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Geländewagen: Markt, Modelle, Unterschiede zu SUVs - Was Geländewagen zu Geländewagen macht

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Bodenfreiheit und große Räder sind nicht genug: Geländewagen können viel mehr als SUVs – haben aber auch Nachteile. Das unterscheidet die Blechburgen voneinander.

Einer der letzten "echten" Geländewagen: Mercedes G-Klasse Einer der letzten "echten" Geländewagen: Mercedes G-Klasse Quelle: Daimler

Stuttgart/Köln – Geländewagen, das sind robuste Fahrzeuge, die mit Leiterrahmen und Starrachse unverwüstlich über Stock und Stein kraxeln. Über solche Autos weiß der Volksmund: Sie bleiben dort stecken, wo ein SUV niemals hinfahren könnte. Dennoch sind SUVs erfolgreicher. Sie bieten mehr Komfort und fahren auf der Straße mit ihren modernen Fahrwerken besser.

Aber wo liegen überhaupt die Unterschiede zwischen SUVs und Geländewagen? „Wie der Name bereits sagt, sind Geländewagen für Offroad-Einsätze gedacht. Auf normalen Straßen machen sie daher kaum einen Sinn“, erklärt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Geländewagen sind per Definition Allradfahrzeuge mit besonders großer Bodenfreiheit, großem Rampen- und Überhangwinkel.

Geländewagen sind stabil und nützlich

Das Kraftfahrtbundesamt schreibt gewisse Eigenschaften vor, die ein Geländewagen erfüllen muss Das Kraftfahrtbundesamt schreibt gewisse Eigenschaften vor, die ein Geländewagen erfüllen muss Quelle: Daimler Der Rampenwinkel gibt Auskunft darüber, bis zu welchem Winkel ein Auto über eine Rampe fahren kann, ohne dass es mit dem Unterboden an der Kante aufsetzt. Der Überhangwinkel sagt aus, bis zu wie viel Grad das Auto eine Steigung hinauffahren kann, ohne dass die Überhänge an Front und Heck den Boden berühren.

Ein klassisch aufgebauter Geländewagen hat einen Leiterrahmen unter der Karosserie. Dieser stabile Unterbau macht ihn gezielt für die Fahrt im Gelände verwindungssteif und robust. Ein wichtiger Vorteil: Festgefahrene Autos lassen sich am Rahmen mit schwerem Gerät befreien, ohne die Karosserie zu beschädigen. Auch eine Seilwinde lässt sich direkt am Rahmen anbringen.

„Geländewagen werden deshalb eher von Leuten gefahren, die sich aufgrund beruflicher Verpflichtungen oder privater Interessen auch abseits von befestigten Straßen bewegen“, sagt Thorsten Rechtien, Sachverständiger beim Tüv Rheinland und zählt etwa Gärtner, Jäger oder Vermessungsingenieure dazu.

Besonders beliebt seien die Modelle bei Pferde- oder Motorbootbesitzern. Einerseits wegen der Geländegängigkeit, andererseits wegen der hohen Anhängelast. Sportanhänger haben häufig ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu zwei Tonnen - es gibt wenige Pkw, die diese große Masse ziehen dürfen.

Die neue G-Klasse: Noch mit Leiterrahmen, aber vorn mit Einzelradaufhängung Die neue G-Klasse: Noch mit Leiterrahmen, aber vorn mit Einzelradaufhängung Quelle: Daimler Für Menschen ohne solche Interessen rechnen sich Geländewagen kaum. Sie sind durch ihre beiden angetriebenen Achsen, die anspruchsvolle Technik und robuste Bauweise teurer als normale Pkw. Außerdem verbrauchen sie spürbar mehr Sprit und gelten deshalb als nicht besonders umweltfreundlich.

