Kaum überarbeitet, schon gefahren: Audi liftet Coupé- und Roadster-Version des TT. Wir glühten im aktuellen Top-Modell TTS über die namensgebende Tourist-Trophy-Strecke.
Isle of Man – An der Kurveninnenseite eine Steinmauer, außen praktisch nichts als Abgrund. Und dazwischen ein gelifteter Audi TTS auf der Suche nach der Ideallinie. Auf einem Motorrad würden wir hier im Grunde permanent an die Himmelspforte klopfen. Mit dem Auto ist dieses gesperrte Teilstück der Tourist Trophy-Rennstrecke zumindest noch dies: verdammt fordernd. Wir treten Audis überarbeitetes Sportcoupé mit geschichtlichem Segen über den weltweit berühmtesten Kurs für Motorrad-Straßenrennen. Ewald Kluge gewann hier in grauer Vorzeit auf einer Maschine der Vorläufermarke DKW. Und inspirierte damit (nebst NSU Prinz TT aus den 60ern) den Namen von Audis Kompaktsportler. Die aktuelle, seit 2014 erhältliche Generation drei kommt künftig mit anderen Schürzen, Kühlergrill mit Wabenmuster - und mehreren Änderungen beim Antriebsprogramm. 4 PS weniger, 20 Nm mehr beim TTSQuelle: Audi Im Falle des vorerst sportlichsten Modells TTS heißt das: Uns fehlen auf der abgesicherten Mountain Road (für Insider: von der Ramsey-Hairpin nach Creg Ny Baa) im Grunde 4 PS. 306 PS liefert der aufgeladene 2,0-Liter Vierzylinder nur noch. Bislang waren es 310 PS, doch da gab es noch keinen Otto-Partikelfilter. Audi verspricht: Der neue geht im unteren Drehzahlbereich besser. Die Höchstleistung steht bei 5.400 Umdrehungen bereit, das Drehmoment stieg von 380 auf 400 Nm. Gefühlt kommt der Schub, sobald der Drehzahlmesser des TTS rund 3.500 Umdrehungen erreicht. Aus engen Kehren heraus passt das, der (serienmäßig) allradgetriebene TTS verträgt den frühen Tritt aufs Gaspedal – jedenfalls wenn man den Scheitelpunkt spät setzt. Den Tipp gab der ehemalige Tourist Trophy-Sieger Richard „Milky“ Quayle für diese Sektion des Straßenkurses. Außerdem sagt der Eingeborene: „So glatt wie in den Bergen ist die Fahrbahn auf der ganzen Insel nicht, auf dem Bike dreht man hier das Fahrwerk fester.“ Einverstanden, wir greifen zur Drive-Select-Taste für die Wahl des Fahrprogrammes: Viel Rollbewegung lässt das Fahrwerk im Audi TTS nie zu, doch im Dynamik-Modus stellt das System die adaptiven Dämpfer richtig hart ein. Außerdem feuert das Getriebe die Gänge im scharfen Modus schneller durch. Das geliftete Modell kommt immer ohne Kupplungspedal, bislang bestand beim TTS die Wahl zwischen 6-Gang-Handschalter und 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Künftig steckt in jedem TTS das 7-Gang-DKG, das bislang dem TT RS vorbehalten war. Scharfe Lenkung, stumpfe BremseDer Vorteil, wenn man eine Bergstraße hinaufstürmt: Die unteren Gänge sind kürzer übersetzt. Schade nur, dass der TT aus eigenem Antrieb eher widerwillig herunterschaltet. Übernimmt man das nicht schon beim Anbremsen selbst über die Wippen, erfolgt der Gangwechsel manchmal erst, wenn der Fahrer zurück aufs Gas geht. Das stört den Flow - den Motorrad-Champion Quayle vor der Abfahrt predigte: „Nur keine Unruhe reinbringen, das kann hier böse enden“. Quelle: Audi Die Lenkung unterstützt den sanften, seidigen Stil. Man kann den TTS über minimale Impulse dirigieren, gleichzeitig ist die (bei allen TT) serienmäßige Progressivlenkung im Bereich um die Mittelstellung nicht überempfindlich. Von Anschlag zu Anschlag gelangt man mit insgesamt zwei Umdrehungen. Im Testmodell der neuen Sonderserie Competition gibt es zudem Rauleder und eine 12-Uhr-Markierung am Lenkrad, S-Sportsitze mit farbigen Elementen, einen fest montierten Spoiler (beim Standard-Modell fährt eine Lippe ab 120 km/h aus) und rot lackierte Bremssättel. Der wahre Wettkampf ist im Kopf, einen echten Performance-Vorteil bringt das Competition-Paket nicht. Wer seinen TTS schärfer bewegt, sollte lieber in die Bremsanlage investieren. Die Serien-Stopper scheinen bei harter Beanspruchung recht schnell zu überhitzen. Dann schwimmt der normalerweise klar definierte Druckpunkt mit jeder Pedalberührung weiter davon. Manche Trackday-Fahrer wählten eine Lösung aus dem Performance-Parts-Angebot der Marke. 2,0-Liter als neuer Einstieg beim TTÜber die komplette Baureihe betrachtet werden die Heizer unter den Kunden wohl eine Minderheit bleiben. Wenngleich die Basis-Modelle mit dem Facelift zulegen. Im Einstiegs-TT leistet ein 2,0-Liter-Vierzylinder 197 PS, beim Vor-Facelift ging es mit einem 180 PS starken 1,8-Liter-Turbo los. Die Basis gibt es mit dem 7-Gang-DSG und als 6-Gang-Handschalter, doch angetrieben wird in jedem Fall nur die Vorderachse. Beim 245 PS-Modell mit 2,0-Liter-Turbo (ersetzt die bisherige 230 PS-Variante) steht zusätzlich eine Allrad-Version mit DSG bereit. Quelle: Audi Das TTS-Coupé startet bei 54.500 Euro – etwa 19.500 Euro über dem überarbeiteten Basis-Modell. Bei einem TTS in Competition-Ausführung dürfte mindestens eine hohe vierstellige Summe hinzukommen. Investition in einen gelungenen (wenngleich pubertären) Auftritt, den Bikern vor dem Creg Ny Baa-Restaurant am Ende der Teststrecke gefällt es. "Ein offener TT wäre mir aber irgendwie zu feminin", verkündet ein tätowierter Engländer in Yamaha-Lederkluft. In jedem Fall ist der Zweisitzer teurer - der TTS Roadster startet ab rund 57.000 Euro, der offene Basis-TT im Bereich von rund 37.500 Euro. Alltagstauglicher ist das Coupé nur in Bezug auf die Ladekapazität (305 gegenüber 280 Liter). Die beiden Plätze der zweiten Reihe kann man niemandem ernsthaft zumuten. Doch sind die Lehnen umgelegt, ergibt sich eine ebene Ladefläche. Coupé und Roadster-Varianten von TT und TTS können ab Ende September 2018 bestellt werden, daneben bietet Audi für beide Karosserievarianten ein auf 999 Exemplare limitiertes Jubiläums-Modell. Die ersten TT und TTS kommen im vierten Quartal 2018 zu den Händlern. Technische Daten Audi TT und Audi TTS FaceliftUnser Testmodell: Audi TTS Coupé
Die neue Basis
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