Tesla verliert im 3. Quartal 2017 mehr Geld als je zuvor - und verschiebt das Produktionsziel für das Model 3. Wann die Probleme gelöst werden, sei schwer vorauszusagen.
Palo Alto - "Wir stecken tief in der Produktionshölle", hatte Tesla-Chef Elon Musk bereits im Oktober gewarnt. Mit einem finanziellen Kraftakt versucht der Elektroauto-Pionier die Massenfertigung seines ersten Mittelklassewagens Model 3 auf die Beine zu stellen. Dabei gibt es Probleme. Die sind so groß, dass Musk nun das Produktionsziel für das Model 3 verschob. Statt Ende 2017 sollen erst spät im ersten Quartal des kommenden Jahres 5.000 Autos pro Woche produziert werden. Dass das Mammut-Projekt teuer und schwierig würde, war immer klar. Doch wie viel Geld tatsächlich dafür draufgeht, überrascht nun doch. Die hohen Kosten für das Model 3 haben Tesla stärker als erwartet in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich fiel in den drei Monaten bis Ende September ein Verlust in Höhe von 619 Millionen Dollar (533 Mio Euro) an. Es ist der höchste Fehlbetrag, den Tesla seinen Aktionären bislang in einem Quartal zugemutet hat. Die Aktie fiel nachbörslich um fünf Prozent. Tesla-Umsatz steigt um 30 ProzentDer Umsatz immerhin wuchs um 30 Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar und damit stärker als angenommen. Doch an der Börsenreaktion änderte das nichts. Das Problem: Trotz der immensen Investitionen und der überraschend hohen Verluste bleibt unklar, ob und wann Tesla die Startschwierigkeiten bei der Produktion des Model 3 in den Griff bekommt. Mit lediglich 260 hergestellten Model 3 verfehlte Tesla seine Ziele im dritten Quartal massiv. Im Brief an die Aktionäre hieß es, der Anlauf der Massenproduktion sei eine Herausforderung, die Fertigung werde aber stetig erhöht. "Wir machen weiter Fortschritte, die anfänglichen Engpässe zu lösen", sagte Musk. Es sei aber schwer vorauszusagen, wie lange es dauern werde, die Probleme zu bewältigen. Kürzlich hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass der Zulieferer Panasonic zumindest zum Teil für die Probleme beim Model 3 verantwortlich sei. Das Unternehmen fertigt die Zellen für die Tesla-Batterien, doch die Produktion habe zuletzt gestockt. Andere Medien berichten, schlechte Organisation bei Tesla selbst sei für die Schwierigkeiten mitverantwortlich. Von 2.500 auf 250.000 Autos in fünf JahrenQuelle: dpa/picture-alliance Elon Musk bemühte sich in der Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Quartalszahlen um Optimismus. "Ich war wirklich deprimiert vor drei oder vier Wochen", räumte er ein. "Nun habe ich wieder einen klaren Weg zur Sonne vor Augen." Seinen Kritikern hielt Musk entgegen, dass die 2003 gegründete Firma die Auslieferungen in den letzten fünf Jahren von 2.500 auf 250.000 Autos erhöht habe. Die "Skeptiker da draußen" frage er, wer von ihnen das habe kommen sehen. "Ich nehme an keiner." Experten zeigten sich wenig beeindruckt. Nicht nur die Entwicklung beim Model 3 sei enttäuschend, sagte Efraim Levy vom Analysehaus CFRA im US-Finanzsender CNBC. "Auch beim Model S und Model X fielen die Zahlen geringer aus als angenommen." Vor allem die Gewinnspannen seien ernüchternd. Die beiden Fahrzeuge trieben bislang das Wachstum von Tesla. Die Zukunft gehört jedoch dem ab 35.000 Dollar (netto) erhältlichen Model 3, das dem E-Antrieb den Weg in den Mainstream ebnen soll. Für das Model 3 liegen mehr als 500.000 Vorbestellungen vor. An der Börse hat die Fantasie vom Durchbruch in den Massenmarkt die Tesla-Aktie über Monate beflügelt. Der Kurs ist seit Anfang des Jahres um über 50 Prozent gestiegen. Zeitweise hatte Tesla sogar den Branchenriesen General Motors als wertvollsten US-Autokonzern am Markt abgelöst.
Quelle: dpa |