Opel Insignia Country Tourer 2017 im Test: Fahrbericht, Biturbo-Diesel

Country ist bei Opel der Gegenpol zu Sport

Björn Tolksdorf

verfasst am Wed Nov 15 11:43:02 CET 2017

Dieser Tourer heißt mit Vornamen nicht Sport, sondern Country: Im Insignia für Schlechtwetter und ausgewaschene Feldwege startet Opels neuer Biturbo-Diesel. Erste Fahrt.

Erste Fahrt im Opel Insignia Coutry Tourer mit 210 Diesel-PS

Neuchatel – Da mag der Insignia Grand Sport noch so gelungen sein, die Limo zieht kaum einen Rüssel aus seinem Heim: Die überwiegende Anzahl der Insignia-Kunden greift zum Kombi. Das gilt für Generation zwei (ab 2017) genauso wie für den Vorgänger. Jene Autos mit großem Heck nennt Opel Sports Tourer - meistens.

Beim Mittelklassekombi bildet Country den Gegenpol zu Sport. Das klingt spätestens dann logisch, wenn man versucht, sich Country-Ikone Willie Nelson (*1933) auf dem Trimm-dich-Pfad vorzustellen. Absurd. Der Opel Insignia Country Tourer ist also kein Sport-Kombi, sondern der feine Kombi fürs Grobe. Nicht so derbe wie ein Geländeesel. Aber auch kein Weichei.

Opel Insignia Country Tourer: Für Feldwege, Schotter und Schnee

Wer regelmäßig große Stämme einladen muss, wird wohl eher nicht zum Insignia Country Tourer greifen. Daran vorbeifahren kann der Kombi aber prima
Quelle: Opel
Opel verkaufte den Country Tourer bislang vor allem an Menschen, die nicht ständig Baumstämme in den Land Cruiser laden wollen – aber trotzdem hin und wieder etwas Geländekompetenz brauchen. Etwa, weil sie gelegentlich Feldwege befahren oder in Gegenden leben, wo ohne Allrad regelmäßig nicht viel vorwärts geht.

Diese Kunden, bisher etwa 6 Prozent aller Insignia-Kombi-Käufer, schätzen die 2,5 Zentimeter zusätzliche Bodenfreiheit und die Unterbodenverkleidung aus Aluminium. Beides schont die Nerven und oft den Unterbau des Fahrzeugs. Unsere Testfahrt mit dem neuen Country Tourer führte uns nicht über Feldwege, aber immerhin durch den ersten Voralpenschnee dieses Winters.

Geschickt gewählt von den Rüsselsheimern: Sogar die oft belächelten Plastikverbreiterungen an den Radkästen wirken plötzlich gar nicht mehr albern, wenn an Engstellen mit Gegenverkehr ein Felsbrocken am Wegesrand liegt.

Biturbo-Diesel: Zwei Lader und 210 PS

Der Allradantrieb verteilt seine Kraft über zwei Lamellenkupplungen an der Hinterachse - das so genannte "Twinster"-System stammt vom Zulieferer GKN
Quelle: Opel
Unseren Testwagen treibt Opels brandneuer Biturbo-Diesel an. Laut Opel massiv weiterentwickelt gegenüber der 195-PS-Variante im Vorgängermodell. Und bereit für die Zukunft, sprich für WLTP und RDE, aber noch zertifiziert nach NEFZ. 480 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 1.500 Umdrehungen lernen wir zu schätzen, als wir uns Serpentine um Serpentine den Berg hochschrauben. Die Effektivität einer Bergziege ist dem Insignia in diesem Terrain dennoch fremd: Spätestens der Radstand von 2,83 Metern zwingt in der Kehre zur Vorsicht.

Das Schwungholen gelingt dem kräftigen Diesel dann umso müheloser. Ein souveräner Antrieb, mit artigem Geräuschverhalten: Das typische Dieselnageln ist in keinem Betriebszustand zu hören. Bei Last neigt der Biturbo zu deutlichem Knurren, von Widerwillen jedoch keine Spur.

Mit dem sequenziellen Spiel zweier Turbolader will Opel seinem Spitzendiesel mit 2,0 Liter Hubraum primär das Turboloch austreiben. Die beiden Lader arbeiten im neuen Motor in den meisten Lastzuständen zusammen. Erst bei hoher Dauerlast (Autobahn) dreht nur noch der große Turbo. Das Resultat: Das Drehmoment flacht nach dem frühen Höhepunkt bei 1.500 U/min bis hinauf zu 3.500 U/min nur langsam ab.

Zwei Turbolader plus viel Drehmoment klingen auch nach Sport. Sie fühlen sich aber nicht danach an. Opels Spitzendiesel geht mit seinem Potenzial erstaunlich emotionslos um. Der Motor könnte mehr, als er in dieser Abstimmung zeigt. Die Schuld schieben wir der komfortbetonten Auslegung der Aisin-Achtgangautomatik zu. Sie schaltet ruckfrei, fast unmerklich.

