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Deutsche Autobauer halten am Standort Mexiko fest - Trotz angedrohter Strafzölle

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Angedrohte Strafzölle auf Exportfahrzeuge haben die Automobilbranche in Mexiko verunsichert. Doch das Vertrauen der Autobauer in den Produktionsstandort bleibt bestehen.

"Wir sind gekommen um zu bleiben" lautet die Botschaft der deutschen Autohersteller "Wir sind gekommen um zu bleiben" lautet die Botschaft der deutschen Autohersteller Quelle: Picture Alliance

Mexiko-Stadt - In den Hügeln über Mexiko-Stadt beherrscht der VW Käfer noch immer das Straßenbild. Der robuste Wagen mit Heckantrieb ist wie geschaffen für die steilen Gassen in Cuautepec. "Die neuen Autos verfügen nicht über dieselbe Kraft und kommen die Straßen hier nicht hoch", sagt der Taxifahrer Tomás. Bis 2003 wurde der legendäre "Vocho" im VW-Werk in Puebla gebaut. Auch wenn der deutsche Klassiker in den eleganten Vierteln im Stadtzentrum kaum noch zu sehen ist, die Mexikaner lieben "ihren" Käfer weiterhin.

Heute fertigen die deutschen Autobauer modernere Autos in Mexiko. Bei Audi in San José Chiapa läuft Der letzte in Europa produzierte VW-Käfer rollte am 19.1.1978 vom Band. 2003 verließ in Mexiko der letzte VW Käfer das Werk Der letzte in Europa produzierte VW-Käfer rollte am 19.1.1978 vom Band. 2003 verließ in Mexiko der letzte VW Käfer das Werk Quelle: Picture Alliance der Geländewagen Q5 vom Band. VW baut in Puebla den Jetta, den Beetle und den Golf Variant. Mercedes will noch in diesem Jahr gemeinsam mit Nissan sein Werk in Aguacalientes in Betrieb nehmen.

BMW errichtet derzeit in San Luis Potosí eine neue Fabrik mit Karosseriebau, Lackiererei und Montage. Ab 2019 soll hier der 3er BMW vom Band laufen. Rund eine Milliarde US-Dollar investieren die Münchner in das neue Werk, mindestens 1.500 Arbeitsplätze sollen entstehen.

"Mexiko hat über 40 Freihandelsabkommen unterzeichnet. Das macht das Land als Standort sehr interessant", sagt der Lateinamerika-Chef von BMW, Alexander Wehr. "Wettbewerbsfähige Löhne, relativ gut ausgebildete Arbeitskräfte und eine solide Infrastruktur machen Mexiko als Produktionsstandort für Automobilhersteller attraktiv", sagt auch Florian Steinmeyer, Berichterstatter der Außenwirtschaftsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) in Mexiko.

Knapp 80 Prozent der Fahrzeuge gehen in die USA

Die Automobilindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Mexiko. Über 875.000 Menschen sind in dem Sektor beschäftigt. Obwohl die Branche nur gut drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, fließen rund 20 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in die Auto-Industrie. Derzeit ist Mexiko der siebtgrößte Automobilstandort der Welt, bis 2020 will das Land in die Top Five aufrücken.

Seit der Wahl von US-Präsident Donald Trump hat sich in der Branche Verunsicherung breit gemacht. Trump hat Firmen, die in Mexiko produzieren, mit hohen Strafzöllen gedroht. Außerdem will er das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta neu verhandeln oder sogar aussteigen. Die Nähe und der einfache Zugang zum wichtigen US-Markt sind für die Autobauer essenziell: Knapp 80 Prozent aller exportierten Fahrzeuge gehen in die Vereinigten Staaten.

"Wir erwarten, dass kurz- bis mittelfristig einige Investitionen im Automobilsektor auf Eis gelegt werden", sagt Alejandro Aurrecoechea vom Beratungsunternehmen Control Risks in Mexiko. Angesichts der Drohungen aus Washington hat Ford seine Pläne für ein neues Werk in Mexiko eingestellt.

Andere Autobauer wie General Motors, Fiat-Chrysler, Toyota, Honda, Mercedes-Benz und BMW hingegen wollen an ihren Investitionen festhalten. "Wir sind nach San Luis Potosi gekommen, um zu bleiben", sagt der Chef des neuen BMW-Werks, Hermann Bohrer.

Sinkende Nachfrage nach Kleinwagen in den USA

Mit der Androhung von Strafzöllen auf Exportfahrzeuge verunsicherte Donald Trump die Autohersteller Mit der Androhung von Strafzöllen auf Exportfahrzeuge verunsicherte Donald Trump die Autohersteller Quelle: Picture Alliance Sollten die USA tatsächlich aus dem Nafta-Abkommen aussteigen, würden die Zollsätze für Pkw-Importe nach dem Meistbegünstigtenprinzip der Welthandelsorganisation (WTO) bei nur 2,5 Prozent liegen. Zudem profitieren auch viele Automobilhersteller in den USA vom regen Warenaustausch mit Mexiko. Sorgen sollte den in Mexiko ansässigen Fahrzeugherstellern nach Einschätzung von Branchen-Kennern vielmehr die sinkende Nachfrage nach Klein- und Kompaktwagen in den USA machen.

Diese Modelle werden vor allem in Mexiko gefertigt, da das Land dort seine Kostenvorteile am besten ausspielen kann. Zudem bringt das schnelle Wachstum auch Probleme mit sich. "Die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden", sagt GTAI-Experte Steinmeyer. "Zudem muss die Infrastruktur an den Flughäfen und Häfen ausgebaut werden."

Quelle: dpa

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