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Mercedes G 350 d im Test: Daten, Preise, Praxistest - Vor allem außen groß und urig

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Die G-Klasse von Mercedes gibt es seit fast 40 Jahren. Vom Bundeswehrmodell bis zum Nobel-Geländewagen reicht derzeit die Spanne. Wie fährt sich das Urvieh im Alltag?

Mercedes G 350 d im Test: Im Alltag fährt die G-Klasse sich wie ein komfortabler Lkw Mercedes G 350 d im Test: Im Alltag fährt die G-Klasse sich wie ein komfortabler Lkw Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK

  • Robuster, kastenförmiger Geländewagen
  • Allradsystem mit drei Differenzialsperren
  • Starker Basisdiesel mit hohem Verbrauch
  • Hoher Preis

Berlin – Es ist der satte Sound der Türen, der begeistert. Immer wieder. Ein lautes Rumms, gefolgt von einem tiefen Klack und einem satten Schmatzen. Auch nach Tagen bekommt man nicht genug davon. Dieses Geräusch steht exemplarisch für die Mercedes G-Klasse: ein aus dem Vollen gefräster Geländewagen, robust, stark und extrem geländegängig.

Die Entwicklung begann vor rund 40 Jahren, stetig wurde die G-Klasse seitdem aktualisiert. Eine Form aus einer anderen Zeit, ohne viel Rücksicht auf Aerodynamik oder SUV-Zeitgeist. Der Benz wurde ursprünglich fürs Militär entwickelt, machte unter anderem bei der Bundeswehr als „Wolf“ Karriere. Doch wie gut ist das Urviech im Alltag? Test mit der Basis, dem Diesel G350 d.

Abmessungen und Platzangebot: Groß vor allem außen

Seine Militärvergangenheit sieht man ihm an: Bei der Bundeswehr heißt der G schlicht "Wolf" Seine Militärvergangenheit sieht man ihm an: Bei der Bundeswehr heißt der G schlicht "Wolf" Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Kinder malen einen Geländewagen exakt so: eckig wie ein Schuhkarton. Lange Motorhaube, hoher Aufbau, vier große Türen und eine Heckklappe, die zur linken Seite aufschwingt. Eine Automatik dafür, wie bei weichgespülten SUVs, gibt es nicht. Dahinter verbirgt sich ein nur 487 Liter großer Stauraum. Die Fahrzeugbasis bildet ein verwindungssteifer Leiterrahmen aus drei bis vier Millimeter dicken Stahlblechen. Erstaunlich: Trotz der kantigen Front erfüllt der G aktuelle EU-Fußgängerschutzrichtlinien – eine dickere und weiter nach hinten reichende Stoßstange macht es möglich.

Die hohe Sitzposition gibt einen guten Blick auf den Verkehr. Schließt die Tür mit sattem Sound, schiebt sich der Oberkörper automatisch in die Fahrzeugmitte. Wie ein etwas zu eng geschnittenes Slimfit-Hemd wirkt der Innenraum. Zwar lässt das Auto noch Platz zum Atmen, aber so richtig luftig ist es nicht. Im Laufe der Jahre wuchs die eher schmale Karosserie durch zusätzliche Airbags und dickere Verkleidungen nach innen – zu Lasten des Raumangebots.

Auch auf den Rücksitzen könnte man in einem 4,76 Meter langen Auto mehr Platz vermuten. Die Kniefreiheit geht für Erwachsene noch in Ordnung, mehr wäre angenehmer. Ungewohnt für Fahrer von normalen Autos (ausgenommen VW Käfer, alte Porsche 911er und Land Rover Defender): die kleine und steile Frontscheibe, die dicht vor der Nase klebt.

Innenraum: Hochwertige Verarbeitung

Trotz der rustikalen Herkunft hat es Mercedes geschafft, den G im Laufe der Jahre zu verfeinern. Das kleine, aufgesetzte Cockpit wich einem breiten Träger mit zwei großen Uhren. Die Mittelkonsole hat Platz für den Dreh-Drück-Schalter des Mercedes-Comand-Systems und etwas zu viele Tasten und Knöpfe.

Hier fühlt sich die G-Klasse wohl: Im Gelände sind nur Unimog und Leopard besser Hier fühlt sich die G-Klasse wohl: Im Gelände sind nur Unimog und Leopard besser Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Die Materialien fühlen sich sehr gut an. Unser Testwagen war allerdings mit dem Exklusive-Paket für 4.430 Euro ausgestattet. Dickes Leder spannt sich über das Armaturenbrett, die Türen und Teile der Mittelkonsole. Dazu gesellen sich Zierelemente aus schwarzem Klavierlack (Designo schwarz, 2.400 Euro) und das sandfarbene Leder (3.520 Euro). Sehr teuer, sehr schick. Im Kofferraum liegt ein dicker Teppich, auf den man besser keine matschigen Jagdhundpfoten lässt.

