Opel Insignia Country Tourer 2017 im Test: Fahrbericht, Biturbo-Diesel
Country ist bei Opel der Gegenpol zu Sport
Dieser Tourer heißt mit Vornamen nicht Sport, sondern Country: Im Insignia für Schlechtwetter und ausgewaschene Feldwege startet Opels neuer Biturbo-Diesel. Erste Fahrt.
Neuchatel – Da mag der Insignia Grand Sport noch so gelungen sein, die Limo zieht kaum einen Rüssel aus seinem Heim: Die überwiegende Anzahl der Insignia-Kunden greift zum Kombi. Das gilt für Generation zwei (ab 2017) genauso wie für den Vorgänger. Jene Autos mit großem Heck nennt Opel Sports Tourer - meistens.
Beim Mittelklassekombi bildet Country den Gegenpol zu Sport. Das klingt spätestens dann logisch, wenn man versucht, sich Country-Ikone Willie Nelson (*1933) auf dem Trimm-dich-Pfad vorzustellen. Absurd. Der Opel Insignia Country Tourer ist also kein Sport-Kombi, sondern der feine Kombi fürs Grobe. Nicht so derbe wie ein Geländeesel. Aber auch kein Weichei.
Opel Insignia Country Tourer: Für Feldwege, Schotter und Schnee
Opel verkaufte den Country Tourer bislang vor allem an Menschen, die nicht ständig Baumstämme in den Land Cruiser laden wollen – aber trotzdem hin und wieder etwas Geländekompetenz brauchen. Etwa, weil sie gelegentlich Feldwege befahren oder in Gegenden leben, wo ohne Allrad regelmäßig nicht viel vorwärts geht.Diese Kunden, bisher etwa 6 Prozent aller Insignia-Kombi-Käufer, schätzen die 2,5 Zentimeter zusätzliche Bodenfreiheit und die Unterbodenverkleidung aus Aluminium. Beides schont die Nerven und oft den Unterbau des Fahrzeugs. Unsere Testfahrt mit dem neuen Country Tourer führte uns nicht über Feldwege, aber immerhin durch den ersten Voralpenschnee dieses Winters.
Geschickt gewählt von den Rüsselsheimern: Sogar die oft belächelten Plastikverbreiterungen an den Radkästen wirken plötzlich gar nicht mehr albern, wenn an Engstellen mit Gegenverkehr ein Felsbrocken am Wegesrand liegt.
Biturbo-Diesel: Zwei Lader und 210 PS
Unseren Testwagen treibt Opels brandneuer Biturbo-Diesel an. Laut Opel massiv weiterentwickelt gegenüber der 195-PS-Variante im Vorgängermodell. Und bereit für die Zukunft, sprich für WLTP und RDE, aber noch zertifiziert nach NEFZ. 480 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 1.500 Umdrehungen lernen wir zu schätzen, als wir uns Serpentine um Serpentine den Berg hochschrauben. Die Effektivität einer Bergziege ist dem Insignia in diesem Terrain dennoch fremd: Spätestens der Radstand von 2,83 Metern zwingt in der Kehre zur Vorsicht.Das Schwungholen gelingt dem kräftigen Diesel dann umso müheloser. Ein souveräner Antrieb, mit artigem Geräuschverhalten: Das typische Dieselnageln ist in keinem Betriebszustand zu hören. Bei Last neigt der Biturbo zu deutlichem Knurren, von Widerwillen jedoch keine Spur.
Mit dem sequenziellen Spiel zweier Turbolader will Opel seinem Spitzendiesel mit 2,0 Liter Hubraum primär das Turboloch austreiben. Die beiden Lader arbeiten im neuen Motor in den meisten Lastzuständen zusammen. Erst bei hoher Dauerlast (Autobahn) dreht nur noch der große Turbo. Das Resultat: Das Drehmoment flacht nach dem frühen Höhepunkt bei 1.500 U/min bis hinauf zu 3.500 U/min nur langsam ab.
Zwei Turbolader plus viel Drehmoment klingen auch nach Sport. Sie fühlen sich aber nicht danach an. Opels Spitzendiesel geht mit seinem Potenzial erstaunlich emotionslos um. Der Motor könnte mehr, als er in dieser Abstimmung zeigt. Die Schuld schieben wir der komfortbetonten Auslegung der Aisin-Achtgangautomatik zu. Sie schaltet ruckfrei, fast unmerklich.
Preise und Motoren
Verrechnet man die Ausstattungen, ist der Insignia Country Tourer ein ordentliches Angebot. Das gilt vor allem für höhere Motorisierungen wie die Biturbo-Dieselvariante. Der Preisabstand gegenüber dem identisch motorisierten Sports Tourer (Dynamic) beträgt 2.430 Euro. Davon geht das im Country Tourer serienmäßige adaptive Fahrwerk (sonst 980 Euro) ab. Es verbleiben ausstattungsbereinigt 1.450 Euro für Robust-Look und Geländefähigkeiten.Opel bietet den Country Tourer mit 165-PS-Benziner (Frontantrieb) und 260-PS-Benziner (Allrad) an, außerdem als 170-PS-Diesel mit Front- oder Allradantrieb sowie als Biturbo-Diesel mit Allradantrieb. Interessant für Camper: Am meisten ziehen dürfen der große Benziner und der kleine Diesel. Mit Allradantrieb können jeweils bis zu 2.200 Kilo an den Haken genommen werden.