Preise und Motoren

Für verschneite Straßen braucht man die höhere Bodenfreiheit des Country Tourer nicht, der Allradantrieb gibt aber Sicherheit
Quelle: Opel
Verrechnet man die Ausstattungen, ist der Insignia Country Tourer ein ordentliches Angebot. Das gilt vor allem für höhere Motorisierungen wie die Biturbo-Dieselvariante. Der Preisabstand gegenüber dem identisch motorisierten Sports Tourer (Dynamic) beträgt 2.430 Euro. Davon geht das im Country Tourer serienmäßige adaptive Fahrwerk (sonst 980 Euro) ab. Es verbleiben ausstattungsbereinigt 1.450 Euro für Robust-Look und Geländefähigkeiten.

Opel bietet den Country Tourer mit 165-PS-Benziner (Frontantrieb) und 260-PS-Benziner (Allrad) an, außerdem als 170-PS-Diesel mit Front- oder Allradantrieb sowie als Biturbo-Diesel mit Allradantrieb. Interessant für Camper: Am meisten ziehen dürfen der große Benziner und der kleine Diesel. Mit Allradantrieb können jeweils bis zu 2.200 Kilo an den Haken genommen werden.

Der Insignia Country Tourer ist vernünftig und ein bisschen kernig, aber eben weiterhin ein Insignia. Ein SUV kann und sollte er nicht ersetzen müssen. Dafür bietet er weder genug jugendlichen Lifestyle noch den leichteren Einstieg für das ältere Publikum. Die Marktlücke für den kernigen Insignia ist deutlich kleiner.

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Technische Daten: Opel Insignia Country Tourer

  • Motor: 2,0-l-Biturbo-Diesel
  • Leistung: 210 PS (154 kW)
  • Drehmoment: 480 Nm b. 1.500 U/min
  • Getriebe: Achtgang-Automatik
  • Antrieb: Allrad
  • 0-100 km/h: 8,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 228 km/h
  • Verbrauch: 7,2 l/100 km
  • CO2: 191 g/km
  • Länge: 5,004 m
  • Breite: 1,871 m
  • Höhe: 1,525 m
  • Radstand: 2,829 m
  • Leergewicht: 1.807 kg
  • Anhängelast: 1.805 kg
  • Kofferraum: 560-1.665 l
  • Basispreis gefahrene Variante: 42.725 Euro
  • Basispreis Opel Insignia Country Tourer: 34.885 Euro
  • Marktstart: Jetzt
Opel Insignia Country Tourer 2017 im Test: Ein bisschen mehr schwarzes Plastik an der Front und an den Radläufen zeichnet den Insignia fürs Grobe optisch aus
Quelle: Opel
Genau dafür ist er gedacht: Wo andere Mittelklassewagen aufsetzen, kommt der Country Tourer gut durch. Der Unterbodenschutz sorgt außerdem dafür, dass unterm Auto nichts passiert
Quelle: Opel
Wer regelmäßig große Stämme einladen muss, wird wohl eher nicht zum Insignia Country Tourer greifen. Daran vorbeifahren kann der Kombi aber prima
Quelle: Opel
Den Vorgänger verkaufte Opel besonders gut zum Beispiel in den Alpenländern und in Skandinavien - überall dort also, wo Bodenfreiheit und Allrad auch im Alltag ein echter Mehrwert sind
Quelle: Opel
Der Allradantrieb verteilt seine Kraft über zwei Lamellenkupplungen an der Hinterachse - das so genannte "Twinster"-System stammt vom Zulieferer GKN
Quelle: Opel
Anders als beim Sports Tourer ist das adaptive Fahrwerk im Country Tourer serienmäßig an Bord
Quelle: Opel
"Exclusive" bildet die zweite verfügbare Ausstattungslinie beim Country Tourer. Hier wird es individuell, etwa mit Schwarz statt Chrom und Sonder- statt Standardfarben
Quelle: Opel
Für verschneite Straßen braucht man die höhere Bodenfreiheit des Country Tourer nicht, der Allradantrieb gibt aber Sicherheit
Quelle: Opel
Opel stimmt den stärksten Diesel nicht sportlich ab - aber angenehm souverän
Quelle: Opel
Der lange Radstand schafft Platz im Innenraum. Wendig wird der Insignia dadurch aber nicht
Quelle: Opel
Dieselnageln kennt der Biturbo-Insignia nicht. Er knurrt
Quelle: Opel
Der Biturbo-Diesel im Opel Insignia leistet 210 PS und wird ausschließlich mit Achtgang-Wandler und Allrad angeboten
Quelle: Opel
Weder am Cockpit ...
Quelle: Opel
... noch an den Lademöglichkeiten des Opel Insignia ändert sich etwas beim Country Tourer
Quelle: Opel
MOTOR-TALK-Redakteur Björn Tolksdorf im Opel Insignia Country Tourer
Quelle: Stephan Lindloff
Ein gutes Angebot: Die bereinigte Differenz zum normalen Insignia liegt bei rund 1.500 Euro
Quelle: Stephan Lindloff
Gar nicht mal so durstig, gemessen am Normverbrauch - und am bergigen Streckenprofil
Quelle: bmt