Jeep Grand Cherokee Trackhawk (2018): Tracktest, Fahrbericht, Technik
6,2 Liter Hubraum, 710 PS und ein ausgestreckter Mittelfinger
Der Jeep Grand Cherokee Trackhawk ist ein Racer, ein SUV mit Hellcat-Motor. 710 PS bewegen ein 2,5 Tonnen-SUV. Wir bewegen den V8-Dinosaurier auf der Rennstrecke.
Balocco – Stärkstes SUV, schnellster Jeep – die offiziellen Superlative werden diesem Auto nicht ganz gerecht. Der Jeep Grand Cherokee Trackhawk ist der aktuell ausgestreckteste Mittelfinger in Richtung automobiler Vernunft. Denn: 710 PS in einem SUV, knapp 290 km/h Spitze mit einer Grand Schrankwand, ein Fahrwerk, das einen 2,5-Tonnen-Klops sportlich machen soll - die Frage nach dem Sinn des Trackhawk diskutiert wohl nicht nur der Nissan-Leaf-Stammtisch. Für die Rennstrecke sei er gedacht, lautet die Antwort von Jeep – sie stecke bereits in der Typenbezeichnung (Track = Kurs). Genau da testen wir ihn, auf den Rundkurs des FCA-Testgeländes im italienischen Balocco.
Der Hellcat-Motor für Deutschland
Kurz bevor die Kurbelwelle des 6,2-Liter-Aggregats 4.000 Umdrehungen erreicht, setzt der Schub so richtig ein. Dazu ertönt ein Sound, grimmig, laut, hochfrequent - als hätte Ozzy Ozbourne das Blut seiner Fledermaus ins aufgerissene Mikrofon gegurgelt. Ami-Fans kennen dieses Triebwerk unter dem Namen Hellcat. Viele der nach Europa importierten Dodge Challenger oder Charger tragen den Achtzylinder mit Kompressor. Im Grand Cherokee kommt der Motor nun erstmals offiziell nach Deutschland.Bisher war ein 6,4-Liter-Sauger mit 468 PS das stärkste Aggregat im Grand Cherokee. Der sieht gegen den Trackhawk eher zahm aus. Den Grand Cherokee SRT kann man folgendermaßen vom Trackhawk unterscheiden: Wenn im Rückspiegel große Lufteinlässen anstelle der Nebelscheinwerfer sowie Luftauslässe an der Motorhaube zu sehen sind, will das Topmodell vorbei.
Mit Launch Control in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h
Im schärfsten Fahrmodus des Trackhawk knallt die Achtgang-Wandlerautomatik erbarmungslos durch die Fahrstufen, der Jeep scheint dann provozierend zu nicken. Über die zierlichen Schaltpaddles am Lenkrad kann der Fahrer auch selbst schalten. Das System setzt den Wunsch allerdings nicht ganz so schnell um, wie die Ganganzeige im Digitaltacho suggeriert.
Auf der Geraden lässt man den Trackhawk am besten automatisch nachlegen. Und starten: Im Menü der Launch Control kann die gewünschte Drehzahl gewählt werden. Bis zu 3.500 Umdrehungen sind möglich. Dort hält der Grand Cherokee den Motor dann. Der Fahrer tritt das Gas durch und nutzt das Bremspedal wie eine Kupplung – die er so gefühllos schnalzen lassen kann wie in einem schwachbrüstigen Saugdiesel. Auf diese Art erreicht der Jeep nach 3,7 Sekunden Tempo 100 und kommt nach 11,7 Sekunden bei der 200 km/h-Marke an.In schnellen Kurven erleichtert früheres Hochschalten die Arbeit. Erreicht der Motor „Mid-Corner“ seine Drehmomentspitze von 868 Newtonmetern, kommt ganz schön Bewegung in die Fuhre. Meistens erntet man dann leichtes Untersteuern, manchmal einen dezenten Heckausbruch.
Heckbetonter Allradantrieb
Der Grand Cherokee Trackhawk ist ausschließlich mit Allradantrieb erhältlich. In den Hellcat-Modellen ist der keine Option. Im Track-Modus gelangen standardmäßig 70 Prozent der Kraft an die hinteren Räder. In den anderen Modi geht das Moment in 5-Prozent-Schritten nach vorn. In den Programmen für rutschige Untergründe hält das System möglichst lange an einer 50:50-Kraftverteilung fest.
