Mahindra bietet in den USA ein Modell, das klar dem Original-Jeep nachempfunden wurde. Markeneigner FCA zürnt, doch der indische Roxor scheint rechtlich kaum angreifbar.
New York – Auf den ersten Blick scheint der Fall vollkommen klar: Jeeps Mutterkonzern FCA legte bei der US-Handelskommission Beschwerde gegen ein Fahrzeug ein, das deutlich einem Jeep nachempfunden wurde. Den Roxor des indischen Mahindra-Konzerns, erdacht für den amerikanischen Markt. „Das Modell wurde praktisch genau so modelliert, wie der Originale Willys-Jeep (dem Vorläufer des heutigen Wrangler, Anm.)“ führt FCA gegenüber Automotive News Europe aus. Der italienisch-amerikanische Konzern befürchtet negative Auswirkungen für das wichtige US-Geschäft – Mahindra kann die Neupreise der Originale deutlich unterbieten. Sämtliche Teile des Jeep-klons entstehen in Indien, lediglich die Montage erfolgt im neu eröffneten Werk in Michigan. Ab rund 15.500 Dollar (umgerechnet rund 13.400 Euro) soll der Roxor starten. Zum Vergleich: Die jüngst vorgestellte vierte Wrangler-Generation kostet in den USA mindestens rund 27.500 Dollar (in Deutschland rund 46.000 Euro). Lizenznehmer seit rund sieben Jahrzehnten Für Chronisten: Der Name gehörte bereits Willys, Kaiser, American Motors, Renault, Chrysler, Daimler, der Cerberus-Gruppe – und nun eben FCA. Überspitzt formuliert darf Mahindra also bereits eine ganze Weile länger Jeeps bauen als Fiat selbst. Allerdings mit Einschränkungen. Den klassischen Jeep-Grill mit sieben Schlitzen dürfen die Inder auf dem US-Markt nicht kopieren, an der Roxor-Front gibt es fünf Öffnungen. Ganz unabhängig davon wird der Roxor nur eine schmale Gruppe von Jeep-Interessenten ernsthaft ansprechen. (Zulassungs-) technisch verbindet den Mahindra mit aktuellen Wrangler und früheren CJ weit weniger als etwa mit einem Polaris-Offroad-Mobil: Der Roxor kommt ohne Straßenzulassung, gilt in den USA als Utility-Vehicle. Also quasi als Hobby-Gefährt fürs Gelände. Dafür muss Mahindra die Höchstgeschwindigkeit elektronisch auf 45 Meilen pro Stunde (etwas mehr als 70 km/h) drosseln, mit Anhänger liegt das gesetzliche Limit bei mageren 15 Meilen (weniger als 25 km/h). Zulassung als Weg aus der Nische Was die Sorgen der FCA-Gruppe erklären könnte: Mahindra will sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht ewig auf die kennzeichenfreie Nische begrenzen. In den nächsten Jahren sollen 600 Millionen Dollar in das Roxor-Werk fließen, die Mitarbeiterzahl bis 2020 auf rund 670 Personen steigen. Ob das Unternehmen ausgerechnet am Jeep-Heimatmarkt Erfolg hat? Hängt wohl davon ab, ob die US-Kunden den Wrangler mit FCA-Technik noch als "ihren" Jeep begreifen. ***** In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute. |
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