BMW 1er Cabrio (E88) als „Everytimer“ ETA 02 Cabrio - Zweites Leben fürs Hängebauchschwein

Berlin – „Hängebauchschwein“. Es gibt schmeichelhaftere Spitznamen. Auch für Autos. Sowas wie „Barockengel“ zum Beispiel, um bei der Marke BMW zu bleiben. So nennt man den 501 aus den 1950ern und meinte das auch nicht immer nett. Das „Hängebauchschwein“ ist jünger. Der 1er der ersten Generation (E87) wurde von Kritikern so genannt, wegen der durchhängenden Seitenlinie.

Über einen BMW der 02er-Serie hört man selten derart Abfälliges. Der Vorgänger des 3ers ist eine kleine Legende, ein beliebter Klassiker. Bei der Firma Everytimer Automobile aus Welden, knapp 100 Kilometer nordwestlich von München, verheiratet man das Hängebauchschwein mit dem 02er und nennt die Kreuzung ETA 02. Oder ETA 02 Cabrio, um genau zu sein. Basis für den Umbau bildet nämlich der offene 1er, intern "E88" genannt.

BMW Everytimer ETA 02 Cabrio: 02er-Optik auf E88-Basis

Von außen erkennt man davon fast nichts. Rundscheinwerfer, Heckleuchten, die schmale Doppelniere am klassisch geformten Kühlergrill, die typische aufgesetzte Motorhaube – sogar die kleinen Blinker an den Ecken erinnern an die 02er aus den 60er- und 70er-Jahren. Am Heck offenbart sich der Technikspender: Der Heckklappenausschnitt wirkt etwas aus der Form. Beim Original lag er ebenso auf wie die Motorhaube und reichte bis in die Seitenlinie. Kleiner Trost: Die Ladekante liegt deutlich niedriger.

Die Karosserieteile sind allesamt angefertigt, sagt Geschäftsführer Michael Käs im Gespräch mit MOTOR-TALK. „Nur A-Säule, Scheibe und der Verdeckkasten haben wir vom E88 übernommen.“ Die neuen Teile werden in extra angefertigten Fräsformen aus Verbundwerkstoffen gefertigt. Everytimer tat sich dafür mit dem Werkstoff- und Leichtbauspezialisten Vela Performance zusammen, die unter anderem für die 911-Replika RUF CTR 2017 verantwortlich zeichneten. Für Everytimer hat Vela einen 02er komplett mit Laser vermessen und entsprechende Karosserieteile für den E88 entwickelt. Damit die passen, kommen neue Aufnahmen an die Struktur des 1ers.

Alle Motoren des 1er-Cabrios können zum ETA 02 werden

Doch unter den neu-alten Formen steckt die komplette 1er-Technik. Alle Motorisierungen, die im E88 auf dem Markt waren, lassen sich zum ETA 02 konvertieren. Vom 118i mit 2,0-Liter-Vierzylinder und 143 PS bis zum 135i mit 306 PS aus einem 3,0-Liter-Reihensechser ist alles machbar. Auch Diesel mit 143 (118d) bis 204 PS (123d) hatte BMW im Angebot. Fahrwerk und Motoren fasst Everytimer beim Umbau nicht an. „Eines der Ziele bei der Entwicklung war, dass der ETA 02 von jeder BMW-Werkstatt gewartet und repariert werden kann “, sagt Käs.

Das ETA 02 Cabrio verspricht Oldtimer-Look ohne Oldtimer-Allüren. Ganz billig dürfte das nicht werden. Everytimer will noch nicht verraten, wie viel der ETA 02 kosten wird. Wir rechnen damit, dass er teurer wird als ein gepflegter 02er und ein E88 zusammen. Drei Pakete bietet Everytimer an. Exclusive, Premium und Individual. Wer zu den standardmäßigen Xenon-Scheinwerfern und LED-Rückleuchten noch Metallic-Lack, ein Kombiinstrument im Retro-Design oder Pepita-Sitzbezüge will, muss mehr ausgeben. Darauf aufbauend erfüllt Everytimer fast alle Sonderwünsche.

Bis zu 30 ETA 02 können pro Jahr gebaut werden

Ihre E88-Basis können Kunden selbst mitbringen oder von Everytimer besorgen lassen. Ab etwa 8.000 Euro werden 118i Cabrios mit weniger als 150.000 Kilometern auf mobile.de gehandelt. Für das Topmodell 135i sollte man ab etwa 20.000 Euro einplanen. Schnäppchen im Vergleich zum historischen Vorbild.

Cabrios von 2002 oder vom BMW 1600 waren schon zur Bauzeit selten. Sie wurden bei Baur gefertigt und kosteten rund 40 Prozent mehr als die entsprechende Limousine. Den 2002 gab es für mehr Steifigkeit nur mit feststehendem Überrollbügel, eher eine Art Targa als ein echtes Cabrio. Für weniger als 30.000 Euro geht bei mobile.de in jedem Fall fast nichts. Kaum 20 Stück werden aktuell inseriert. Everytimer will jährlich bis zu 30 Exemplare des ETA 02 auf die Räder stellen.

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