Infotainment: In die Jahre gekommen

Zwei Rundinstrumente im Eistütenlook, eine breite Mittelkonsole und ein aufgesetzter Monitor. Mercedes belässt es im Cockpit klassisch. Virtuelle Anzeigen gibt es nicht, ebenso wenig wie umfangreiche Vernetzung. Im Vergleich zu anderen Mercedes-Modellen hinkt das Entertainmentsystem ein paar Jahre hinterher.

Es lässt sich zwar einfach über das griffige Lederlenkrad bedienen, doch der kleine und unhandliche Dreh-Drück-Regler in der Mittelkonsole liegt ergonomisch ungünstig weit hinten. Zur Serienausstattung zählen Comand Online, Live Traffic, Rückfahrkamera, Notrufsystem und die Möglichkeit, das Smartphone zu verbinden. Die Surround-Anlage von Harman Kardon kostet 755 Euro Aufpreis, der TV-Tuner 1.000 Euro.

Assistenzsysteme und Sicherheit: Kurze Optionsliste

Der Innenraum möchte modern sein, schafft es aber nicht so richtig Der Innenraum möchte modern sein, schafft es aber nicht so richtig Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Mercedes hat stets versucht, die G-Klasse einigermaßen frisch zu halten. Bei den Assistenzsystemen stoßen die Ingenieure aber an ihre Grenzen. Serienmäßig sind Airbags, ESP, Park-Assistent und Brems-Assistent an Bord. Als Option lassen sich unter anderem bestellen: Totwinkel-Warner (910 Euro), aktiver Abstandstempomat Distronic (1.560 Euro), Park-Paket (1.180 Euro). Das war es.

In den Scheinwerfern leuchten nur Bi-Xenonlampen und keine LEDs. Teilautonom fahren wie die E- und S-Klasse kann der G nicht, ebenso wenig selbstständig Einparken oder im Stop-and-go-Verkehr Gas geben oder die Spur halten. Die alte Konstruktion mit den beiden Starrachsen und der Kugelumlauflenkung lässt sich elektronisch schlecht steuern.

Nächstes Jahr will Mercedes eine neue Version des G auf den Markt bringen. Dann mit elektromechanischer Servolenkung, die Lenkeingriffe für Assistenten zulässt – und damit eine zeitgemäße Sicherheitstechnik.

Motor und Getriebe: Starker Diesel

Damit der 2,6 Tonnen schwere Geländewagen aus den Hufen kommt, benötigt er Kraft. Mercedes bietet seinen leistungsverwöhnten Kunden deshalb nur starke Motoren: neben dem G350 d gibt es einen G500 mit V8-Benziner (421 PS), AMG G63 (571 PS) und den Zwölfzylinder AMG G65 mit 630 PS. Der G350d scheint schon auf dem Papier die ökologisch beste Wahl zu ein.

Der 3,0-Liter-V6 leistet mit Turbounterstützung 245 PS bei 3.600 Touren. Das volle Drehmoment von 600 Newtonmeter liegt zwischen 1.600 und 2.400 U/min. Damit rennt die fahrende Schrankwand von 0 auf 100 km/h in immerhin 8,8 Sekunden und fährt bis zu 192 km/h schnell. Dabei rasselt zuerst die Kette, dann schnattern die Ventile und schließlich tönt der Turbo.

Wozu Elektrik: Die Hecktür schwingt zur Seite auf Wozu Elektrik: Die Hecktür schwingt zur Seite auf Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Autobahnheizerei macht im G keinen Spaß. Bis 140 km/h geht es, dann werden die Windgeräusche laut und die Lenkung verlangt eine harte Hand. Vor allem trinkt der Benz dann enorm viel Sprit. Im Schnitt waren es 14,2 Liter auf 100 Kilometern, bei zügigem Autobahntempo sind es mehr als 18 Liter. Auch bei gemäßigter Fahrt durch Stadt, über Land und bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit war für uns der NEFZ-Verbrauch von 9,9 Liter auf 100 Kilometer nicht erreichbar. Zum Teil vermutlich wegen der großen 275/55 R19-All-Season-Reifen. Dafür schalten die sieben Gänge der 7G-Tronic Plus schnell und sauber durch, finden jederzeit ein schön niedriges Drehzahlniveau.