Im Rennstrecken-Programm sieht das Stabilitätsprogramm vieles entspannter. Ganz deaktivieren lässt es sich nie, doch mit ruhender Traktionskontrolle sind leichte Drifts möglich. In engen Kurven klappt das gut – hier fühlt sich der Jeep weit leichter an, als er eigentlich ist. Klar, wenn (mindestens) 2.531 Kilogramm einmal nach außen streben, dann dauert es, bis sich das Auto wieder stabilisiert. Doch diesseits des Limits lässt sich mit einem kurzen Lupfen das Heck zum Mitlenken motivieren.
Der Trackhawk kommt mit der Leistung eines Supersportlers, aber mit einem ganz anderen Fahrverhalten. Die adaptiven Dämpfer von Bilstein sind selbst in der härtesten Stufe noch weich. Seine Lenkung bleibt zu stumpf, um den Jeep wie ein Filetmesser führen zu können. Der Vorteil: Man kann mit dem Auto spielen. Ungefähr ist genau (und schnell) genug. Der Nachteil: Man schwimmt immer ein wenig dahin.Es fühlt sich nach besonders starkem Seegang an, wenn der Jeep beim Anbremsen auf der Nase steht. Immerhin: Die Brembo-Stopper mit 400 Millimeter Durchmesser vorne und 350 Millimetern hinten kommen mit dem schweren Grand Cherokee gut zurecht. Wer tatsächlich mehrere Umläufe am Stück glühen will, sollte Auskühlrunden einplanen.
Für manche zu viele, für alle zu wenige
Unsere Vermutung: Die meisten Trackhawk-Modelle werden nie einen Track sehen. Wo man ihn sonst antrifft? Die bisherigen 150 deutschen Kunden des ab 119.000 Euro teuren Grand Cherokee sollen jedenfalls eine recht heterogene Gruppe darstellen. Hauptsächlich Ami-Anhänger und Jeep-Markenfans. Ein paar Umsteiger von potenten SUV deutscher Hersteller. Manche von ihnen wollen wohl druckvoll übers Land heizen, andere die linke Spur der Autobahn beherrschen. Oder einfach: ziehen. Die maximale Anhängelast liegt bei 2.949 Kilogramm.In jedem Fall erschwert das "Track" im Namen den Alltag kaum. Innenraum und Gepäckablagen entsprechen weitestgehend jenen im gewohnten Grand Cherokee. Die stark taillierten Sportsitze mit Trackhawk-Aufschrift muten wilder an als sie sind. Der Komfort genügt für lange Strecken. Der limitierende Faktor beim Kilometerfressen ist eher der Durst des Trackhawk. Ein Fahrzeug mit 16,8 Litern Verbrauch (laut Herstellerangabe!) schlürft einen 90-Liter-Tank in der Praxis wohl aus, ehe der Tageskilometerzähler eine "500" anzeigt.
Nein, viele werden für den saufenden Dinosaurier heutzutage kein Verständnis haben. Warum trotzdem niemand Mahnwachen vor der Super-Zapfsäule abhalten muss? Der V8-Kompressor-Jeep wird auf dem alten Kontinent selten bleiben. Wie viele der in Detroit gebauten Exemplare für Europa bestimmt sind, ist noch nicht klar. Doch es gilt als wahrscheinlich, dass man die (absolut gesehen überschaubare) Nachfrage nicht decken können wird.
Technische Daten Jeep Grand Cherokee Trackhawk
- Motor: 6,2-Liter-V8 mit Kompressor
- Leistung: 710 PS (522 kW) bei 6.000 U/min
- Drehmoment: 868 Nm bei 4.000 U/min
- Antrieb: 8-Gang-Wandler-Automatikgetriebe, Allradantrieb
- 0-100 km/h: 3,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 289 km/h
- Verbrauch: 16,8 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 385 g/km
- Länge: 4.846 m
- Breite: 1.954 m
- Höhe: 1.749 m
- Radstand: 2.914 m
- Kofferraumvolumen: 782-1.554 l
- Gewicht: ab 2.531 kg
- Preis: ab 119.000 Euro
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Der angegebene Werksverbrauch dürfte in der Realität durchaus leicht zu erreichen sein. Wem es weniger auf die explizit >700 PS ankommt, der ist mit dem 6,4l besser beraten.
Alles richtig gemacht, jeep ! Wenn ein suv, dann ein ami!
