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6 Milliarden Autos: Der größte Autohersteller der Welt wird 50 - Zu Besuch bei einem Hot-Wheels-Sammler

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Hot Wheels wird 50 Jahre alt. Zeit für eine große Inspektion des größten Autoproduzenten. Besuch bei einem Sammler in Frankfurt.

Frankfurt - Bis unter die Decke stapeln sich die Autos. Zwischen 5.000 und 6.000 Modelle parken in den Vitrinen, in allen Farben, Modellen, nach Themen sortiert. Das Zimmer ist der Traum eines jeden Sammlers. Mittendrin: Jürgen Amberg. Der 53-Jährige sammelt seit 15 Jahren Modellautos von Hot Wheels, eine Marke des Spielwarenkonzerns Mattel. Und nur die: "Matchbox sind mir zu nah am originalen Vorbild, Siku zu deutsch und auf Landmaschinen stehe ich nicht. Hot Wheels baut dagegen schon immer coole Autos. Oft mit Flammenlackierung, Hot Rods, Dragster und Customized-Cars", sagt Amberg.

Während in Deutschland Matchbox als Synonym für Spielzeugautos gilt, ist "Hot Wheels" in den USA ähnlich polulär. Neufahrzeuge im Maßstab 1:64 kosten zwischen 1 und 10 Euro, seltene historische Modelle aus Frankreich bis zu 100 Euro und Prototypen bis zu 800 Euro. Die findet Amberg auf Flohmärkten, Tauschbörsen und auf eBay, wie seinen Thunderbird-Stocker-Nascar-Rennwagenprototyp. "Meine Schmerzgrenze liegt bei etwa 150 Euro", sagt er. Es geht deutlich teurer: Der bisher höchst erzielte Preis für ein Hot-Wheels-Modell liegt bei rund 72.000 US-Dollar (etwa 63.000 Euro) – ein 1969er VW Beach Bomb in originaler Verpackung.

130 neue Modelle pro Jahr

Mattel hat nicht nur kleine Jungs im Fokus, sondern auch die Sammler. 15 Mal im Jahr schickt die Firma neue Kartons mit 72 Fahrzeugen in die Geschäfte, insgesamt kommen 130 neue Modelle pro Jahr auf den Markt. Manchmal ist ein bestimmtes Modell nur ein einziges Mal dabei. Der schwarze Van der US-Serie "A-Team" zum Beispiel ist selten, heute zahlen Liebhaber rund 20 Euro – statt ursprünglich einem Euro. Beim sogenannten "Treasure Hunt" befindet sich nur ein bestimmtes Modell in 100 Kisten.

"Wenn man seine Sammlung optimieren möchte, muss man am Ball bleiben", sagt Jürgen Amberg. Er kauft aber nur so viele Autos, wie er in seinem Zimmer ausstellen kann. Meist klappert er einmal die Woche die Spielwarengeschäfte in der Frankfurter Umgebung ab, kauft pro Monat 30 bis 40 Autos. Dazu kommen noch Treffen und Modellautobörsen. Zum Jahrestreffen der Hot-Wheels-Collectors Germany kommen rund 100 Teilnehmer aus ganz Europa.

Die erwachsenen Sammler hatte Erfinder und Mattel-Mitgründer Elliot Handler vor 50 Jahren bestimmt nicht im Blick, als er die Marke Hot Wheels erfand. Der Legende nach rollten die Spielzeugautos seiner Enkel nicht richtig über den Boden, außerdem sahen sie langweilig aus. Ingenieur Handler tüftelte an leichten Achsen und Gummirädern, entwarf ein Modell für die Druckguss-Produktion und ließ die Autos direkt produzieren. Der Spielzeugkonzern Mattel stellte bis dahin lediglich Barbie-Puppen her.

Der Chevrolet Camaro machte den Anfang

Als erstes Auto rollte ein dunkelblauer Chevrolet Camaro im Maßstab 1:64 von den Bändern, leichtgängig und schnell. Eben ein echter Hot Wheel (heißer Reifen). Die Oberflächen der Metallformen wurden auf Hochglanz poliert und anschließend mit transparenter Farbe lackiert. Es folgten 16 weitere amerikanische Sportwagen, Cabrios, Vans und Trucks. Heute ist Hot Wheels mit mehr als sechs Milliarden gebauten Fahrzeugen der größte Autohersteller der Welt, noch vor Toyota, Ford und VW.

Jürgen Amberg kommt es nicht auf die Masse an, sondern auf spezielle Fahrzeuge. Die Sammelleidenschaft begann vor rund 15 Jahren, als er ein passendes Modellauto für seinen Baja-Bug suchte, ein Buggy auf VW Käfer-Basis. Danach folgten ein 32er Ford Hot Rod und 67er Camaro. Er wurde Mitglied im Internet-Forum Hot-Wheels-Collectors-Germany und sah zum ersten Mal, wie viele unterschiedliche Modelle es gibt – und griff wüst zu. "Wie das bei vielen Sammlern ist: Zuerst sammeln sie alles, dann spezialisieren sie sich. Das war bei mir genauso", sagt der gelernte Elektroniker aus Frankfurt.

Am besten originalverpackt

Erst später legte er sich auf ein Sammelthema fest. Heute sind es amerikanische Rennwagen, Vans und Geländewagen. Er sucht hauptsächlich unbespielte und verpackte Fahrzeuge, macht aber bei seltenen Fahrzeugen Ausnahmen. Unterm Dachboden bearbeitet, modifiziert und customized er einige Fahrzeuge, fräst und kürzt die Karosserie, lackiert sie und verändert die Räder. "Bei meinen Freunden gelte ich als ein wenig verrückt, aber die meisten sind von meinem Hot-Wheels-Zimmer begeistert", sagt er. Sein Neffe und seine Nichte spielten hier, wenn sie zu Besuch waren, zwei Arbeitskollegen hat er mit seiner Leidenschaft angesteckt.

Amberg setzt auch im Alltag auf spezielle Autos. Neben seinem Alltagsauto parken in seiner Garage ein selbstgebauter VW Buggy und ein VW Käfer im California-Look mit 200 PS – ein Rennwagen für die Viertelmeile. Die Fahrzeuge hat er selbst restauriert, sogar die Motoren.

Einen Traumwagen hat Amberg nicht. Vielleicht noch einen seltenen Ford Hot Rod von 1929 oder 1930 mit V8. Den aber nicht für die Vitrine, sondern für die Straße.

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