Verbindung gebracht wird, dürfte aber nicht der 911 sein. Das G-Modell, dessen Leben Schutz verlängert hatte, war schließlich bereits seit 1973 im Programm. Der Nachfolger 964 kam erst nach Schutz‘ Amtszeit auf den Markt. Eine Legende für knapp 1000 DM pro PSNein, Schutz‘ Porsche-Legende ist der 959. Der Über-Porsche der 1980er entstand aus dem Plan, in der Rallye-Gruppe B vorn mitzufahren – und war ab 1985 der schnellste und teuerste Sportwagen mit Straßenzulassung. 420.000 DM kostete das 450 PS starke Wunderauto, insgesamt baute Porsche 292 Exemplare. Der mehr als 315 km/h schnelle Porsche 959 brachte Porsche zwar finanziell keine Gewinne. Aber er gab den Porsche-Werkern den Stolz zurück und etablierte die Marke im exklusiven Kreis der Hersteller von Supersportwagen. Porsche weckte wieder Begehrlichkeiten. Unter Schutz‘ Leitung verdreifachte sich der Absatz. Im Jahr 1987 lag der Gewinn mehr als zehnmal so hoch wie 1981. Porsche verliert seinen SchutzDennoch musste Schutz 1988 gehen, nachdem der Absatz im wichtigsten Markt Nordamerika deutlich eingebrochen war und Produktionskürzungen unausweichlich wurden. Der schwache US-Dollar hatte Porsche-Fahrzeuge in Nordamerika zu teuer werden lassen. Problemlos verlief die Amtszeit von Peter Schutz auch sonst nicht. Besonders viel Kritik brachte ihm der Versuch ein, am etablierten US-Autohandel vorbei ein eigenes Niederlassungsnetz in den USA aufzubauen. Die Händler überzogen Porsche mit Klagen, Porsche musste die Pläne zurücknehmen. Nach seinem Aus bei Porsche 1987 ging Peter Schutz zurück in die USA und lebte dort unter anderem als Buchautor und Vortragsredner. Bis zu seinem Tod lebte der Ingenieur in Naples (Florida). |