Die wahre Stärke zeigt der Antrieb da, wo der permanente Allradantrieb nützlich wird. Mit seinen drei 100-Prozent-Differenzialsperren und den beiden Starrachsen kommt der G fast überall durch. Nur Unimog und Leopard können ihm im Gelände das Wasser reichen. Auch kann der Geländewagen bis zu 3,5 Tonnen ziehen – ideal für Sportanhänger mit Pferden oder Booten, die oftmals im Schlamm trailern müssen.

Fahrwerk und Lenkung: Robust und solide

Fahren in der G-Klasse wirkt Lkw-ähnlich. Zwei Starrachsen und eine mechanische Lenkung sorgen für schwerfällige und unpräzise Fortbewegung. Das Lenkrad steht im Vergleich zu vielen Pkw steiler, der Fahrer hockt oben auf dem Bock und der Wendekreis ist mit 13,60 Meter groß. Dazu arbeitet die Lenkung mit viel Spiel, indirekt und gefühllos.

Es dauert ein paar Tage, bis wir geschmeidig durch die Kurven kommen. Wer den Dreh raus hat, fegt mit dem G durch den Kreisverkehr wie mit einem SUV. Im Gegensatz dazu schaukelt sich die Kabine aber stärker auf und neigt sich schnell zur Seite. Bei niedrigen Geschwindigkeiten und auf Landstraßen bügelt das hart abgestimmte, robuste Fahrwerk Schlaglöcher so leicht weg, als wären sie nicht vorhanden.

Ausstattung, Preis und Kosten: Gut, aber sehr teuer

Die Basis: 3,0-Liter-Diesel im G350 d Die Basis: 3,0-Liter-Diesel im G350 d Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Mercedes fahren war noch nie günstig. Das gilt auch für den G. Schon der Basispreis von 91.409 Euro ist happig. Kommen noch, wie bei unserem Testwagen, die Sonderlackierung Tansanitblau Metallic (1.010 Euro), die Sonderpolsterung Designo Leder Sand (3.520 Euro), das Exclusive-Paket (4.430) und das Sport-Paket (2.900 Euro) hinzu, wird es deutlich teurer. In Verbindung mit Standheizung, TV-Tuner, Schiebedach und Soundsystem summiert sich der Testwagenpreis auf 122.558 Euro. Damit kostet die G-Klasse deutlich mehr als ein Porsche Cayenne GTS (102.555 Euro) oder ein Range Rover HSE mit 3,0-Liter-V6-Diesel und 258 PS (97.100 Euro). Vergleichbar mit ihnen ist der urige Geländewagen nicht.

Fazit: Der Diesel ist im Ansatz vernünftig

Schön, dass es solche archaischen Autos noch gibt. Nach dem Aus von Land Rover Defender und Nissan Patrol (dem echten) bleibt das G-Modell als starker Naturbursche für gehobene Ansprüche fast allein übrig. Klar, die Konstruktion hat ein paar Jahre auf dem Blech, fährt sich wie ein komfortabler Lkw und braucht eine Menge Sprit.

Doch genau das unterscheidet den kernigen Geländewagen von einem weichgespülten SUV. Mit noblem Innenraum, guter Verarbeitung und starkem Diesel. Der Motor ist in Deutschland die bessere Wahl im Vergleich zu den spritsaufenden V8- und V12-Benzinern. Nur der Basispreis von über 90.000 Euro schmerzt. Leider.

Technische Daten Mercedes-Benz G350 d

  • Antrieb: 3,0-l-V6-Diesel
  • Leistung: 245 PS (180 kW) bei 3.600 U/min
  • Drehmoment: 600 Nm zwischen 1.600 und 2.400 U/min
  • Getriebe: 7-Gang-Automatik, Allradantrieb
  • 0-100 km/h: 8,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h
  • Verbrauch: 9,9 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 261 g/km
  • Testverbrauch: 14,2 l/100 km
  • Länge: 4,764 m
  • Breite: 1,867 m/2,056 m mit Außenspiegel
  • Höhe: 1,954 m
  • Radstand: 2,850 m
  • Leergewicht: 2.612 kg
  • Kofferraum: 487 l
  • Dachlast: 150 kg
  • Zuladung: 588 kg
  • Basispreis Mercedes G-Klasse: ab 91.409,85 Euro
  • Testwagenpreis: 122.550,10 Euro
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