"Nein, viele werden für den saufenden Dinosaurier heutzutage kein Verständnis haben. Warum trotzdem niemand Mahnwachen vor der Super-Zapfsäule abhalten muss? Der V8-Kompressor-Jeep wird auf dem alten Kontinent selten bleiben. Wie viele der in Detroit gebauten Exemplare für Europa bestimmt sind, ist noch nicht klar. Doch es gilt als wahrscheinlich, dass man die (absolut gesehen überschaubare) Nachfrage nicht decken können wird."
...als ob ein 500ps suv diesel mit 9 liter bewegt werden kann. Angenommen braucht dieser jeep im schnitt 19-20 liter - im verhältnis zum fahrzeugkonzept relativ human .
So unsinnig es auch sein mag, aber jedesmal wenn ich einen Grand Cherokee srt & Co auf der Autobahn sehe, erwische ich mich selbst dabei, wie ich davon träume selbst einen zu besitzen - schönes Kfz.
Autos mit 300 km Reichweite sind nicht gerade meine erste Wahl aber der SRT ist schon ein schönes Spielzeut. Der Hellcat würde mir persönlich besser stehen.
Wie kommst du auf die 300 km Reichweite? 400-500 km sollten mit dem Trackhawk bei normaler Fahrweise drin sein, mit dem 392 sogar eher 600-700 km.
Na endlich kommt mal Abwechslung hier rein, statt elendes und nerviges Öko blabla Strom usw.
Auf Dinosaurier stehe ich 😊)
Unlogisches Gefährt. Wo die 2,5t herkommen, frage ich mich auch. So groß ist er ja nun nicht.
Tolles Auto, Toller Motor.
Ich hab in meinem Power Wagon den 6,4l 420PS drin und fahre zwischen 14-15mpg. So soll auch der Trackhawk liegen.
Macht bestimmt Spaß auf der Rennstrecke...
solange bis die nächste Kurve kommt und man dann vom Golf GTI überholt wird.
Wenn SUV, dann so
Das aktuelle Jeep Grand Cherokee Modell ist für sich schon kein schlechtes Auto. Hatte zumindest den kleinen 3 Liter Euro-6 Diesel schon mehrmals als Leihwagen und selbst der fährt sich schon toll. Verarbeitung, Ausstattung & Gesamtqualität - alles top...
Der Trackhawk mit Hellcat Motor ist natürlich ne ganz andere Hausnummer (auch preislich) und wird nur Wenigen in Deutschland vorbehalten bleiben. Mir aber egal, in Trailhawk-, Summit- oder Overland-Ausstattung mit V8 für normale Verhältnisse eher erschwinglich und sicher ebenfalls ausreichend vernünftig unvernünftig... 😆
Tolles Auto...
Wenn es den noch mit Platz 6 und 7 gibt, könnte Frau Schmitz mit dem etwas mehr Spaß auf der NOS haben als im Kodiaq RS und auch ne deutlich bessere Zeit in den Asphalt brennen. Dann wäre die eben geschaffene Disziplin und die derzeitige „Spitzenposition“ für den RS auch schon wieder Geschichte.😆
Zum Auto: Geiler Gerät. Wenn SUV, dann so. Wobei der „kleine“ Sauger ja auch schon OK ist.
Fazinierend sind solche Autos schon, und auch ich erwische mich, wenn mir so einer vor die Augen kommt, wie ich ein Lächeln auf das Gesicht bekomme!
Aber trotzdem muss man sagen, das solche Ungetüme in der heutigen Zeit total überflüssig sind.
Genauso wie die Entwicklung in die andere Richtung mit Downzising , wo dann minimum ein Turbo gebraucht wird, um die Defizite des kleinen Hubraums wieder auszumerzen!!
Die heutige Ingeneure im Automobilbau denken immer, sie hätten das Rad neu erfunden- dabei drehen sie sich immer nur im Kreis!!
Und...? Nur weil man hier in Deutschland, beziehungseise EU-intern die Ökokeule schwingt und meint, man müsse von heute auf morgen die Welt retten (was jetzt nicht per sé verkehrt ist), heißt das ja nicht, dass man in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten ebensolche Hysterien wie bei uns entwickelt hat.
Nicht falsch verstehen, Klimaabkommen okay, Umweltschutz okay, Grenzwerte wenn realistisch okay, die paar Hellcat-Jeeps ändern daran aber nichts.
Wenn sich der Ausdruck "Ungetüm" aber wieder nur rein auf die Fahrzeuggattung SUV bezieht, muss man eh nicht weiterdiskutieren... 😜