Der Insignia Country Tourer ist vernünftig und ein bisschen kernig, aber eben weiterhin ein Insignia. Ein SUV kann und sollte er nicht ersetzen müssen. Dafür bietet er weder genug jugendlichen Lifestyle noch den leichteren Einstieg für das ältere Publikum. Die Marktlücke für den kernigen Insignia ist deutlich kleiner.
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Technische Daten: Opel Insignia Country Tourer
- Motor: 2,0-l-Biturbo-Diesel
- Leistung: 210 PS (154 kW)
- Drehmoment: 480 Nm b. 1.500 U/min
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Antrieb: Allrad
- 0-100 km/h: 8,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 228 km/h
- Verbrauch: 7,2 l/100 km
- CO2: 191 g/km
- Länge: 5,004 m
- Breite: 1,871 m
- Höhe: 1,525 m
- Radstand: 2,829 m
- Leergewicht: 1.807 kg
- Anhängelast: 1.805 kg
- Kofferraum: 560-1.665 l
- Basispreis gefahrene Variante: 42.725 Euro
- Basispreis Opel Insignia Country Tourer: 34.885 Euro
- Marktstart: Jetzt
Wers braucht... Über Feldwege bin ich mit meiner B-Klasse auch gekommen, Allrad gibt es auch für den normalen Insignia, und SUVs mit gewisser Geländetauglichkeit wie XC60 oder GLK kommen dennoch deutlich weiter als so ein Country-Opel...
Ich war ja schon Fan des alten Insignia Country Tourer und finde auch den neuen sehr stimmig (rein optisch - furchtbar dolle ins Gelände muss ich selten).
Wenn ich nicht den Bus bräuchte, wäre das Familienauto ziemlich sicher ein dunkelgrauer Insignia Country Tourer 😉
Was heisst das? Euro 6c? Oder schon Euro 6d-TEMP? 6c wäre, auch wenn noch aktuell, keine Wahl (für mich, wenn ich diesen Insi haben wollte).
Und, viel interessanter: Wird es diesen Motor auch weiterhin geben (u.a. wg. PSA), und falls ja, auch in anderen (kleineren) Modellen wie dem Astra?
1807 Kilo ist schon richtig viel, deshalb braucht er auch den starken Motor um überhaupt vorwärts zu kommen und der Happige Preis von über 42.000 Euro dürfte wohl auch die meisten abschrecken den Wagen zu kaufen. 😊😊😊
Wer mit dem Serienfahrwerk nicht über Stock und Stein kommt, wird es auch mit 2 cm mehr nicht schaffen ...
Schönes Fahrzeug, dass sich optisch unaufdringlich von seinen Sports Tourer Kollegen absetzt. Eine gelungene Alternative zu Audi A6 Allroad & Co. *daumenhoch*
Wie immer bei Opel: schlechte Fahrleistungen. Allrad, Automatik, 210PS und 0-100 wie ein mittelmässiger Fronttriebler mit Handschaltung um die 150PS.
Wie im anderen Thread schon Festgestellt misst OPEL dort einfach "ehrlicher" als andere Hersteller, denn die Fahrzuege werden mit Leergewicht plus 200 kg Zuladung getestet und sind damit schon alleine durch die Unterschiedlichen Testbedingungen (ohne das Fahrzeuggewicht zu berücksichtigen) 125 kg schwerer als die Fahrzuege die bei VW getestet werden.
Kann man in jeder Preisliste von Opel so nachlesen.
Schon etwas Mau, wenn ein 210 PS Auto mit moderner Automatik von 0-100 genauso lange braucht wie mein Benz W124 von 1986 mit 179 PS und leistungsfressender 4-Stufen Automatik. Spricht nicht gerade für Opels Ingenieure.
Siehe meine Antwort 1 drüber.
Und der W124 dürfte heute nicht mehr als Neuwagen verkauft werden:
Crashnormen, Abgasreingung, ..., das kostet allse Leistung und drückt aufs Gewicht.
Die 2,5cm zusätzliche Höhe des CT kompensieren die, dem Sport geschuldeten, tiefere Karosserie des B ggü. dem A.
Ich würde darum diesen CT ordern.
Deine Antwort war noch nicht online als ich meinen Beitrag verfasst habe.
Mein Mercedes ist leer aber auch nur knapp 200 kg leichter, und hat auch einen G-Kat.
Logisch darf der nicht mehr als Neuwagen verkauft werden, darum ging es aber garnicht.
Wow, selten so ein hässliches Auto gesehen. Der Mazda 6 ist ja schon schlimm aber die billige Kopie, ist noch schlimmer. Die Country Optik macht das auch nicht gerade besser.
Dieses Wortspiel eingangs und der Vergleich darauf... Zum Fremdschämen, jeweils...
Dennoch ein gelungenes Auto, an sich sehr attraktiv. Schade jedoch, dass sich der Allrad nicht mit dem kleinen Benziner kombinieren lässt.
Und zur Beschleunigungsdiskussion: Vielleicht bin ich zu pragmatisch, aber wozu ist die Beschleunigung aus dem Stand bei einem Kombi mit anderen Schwerpunkten (Transporte, Reisen, meinetwegen hier auch mal das Grobe) wichtig? Abgesehen davon, dass ein Krawallstart bei so einem fast fünf Meter langen Schiff peinlich wäre. Und der Durchzug bei mittleren Geschwindigkeiten, ein eher relevantes Thema, passt ja :-)