Geländewagen profitieren technisch von SUVs

Die Gattung der Geländewagen stirbt dennoch nicht aus. Mercedes hat nach fast 40 Jahren sein G-Modell erneuert. Eigentlich wurde die G-Klasse fürs Militär entwickelt, mauserte sich in den vergangenen Jahren aber zum Komfort-Kasten für Reiche. Auch der Toyota Land Cruiser erhält eine Auffrischung. Echte Geländewagen mit verwindungssteifem Leiterrahmen sind außerdem zum Beispiel der Jeep Wrangler, der Mitsubishi Pajero und der Ssangyong Rexton.

„Im Vergleich zu SUVs fahren reine Geländewagen wie die G-Klasse lockerer durch hartes Gelände“, sagt Oliver Metzger, Entwicklungsleiter der G-Klasse bei Mercedes. Die Offroader besitzen meist mechanische Sperren für die Achsen und die Antriebswellen. Damit buddeln sie sich durch schwierige Untergründe. Dank des Leiterrahmens und der Starrachsen sind sie zudem robuster als SUVs mit ihrer selbsttragenden Karosserie und Einzelradaufhängung.

Kürzlich erneuert: Jeep Wrangler Kürzlich erneuert: Jeep Wrangler Quelle: FCA Rund 80 Prozent aller G-Klassen sind noch auf der Straße, viele davon beim Militär. Statt mit vormals zwei Starrachsen fährt die neue G-Klasse vorn mit Einzelradaufhängung sowie einer elektrisch betriebenen Zahnstangenlenkung. Die soll mehr Fahrgefühl vermitteln und den Einsatz von Assistenten ermöglichen. Dazu kommen härtere Stabilisatoren, die für weniger Seitenneigung sorgen, was die Straßenlage verbessern soll. Kompromisse für den häufigsten Einsatzzweck.

Ein Geländewagen lohnt sich vor allem für das Gelände

Toyota baut seit 1951 den Land Cruiser, derzeit in der sechsten Generation. Der harte Geländewagen genießt den Ruf eines verlässlichen Autos und hat eine große Fangemeinde. Spitzname: Buschtaxi. Vor allem in Afrika, Lateinamerika, Russland und der arabischen Welt fährt er viel über staubige Pisten.

„Ein Leiterrahmen ist die beste Lösung für einen Geländewagen, da er sehr robust ist und fast überall repariert werden kann“, sagt Vincent Dewaersegger von Toyota. In Deutschland fährt der Land Cruiser als Nutzfahrzeug im Bergbau, aber auch als Imageträger und Luxusprodukt. Deshalb erhielt der Land Cruiser nun neue Assistenzsysteme, Navi und Geländefahrprogramme.

Der Lada Niva ist ein SUV

Jeep beweist die Fähigkeiten der Wrangler-Modelle am liebsten auf dem Rubicon Trail Jeep beweist die Fähigkeiten der Wrangler-Modelle am liebsten auf dem Rubicon Trail Quelle: FCA „Fährt man mit einem Geländewagen nur in der Stadt und auf Straßen“, sagt Tüv-Experte Mühlich, „nehmen Besitzer überwiegend Nachteile wie Mehrverbrauch, weniger Komfort und schlechtere Fahreigenschaften bei höheren Geschwindigkeiten in Kauf.“ Er rät, sich vor dem Kauf eines Geländewagens bewusst zu machen, für welche Bereiche das Auto benutzt werden soll.

„Geländewagen machen nur dann Sinn, wenn man auch damit im Gelände fährt. Förster, Jäger, Angler und Abenteurer können von den Vorteilen Gebrauch machen.“ Für den Otto-Normalverbraucher lohne sich ein Geländewagen dagegen eher nicht.

Die offizielle Einordnung als Geländewagen sagt übrigens nichts über die Konstruktion aus. Das Kraftfahrt-Bundesamt setzt bestimmte Werte für Böschungs- und Rampenwinkel, Bodenfreiheit und Anhängelast voraus. Erfüllt ein Auto diese Kriterien, kann es der Hersteller als Geländewagen zulassen. Das führt zum Teil zu Kuriositäten: Der VW Tiguan ist auf dem Papier ein Geländewagen, der Lada Niva ein SUV.

 

Quelle: dpa (Fabian Hoberg)

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